Nachgehakt
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10.05.2019
30-Kilo-Osterei während den Feiertagen - Nachgehakt bei Joel Schab!
Vergangene Woche sorgte ein ganz besonderes Fangbild in den sozialen Medien für Furore. Darauf zu sehen ist Joel Schab, aus dem Badgers Best Team, der von einem riesigen Spiegelkarpfen verdeckt wird – ein fetter 60iger so viel steht fest. Aber wie konnte Joel den Fisch, der gleichzeitig sein Zielfisch war, so früh im Jahr fangen? Grund genug bei ihm genauer nachzuhaken…Carpzilla: Hallo Joel, schön, dass wir Dich für ein Kurzinterview gewinnen konnten. Da hast Du ja Ende April ein fettes Osterei abschöpfen können. Lass uns etwas an Deiner Freude teilhaben – wie war für Dich der Moment, als Du realisiert hast, was da dickes am Haken hängt?Joel: Vielen Dank für euer Interesse an meinem Fang! Eigentlich müsste man meinen, so ein Moment brennt sich regelrecht in das Gedächtnis. Tatsächlich war ich in diesem Augenblick so geflasht, dass sich meine Erinnerungen, wenn ich die Gedanken Revue passieren lasse, immer noch überschlagen: Mein Delkim gab einige Piepser von sich und als ich die Rute aufnahm merkte ich anhand der trägen Bewegungen schnell, dass es sich um einen besseren Fisch handeln müsste. Ich stieg sofort ins Boot und ruderte ihm entgegen. Als der Fisch im Schein der Kopflampe seine gesamten Ausmaße an der Oberfläche zeigte wusste ich, dass es DER Fisch ist – eine Reizüberflutung.Die Rückfahrt zum Ufer, wo mich bereits meine Familie freudig erwartete, kam mir endlos vor. Ich war wie in einem Tunnelblick: Fisch auf die Abhakmatte legen, Waage nullen und Fisch in die Wiegeschlinge legen, alles passierte wie in Trance. Als die Waage schließlich über die 30-Kilo-Grenze schnellte, war ich einfach nur überglücklich. Meine Familie und ein enger Freundeskreis, der natürlich über den Fang benachrichtigt wurde, teilte die Freude mit mir – geiler Moment.Carpzilla: Erzähl uns doch bitte mehr über die Heimat des Riesen. Wir verstehen natürlich, wenn Du aus Respekt vor den lokalen Anglern den Namen nicht preis gibst. Doch wie ist es mit den Umständen vor Ort? Wie ist der Bestand? Handelt es sich um ein übliches Vereinsgewässer?Joel: Bei dem See handelt es sich um einen Baggersee von etwa 10 bis 15 Hektar Größe. Der Bestand setzt sich vermehrt aus schlanken Schuppenkarpfen zusammen, die in der Regel ein Durchschnittsgewicht von 15 Kilo auf die Waage bringen. Dennoch ist das Gewässer nicht mit einem überbesetzten Vereinstümpel zu vergleichen, jeder Fisch will hart erarbeitetet werden. Der hohe Angeldruck, der vor allem an den Wochenenden herrscht, hat natürlich auch bei den Fischen Spuren hinterlassen. Sie werden argwöhnischer und ziehen sich in überschaubare Gewässerbereiche zurück. In den vergangenen Jahren konnte ich bereits Karpfen bis 28 Kilo fangen, die Vermutung lag also nahe, dass es noch größere, unbekannte Fische geben könnte und so war es schlussendlich auch. Da ich den anderen Anglern aus dem Verein nicht auf die Füße treten möchte, kann ich leider keine weiteren Angaben zum See machen, sorry!Carpzilla: An Gewässern mit so großen Fischen herrscht sicherlich auch ein starker Angeldruck. Wie gehst Du damit um? Was hebst Du Dich ab, was ist Dein Erfolgsrezept?Joel: Im letzten Jahr verabredete ich mich mit meinem guten Kumpel Vlado Stjnvc am besagten See. Wir fachsimpelten bis spät in die Nacht hinein, wie man solch einen See mit starkem Angeldruck und zugleich dicken Fischen am effektivsten beangeln kann. Ich entschied mich bereits im letzten Herbst dazu, einen Futterplatz aufzubauen, der sich nicht mit vielem, sondern hochwertigen und besonderen Futter, von der Masse abhebt. Im Februar dieses Jahres dachte ich an das Gespräch mit Vlado zurück und entschied mich bereits zu diesem Zeitpunkt, den Futterplatz aus dem Herbst wieder ins Leben zu rufen. Mit wenig, aber dafür kontinuierlichen füttern und vor allem wenig Angeln, verteilte ich alle paar Tage die fast schon sprichwörtliche Handvoll Futter über meinem Platz. Um mein Futter von anderen Anglern abzuheben, setzte ich neben hochwertigen Liva und Econ Boilies, auf Teigkugeln und die eingelegten Mückenlarven und Seidenraupen von Badgers Best. Die leichte Kost sollte die Karpfen im kalten Wasser schnell bewältigen können. Ein weiterer Vorteil, so früh im Jahr einen Futterplatz aufzubauen, sind die Weißfische, denn im kalten Wasser von unter 10 Grad, sind diese sehr inaktiv. Mein Futter wird daher primär von Karpfen gefressen. Nach wenigen Wochen, es war noch Februar, angelte ich die erste Session auf meinem Platz und wurde direkt mit ein paar Fischen belohnt. Der Fangerfolg auf meinem Futterplatz hält nach wie vor an, er zieht sich mittlerweile durch das gesamte Frühjahr. Ich denke auch, dass die Fische den Platz noch aus dem letzten Jahr kennen und ihn so regelmäßig anschwimmen. Außer im Januar wurde der Spot durchgehen von mir befüttert- das spricht sich unter Wasser rum ;) Einen Tipp möchte ich euch noch mit auf den Weg geben, wenn ihr ebenfalls vorhabt im Winter zu füttern: Checkt die Spots regelmäßig mit der Unterwasserkamera, denn nur so seid ihr auf der sicheren Seite, dass euer Futter tatsächlich gefressen wurde. Ich habe bereits früh im Jahr Kollegen beobachtet, die ohne Sinn und Verstand Futter im See versenkten, dass mit angrenzender Sicherheit beinahe unberührt am Grund liegen bleibt.Carpzilla: Über Deinen Fang ist bisher nur ein einzelnes Foto auf dem Badgers Best Instagram-Account veröffentlicht worden. Möchtest Du den Fisch nicht an die große Glocke hängen oder hast Du Angst vor Nachahmern, die durch Deinen Fang auf den Plan gerufen werden und ebenfalls versuchen den Fisch zu fangen?Joel: Wie ich bereits sagte, handelt es sich um keinen ganz einfachen See, wo mir die Fische regelrecht in den Kescher springen. In der vorherigen Frage, habt ihr bereits erfahren was ich für einen Aufwand auf mich genommen habe, um regelmäßig Fische und auch den Dicken zu fangen. Das ist eine von sehr vielen Taktiken, um zum gewünschten Erfolg zu kommen. Wir können das Rad nicht neu erfinden, aber wir können unser Vorgehen am Wasser hinterfragen und fortlaufend verbessern. Mit einem Langzeitfutterplatz bin ich in den letzten Jahren zumindest immer gut gefahren. Jeder ambitionierte Karpfenangler hat da vermutlich ganz eigene Vorstellungen, die allesamt zum Ziel führen können. Sei es mit mehr oder weniger Aufwand.Am Osterwochenende saßen gleich fünf andere Angler plus mich am See. Alle haben meinen Fang mitbekommen, daher werden sicherlich viele den Spiegler als Zielfisch in diesem Jahr auserkoren haben. Warum ich den Fisch nicht auf den sozialen Plattoformen gehypt habe lässt sich schnell beantworten. Ich poste zwar hin und wieder mal ein Bild auf Instagram oder Facebook, ich gehe aber nicht angeln, um meine sozialen Kanäle mit dicken Fangbildern aufzupolieren. Meine Freude über gewisse Fänge teile ich, wie schon erwähnt, meistens nur mit einer überschaubaren Gruppe.Carpzilla: Einen Karpfen mit über 60 Pfund zu überlisten, davon träumt sicherlich jeder Karpfenangler. Doch hinter jedem großen Fang steckt auch eine Menge Vorbereitung und Arbeit oder? Gab es bestimmte Montagen, Köder oder eine gewisse Taktik, mit der Du dem Spiegler nachstellen wolltest?Joel: Du sagst es, Vorbereitung ist das A und O bei der Zielfischjagd. Angefangen mit besonderem Futter, dass Dich von anderen Anglern abhebt, über die passende Spotwahl, bis hin zur richtigen Futtermenge, angepasst auf die Jahreszeit und das Wetter. All diese Umstände sind der Schlüssel zum Erfolg, die Montage und das Rig, das ich übrigens so simple wie möglich halte, sind dann meiner Meinung nach unbedeutend. Am besagten Wochenende darf man natürlich auch nicht vergessen, dass mich meine Frau und meine Kinder ans Wasser begleiteten – meine absoluten Glücksbringer!Carpzilla: Joel, vielen Dank für das Interview, zum Schluss die obligatorische Abschlussfrage: Welche Ziele hast Du Dir noch für die angebrochene Saison gesetzt? Kann diesen Fisch überhaupt noch etwas toppen?Joel: Ja klar habe ich schon neue Ziele, da gibt es einen See, der mir bereits seit einiger Zeit ins Auge gefallen ist. Mal sehen was da geht, ich habe schon im Vorhinein von einigen stattlichen Fischen gehört, aber ich möchte noch nicht zu viel verraten. Alles zu seiner Zeit.Das Nachtgehakt Interview führte David Rosemeier