Nachgehakt
|
04.12.2019
Hamburger Fischereigesetz: Nachgehakt bei der obersten Fischereibehörde!
Beim Thema Catch and Release gerät man schnell in hitzige Diskussionen. Fest steht jedoch: Die größeren Fischweibchen sind im Vergleich zu ihren kleineren Artgenossen deutlich fruchtbarer, der Laich resistenter. Aus diesem Grund hat der Senat in Hamburg die Einführung eines neuen Hegeinstrumentes, das sogenannte „Entnahmefenster“, beschlossen. Wir haben daraufhin bei der obersten Fischereibehörde nachgehakt…Carpzilla: Gute Tag Herr Liebetanz, wir freuen uns sehr, dass Sie sich dazu bereit erklärt haben, uns ein paar Fragen über das neu entworfene Fischereigesetz in Hamburg zu beantworten. Die News über das neue Gesetzt stieß bei unseren Usern bereits auf ein großes Interesse. Uns interessiert natürlich zunächst, mit welcher Intention das Entnahmefenster eingeführt wurde?Liebetanz: Hi David, danke für das Interesse! Die Intention zur Einführung des Entnahmefensters war, die Fischbestände in Hamburg durch zielführende Managementmaßnahmen zu fördern, ohne das Angeln durch pauschale Verbote zu reduzieren.Carpzilla: Ein lobenswerter Ansatz! Wurden Angler-Gruppierungen oder gar Vereine mit an der Planung des neuen Fischereigesetztes beteiligt? Welches Feedback erhält die Fischereibehörde von lokalen Anglern?Liebetanz: Ja, natürlich. Es gab eine umfassende Abstimmung im Gesetzgebungsprozess, der auch den Angelverband und seine Mitgliedsvereine eingeschlossen hat. Aus diesem Grund ist das Feedback bisher weitgehend positiv.Carpzilla: Gibt es bereits erste Erfahrungen oder Rückschlüsse, die Sie aus den neuen Gesetzen ableiten können?Liebetanz: Für die Betrachtung der Bestandsentwicklung ist es im Moment leider noch zu früh, aber wir haben die Entwicklung selbstverständlich ständig im Blick!Carpzilla: Wie wird der Erfolg des neuen Fischereigesetzes, allen voran des Entnahmefensters, überprüft? Könnte dieses Konzept eine Vorbildfunktion für andere Bundesländer darstellen? Liebetanz: Gemeinsam mit dem Anglerverband Hamburg haben wir ein Projekt ins Leben gerufen, welches die Entwicklung der Fischbestände in Hamburgs freien Gewässern untersuchen soll. Dabei melden 300 Angler ihre Fänge nach dem sogenannten „catch per unit effort“ – also, wie lange es dauert, bis ein Angler durchschnittlich einen Fisch einer bestimmten Fischart gefangen hat. Je schneller dies im Vergleich zum Vorjahr geht, desto besser entwickelt sich der Bestand. Es werden übrigens noch Studienteilnehmer gesucht: https://www.asvhh.de/2019/08/22/fischbestaende-in-den-freien-gewaessern-hamburgs/Für die Einführung eines Entnahmefensters braucht es bestimmte Voraussetzungen, die nach unserer Einschätzung in Hamburg gegeben waren.Carpzilla: Was glauben Sie, warum andere Bundesländer noch kein Entnahmefenster eingeführt haben, obwohl es per Gesetz eigentlich erlaubt wäre? Kann es unter anderem mit den teils festgefahrenen Strukturen einiger Vereine zu tun haben?Liebetanz: Ob ein Entnahmefenster sinnvoll ist, hängt von vielen Umständen ab. Wir können dies nur für Hamburg beurteilen. Ob andere Bundesländer ebenfalls solche Bestimmungen einführen hängt bestimmt auch mit dem Ausgang unseres Projektes zusammen.Carpzilla: Der Karpfen wird leider nicht im Entnahmefenster berücksichtigt! Als Begründung wird angegeben, dass der Karpfen kein heimischer Fisch sei. Fischarten wie der Zander sind es allerdings ebenfalls nicht heimisch, für sie gibt es jedoch ein Entnahmefenster. Welche triftigen Gründe sprechen konkret gegen eine Fangbegrenzung der Karpfen? Könnte der Karpfen in Zukunft ebenfalls Berücksichtigt werden?Liebetanz: Das Entnahmefenster und auch eine Fangbegrenzung sind Hegeinstrumente und machen daher nur für Fischarten Sinn, die sich regelhaft fortpflanzen – beim Karpfen ist dies hier nicht der Fall. Für Gewässer, die durch besondere Eigenschaften eine regelmäßige Reproduktion von Karpfen vorweisen, gibt es in Hamburg die Möglichkeit auf Antrag das Entnahmefenster einzuführen.Carpzilla: Vielen Dank für das Interview, Herr Liebetanz! Wir sind gespannt, wie sich das neue Fischereigesetz in Hamburg entwickelt und halten euch regelmäßig darüber auf dem Laufenden!Das Nachgehakt-Interview führte David Rosemeier.Die News zum neuen Fischereigesetz findet ihr hier:https://www.carpzilla.de/news/carpzilla-news/entnahmefenster-hamburg-vorreiterrolle-dank-neuem-fischereigesetz-13171.html„Lasst die großen Fische schwimmen!" - die News zum Thema Catch & Release, findet ihr hier:https://www.carpzilla.de/news/carpzilla-news/lasst-die-grossen-fische-schwimmen-11124.html