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22.11.2022
Kai-Uwe Wagner: Mein Herbst in Frankreich - Teil 2
Nach der neuntägigen Session am großen Stausee wollten wir bei diesem einwöchigen Trip genau das Gegenteil machen. Der Plan war es diesmal, die für uns völlig unbekannten Gewässer zu erforschen und nach Lust und Laune weiterzuziehen. Wir wollten einfach losfahren und schauen, wo die Reise hinführt. In der Nacht von Freitag auf Samstag machten wir uns auf den Weg und kamen am frühen Morgen am Zielgewässer an.Gewässer Nr. 1Das erste Gewässer war ein Stausee mit einer kleinen Nachtangelzone. Als wir dort ankamen, waren wir erschrocken, wie kalt es hier eigentlich war. Die Temperaturen lagen um den Gefrierpunkt und als wir die kleine Nachtangelzone begutachteten, fanden wir leider an dem letzten Platz einen Angler vor. Shit!Was tun? Sollten wir weiterfahren oder vielleicht einen Seebereich beangeln, bei dem nur das Tagangeln erlaubt ist? Vielleicht würden wir hier ja auch ganz gut fangen und dann wäre das Tagangeln für uns überhaupt kein Problem. Da wir dieses Gewässer schon längere Zeit unbedingt mal befischen wollten und das Flair auch wirklich extrem cool war, entschieden wir uns dafür es hier einfach zu versuchen. Gesagt – getan!Nachdem etliche Zeit fürs Boote beladen, aufbauen und die Location draufging, hatten wir gegen Mittag endlich die ersten Ruten im Wasser. Wir quatschten gerade darüber, was uns wohl erwarten würde, als gegen 17 Uhr Volkers mittlere Rute ablief. So schnell hätten wir nun wirklich nicht mit einem Biss gerechnet und nach hartem Drill glitt ein markanter Spiegelkarpfen mit 18 Kilo in den Kescher. Das sollte es jedoch nicht gewesen sein, denn kurze Zeit später, um 19 Uhr war es exakt die gleiche Rute noch einmal, welche einen echten „Beauty“ von 12 Kilo zum Vorschein brachte.Dass wir so schnell hier eine Aktion bekommen, damit hätten wir nun wirklich nicht gerechnet. Wiedermal war das Glück auf unsere Seite und wir freuten uns auf das, was da noch kommen sollte.Die Taktik beim TagangelnWie bereits erwähnt, wollten wir bei diesem Trip flexibel sein, weshalb wir uns dafür entscheiden, zunächst alle Ruten mit wenig Futter zu verteilen. In unterschiedlichen Tiefen platzierten wir unsere drei Ruten, um so herauszufinden, in welcher Tiefe die Fische fressen würden. Gerade an den Stauseen mit wenig Struktur hat es sich erwiesen als „Team“ zu angeln und verschiedene Tiefen, Entfernungen und Köderpräsentationen auszuprobieren. In der Regel stellt sich nach kurzer Zeit eine Taktik als besonders effektiv heraus und so kann man die restlichen Ruten darauf anpassen.Der chaotische Morgen und das Drillen mit zwei RutenExtrem früh waren wir am Folgetag bereits auf den Booten. Alles war bestens vorbereitet und die Plätze auf dem GPS genau markiert. Die Fallen wurden schnellstmöglich mit wenigen Händen Boilies verteilt. In diesem Fall vertraute ich wieder mal den Krill&Octopus in 20mm und 25mm, diesmal allerding geboosted mit dem Liver Liquid.Erneut sollte sich auch an diesem Gewässer der Morgen als besonders produktiv herausstellen. Sowohl Volker als auch Ich fingen an diesem ersten Morgen einen Fisch um die zehn Kilo und beide Fische kamen jeweils auf unseren tiefsten Ruten.Soweit so gut, was allerdings wirklich nervenaufreibend war, war das Drillen. Denn bei fast allen Fischen hing die Schnur in einer Baumwurzel fest und ohne zusätzliche „Fang-Rute“ hätten wir die Schnur wohl nicht mehr befreien können.Die genannte „Fang-Rute“ ist eine ca. 1.20m lange Rute mit Rolle. Am Ende der Schnur befestige ich ein Blei und einen abgestumpften Wallerhaken oder Drilling. Diese Rute eignet sich hervorragen zum Abklopfen und als „Fischretter“, sollte sich die Schnur im Drill in einem Hindernis verfangen.Ich habe mittlerweile wirklich schon etliche Fische durch diese kleine Zusatzrute retten können und kann es nur jedem beim Angeln vom Boot aus ans Herz legen. Die Fische fressen tief!Nachdem wir dann auch die flacheren Ruten ins tiefere Wasser legten, fingen wir auch hier unsere Fische. Wir konnten pro Tag um die sechs Fische fangen, jedes Mal waren es Fische zwischen acht und 15 Kilo. Keine Riesen doch dafür zum Teil wirklich sehr schöne Spiegelkarpfen.Wir waren angekommen und glücklich darüber, dass auch dieses Mal der Plan aufging und wir unsere Fische fangen konnten.Sturm, Regen und Volkers AusnahmefischFür den zweiten Tag waren extreme Windstärken und Dauerregen gemeldet. Am ganz frühen Morgen bereitete das Wetter glücklicherweise noch keine großen Probleme und wir konnten die Ruten exakt ablegen. Später allerdings nahm der Wind und auch der Regen stündlich zu. Es war ungefähr kurz nach 8:00 Uhr als Volkers mittlere Rute im Dauerton ablief. Ab aufs Boot und dem Fisch hinterher. Die Schnur hing kurz fest, konnte allerdings mit einem kurzen, kräftigen Zug gelöst werden und so kamen wir auch schnell über dem Fisch an. Entgegen dem starken Wind versuchte ich das Boot in Position zu halten und Volker den Fisch in Richtung Oberfläche zu bekommen. Die Fische hatten wirklich allesamt eine enorme Kampfkraft und wir rechneten nicht damit, dass es sich hier um einen Ausnahmefisch handeln sollte.Nach einigen Minuten kam der Fisch zur Oberfläche. Ich fuhr gegen den Wind und Volker schöpfte den Fisch selbst ab. Fett! Der ist wirklich nicht schlecht. Wie groß der Fisch aber wirklich war, hatten wir durch den Regen und den Wind nicht wirklich erkennen können. Erst als Volker versuchte den Fisch ins Boot zu hieven, war klar, dass da richtig Gewicht dahinter steckte.Am Ufer angelangt, hingen wir den Fisch an die Waage und der Zeiger drehte sich auf 29 Kilo. Spätestens jetzt wurde Volker klar, was er da eigentlich gerade gefangen hat. Abzüglich der Wiegeschlinge war dieser Fisch etwas über 27 Kilo schwer – unglaublich!Volker und Ich machen unsere Fangfotos sofern möglich, gerne im Wasser. Das sieht erstens am besten aus und zweitens ist es für den Fisch am schonendsten. Das riesige Teil zeigte Volker dann aber nochmal, dass er nicht nur an der Rute Power ohne Ende hat und so verabschiedete er sich viel zu schnell.Volker war natürlich extrem verärgert, wusste in diesem Moment aber noch nicht, dass ich bereits einige Fotos geknipst hatte. Glücklicherweise war auch ein brauchbares Foto dabei und ohnehin ist der Moment das, was wirklich zählt!An dieser Stelle nochmal ein fettes Petri! Diesen Fisch hast du dir wirklich mehr als verdient, Volker!Auf an neue UferDank solider Rigs und gut greifenden Haken, verloren wir trotz den üblen Umständen kaum Fische. Insgesamt hatten wir nach dreieinhalb Tagen 14 Fische auf dem Konto und lediglich vier Aussteiger. Damit konnten wir im Angesicht der Umstände wirklich sehr zufrieden sein.An Tag vier entscheiden sich Kai und Volker an ein anderes Gewässer zu mooven. Wie die Session weitergeht, erfahrt ihr schon nächste Woche im dritten und letzten Teil von Kai´s Storyreihe.