CP-Blog
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14.12.2020
Christopher Paschmanns Blog #1 Winterangeln - ein 6-Punkte-Plan
Wenn ich eines nicht bin, dann ein echter Winterangler. Mit Kälte komme ich so gar nicht gut klar. Schon verrückt, wenn man bedenkt, wie viele Frostnächte ich dann doch auf der Uhr habe nach all den Jahren Karpfenangeln. Und mittlerweile befolge ich einen 6-Punkte-Plan, damit das Gefriere zumindest mit Fisch belohnt wird...Romantik oder Realität?Die Gasheizung bollert leise vor sich hin, angenehme Wärme verbreitet sich im Zelt, ein frisch gebrühter Kaffee im Becher wartet auf den ersten Schluck, durch den Schlitz im Zelteingang blinzelt die Sonne herein. So die romantische Vorstellung eines Wintermorgens am Wasser. Hier eine Umschreibung meines letzten Morgens da draußen: Die Gasheizung will einfach nicht anspringen und mit den eiskalten Fingern bekomme ich kaum das Feuerzeug gezündet. Ein Run, der einzige der Nacht, hatte mich um 4 Uhr morgens geweckt und seitdem kann ich nicht mehr einschlafen. Der Fisch war einer aus der Kinderstube und beim Abhaken im Wasser saugten sich die Ärmel meines Hoodies bis gefühlt zum Ellenbogen voll mit Eiswasser. Eigentlich sollte da draußen der Morgen grauen. Aber bis auf grau trifft es da gerade nichts aus diesem Satz. Als wollte der Tag heute nicht beginnen, hält sich eine Tristesse aus Grau und Regen. So richtiger Landregen, der wie Bindfäden aus dem Himmel hängt. Und der wird so schnell auch nicht aufhören… Ahhhh! Du verdammte Heizung, jetzt geh endlich an verdammt!Irgendwo zwischen Winterromantik im warmen Zelt und dem Kampf mit Nässe und Kälte liegt die Realität. Oft hat beides davon beides an nur einem Tag Platz… Jedenfalls erfordert konsequentes Winterangeln reichlich Motivation. Und um diese aufrecht zu erhalten, ist vor allem eines nötig: Erfolg! Der bestätigt das Handeln. Und der gehört – gerade wenn es doppelt schwierig ist – neu definiert: Wenn noch im November mehr als drei Fische die Nacht die Regel waren, ist der eine Run im Dezember und darüber hinaus schon echt ein Ergebnis! Appetitlose Fische, die sich noch dazu in einem kleinen Radius bewegen und auch nur in kurzen Zeitfenstern fressen, machen den Erfolg aber kaum planbar. Ich habe gelernt, welche Weichen ich stellen muss, um ihn doch immerhin greifbarer zu machen. Interesse? Dann liste ich das hier mal auf:(1) GewässerwahlUm Gewässer, deren Bestand mickrig ist oder an denen ich nur auf Zugrouten fischen kann, mache ich im Winter eine Biege! Ich will meine Zeit lieber da einsetzen, wo viele Fische die Chancen erhöhen und wo ich bestenfalls genau dort fischen kann, wo sich diese aufhalten.(2) ZeitfensterTiming ist alles, erst recht im Winter! Jetzt haben wir nur dann eine Chance, wenn unsere Köder auch dann liegen, wenn die Fische sich einen der spärlichen Happen genehmigen. OK, eine Ausnahme von der Regel gibt es: Ein hochattraktiver, genau vorm Maul servierter Köder kann auch einen Biss provozieren. Dazu müssen wir aber ganz genau wissen, wo sich die Fische aufhalten. Jedenfalls: Fressen sie nachts, vergeuden wir tagsüber unsere Zeit und andersrum. Den Switch habe ich an so vielen typischen Tagesgewässern erlebt. Je später wir in den Herbst gehen, desto weiter verlagert sich die Aktivität in die Nacht. Erst im späten Winter, so gegen Februar, wird dann oft der Nachmittag zu einer ganz guten Zeit.(3) BedingungenHochdruck, Ostwind, Sonnengleiß, Frost – ekelhaft! Couch! Netflix! Aber doch nicht angeln gehen… Ordentlicher Wind, milde Phase, konstanter Luftdruck, Niesel – top für einen Winterkarpfen!(4) Chancen erkennenEs gibt diese Bedingungen, die unsere Chancen drastisch erhöhen. Ein Beispiel: Ein ordentlicher Wintersturm bringt das Wasser in Wallung. Wirklich: Die Unterströmung, die dadurch entsteht, sorgt dafür, dass sich die Fische bewegen müssen. Und wer Energie verbraucht, muss diese auch wieder reinholen – also fressen. Bei solchen Bedingungen ist z.B. ein flacher Torfstich ohne besondere Rückzugsgebiete top, jetzt kann es im Freiwasser richtig abgehen!(5) Sparsam und (6) präziseDas muss man sich mal wirklich vorstellen: Ein Karpfen hat im Winter die Temperatur des Wassers. Und z.B. 6 Grad Celsius sind ziemlich wenig. Da läuft die Verdauung auf Sparflamme! Weniger ist also mehr und schnell verdauliches, attraktives Beifutter wie süßer Dosenmais oder Teig sind besser als Boilies.Und wie steht es jetzt mit dem Bock? Also, ich verstehe das selbst nicht so ganz... Als ich die ersten Wörter für diesen ersten Blog in die Tasten gehauen habe, wollte ich mir das Winterangeln noch ausreden. Aber jetzt bin ich tatsächlich gerade ziemlich froh, dass ich aufs Wasser schaue. Und ja, es ist uselig, eklig, frostig, trist und grau. Aber es ist auch geil, weil: Es ist Angeln!P.S.: Ich habe ein Audiocoaching mit einem aufgenommen, der das Winterangeln liebt. Lust da mal zuzuhören? Bei Carpzilla+ geht das:https://www.carpzilla.de/cz-plus/audiocoaching/einfach-besser-angeln-dein-audiocoaching-7-wintertaktiken-mit-christopher-paschmanns-christoph-freuen-11886