Interview
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13.05.2020
Wie geht Nash durch die Krise - ein Interview mit Marc Voosen
Die aktuelle Corona-Krise hält alle in Schach und schädigt die Wirtschaft drastisch. Davon wird die Angelindustrie nicht verschont bleiben. Besonders die angelstarken Länder Frankreich, Italien, Belgien und – allen voran – England, trifft es wegen der krassen Einschränkungen äußerst hart. Wer jetzt einen stabilen Online-Handel hat, kann sich glücklich schätzen. Den lokalen, kleineren Angelladen trifft es da sicher härter. Aber wie geht es den Herstellern und Großfirmen im Umgang mit dieser Sondersituation? Christopher Paschmanns hat beim Nash Brand Manager Marc Voosen nachgehakt, wie Nash durch die Krise kommt.Christopher: Hi Marc, wie geht es dir im Privaten? Diese Situation hat sicher auch bei dir einige Pläne umgeworfen, oder?Marc: Ich vermute, dass mich die aktuelle Situation deutlich weniger betroffen hat als die meisten Menschen um mich herum oder auch deutschlandweit. Zum einen ist die Arbeit im Homeoffice mein täglich Brot, so das mein Alltag diesbezüglich nicht in seinen Grundfesten erschüttert wurde und zum anderen habe ich ja keine Kinder die plötzlich vom Kindergarten oder der Schule freigestellt gewesen wären. Das einzige, was mir am Ende wirklich fehlt sind Abende im Restaurant, das Fitnessstudio und natürlich unsere Reisefreiheit. Christopher: Bei Nash sieht es da ja sicher insgesamt noch heftiger aus. Wie trifft die Krise das Unternehmen wirtschaftlich?Marc: Du hast vollkommen Recht. England hat es ja im Vergleich zu Deutschland deutlich härter getroffen und ab einem gewissen Punkt wurden so ziemlich alle nicht essenziellen Betriebe vom Staat geschlossen, um die Ausbreitung zu unterbinden. Daraus resultieren natürlich nicht existierende Einnahmen bei zeitgleich weiterhin großen Ausgaben. Eine Situation, die so nur eine Zeit lang aufrecht zu erhalten ist.Christopher: Wie ist die aktuelle Arbeitssituation und welche Maßnahmen wurden ergriffen, um glimpflich durch diese Situation zu kommen?Marc: Im Zuge der Corona Krise mussten ja viele Unternehmen relativ ungeplant aus der Hüfte schießen. Noch immer weiß niemand, wann oder wie wieder altes Niveau erreicht wird und in England ist, genau wie bis vor kurzem in Italien und Frankreich, das Angeln als „Outdoor Aktivität“ gänzlich verboten. Im Zuge dessen wurden hinter den Kulissen einige Entscheidungen von großer Tragweite getroffen. Das betrifft zum Beispiel Warenströme, aber natürlich auch so sensible Bereiche wie die Menschen, welche für Nash arbeiten. Dabei mussten natürlich Menschlichkeit gegen finanzielle Interessen der Firma und ihrer Eigner abgewogen werden.Zur Diskussion stand, alle „entbehrlichen“ Personen europaweit zu entlassen, um die laufenden Kosten herunterzuschrauben. Alternativ stand zur Debatte, ALLE Mitarbeiter zu behalten, damit sie ihn Lohn und Brot stehen und stattdessen gemeinsam auf 40% Gehalt zu verzichten.Die Abstimmung der Stimmberechtigten fiel 6 zu 0 für letzteres Szenario aus, auch wenn allen klar war, dass dies die Firma weit mehr Geld kosten und in drei Monaten zur Zahlungsunfähigkeit führen könnte. Trotzdem erklärten alle Beteiligten von Kevin Nash über Alan Blair bis hin zu den Mitarbeitern im Lager, der Baitfabrik oder den Außendienstlern sich solidarisch, damit kein einziger Angestellter die Firma verlassen musste, auch wenn er erst vor Wochen angefangen hatte, für Nash zu arbeiten. Christopher: Das ist ein feiner Zug. Wie handhabt ihr das aktuell mit Videoproduktionen? Dreharbeiten in anderen Ländern sind sicher massenhaft ausgefallen und da gibt es noch die Sache mit dem vorgeschriebenen Mindestabstand…Marc: In den ersten Wochen haben auch wir viel Zeit verloren da alles irgendwie wie in einer Schockstarre stillstand und keiner so recht wusste was passieren würde. So konnte ich Thilo nicht mit ruhigem Gewissen zu einem geplanten Dreh mit Patrick Gorißen nach Frankreich senden, weil zu der Zeit das Gespenst der Grenzschließung herumgeisterte. Rückblickend hätte der Dreh noch steigen können, aber was, wenn Thilo nicht hätte wieder einreisen können und über Wochen in Frankreich festgehangen hätte.Dass Deutschland aufgrund seiner Gesetze und anderer zumeist menschlicher Gegebenheiten nicht das Eldorado für Drehs ist, ist ja allen bekannt. Trotzdem haben wir über die letzten Wochen versucht, einige Projekte voranzutreiben. Hierbei ist Kreativität gefragt und einiges wird vielleicht nicht ganz dem gewohnten Standard entsprechen. So begleite ich zum Beispiel Lukas Welschenbach seit Januar auf einer Kampagne an einem Parksee. Dieses Video wird mehr einem Videotagebuch gleichen als einer klassischen „Thilo-Produktion“, aber wir arbeiten an Content für die Menschen da draußen. Ein Video zur Oberflächenangelei ist genauso in Arbeit wie ein paar andere kleinere Projekte, aber ganz klar fehlen uns die fetten inspirierenden Locations, die eigentlich geplant waren und durch die Reisebeschränkungen unmöglich gemacht wurden. Christopher: Auch diese Situation wird hoffentlich bald besser aussehen. Auch für uns beide ist ja ein großer, gemeinsamer Dreh für die Kinotour geplatzt. Und ob die noch stattfinden kann steht in den Sternen… Hat Nash denn bereits Maßnahmen geplant, um die wirtschaftlichen Einbußen wieder aufzuholen?Marc: Aktuell vermag natürlich niemand zu sagen, wie sich die wirtschaftliche Situation entwickelt. Bisher hat es Deutschland zwar getroffen, aber um ehrlich zu sein war jeder in Europa überrascht, wie stark die Umsätze hierzulande waren. Die deutschen Kunden, das kann man mit Fug und Recht behaupten, haben einen großen Teil an der finanziellen Gesundheit des Unternehmens. An dieser Stelle ein persönliches Dankeschön von Kevin Nash (ich hatte vor diesen Zeilen hier mit ihm gesprochen und von diesem Interview erzählt) für die Treue in dieser schwierigen Zeit. Nichtsdestotrotz wird dieses Jahr wirtschaftlich kein glanzvolles für uns. Was dies aber schon jetzt überstrahlt, ist, dass alle innerhalb der Firma gefühlt noch stärker zusammengerückt sind und nach dem Ende des Lock Down in den jeweiligen Ländern mit noch mehr Liebe und Engagement zur Sache gehen werden! Christopher: Vielen Dank für deine Antworten Marc, bleib gesund und wir wünschen Nash und der gesamten Branche einen langen Atem und alles Gute!Schon morgen geht übrigens Marcs Blog bei Carpzilla+ online, hier kommst du zu Mr. Pinpoint.