Szene-News
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04.03.2016
Angeln verbieten? - großer Name, schlechte Argumente
Am Donnerstagabend (05.03.16) lief zur Top-Sendezeit die Wissenschaftsdokumentation „Angeln verbieten? Freizeitangler und Naturschutz“, auf 3Sat. Ein zunächst sehr angsteinflößender Titel für uns Freizeitangler, der innerhalb der Sendung aber kaum konkretisiert wurde – also alles halb so wild? Nicht ganz!Zuerst gilt es, die doch relativ ausgewogene Berichterstattung zu aktuellen und vergangenen Forschungsprojekten zu loben. Das gab es nämlich auch schon anders. Im Jahr 2013 wurde bereits heftig über die Dokumentation „Hobby mit Widerhaken“ diskutiert. Wir berichteten.Der LSFV bezieht Stellung!Allerdings gibt es auch in dieser neuesten Dokumentation einige Stellen, die etwas kritischer betrachtet werden müssen. Selber Meinung war ebenfalls der Landessportfischerverband Niedersachsen e. V. (LSFV), der sich 2014 nicht nur als erster Verband für Höchstmaße und Entnahmefenster aussprach, sondern auch dieses Mal eine Stellungnahme publizierte und das prompt am selben Abend der Ausstrahlung.In dieser wird darauf hingewiesen, dass einige Argumente der teilweise fragwürdigen Spezialisten ins richtige Licht gerückt werden müssen.Folgende Behauptungen dürften dabei uns Karpfenanglern besonders auf den Magen geschlagen haben:Angler protestieren, wenn für den Bestand wertvolle Laichfische zurückgesetzt werden sollen.Seit Jahren kämpft die moderne Anglerschaft für zeitgemäße Entnahme-Reglungen. ansätze wie Höchstmaße, die Küchenfesterregelung oder dem Angler die Freiheit zu geben selbst zu entscheiden, welchen Fisch er nicht verwerten kann, werden seit Jahren diskutiert. Wir berichteten mehrfach.Der LSFV sagt dazu: "Die hartnäckige Verweigerung von Managementoptionen wie Entnahmefenster oder Catch & Release widerspricht aktuellen wissenschaftlichen Erkenntnissen zur Hege gesunder Fischbestände und ist aus Sicht des LSFV antiquiert." Anfüttern schadet den Gewässern:Tut es nicht! In der Stellungnahme vom LSFV heißt es: „Tatsächlich nutzen von allen deutschen Anglern 48,5% gar kein Futter und die verbleibenden 51,5 % der deutschen Angler nutzen durchschnittlich 0,37 kg Futter pro Tag. Im Durchschnitt beträgt der Phosphoreintrag je Angler und Jahr 34 g. Der Nährstoffaustrag je Angler und Jahr dagegen beträgt durch Fischentnahme durchschnittlich 73 g Phosphor!“Natürlich muss in Einzelfällen darauf geachtet werden, dass nicht zu viel gefüttert wird. Das haben die betroffenen Angelvereine allerdings weitestgehend sehr gut im Griff!Karpfen sind nicht heimisch und für schlechte Wasserqualität verantwortlich:Laut LSFV haben Knochenfunde aus jüngster Vergangenheit belegt, dass es den Karpfen bereits vor der letzten Eiszeit in deutschen Gewässern gegeben hat. So ganz „unheimisch“ ist das ja nicht!Auf die Spitze getrieben wird die Sachlage allerdings mit dem Argument von der selbsternannten NABU-Expertin Silke Oldorff, die im Vergleich zu Prof. Dr. Robert Arlinghaus nicht nur auffallend häufig zu Wort kommt, sondern auch völlig aus der Luft gegriffene Thesen aufstellt. So schildert sie, dass es in vielen Seen durch einen zu hohen Karpfenbestand gar keine Vegetation mehr gäbe und dass sie ALLE Pflanzen ausreißen würden. Der LSFV hat dazu folgende Meinung: „(…) Untersuchungen zeigen, dass negative Einflüsse auf Gewässer frühestens bei einer Karpfenbiomasse von 200 kg pro Hektar einsetzen. Diese Biomassen werden selbst bei Besatzmaßnahmen durch Angler höchst selten erreicht. Deshalb klassifiziert auch die aktuelle Studie deutsche Gewässer als nur gering durch Karpfen gefährdet ein.“Viel eher sind es die hohen Nährstoffeinträge aus der Landwirtschaft, die die die Gewässerqualität verschlechtern lassen.Neben diesen zwei, für uns Karpfenangler, interessanten Punkten stellt der LSFV noch einige weitere Argumente richtig. Nachlesen könnt ihr das auf der Seite des LSFV einmal als Kurzfassung, oder etwas fundierter als PDF zum Download.Die Dokumentation „Angeln verbieten?“ findet ihr in der Mediathek von 3Sat, oder hier.Das sagen wir:Für uns ist es in keinster Weise nachvollziehbar, warum eine selbsternannte Naturschützerin ein so großes Podium in einer solchen Sendung bekommt. Denn einerseits ist völlig unklar, was sie fachlich oder wissenschaftlich dazu befähigt andererseits kann sie in keinster Weise vorweisen, was an ihrem Engagement beim NABU im Sinne des Natur- oder Umweltschutzes ist. Im Gegenteil: Sie brüstet sich mit einer Initiative "Tauchen für den Naturschutz" als Hüterin der Unterwasserwelt. Die Frage, was die Unterwasserwelt vom zunehmenden Tauchtourismus hält, bleibt dabei unbeantwortet. Was ziemlich unbefriedigend für alle Zuschauer - egal ob Angler oder Nichtangler - sein dürfte: Die Frage, ob Angeln nun verboten werden sollte oder nicht, wird schlichtweg nicht beantwortet. Nach solch einem quotenorientierten Titel eine herbe Enttäuschung!Abschließend können wir dem Fazit des LSFV nur zustimmen:„Das Angeln ist so nachhaltig und modern wie nie zuvor.Ein Verbot oder Einschränkungen des Angelns würden nicht nur den Gewässern und ihrer Artenvielfalt, sondern der gesamten Gesellschaft schaden.“Recherchiert und geschrieben von Marco Lückenhaus und Volker Seuß