Nachgehakt
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24.09.2019
Herausforderungen französische Alpen – nachgehakt bei Philipp Gatzsch
Die Alpen sind „in“, keine Frage. Es ist längst kein Geheimnis mehr, dass die oft kristallklaren, überschaubaren Baggerseen der Rhônes-Alpes-Region kapitale Karpfen beherbergen. Noch dazu liegen sie meist eingebettet in eine schöne Bergkulisse. Doch Nachtangelverbot & Co. machen es dort schwierig. Wir haben bei einem nachgehakt, der immer wieder mit Videos und tollen Fängen aus der Region auffällt: Philipp Gatzsch!Carpzilla: Philipp, was fasziniert dich an den Gewässern? Hast du dort schon viele beangelt?Philipp: Für mich ist es die Kombination aus einer außergewöhnlichen Landschaft und außergewöhnlichen Fischen, die mich an diesen Gewässern so fasziniert. Bilder von kapitalen Spieglern vor einer atemberaubenden Bergkulisse waren es, die mich 2015 zum ersten Mal in diese Region lockten. Darüber hinaus sind die kleinen, kristallklaren Seen genau mein Ding. Während ich in meiner Heimat hauptsächlich an großen Stauseen unterwegs bin, befische ich auf meinen Touren auch gerne mal kleinere Gewässer und sammle dadurch völlig neue Eindrücke.
Insgesamt habe ich dort sechs dieser typischen Seen beangelt, von denen keiner wie der andere war.
Carpzilla: In welchen Jahreszeiten suchst du die Alpen auf?Philipp: Ganz klar im Sommer. Durch die hohen Berge bekommen die Gewässer dort im Winter so gut wie keine Sonne ab und brauchen im Frühling deutlich länger, um sich zu erwärmen. Die bei uns sehr produktiven Monate April und Mai sind in den Alpen meistens noch zu kalt. So ist die Laichzeit dort auch immer erst Wochen später als in südlicheren Regionen Frankreichs. Der Herbst steht auch in den Alpen für große Fische. Allerdings werden die Nächte immer länger und an den Taggewässern bleibt kaum noch effektive Angelzeit übrig, weswegen ich den Herbst dort meide.Carpzilla: Wie gehst du vor Ort vor?
Philipp: Das Vorgehen ist im Grunde immer gleich. Da ich meistens Gewässer mit Nachtangelverbot befische, komme ich morgens in aller früh am See an. Zum einen, um möglichst freie Platzwahl zu haben und zum anderen, weil sich im Morgengrauen oft Fische durch Rollen an der Oberfläche verraten. In aller Ruhe mache ich es mir dann an einer Stelle mit gutem Seeüberblick gemütlich und trinke einen Tee oder Kaffee. Jetzt heißt es die Augen und Ohren offen zu halten. Nicht immer, aber oft lassen sich die Fische dann zentriert in einem bestimmten Seeteil lokalisieren und ich muss nur noch darauf reagieren. Sollte ich in diesem Seeteil zum Erfolg kommen, heißt das allerdings nicht, dass ich ihn am nächsten Tag direkt wieder blind ansteuern werde. Die Fische dort sind erfahrungsgemäß immer in Bewegung und könnten am nächsten Tag schon ganz wo anders sein. Deswegen sind die Sinne jeden Morgen aufs Neue geschärft. Erst wenn sich mal nichts zeigen sollte oder alle anderen Stellen bereits besetzt sein, vertraue ich auf alte Plätze.Carpzilla: Weißt du immer schon, an welchem Gewässer du landest?Philipp: Bei meinen Alpentouren habe ich immer ein ganz klares Reiseziel im Kopf. Natürlich habe ich noch ein paar Ausweichgewässer parat, sollte mal zu viel los oder das Angeln aus anderen Gründen nicht möglich sein. Dennoch fokussiere ich mich meistens auf einen bestimmten, besonders interessanten See. Roadtrips machen zwar Spaß, wirklich effektiv ist es hinsichtlich des Fangerfolgs aber nicht, von See zu See zu springen. Da ich es in den Alpen auf möglichst viele kapitale Fische abgesehen habe, konzentriere ich mich lieber auf ein Gewässer und gebe dort Vollgas. Dass sich das Durchbeißen lohnen kann, beweist mein bisher größter Karpfen, welchen ich am letzten Tag des zweiwöchigen Aufenthalts an meinem Zielgewässer fangen konnte.Carpzilla: Nur sehr wenige Gewässer dürfen in der Region nachts befischt werden, die Kontrollen sind häufig. Wie gehst du damit um?Philipp: Mittlerweile sehe ich das oft vorherrschende Nachtangelverbot sehr positiv, denn es hält nicht nur einen Großteil der Angler fern, sondern lässt sich auch perfekt mit meinem Angelstil dort verbinden. Wie oben beschrieben sind die Fische täglich in Bewegung und man muss ihnen immer auf der Schliche sein. Wenn ich irgendwo mein Camp stehen hätte, würde ich nicht so flexibel auf die Zeichen der Fische reagieren, wie ich es tue, wenn ich morgens völlig ungebunden an einen bestimmten Platz am See ankomme. Natürlich ist es nicht für jeden was auf dem Campingplatz oder an anderen Orten, statt am See zu schlafen, denn selbst das Übernachten an den Gewässern wird häufig nicht geduldet. Für mich hingegen ist es - bis auf das frühe Aufstehen - aber immer herrlich, im Sonnenaufgang, voll motiviert, mit wenig Gepäck und komplett neu gemischten Karten zum See zu fahren!Carpzilla: Gerade die größeren Fische springen dir da sicher nicht in den Kescher, wie gehst du die Sache taktisch an? Futter oder Falle stellen?Philipp: Ganz klar: Falle stellen. Die Gewässer dort sind nährstoffreich und die Fische nicht vom Futter der Angler abhängig. Zwar weiß ich von erstaunlichen Fängen durch extremen Futtereinsatz bei anderen Anglern, jedoch waren das absolute Ausnahmefälle bei perfekten Bedingungen. In der Regel ist man mit den klassischen drei, vier Händen Boilies pro Rute am besten beraten. Zu wenig darf es allerdings auch nicht sein, da sich an diesen Gewässern gerne auch Katzenwelse und Krebse am Futter bedienen und eingeplant werden müssen. Nicht nur bei der Futtermenge sollte man sie berücksichtigen, sondern auch beim eigentlichen Hakenköder. Diese sollten möglichst hart und am besten durch Schrumpfschlauch oder Meshguard, also Netz, geschützt sein. Nur so ist gewährleistet, dass sie auch noch ein paar Stunden später am Haar hängen.Carpzilla: Um in dieser großen Region Ziele zu finden, sind Szenekontakte nötig, nicht wahr? Oder hast du einen Tipp für den geneigten Leser, wo er sich Informationen zu möglichen Gewässern suchen kann?Philipp: Szenekontakte machen es natürlich einfacher, sind aber mittlerweile nicht mehr notwendig um besondere Ziele zu finden. Die Seite www.colinmaire.net ist beispielsweise eine riesige Datenbank von französischen Gewässern und macht es sehr einfach an Informationen zu kommen, wenn man bereit ist etwas Recherche zu betreiben. Und diese Informationen sind nur der Startpunkt, denn die wirklich besonderen Tipps bekommt man meistens erst wenn man in Frankreich unterwegs ist. Ob durch Franzosen oder durch andere Reisende, die wirklich heißen Informationen zu französischen Gewässern habe ich immer während meiner Touren gesammelt!Carpzilla: Herzlichen Dank für das Interview Philipp, sehr cooler Mehrwert für unsere Leser und sicher inspirierend! Und ich bin mir ganz sicher, dass wir von dir noch viel hören werden.Übrigens: Mehr über unseren sympathischen Interviewgast erfahrt ihr bei Successful Baits und bei Carpleads. Natürlich lohnt sich auch ein Besuch seines Instagram-Profils: https://www.instagram.com/philipp_gatzsch/