WAS GEHT BEI... Michael Nürenberg? Erreichte Ziele und die Lust auf Neues!
Ich weiß gar nicht so recht, wo ich da anfangen soll. Ich könnte jetzt von Höcksken auf Stöcksken kommen und überall und nirgendwo anfangen und losschreiben. Vermutlich würde dieses Vorgehen aber den gesamten Lesefluss dermaßen wirr halten, dass ich mal probiere ein wenig Struktur hier in diesen Text zu bekommen. Dafür muss ich jedoch in der letzten Saison, sprich im Angeljahr 2021, beginnen. Um den Rahmen hier, in diesem coolen Format, nicht zu sprengen, versuche ich mich so kurz wie möglich zu halten.
Rewind 2021
Ich wollte es genau wissen, mir sagte mal ein Karpfenangler, von dem ich große Stücke halte: „Wenn du ein Ziel hast und dieses wirklich erfüllen willst, dann muss es weh tun!“. Du musst bereit sein, einfach alles dafür zu tun... Challenge accepted!
Ein für mich recht neues Gewässer, um die 65ha groß, mit einem nicht ganz genau definierten Fischbestand. Wie üblich, gibt es wilde Gerüchte über riesige Fische, aber keine Fotos oder genauen Quellen. Oder aber mein Netzwerk ist einfach zu schlecht aufgestellt – haha.
Jedoch nahm ich mir vor, mal wieder einen wirklichen Futterplatz aufzubauen und diesen so lange wie möglich am Laufen zu halten. Da ich in Vollzeit berufstätig bin und mir die Bude auch noch gehört, habe ich natürlich in der Woche recht wenig Zeit und eine schnelle Nacht unter der Woche ist ohne Leistungseinbußen auf der Arbeit erst recht nicht möglich. Ich bin also sowas wie ein klassischer Wochenend-Angler.
Na ja, lange Rede, wenig Sinn. Anfang Mai, kurz vor der Laichzeit, investierte ich mal ein gesamtes Angelwochenende in Location. Ich suchte mir an diesem See einen Platz, der recht selten beangelt wird, recht unbequem zu erreichen ist und auch sonst recht uninteressant ist. Einfach um sicherzugehen, dass der, ich nenne es mal völlig wertfrei, den „Nicht-intensiv-Angler“ von meinem Platz fernhält. Der einzige Nachteil, das Füttern nimmt Netto gute zweieinhalb Stunden Zeit in Anspruch, von Haustüre verlassen, bis Haustüre betreten. Mein Plan war es zweimal in der Woche zu füttern und das Wochenende zu angeln.
Gesagt, getan. So zog ich meinen Plan von Mai bis Anfang November durch. Danach half nur noch die Reißleine. Weder Kraft noch Motivation waren vorhanden, obwohl es überdurchschnittlich gut lief. Nur ein einziges Wochenende fing ich keinen Fisch. Das beste Wochenende schloss ich mit neun gefangenen Karpfen ab, was für diesen See atemberaubend ist.
Die spannendste Beobachtung war, dass a) die Fische mein Futter immer noch dankend annahmen, und b) wie ich auf der Futterfläche taktieren musste, um erfolgreich zu bleiben. Das hier auszuschreiben, würde jedoch den Rahmen völlig sprengen.
Was geht 2022?
Dramatisch ausgedrückt, war ich verängstigt und verstört – ein Anglerwrack. Allein der Gedanke, mir erneut diesen Zeitfaktor auf die Schultern zu legen, bremste meine Motivation enorm. Ich wollte wieder frei sein. Mal hier, mal dort angeln. Also beschloss ich einen Gewässerwechsel vorzunehmen, etwas kleiner, dafür unter Dauerfeuer. Angeldruck am Wochenende auf Level Maximum, jedoch Karpfenangler-freundlich. Sprich, das Benutzen von Booten ist erlaubt und auch das Auslegen der Ruten. Fluch und Segen zugleich!
Auch wenn es Regeln gibt, sind diese nicht immer gleich für alle gültig. Aber hier mit dem Finger auf andere zu zeigen wäre ziemlich charakterschwach. Auch ich habe meine Angel schonmal einen Meter weiter ausgelegt als erlaubt oder 50Gramm Futter mehr als erlaubt auf meinen Angelstellen verteilt. Wenn es denn auch wirklich Sinn gemacht hat.
Worauf ich hinaus möchte, sowas wie Gentleman Agreement gibt es dort nicht. Keiner hat das Recht einen Platz für sich zu beanspruchen und ein Vorbereiten, also Vorfüttern, ist seitens des Vereins nicht gestattet. Auch in der „Do-it-in-the-Dark-Theorie“ überhaupt nicht möglich. Denn auch unter der Woche sitzen dort immer Angler, die etwas mitbekommen könnten und sich somit über das gemachte Nest freuen.
Und warum?
Der Schwierigkeitsgrad macht es für mich interessant. Nicht, dass es unbedingt ein Lowstock wäre, ganz und gar nicht. Aufgrund der vielen Angler haben die Fische ganz bestimmte „Hakvermeidungsverhalten“ an den Tag gelegt. Von dummen Fischen kann da keine Rede sein, doch ist es mit dem richtigen Verstand immer möglich einen Fisch zu fangen. Die Größen der Karpfen sind ganz unterschiedlich. Den ein oder anderen 40-Pfünder gibt es dort auch zu holen, bilden aber eher die Ausnahme als die Regel. Primär ist es die Chance, besser gesagt die Möglichkeit, einen besseren Fisch zu fangen und sich gegen die anderen Angler durchzusetzen. Europäisches Angeln trifft hier definitiv den typisch englischen Syndikat-Druck und irgendwie kickt mich das dieses Jahr.
Bin ich erfolgreich?
Okay, woran misst man Erfolg? Ich lebe und liebe das Angeln auf Karpfen. Mittelgroße Baggerseen mit Einsatz von Schlauchbooten sind genau mein Ding. Auch wenn es einen enormen Aufwand und Materialbewegung bedeutet. Ich genieße die Zeit am Wasser und kann für mich sein. Dem Alltag entfliehen, den ich in der Woche so sehr liebe. Freitagmittag am See aufkreuzen, bis die Stellenwahl getroffen ist und alles bereitsteht, ist es Abend. So bleibt nur der gesamte Samstag, denn am frühen Sonntagvormittag steht das Einrödeln schon wieder auf dem Programm. Wenn alles gut geht, kann ich am Sonntag ein bis zwei weitere Fische in meinem Fangbuch verewigen. Eine Serie von Fängen ist hier eher die Ausnahme.
Aber es macht mich aktuell einfach glücklich die Zeit am Wasser zu verbringen, eine Herausforderung zu haben und noch den ein oder anderen Fisch zu fangen. Für mich zu sein, das Handy mal Handy sein zu lassen und einfach abzuschalten. Auch das ist Karpfenangeln! In seinem Zelt zu hausen und sich im Einklang mit der Natur zu fühlen.
Leider propagieren die Angelmedien immer mehr, dass es messbare Erfolge geben muss. Regelrechte Fangserien, wenig Aufwand, viel Fisch und überhaupt am besten nur große Fische. Für mich ist Erfolg, wenn ich am Sonntag nach Hause fahre und mich schon wieder auf das nächste Wochenende freuen kann. #KeepTheSpirit oder #EinfachGeilAngeln. Nennt es, wie Ihr wollt, es muss sich gut anfühlen und Kraft geben. Hat man alles dafür getan erfolgreich zu sein und fängt sehr regelmäßig seine Fische, umso besser!
Was geht nächstes Jahr?
Ich bin niemand, der ewige Jahre immer nur dasselbe machen kann. Natürlich ist es immer Karpfenangeln. Jedoch ist diese Angelart dermaßen vielseitig, dass ich hoffe, dieses Hobby mit der gleichen Intensität noch viele weitere Jahrzehnte durchführen zu können. Zwei habe ich bereits auf dem Buckel. Da es im Privatleben immer mehr Verantwortungen zu meistern gilt, schwindet leider die Zeit, die ich am Wasser „vercampen“ kann. Auch wenn ich es liebe.
Ob beruflich in der Selbstständigkeit, mit Personalverantwortung, privat oder die Tätigkeit als deutscher Teamcaptain und verantwortlich für medialen Output bei dem Boiliehersteller Dreambaits. All das kostet nun mal Zeit und ein Tag hat nur 24 Stunden. Da gehören eine gute Organisation und strukturierte Abläufe zu der überlebenswichtigen Weiche, die richtig gestellt werden muss. Daher habe ich mir fest vorgenommen, im nächsten Jahr meine Angelzeit etwas anders zu bestimmen. Das fixe Wochend-Angler Brauchtum mal komplett über Bord zu werfen und mit deutlich weniger als 70 Angelnächten pro Jahr auszukommen. Allerdings bei gleichbleibendem Erfolg. So die Theorie.
Ohne mich zu weit aus dem Fenster zu lehnen, werde ich meine Gedanken und mein Vorhaben im nächsten Jahr mit all seinen Schwierigkeiten und der Umorganisation dokumentieren. Ob als Kolumne, als Blog oder vielleicht sogar als Video-Log, darauf möchte ich mich noch nicht so genau festlegen.
Auch die richtige Plattform dafür ist noch nicht gefunden. Fakt ist: Es wird spannend und ein erheblicher Schritt, raus aus der Komfortzone! Fehler, Learnings und Weiterentwicklung stehen auf dem Programm. Wer daran interessiert ist, ist herzlich dazu eingeladen auf meinem Instagram-Account vorbeizuschauen.
Danke für die Aufmerksamkeit und ich wünsche jedem dort draußen viel Erfolg und einen schönen Saisonabschluss!
Cheers