Liebe Leserinen und Leser,
soll ich ehrlich sein? In diesem Jahr plätscherte für mich das Frühjahr einfach nur so dahin. Ich fand irgendwie keinen wirklichen Flow zum Angeln. Etliche andere Dinge standen auf dem Plan. Dinge, die meinen eigentlichen Plan völlig durcheinanderwarfen. Im Normalfall ist meine Saison immer grob vorgeplant und das auch meistens sehr gründlich, anhand der Gewässer, die mir zur Verfügung stehen. Für mich brach das absolute Chaos aus, da nichts so lief wie es geplant war, zumindest was das angeln betrifft.
Neue Aufgaben
Es stand ein neues Gewässer an, welches ich schon im frühen Frühjahr mobil befischen wollte. Aber mein Zeitmanagement und der hohe Angeldruck dort machten mir mal ganz gewaltig einen Strich durch die Rechnung. So ist eine ganze Weile vergangen, in der ich wenig bis gar nichts ans Wasser kam und das machte mich tierisch unzufrieden. Ich brauchte eine Alternative und genau diese Alternative kam mir bei einem Spaziergang um eines meiner alten Hausgewässer.
Eigentlich hatte ich mit diesem Gewässer lange abgeschlossen. Doch als ich mit dem kleinen dort durch die Uferböschung kletterte und alles erkundete, war er da, der Flow. Schlagartig hatte ich einen Plan im Kopf und nach einer Runde um den See war mir schnell klar, in welchen Bereichen sich die Angler aufhielten. Mit dem einen oder anderen habe ich gute Gespräche geführt und es blieb ein recht ernüchternder Eindruck nach diesem Austausch, denn scheinbar blankte so ziemlich jeder an dem See. Aber mein Plan stand. Ich wollte eine Stelle konstant über 14 Tage füttern und dann für 48 Stunden dort angeln. Und die Vorfreude darauf war groß, seit langem hatte ich wieder richtig Bock und diese Ungewissheit spornte mich nochmal so richtig an.
Freundschaft, tiefe Gespräche und reichlich Fisch
Nach einem kurzen Urlaub mit der Familie, stand dann die geplante Session an. Ganz spontan lud ich noch meinen Freund Marc ein, sodass wir zu zweit dort fischten und vor allem eine gute Zeit verbringen konnten. Und genau das taten wir dann auch! Bei bestem Wetter saßen wir vor dem Grill und hatten viele gute Gespräche. Ja und das angeln – kurzgesagt: es war einfach nur krass!
Wir fingen in den zwei Nächten sechs Fische und darunter zwei Fische aus dem A-Team des Sees, bzw. den größten Spiegler des Sees und den zweitgrößten Schuppi. Wir konnten es beide kaum fassen was dort abging. Natürlich hielten wir den Ball flach und erzählten erstmal gar nichts, denn für mich stand fest, dass ich an diesem See wohl doch noch nicht fertig war.
Raus aus der Komfortzone
Allmählich begann meine Saison sich zu ordnen, so spät wie noch nie im Jahr. Eigentlich ist das Frühjahr immer meine Zeit. Ich verbringe dann sehr viel Zeit am Wasser, und das oftmals erfolgreich. Den Sommer hingegen verbringe ich meistens nicht am Wasser. Aber dieses Jahr ist eben einfach alles anders. So fütterte ich tatsächlich den ganzen Sommer durch und fing etliche Fische an dem See, wo angeblich nichts geht. Ich hatte eine gute Zeit dort. Das füttern hat zwar ab und an etwas geschlaucht, aber bedingt durch einen recht überschaubaren Bestand, war es an diesem Gewässer meine einzige Chance, um konstant am Fisch zu sein.
Ich versuchte sehr diszipliniert, mich von den alten Erfahrungen zu lösen und das ganze völlig neu zu betrachten, auch, wenn das nicht immer leicht war. So kam es dazu, dass ich mein Futter einmal völlig anders wählte, als man es von mir kennt. Ich setze voll und ganz auf Kohlenhydrate und da kam mir der neue Fermentor Boilie wie gerufen. Die Rationen pro Futtertag waren überschaubar, aber es funktionierte ohne Probleme. Beim Angeln selbst, setzte ich häufig auf ein Multirig mit einem passenden Fermentor Basic Pop Up. Auch das war bis dato eine Methode, die bei mir nur sehr selten Anwendung findet. Warum das so war, kann ich Stand heute gar nicht genau sagen. Denn genau diese Rute brachte mir über den Sommer wohl die meisten Fische und auch immer wieder eine dicke Überraschung.
Die Zukunft ist ungewiss
Bis weit in den Oktober hinein konnte ich meinen Platz konstant aktiv halten, aber dann nahmen die Dinge ihren Lauf und es wurden mehr und mehr Angler auf der Uferstrecke, die ich mir ausgesucht hatte, weil eben dort niemand gesessen hatte. Ich entschloss mich also kurzer Hand so spät im Jahr doch nochmal das Gewässer zu wechseln. Rückblickend hatte ich eine sehr gute Zeit an diesem für mich doch besonderen Gewässer und in Anbetracht darauf, dass der Großkonzern RWE diesen See eventuell zuschütten will, bin ich wirklich sehr froh darüber, noch einmal so viel Zeit dort verbracht zu haben. Ein Jammer, dass dieses Gewässer tatsächlich einfach ausradiert werden soll. So viele Jahre war dieser See immer ein besonderer Ort für mich, aber bekanntlich stirbt ja die Hoffnung zuletzt und so hoffen viele, dass dieses Fleckchen Natur uns doch erhalten bleiben kann.
Während ich gerade hier sitze und diese Zeilen verfasse, befinden wir uns schon mitten im zweiten Lockdown des Jahres. Der Herbst atmet seine letzten Züge und es wird merklich kühler. Im letzten Jahr habe ich hier von einer verrückten Herbst/Winter Kampagne berichtet. In diesem Jahr läuft es aber bis dato, für diese Zeit des Jahres, alles andere als rund. Mal wieder sind alle Gewässer überlaufen und die Möglichkeiten, solch einen Platz aufzubauen, sind eher gering. Alles in allem verläuft meine Angelei mal wieder etwas chaotisch, aber ich bin mir sicher, dass ich meinen Herbst/Winter-Flow wiederfinden werde.
Bleibt alle gesund und fangt euch noch was Dickes!
Michael Martins