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Vangling / 25.09.2023

Vangling: Holy Rhone

Einige Gewässer habe ich bereits auf meiner Reise passiert und kennengelernt, doch wenn man den Süden Frankreichs durchquert, kommt man unweigerlich an einem ganz besonderen vorbei: der Rhone. 800 Kilometer geballte Strömung mit riesigen Booten und unzähligen Angelmöglichkeiten – ein echter Endgegner in Sachen Flussangelei. Hier einen Fisch zu fangen ist für mich ein klares Muss! 

Die Augen auf den kleinen Bildschirm meines Handys gebannt, folge ich dem Flusslauf entlang. Immer wieder halte ich kurz inne und markiere dabei den einen oder anderen Platz, der augenscheinlich interessant aussieht. Nach wenigen Minuten ist die Spot-Entscheidung schließlich auf eine große Außenkurve gefallen, die mit Krautteppichen übersäht ist und vom Van aus ganz entspannt angefahren werden kann.
Drohnenaufnahme von der Rhone in Frankreich.
Ein altes Boot am Ufer der Rhone.
Als wir schließlich einige Stunden später am Ufer dieses riesigen Flusses stehen, stockt uns beiden der Atem. Überall brodelt es, springen Fische oder schwimmen ganze Fischschwärme durch das flache Uferwasser – dieser Fluss strahlt pures Leben aus! Zwei Raubfischangler, die mit geschulterten Belly Booten und jeweils zwei Zandern in der Hand uns entgegenlaufen, lassen erahnen, dass auch das Raubfischangeln an dieser Stelle durchaus lohnenswert sein kann. 

Innerhalb weniger Minuten ist mein Schlauchboot einsatzbereit und langsam lasse ich mich damit über die im Wasser hin und her schwenkenden Krautfahnen treiben. Immer wieder sehe ich Karpfen, die sich offensichtlich zum Laichen versammelt haben – kein gutes Zeichen! Und als am frühen Morgen immer noch keine Rute abgelaufen ist, die Fische sich dafür aber durch das Flachwasser jagen, muss ich der bitteren Erkenntnis ins Gesicht blicken, dass ich am Fluss wohl die Laichzeit erwischt habe.
Drohnenaufnahme eines Karpfens im dichten Kraut.
David Rosemeier mit Schuppenkarpfen aus der Rhone.
Mit der Drohne erspähe ich jedoch einen besseren Fisch, der wohl noch nicht mit dem Laichgeschäft begonnen hat und präsentiere einen Pop Up nur wenige Meter von ihm entfernt. Es dauert nur wenige Minuten, da läuft jene Pop Up Rute mit Vollgas ab. Der Fisch hat einige Meter Schnur gewonnen und ich folge ihm mit den Händen drillend durch das dichte Kraut. Bange Minuten später schließen sich meine Keschermaschen um meinen allerersten Rhone-Schuppi. Was für ein geniales Erlebnis!

In den kommenden Tagen besuchen uns Edu und Jorge, die auf Durchreise ein paar Nächte bei uns Halt machen und gemeinsam beangeln wir zunächst für eine weitere Nacht die Rhone und anschließend einen kleineren, angrenzenden Fluss. Doch auch hier ist die Laichzeit voll im Gange und nur ein paar Döbel, eine Barbe sowie ein kleiner Spiegler sind uns vergönnt.
Karpfenrute an einem kleinen französischen Fluss im Abendrot.
Jorge in einem Schlauchboot auf einem französischen Fluss.
Der Gedanke, einen richtigen Rhone-Warrior zu fangen lässt mich auch in der gemeinsamen Zeit mit den beiden Spaniern nicht los und so beschließe ich, der Rhone noch eine letzte Chance zu geben. Eine Nacht am alten Platz, in der alles passieren kann!

Zunächst melden sich die Waller. Gleich zwei Exemplare drille ich nach einem fulminanten Vollrun im Hauptstrom. Beim zweiten begleitet mich meine Freundin und bekommt dafür einen gehörigen Schrecken, als sie den Wels, der nur wenige Zentimeter kürzer als mein Boot ist, zum ersten Mal im trüben Flusswasser sieht. Damit hat sich die morgendliche Schwimmsession im Fluss für sie wohl erledigt…

Der Abend ist ruhig und mit einem guten Bauchgefühl starte ich in meine dritte Nacht am großen Strom. Irgendwann, es dämmert bereits, werde ich von meiner Freundin geweckt: „Da hat einer gebissen“ murmelt sie verschlafen, während der RX+ Receiver einen Dauerton vermeldet. Ich stolpere die Steinpackung herunter und nehme die Rute auf, deren Schnur sich gefährlich tief in das Gehäuse des Bissanzeigers geschnitten hat – das Angeln am Fluss ist für das Tackle eine Beanspruchung sondergleichen! Langsam treibe ich dem Fisch entgegen. Als ich merke, dass er in das Krautfeld geschwommen ist und nicht – Wels-typisch – in den Hauptstrom, beginnt der Nervenkitzel. Hier hängt ein Karpfen am Band, da bin ich mir sicher. Als ich ihn wenige Augenblicke und zahlreiche Fluchten später im Schein der Kopflampe erblicke, stockt mir der Atem. Ein echtes, altes Rhone-Unikat. So einen hatte ich mir gewünscht!
David Rosemeier mit einem alten Schuppenkarpfen aus der Rhone.
Ein großes Boot auf der Rhone.
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