Nachdem wir im letzten Beitrag die Basics für euren „Stahlbivvy- Ausbau“ behandelt haben, kann es nun mit dem nächsten Schritt weitergehen: Der Elektrik. Bei allen Arbeiten rund um dieses Thema, habe ich in der Vergangenheit viele Probleme festgestellt. Elektrik liegt nicht jedem und viele trauen sich nicht, das Verkabeln in die eigene Hand zu nehmen. Absolut verständlich wie ich finde, denn wenn dort Fehler gemacht werden, kann dies schwerwiegende Folgen, bis hin zu einem Brand haben. Nachfolgend werde ich so einfach wie möglich erklären, wie man die Elektrik in seinem Fahrzeug gestaltet. Schließlich braucht man bei langen Sessions ausreichend Energie zum Laden verschiedener Elektronikgeräte, für das Licht im Innenraum, sowie das Betreiben unterschiedlicher Verbraucher, wie z.b. Kühlbox, Standheizung, etc.
Wie fängt man also am besten an?
Zuerst braucht man einen zusätzlichen Energiespeicher, also eine zweite Batterie. Die normale Batterie sollte lediglich zum Starten des Autos und für die werksseitig vorhandene Elektrik herhalten. Als Zweitbatterie eignen sich AGM, Gel oder Lithium- (LifePo4) Batterien am besten. Diese sind für das langsame und tiefe Entladen deutlich besser geeignet als herkömmliche Blei-Säure Batterien, die zum Starten des Fahrzeugs verbaut werden. Als Einbauort eignet sich je nach Größe der Batterie, die Fahrer- oder Beifahrersitzkonsole. Die zweite Batterie sollte während der Fahrt von der Lichtmaschine mitgeladen werden. Das realisiert man durch ein „Trennrelais“ oder einen „Ladebooster“. Beide haben dieselbe Grundfunktion: Das Verbinden der Starterbatterie mit der Zweitbatterie während der Fahrt und das Trennen beider Batterien bei Motor-Aus. Bei Euro 6 Fahrzeugen mit einer „bedarfsgerechten Lichtmaschinensteuerung“, ist es nötig einen Ladebooster zu verbauen. Dieser sorgt dafür, dass die Lichtmaschine weiter lädt, auch wenn die Starterbatterie vollgeladen ist. Nur so wird das Laden der Zweitbatterie gewährleistet. Bei älteren Fahrzeugen lädt die Lichtmaschine konstant, ohne abzuschalten, weshalb ein Trennrelais ausreicht.
Wie verbaut man einen solchen Ladebooster oder ein Trennrelais?
Beide Geräte müssen mit der normalen Fahrzeugbatterie und der Zweitbatterie verbunden werden. Dafür benötig man ausreichend dicke Kabel ab mindestens 16 mm ², besser 20- 25 mm ². Oft sind die passenden Kabel und andere benötigte Teile wie Sicherungen und Kabelösen beim Kauf einer Komponente schon im Lieferumfang enthalten. Mit einem dicken roten Kabel verbindet man den Pluspol der Starterbatterie mit dem Pluseingang des Relais/Ladeboosters. Selbiges macht man mit einem schwarzen Minuskabel (Minuspol Starterbatterie -> Minuseingang Relais/ Ladebooster). Vom Plus sowie vom Minusausgang des Relais/ Ladeboosters geht man nun mit derselben Kabelstärke zu den Plus und Minuspolen der Zweitbatterie. In die Plusleitung muss zusätzlich eine Flachsicherung von 100-150 Ampere eingesetzt werden. Beim Verbau eines Trennrelais kann es nötig sein, ein Kabel vom Minuspol der Zweitbatterie an die Fahrzeugkarosserie zu legen. Ein dafür geeigneter Minuspol befindet sich fast immer im Karosseriebereich unterhalb der Sitze. Je nachdem für welche Bauteil man sich entscheidet, muss ein zusätzliches „D+ Signal“ von der Lichtmaschine zum Relais oder Ladebooster geliefert werden. Diese Leitung sagt dem Relais/ Ladebooster, wann der Motor läuft (die Lichtmaschine lädt), was zum Schalten des Relais/ Ladeboosters und somit zur Verbindung beider Batterien führt.
Verkabeln
Wenn die Zweitbatterie und das Relais oder der Ladebooster an der ausgewählten Stelle verbaut ist, geht es an das Verlegen der Leitungen zu den individuell gewählten Verbrauchern. Jeder Verbraucher sollte mit einer Sicherung, die in einen Sicherungshalter eingesetzt wird, abgesichert werden. Macht man das nicht, kann es bei einem Defekt des Verbrauchers oder einem Kurzschluss zum Schmoren bis hin zum Brand führen. Sicherungshalter mit passenden Sicherungen und Kabelösen kann man als Sets im Internet kaufen. Der Sicherungshalter wird mit passenden Kabelschuhen und einem Kabel von ca. 16 mm ² an den Pluspol der Zweitbatterie geschlossen und an einem gut zugänglichen Punkt verbaut. Von diesem Sicherungshalter geht man dann mit den Pluskabeln zu den Orten im Fahrzeug, an welchen man später Verbraucher wie Licht, USB- Steckdosen, 12V- Steckdosen usw., verbauen möchte. Die Kabel führt man durch die Hohlräume/ Holme der Karosserie, die sich hinter den Innenverkleidungen im Laderaum befinden. Bestenfalls orientiert man sich dabei an einem schon vorhandenen Leitungsstrang. Der Kabelquerschnitt muss immer an die jeweiligen Verbraucher angepasst werden. Bei LED-Beleuchtung fließt ein deutlich geringerer Strom als z.b. bei einem Kompressorkühlschrank. Bei der Beleuchtung reicht ein 1 mm ² dünnes Kabel bei einem Kühlschrank sollte es je nach verlegter Kabellänge ein 4 mm ² besser 6 mm ² Kabel sein. Bei allen anderen Verbrauchern, die über Zigarettenanzünder oder USB-Buchsen betrieben werden, sind 2,5 mm ² ideal. Ist man sich bei der Wahl des richtigen Kabelquerschnitts nicht sicher, findet man im Netz zahlreiche „Kabelquerschnittsrechner“, die einem die Wahl erleichtern.
Da ein Verbraucher immer eine Minusleitung benötigt, muss diese ebenfalls an den jeweiligen Einbauort gelegt werden. Die Kabelstärke der Minusleitung wählt man analog zur Plusleitung des jeweils verkabelten Bauteils. An verschiedenen Punkten der Fahrzeugkarosserie, befinden sich ab Werk einige Massepunkte, die zum Verkabeln der nachgerüsteten Bauteile genutzt werden können. Leider sind diese oft nicht einfach zu finden, da sie in den Holmen und Säulen des Innenraums unzugänglich angeordnet sind. Da die gesamte Fahrzeugkarosserie aus einem Minus/ einer Masse besteht, kann man diese zum Verkabeln der Verbraucher nutzen. Wenn man also in der Nähe des zu verbauenden Verbrauchers keinen vorhandenen Massepunkt findet, erstellt man sich diesen selber: Hierfür muss ein nicht genutztes Loch (M5/M6) im Karosserieblech, blank geschliffen werden. Dort kann man nun mit einer geeigneten Schraube und Mutter das Minuskabel mit einer Kabelöse befestigen. Wenn kein Loch vorhanden ist, bohrt man an einer passenden Stelle eines in oben genannter Größe. Eine noch elegantere Lösung sind Einzugsmuttern in einer Größe von M5 oder M6, die man mit einer speziellen Zange in ein Loch der Karosserie nietet. An diese Mutter fixiert man dann mit einer Schraube die Kabelöse der Minusleitung. Natürlich kann man auch eine Minusleitung vom Minuspol der Zweitbatterie zu den Verbrauchern legen. Der Nachteil dieser Variante ist, dass man dabei deutlich mehr Kabel verbraucht.
Materialien und Anschlüsse
Welche Kabelösen und Kabelschuhe man benötigt, hängt vom Verbraucher und dem Kabelquerschnitt ab. Im Internet gibt es eine große Auswahl an Sets, die aus Kabelschuhen, Ösen, Kabelverbindern sowie Kabel- und Isolierzangen bestehen. Auch die Kabel bekommt man günstig als Meterware. Aus Erfahrung würde ich beim Kauf der Kabel lieber einige Meter mehr bestellen, da man sich schnell verschätzt, wenn man diverse Leitungen durch den kompletten Fahrzeuginnenraum legt. Um kein zu großes Kabel Wirrwarr zu haben und einige Meter zu sparen, empfehle ich Leitungen, die später für ein und denselben Zweck genutzt werden sollen, über eine „Hauptleitung“ zu betreiben, von der man dann mit Abzweigen an die einzelnen Verbraucher geht. (wie z.b. für Licht, Steckdosen (12 V und USB). Lediglich für Verbraucher, die einen hohen Strom benötigen wie z.b. Kompressorkühlbox, Wechselrichter (12V -> 230V) sollte man einzeln abgesicherte und entsprechend dickere Leitungen verwenden.
Ich hoffe ich konnte mit diesem Artikel etwas Licht in die dunkle Welt der Fahrzeugelektrik bringen, sodass ihr nun die elektrischen Verbraucher eurer Wahl verbauen und betreiben könnt. Ich wünsche viel Erfolg beim selbstständigen Kabel legen!!
Lukas Schmid