Ich liebe die großen, wilden Stauseen Frankreichs – oder wie wir sagen würden: Big Barrages! Doch sie stellen dich auch vor Herausforderungen mit ihren zahllosen Hindernisse und den oft gigantisch großen Angeldistanzen. Mit diesen Tipps will ich dich besser vorbereiten!
Struktur und Tiefe verstehen – mit dem Echolot
Ein Echolot ist ohne Zweifel der größte Vorteil an einem Großgewässer, den man haben kann. Es dient hierbei weniger zum Auffinden von Karpfen, sondern zum Erkennen von Features, Strukturen und natürlichen Fressplätzen. Ich persönlich benutze schon immer ein Gerät von Lowrance, da dessen Strukturscan-Technologie es mir ermöglicht, auch kleine Unebenheiten, die nicht selten von fressenden Karpfen erzeugt werden, auf ansonsten ebenem Schlammboden zu finden und als Resultat mehr Fische zu fangen. Ein massiver Bonus! Doch schon ein Blick von oben aufs Gewässer mit Google Maps bringt viele Erkenntnisse. So ist es grundsätzlich am Einlauf eines Stausees am flachsten und an der Staumauer in der Regel besonders tief. Je nach Grundstruktur des Sees wissen wir damit schon mal ganz gut, wo die Fische im Frühjahr und Herbst sicher sein werden – oder eben bestimmt nicht herumschwimmen.
Meine Flaschenmarker aus dem Eigenbau
Früher habe ich die klassischen H-Marker über Bord geworfen, um Spots zu markieren. Heute nutze ich lieber eine kostengünstige Art: aus 500ml Plastikflaschen. In Verbindung mit einem Echolot kann man durch das Abtasten des Gewässerbodens mit dem unten angebrachten Blei auch noch den besten Spot innerhalb des Areals finden. Aufgrund der niedrigen Kosten für Blei, etwas Geflechtschnur und gegebenenfalls das Flaschenpfand ist es auch nicht so schlimm, wenn sich ein Raubfischangler oder der Standard-Tourist – aus Gründen, die mir bis heute nicht bekannt sind – damit aus dem Staub machen. Und wer sich öfter in Frankreich herumtreibt weiß, dass das ziemlich oft passiert. Natürlich ist ein GPS enorm praktisch, um Spots wiederzufinden. An vielen Seen müssen Stellen aber sogar mit Markern kenntlich gemacht werden. Und zur ersten Orientierung sind sie sehr nützlich. Auf jeden Fall aber immer billiger als die H-Blocks.
Rettet Fische: der Nothaken
Diese einfache Methode hat mir schon beim Landen zahlreicher Fische und dem Einsammeln von abgerissener Schnur geholfen. Viele der von uns beangelten Gewässer verfügen über etliche Hindernisse, schließlich wurden die Seen einfach aufgestaut und alles, was vorher über Wasser war, ist jetzt eben irgendwo da unten… Klar, dass sich da gerne mal ein Fisch festschwimmt. Mithilfe des Nothakens kann ich die Schnur auf der anderen Seite des Hindernisses hochziehen, diese zunächst kappen und anschließend wieder mit der Hauptschnur verbinden, so dass es mit dem Drill weitergehen kann. Kann man easy selber bauen: z.B. mit einem Drilling mit abgeknipsten Spitzen an geflochtener Schnur, auf der ein Blei läuft.
Die Immer-dabei-Kleinteilebox
Beim Fischen auf große Distanzen muss man sich über Angeleffizienz und den Ladezustand seiner Bootsbatterien Gedanken machen. Eine kleine Box mit allen wichtigen und nützlichen Utensilien wie Schere, Rigs, Bleie, Leadclips und einer Ködernadel bringt dann im Boot einen riesigen Vorteil. So kann man den Fisch noch im Kescher abhaken, ein neues Rig und Blei einhängen, den Köder neu ablegen und zurück zum Angelplatz fahren. Das schont die Batterie oder die Ruderarme und erhöht die Chance auf einen schnellen zweiten Biss.
Anker und Quick-Release-System
Ein Anker von guter Qualität ist auf vielfältige Weise nützlich. So kann man beispielsweise sein Boot im Wasser – statt am Ufer – lassen und spart so wertvolle Zeit, wenn man einen Fisch am Band hat. Die Nutzung eines Schnellverschlusses, um das Boot zu lösen, macht das Ganze noch produktiver und effizienter. Beim Run löse ich dieses Release System mittlerweile schon wie im Autopilot und bin sofort startklar. Gerade für solche wie mich, die ihr Schlauchboot lieben, ist das praktisch. Denn auf Ufersteine, Muscheln oder Glas reagieren diese Boote eben empfindlich. Mit dem Release System im Wasser vor Anker gelegt, kann ihnen nichts passieren.
Rigs – keine Kompromisse
Drills im Sturm auf einen halben Kilometer Distanz, Fische, die sich festschwimmen, große Waller als Beifang – Finesse Rigs, wie sie am heimischen Vereinsgewässer vielleicht zum Einsatz kommen, haben da gar nichts verloren! Ich setze auf 1er und 2er Twister-Haken an 35lb Coated Braid mit Kevlar-Kern. Die Beschichtung des Vorfachs entferne ich nur über dem Haken, um ihn beweglicher zu machen. Das in Kombination mit einem schweren Blei bis über 8oz und einem großen Snowman-Köder am Haar ist mein „Immerdrauf“ an französischen Großgewässern.
Meine Schnurzusammenstellung
Große Distanzen erfordern dünne Geflochtene – wegen der Schnurmenge auf der Spule und der guten Bissindikation dank der fehlenden Dehnung. Fiese Hindernisse eine dicke Mono-Schlagschnur. Ich nutze mindestens 10, eher 20 Meter 0,70mm (60lb) Mono Snagleader vor meiner 0,12mm Geflochtenen.
Tiefe Spulen, kurze Ruten
Meine 14.000er Shimano Power Aeros fassen 840 Meter 38.5lb Schnur (0,12mm Whiplash) und damit habe ich immer genügend Reichweite. Wichtig! Denn es gibt nichts schlimmeres, als Fische zu finden und nicht zu erreichen… Diese Rollen kombiniere ich mit meinen geliebten Scopes in 9 oder 10ft mit 3.5lb Testkurve. Diese kurzen Ruten sind beim Einsatz im Boot sehr von Vorteil, da einfach so schön handlich. Und Claire hat damit schon Welse bis über 2 Meter gefangen.
So, jetzt fehlt nur noch eine Portion Durchhaltevermögen und ein dickes Fell, dann kann das große Abenteuer an den Big Barrages starten. Und glaube mir, es kann sich mächtig lohnen! Nicht alleine die Fische, die dort möglich sind, lassen dich alle Mühen vergessen, alleine das Abenteuer dieser Angelei an sich ist es einfach wert. Es geht eben um Momente und Erlebnisse – und davon gibt’s auf einer Abenteuer-Tour die geballte Ladung.
Viel Erfolg,
Samir Arebi