Im letzten Teil dieser Kolumne habe ich bereits die Abwechslung angesprochen, auf die nicht nur wir Menschen, sondern auch unsere fischigen Freunde abfahren. Das erklärt natürlich hinreichend, warum selbst eine kunterbunte Buffettaktik keineswegs abwegig ist. Ganz im Gegenteil, manchmal ist sie sogar ein regelrechter Dosenöffner. Besonders an stark frequentierten Gewässern, an denen der Angeldruck stets immens hoch ist, funktionierte sie in der Vergangenheit wahrlich perfekt. Doch wenn ich sie nicht einsetze, hantiere ich aber zumindest doch mit zwei möglichst unterschiedlichen Futtersorten.
Die Taktik des wechselnden Platzes
Diese Idee ist für mich bereits ein echt „alter Hut“, denn sie kam mir bereits vor unzähligen Jahren. Damals war ich noch an den Kanälen des Ruhrgebietes überaus aktiv. Seinerzeit „pflegte“ ich immer zwei Stellen zur gleichen Zeit. Einerseits konnte ich so, falls einmal ein Platz von einem Kollegen unwissentlich belegt wurde, auf die Reservestelle ausweichen. Und auf der anderen Seite bekamen beide Spots damit auch die Möglichkeit, sich wieder von meiner vorangegangenen „Wilderei“ zu erholen. Schließlich bestand mein Plan auch daraus, nie an zwei hintereinander folgenden Tagen ein und denselben Platz zu befischen. Und trotzdem, nach einer längeren Befischung dieser Plätze, ließen die Aktivitäten an beiden irgendwann ganz deutlich nach. Da ich damals mit unterschiedlichen Boilies hantierte, beschloss ich kurzerhand, einfach die Köder der beiden Stellen gegeneinander auszutauschen.
Nach einiger Zeit der Ruhe und mehreren Fütterungen mit den gewechselten Baits, stand irgendwann die Probe aufs Exempel an. Und siehe da, bereits die ersten beiden Ansitze waren so erfolgreich, dass ich ein breites Grinsen wie ein Honigkuchenpferd ins Gesicht bekam.
Doch ehrlich gesagt, meine gute Laune war nicht von ausreichender Dauer. Nach einer kurzen Hochphase der Euphorie, ließen die Erfolgserlebnisse erneut deutlich nach. Hier und da bekam ich dann höchstens noch einzelne Aktionen. Für den Aufwand der regelmäßigen, doppelten Platzpflege war mir das einfach nicht genug. Daher war es sonnenklar: Eine markante Änderung schien unausweichlich! Neue Reize mussten die Karpfen wiederum auf Trab bringen. Doch was tun, wenn nicht stehlen?
Wie schaffe ich neue Reize?
Nach reiflicher Überlegung kam mir die Idee, die Stellen mit zwei völlig konträren Ködern gleichzeitig anzufüttern. Allerdings sollte beim eigentlichen Fischen nur einer dieser Köder als Hakenköder herhalten. Demnach fütterte ich während des Ansitzes mit beiden Ködern in ähnlicher Menge an, beköderte hingegen meine Hakenmontagen nur mit einer einzigen Variante. Oh ja, was soll ich Ihnen dazu sagen, schon bei den allerersten Versuchen lief es wieder einmal echt gut an. Und diese Glückssträhne hatte auch noch eine nette Weile ihren für mich sehr planmäßigen Bestand.
Als sich irgendwann allerdings die ersten Anzeichen des Umkehrpunktes zeigten, sah ich mich zum Einläuten einer weiteren Neuerung gezwungen. Nun fütterte ich zwar immer noch mit diesen beiden Ködersorten an, aber änderte komplett das Verhältnis ihrer Mengenanteile. Mit 80:20, und später auch mit 90:10, wollte ich die künstliche Gier auf einen bestimmten Köder schüren. Genau dieser Boilie musste dann logischerweise auch als Hakenköder herhalten. Um dem Ganzen noch die sprichwörtliche Krone aufzusetzen, fütterte ich während einer jeden Session keinen einzigen dieser „Mangelwareköder“, heute würde man wohl Pralinen dazu sagen, zusätzlich an. Die Gier sollte mit dieser Herangehensweise also möglichst komplett in die Richtung meines Hakenköders gelenkt werden. Kurz und knapp: Auch diese eigentlich banal klingende Neuerung brachte mir wiederum tolle Fische ein.
Sie sehen also, dass es nicht immer Hochhäuser sein müssen, die wir für den Erfolg verschieben müssen. Die ganz winzigen Dinge, die wir oftmals eher übersehen, reichen dafür schön völlig aus.
In diesem Sinne wünsche ich Ihnen bis zum nächsten Mal viele dicke U-Boote und klasse Erlebnisse am Wasser!
Thomas Talaga