Leute, es ist kaum zu glauben, wie krass doch mal wieder die Zeit vergangen ist. Wenn euch diese Zeilen erreichen, ja dann sollten wir bereits aus dem Gröbsten heraus sein. Ganz genau, damit ist natürlich gemeint, dass nun endlich der Winter dem Frühjahr Platz macht. Die viel zu langanhaltende Tristesse weicht damit also zeitgleich den allerersten grünen Trieben. Ganz ehrlich, für mich ist dies die geilste Jahreszeit überhaupt! Kein Wunder, denn darauf habe ich mich schließlich schon seit Monaten gefreut. Quasi so, wie ein kleiner Lausbub auf seinen nächsten Streich.
Allerdings ist diese Jahreszeit aus anglerischer Sichtweise nicht so ganz ohne. Denn in der Regel verläuft der alljährliche Saisonstart mit vielen Höhen und Tiefen. Unzählige Wetterkapriolen werden uns sicherlich in den kommenden Wochen wieder auf Schritt und Tritt begleiten. Und selbst wenn die Karpfen bereits ab und an schon gut „auf Futterkurs“ sein werden, kann und wird sich dies noch sehr häufig ändern. Eine „nette“ Frostnacht oder gar zwei und schon ist es wieder Essig mit den erhofften so tollen Fangresultaten. Zumindest wird dies dann an sehr flachen Gewässern ein gravierender Einbruch sein, der keineswegs unterschätzt werden sollte. Aber auch die tiefen Seen haben dann noch so ihre Tücken. Denn hier bringen die ersten wärmenden Sonnenstrahlen so gut wie nichts. Die fischigen Gemüter halten sich schließlich noch an den tiefen Kanten auf. Und in 9, 12 oder sogar 16 Metern wird das Wasser noch eine ganze schöne Weile eisig bleiben. Schlichtweg merken die Jungs vom zeitigen Frühjahr zunächst einmal so gut wie nichts.
Und ja: Bei den Jägern schaut das Ganze völlig anders aus. Um einen Motivationsschub, der noch kurz zuvor in den frostigen Wintertagen nicht groß genug hätte ausfallen können, muss nun niemand mehr ringen. Die abgeschlossenen Vorbereitungen haben nämlich die Erwartungshaltung längst an den oberen Begrenzer gebracht. Von daher stehen nun wohl nahezu alle Karpfenangler voll im eigenen Saft.
Doch Vorsicht, eine maßlose Übermotivation tut nur höchst selten gut. Und dies ist gewiss! Denn meine eigenen Erfahrungen betrügen mich diesbezüglich, falls überhaupt, nur alle Jubeljahre mal. Doch augenscheinlich stehe ich mit dieser Einsicht ziemlich allein auf weiter Flur. Denn nun wird eher geklotzt als gekleckert. Hier und da mal ein „Kilochen“ der extra frischgerollten Boilies. Dazu vielleicht noch ein schönes „Eimerchen“ Partikelmix. Ja, auf diese Art und Weise lässt es sich sehr klasse hantieren. Im Handumdrehen sollte so auch die festliche Tafel ordentlich bestückt sein. Und wenn dann halt noch nicht direkt auch die Plätze am gedeckten Tisch besetzt werden, ja dann wird eben noch ein gutes Schippchen von den tollen Leckerlies nachgelegt. Na logo, so hat das doch vergangenen Sommer und im Herbst auch sehr erfolgreich gezündet. Ja wie wahr! Allerdings sind wir vom Sommer oder Herbst noch meilenweit entfernt. Und im Frühjahr kann jedes Händchen zu viel auch gleichbedeutend mit einem herben Blank sein. Und nicht zu vergessen: Was erst einmal im Wasser gelandet ist, lässt sich nur höchst schwerlich wieder herausholen!
Meine Strategie schaut nun komplett anders aus. Ich setze schon sehr lange auf eine Strategie, die ich als ein „Auffallen um jeden Preis“ bezeichnen würde. Mit äußerst geringen Mitteln erreiche ich hiermit das nahezu Maximale. Gemeint ist damit eine ähnliche taktische Ausrichtung, wie ich sie auch im Winter praktiziere. Dabei biete ich kaum etwas Fressbares, dafür setze ich auf möglichst viele und heftige visuelle und geschmackliche Anreize.
Schon vor vielen Jahren war ich damit speziell im Frühjahr mega erfolgreich. Damals habe ich neben meiner Hakenmontage einzig auf ein gutes Händchen Haferflocken gesetzt. Dieser Fleck am Grund war schon aus einigen Metern Entfernung perfekt zu sehen und somit unverkennbar. Somit war zeitgleich auch ganz simpel die persönliche Einladung zu einer genaueren Erkundungstour ausgesprochen. Im Nahbereich gierte dann ein auffälliger Pop Up nach einer intensiveren Inaugenscheinnahme. Piiiiiiep…
Klar haben sich die Zeiten geändert. Doch das Grundkonzept steht noch immer in dieser Form. Es ist heute bestenfalls nur etwas ausgefeilter. Von einem gut konzipierten Spodmix ist im Stillwasser wohl noch kaum ein Karpfen satt geworden. Doch auf den kürzesten Weg zu meinen Hakenmontagen kann ich damit, so wie mit einer neonfarbigen Leuchtreklame, bestmöglich hinweisen. Heutzutage sticht dann ebenfalls wieder der auffällige Eyecatcher am möglichst nadelscharfen Haken hervor.
Kann ich auf eine frostige Nacht zurückblicken, so muss dies dem ganzen Vorhaben immer noch keinen Abbruch tun. In solchen Fällen setze ich sehr gerne auf ein Haken-Setup, welches ich mit einem simplen, jedoch trotzdem besonderen PVA-Stick garniere. Dieser besteht dann einzig und allein aus den zuvor angesprochenen Haferflocken. Nachdem sie in der PVA-Gaze verschnürt sind, pimpe ich den Getreidesnack nur mit einem krassen Liquid. Goo von Kiana Carp oder ähnliche, flüssige Attraktoren eignen sich dazu wie gemalt. Wie krass diese Kombination in der Praxis funktioniert, ist echt unfassbar. Ein schöner Fleck am Grund und eine derbe Wolke im Wasser sind halt selbst für sehschwache Individuen unübersehbar.
Weiß ich sehr genau, wo sich die noch ziemlich trägen Carps aufhalten, so setze ich diese Taktik ebenso liebend gerne ein. Das Ganze funktioniert mit einem Chod Rig gleichfalls sensationell und nahezu perfekt. In solchen Fällen entferne ich dazu zuerst das Blei und ziehe den PVA-Stick einfach auf die Sektion, die sich unterhalb des Chod-Vorfaches befindet. Zur Veranschaulichung: Damit agiert dieser Stick dann letztendlich exakt über dem Blei und eben nicht in der unmittelbaren Hakenumgebung. Diese Platzierung soll bewirken, dass sich beim vielleicht hektischen Inspizieren des Aromapaketes kein Fisch unbeabsichtigt am scharfen Haken von außen hakt.
In einem kleineren Fluss oder aber Schifffahrtskanal bringen ein paar heftig aromatisierte Futterballen weit mehr als ein nur lose an der Oberfläche eingebrachter Spodmix. Schließlich sollen damit ja am Grund stehende oder umherziehende Fische dazu gebracht werden, uns ihre ungeteilte Aufmerksamkeit zu schenken. Und im Anschluss daran sollten sie dann ja auch noch zielsicher in Richtung unser Hakenmontagen umgeleitet werden. In bewegten Wassern hat sich als zusätzlicher Wegweiser auch noch ein gut gesoakter und eventuell noch zusätzlich mit Goo beschichteter Hakenköder bestens bewährt. Dieser würde dann quasi die Feinjustierung, nach dem Motto „hallo hier bin ich“, übernehmen. In diesem Fall haben sich ein paar zusätzliche, schön attraktive Boilies als nicht ganz so unnütz herauskristallisiert.
Wie Sie sehen, nicht immer muss viel auch viel bringen. Gerade im zeitigen Frühjahr ist deutlich weniger mit Sicherheit sehr viel mehr!
Und ja, ich höre diesbezüglich immer mal wieder skeptische Kommentare. Doch wer meint, diese Strategie fängt nur die kessen und unerfahrenen Kleinen, der ist damit zu meinem Glück komplett auf dem Holzweg. Denn nicht nur in wenigen Einzelfällen fahren nämlich ebenso die sehr besonderen oder aber großen Ausnahmefische mega darauf ab. In dieser ersten wirklich interessanten Phase eines jeden Jahres, fange ich schon ein paar sensationelle Carps an die ich mich noch weit über die komplette Saison erinnere. Falls Sie mir jetzt noch immer nicht so recht glauben, dann schauen Sie vielleicht einfach mal auf meiner Instagram Page vorbei. Dort werde ich Sie mit Sicherheit vom exakten Gegenteil überzeugen.
Jetzt bleibt mir nur noch eine Sache übrig: Ich wünsche Ihnen allen einen mega Saisonstart und dicke Erfolge auf ganzer Linie!
Thomas Talaga