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+ Stories / 09.07.2021

Suchen, Füttern, Fangen - Stausee Taktiken von Guido Richard

Wer sich meine beiden Berichte über die Cassien Session, die ich letztes Jahr mit meinem guten Kollegen Laurent erleben durfte, durchgelesen hat, ist vielleicht neugierig geworden, wie wir zum Erfolg gekommen sind. Wie ich in der Story erwähnte, war ich zum ersten Mal dort. Ich bin also nicht die richtige Person, um speziell etwas über die Cassien Angelei zu schreiben. Aber ich kann gerne unsere Vorgehensweise erläutern, die wir anhand von Erfahrungen an verschiedenen Stauseen aufgebaut haben.

Als Erstes, was ist der Cassien für ein Gewässer? Ein ganz normaler Stausee wie alle anderen in Frankreich, in dem schöne Karpfen schwimmen. Nur ist der Cassien bei jedem Karpfenangler mehr oder weniger bekannt und daher seit Jahren unter Angeldruck. Achtung, natürlich hat jeder Stausee seine spezifischen Eigenschaften, wie z.B Bestand, Größe, Region, Tiefe, Angeldruck, Gewohnheiten der Fische usw. Dennoch gibt es mehr Ähnlichkeiten als Eigenheiten an Stauseen.

Wir sind in der zweiten Sommerwoche am Cassien angekommen und waren uns sicher, dass die Fische alle ausgelaicht waren und bestimmt auch schon wieder komplett im See verteilt waren. Das machte die Wahl des Bereiches, in dem wir Fischen wollten, schon mal deutlich einfacher, denn die Fische waren in der Theorie überall fangbar. Wie in den Stories erwähnt, waren wir sehr mobil unterwegs. Erstens, um viel vom See zu sehen und zweitens, da das Nachtangeln dort verboten ist. Wir haben jeden Tag als neue Chance gesehen, um neue Plätze zu befischen und dort an die Karpfen zu kommen. Wie erwähnt haben wir jeden Platz vorbereitet. Wie und warum haben wir das gemacht?

Dazu habe ich ein gutes Beispiel in Erinnerung. Es war eine Session in den Alpen an einem riesigen Stausee. Dort habe ich fünf Nächte an fünf verschiedenen Plätzen gefischt, bis ich am sechsten Platz die Fische gefunden und gefangen habe. Jeden Platz hatte ich 24 Stunden davor mit 2-3 kg Futter vorbereitet. Auf den fünf ersten Plätzen hat das Futter nichts gebracht. Am sechsten Platz waren bestimmt die Fische schon vorher dort, und als ich ankam, sind sie direkt auf mein Futter aufmerksam geworden, sodass ich eine hübsche Serie in nur wenigen Stunden fangen konnte. Genauso ist es auch am Cassien für uns gelaufen.

Kommen wir nun zum Thema Futtermengen und Füttern. Wir haben immer im Voraus Spots ausgewählt, keine große Fläche, sondern ganz sorgfältig kleine Spots für jede einzelne Rute. Wie zum Beispiel zwischen dem Ufer und einem Krautfeld, hinter dem Krautfeld, auf weicherem Grund oder an kleinen helleren Flecken im steinigen Steilufer. Diese kleinen Spots haben wir meistens mit ca. 5-7 kg befüttert, was für viele jetzt bestimmt eine riesige Menge ist. Wenn man es so sieht, dass es Sommer war, alle Weißfische dort aktiv sind, plus die Welse, die sich im Cassien sehr präsent zeigen sowie alle anderen Tiere, die unser Futter fressen, dann sind 5 kg nichts mehr. In 24 Stunden kann Unterwasser sehr viel passieren. Beim Legen der Ruten hingegen haben wir sehr wenig gefüttert, um einen schnellen Biss zu bekommen.

Dieses schnelle ein- bis dreimal Füttern nenne ich Platz-Aktivation. Fische, die schon am Spot sind, werden neugierig, fangen an in aller Ruhe zu fressen, ohne, dass Schnur im Wasser ist. So wächst ihr Vertrauen - und das ist an einem so stark befischten See wie dem Cassien sehr wichtig. Manche denken jetzt bestimmt, dass soetwas wahnsinnig risikoreich ist, denn in jedem Moment kann sich jemand auf den Platz hocken. Ja, das Risiko besteht, aber es zahlt sich sehr oft aus. Wer keine Lust auf den Stress hat kann eine solche Taktik auch direkt auf seinem Langzeit-Platz aufbauen, indem er einen Bereich erst mal nicht befischt jedoch unter Futtert hält.

Flaches angeln. In den meistens Stauseen kann man ufernah sehr schnell Tiefen von 20-30 Meter erreichen oder mehr. Das Leben finden also meistens in den ersten Metern der Wassersäule statt, die sehr dicht am Ufer liegen und die Zugrouten der Karpfen darstellen. Seit Jahren lege ich, egal zu welcher Zeit, immer eine Rute in knapp einem Meter Wasser ab, und so krass wie es ist, bringt die Rute immer Fisch.

Es war, glaube ich im Mai 2013, ich war seit drei Tagen mit meinem guten Freund Tarik am Blank an einem mittelgroßen Stausee. Wir fischten vom Ausgang einer Bucht in die Bucht hinein und ins steile Ufer, aber ins tiefere Wasser. Nachts hörten wir Fische springen und wir wunderten uns fast, dass nichts ging. Am dritten Abend war ich mal wieder dran mit Abwaschen, es war schon spät, mit der Kopflampe und dem Abwasch bin ich ans Wasser gelaufen und auf das Schlauchboot gestiegen, um keine nassen Füße zu bekommen. Da habe ich tatsächlich direkt vor dem Schlauchboot im Schirm meiner Lampe drei Karpfen erschrocken. Am selben Abend haben wir noch zwei Ruten umgelegt, die bis zum Morgen drei Fische brachten, in weniger als einem Meter Wasser. Am nächsten Tag sind wir etwas weitergezogen, um unsere Ruten besser im Steil-Ufer zu verteilen und wir konnten noch viele weitere schöne Fische fangen. Am Cassien war es zu unserer Zeit genauso. Die Fische sind auf der Suche nach Nahrung in den ersten Metern gezogen und da haben wir sie auch gefangen. Die tieferen Ruten brachten nichts. Bestimmt ist es das nächste Mal ganz anders, alles funktioniert nicht immer. Einen Versuch ist es aber immer Wert.

Zu Thema Rigs kann ich leider nicht viel erzählen, da ich schon immer das einfachste Rig fische, das es gibt. Länge und Hakengröße passe ich immer an die Gegebenheiten an. Für das Fischen im steinigen Steil-Ufer benutze ich gerne einen steinharten Pop Up, der ca. 2-3 cm über dem Boden schwebt. So ist das Risiko, den Köder zwischen zwei Steinen einzuklemmen, deutlich geringer.

Ich hoffe, ich konnte etwas von unserer Vorgehensweise an euch weitergeben.

Guido 

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