Willkommen beim ersten River Rats Tagebuch, Leute! Richtig gelesen! Ab sofort erfahrt ihr hier im Abstand von vier Wochen was bei mir - Andi - gerade so auf der Abhakmatte liegt oder wo ich gerade dran bin. Auch Felix ist im Moment intensiver am Fisch denn je, der alte Weltenbummler ist dank der neuen Corona-Regelungen zur Abwechslung mal nicht irgendwo in Südostasien unterwegs und die heiße Frühlingsphase hat der Junge mal so richtig genutzt, das kann ich euch schon verraten!
Alles steht Kopf
Was für verrückte Zeiten erleben wir aktuell? Die letzten beiden Wochen im März stand plötzlich alles Kopf. Covid 19 - dieses verdammte Virus hat es doch tatsächlich geschafft, dass die gesamte Welt den Atem anhält. Geschäfte wurden geschlossen, Großveranstaltungen im Handumdrehen für den Rest des Jahres abgesagt und Grenzen komplett geschlossen. Das öffentliche Leben steht still und jetzt, nur ein paar Wochen später, haben wir gelernt, uns mit den Regeln des Social Distancing und Atemschutzmasken zu arrangieren. Eine kleine Katastrophe und surreale Situation für einen Menschen, der es liebt, sozial zu interagieren.
Der Schock und die Erkenntnis
Ich war bereits vor der ersten Virus-Welle sensibilisiert für das, was uns da wohl erreichen würde. Mein Bruder Felix hatte genau im Blick, was in Asien abging und berichtete mir seine Erkenntnisse, während in Deutschland ein noch komplett normaler Alltag herrschte. Zudem war ich auch mit meinem Freund und Arbeitskollegen Oscar Brugger in Kontakt, der in Italien lebt und mir berichtete, mit welchen Regelungen er schon zu kämpfen hatte. Als das Virus wenige Tage später plötzlich auch Österreich, Deutschland und Holland erreichte war der Schock perfekt. Auf Angeln hatte ich angesichts dessen erstmal keinen Bock. Zudem war unsicher, wie lange ich die Grenze zu Deutschland überhaupt passieren konnte, denn mein anglerischer Fokus lag für dieses Jahr nicht an den Wasserstraßen in den Benelux-Ländern, sondern an den schönen Baggerseen des Niederrheins. Aber auf den ersten Schock folgte eine weitreichende Erkenntnis. Karpfenangeln geht Hand in Hand mit den Regeln von Social Distancing. Im Gegensatz zu Ländern wie Frankreich, Belgien oder Italien war Karpfenangeln in meinen Breitengraden nach wie vor möglich und erlaubt. Mein Elan kam langsam wieder zurück und das spiegelte sich schnell auch in meiner Angelei wieder. Ich hatte Bock, den Frühling mit all seinen Facetten zu begrüßen!
Willkommen im April
Obwohl der April in Bezug auf Wetter und Temperaturen einer Achterbahnfahrt glich, war er super erfolgreich! Mobiles Angeln mit attraktiven, in Goo gesoakten Pop Ups war der Schlüssel für fast 30 Fische an ein paar Wochenenden. Mein Kumpel Nico und ich waren den Karpfen immerzu dicht auf den Versen. Wir scheuten keine Mühen und observierten unser Zielgewässer so intensiv wir konnten. Unser erster Anhaltspunkt war eine wild gewordene Horde Milchner, die sich durch ihr lautstarkes Springen bemerkbar machte. Wir angelten die Gesellen sofort an und erlebten unser blaues Wunder. Kurz nachdem die Karpfen sich gehakt hatten begannen wilde Drills, die mich manchmal fast den Arm gekostet hätten… Die Milchner hatten sich wohl schon gesammelt, um gemeinsam auf die prallen Rogner zu warten. Der Hunger nach kreischenden Delkims und nassen Matten war nach einem arbeitsreichen Winter groß und nun ging es endlich wieder so richtig los! Der Frühling kam in Fahrt und nachdem wir uns mit den wilden Rabauken erstmal fast bewusstlos gedrillt hatten, fanden wir auch die dicken Karpfendamen.
Es fühlte sich großartig an, trotz dieser wirren Corona-Situation das zu machen, was einem so viel positive Energie gibt. Einfach draußen leben, Angeln, Bilder schießen, den Frühling in sich aufsaugen und trotz Distanzregel und Corona-Einschränkungen ein Gefühl von Freiheit aufkommen lassen. Gerade jetzt wird mir immer intensiver bewusst, was für eine großartige Passion wir doch alle haben und wisst ihr was? Auch wenn dieses Jahr wohl einige große Pläne für Urlaubsreisen oder das ein oder andere Festival flach fallen, angeln können wir trotzdem! Eine Erkenntnis, die mir hilft, dieser Corona-Sache etwas Positives abzugewinnen.
Ich wünsche euch ein großartiges und fischreiches Frühjahr, Leute! Bleibt gesund, nehmt Social Distancing ernst und genießt eure Angelei - wie ich - in vollen Zügen!
Andi Hetzmannseder