Diesmal fand auch ich - Fel - wieder mal Zeit, um unsere Kanal-Geschichte weiter zu erzählen. Jetzt, mitten in Zeiten von Ausgangssperre und Corona-Krise, fühlt es sich umso besser an, den Blick auf die schönen Dinge des Lebens zu richten.
Zurück an den Wasserstraßen
Die Blaualgensperre hatte mich eiskalt erwischt und mein geplanter Belgien-Trip war schon nach einer einzigen Nacht vorüber. So hatte ich mir das irgendwie nicht vorgestellt. Wie gut, dass man Freunde und nicht zuletzt einen Bruder als Rückendeckung hat, die man in solch ungeplanten Situationen um Rat fragen kann. Thanks Andi, Nick & Derek.
Ich war endlich wieder zurück an den Kanälen und es fühlte sich großartig an, auch wenn ich gezwungenermaßen von Belgien nach Holland ausweichen musste. Der Flow war beim Anblick der holländischen Kanäle aber gleich wieder da. Du kennst das bestimmt auch, jede Aktion an der Rute, vielleicht auch ein Biss, all diese Dinge fühlen sich an einem total neuen Gewässer einfach mindestens doppelt so intensiv an. Ein Gefühl von Zufriedenheit. Die Taktik, welche Andi schon im Black Pearl-Beitrag geschildert hat, schien zudem den Nagel auch voll auf den Kopf zu treffen. Mittlerweile waren wir zu zweit unterwegs, fütterten mindestens drei Spots und angelten jede Nacht einen davon ab.
Den Tweebuik
Erneut war ein lauer Sommerabend angebrochen und wir saßen gespannt hinter unseren Ruten und sprachen von den Fischen, die wohl den rauen Kanal ihre Heimat nennen. Bei einem Becher Rotwein aus der österreichischen Heimat sprachen wir von diversen bekannten Fischen und auch von einem wirklich markanten Schuppi, welcher „Den Tweebuik“ genannt wurde - wir hatten sogar am Tag zuvor noch Bilder mit unserem Buddy Nils Thönnes ausgetauscht. Dieser alte Schuppi war definitiv schon viele Jahre in diesem Kanal unterwegs. Wie soll ich das sagen, die Nacht verging und blieb nicht erfolglos. Und ob ihr es glaubt oder nicht, ich fing genau diesen Fisch in der selbigen Nacht. Was für ein toller Fisch. Zu Bestzeiten über 40 Pfund schwer, bei mir ausgelaicht etwas leichter.
Wer mich kennt, weiß wie hart ich es abfeiere, wenn Situationen wie diese passieren. Andi und ich waren wie man so schön sagt „Over the moon“. Nach diesem unfassbar geilen Morgen stand auch schon wieder der nächste Move auf dem Programm. Diesmal an den zweiten der drei vorbereiteten Spots. Während ich noch den aktuellen Platz mit Futter versorgte, fuhr Andi an die dritte Stelle und wir trafen uns schlussendlich gegen mittag am zentralen Spot, wo Andi ein paar Wochen früher schon sehr erfolgreich war.
Katzenalarm
Voller Euphorie genossen wir den schon wieder viel zu schnell an uns vorbeirauschenden Tag. Doch diesmal blieb es ruhig an unseren Ruten. Beim morgendlichen Kaffee entschlossen wir den Vormittag noch zu bleiben, wer weiß. Kanalfische sind wirklich unberechenbar und so sollte sich der nächste tatsächlich um Punkt 12:00 mittags ankündigen. Andi war richtig hart im Drill, rutschte fast in der Uferböschung aus. Ein Transportschiff und ein Ausflugsbötchen später wurden wir aber schnell auf den Boden der Tatsachen zurückgeholt, denn es handelte sich nicht um den erhofften, massiven Kanalschuppi sondern um einen Waller, der noch dazu den ganzen Bauch mit unseren Boilies gefüllt hatte. Fiese Dinger diese Waller, das kann ich euch sagen!
Wir waren etwas frustriert, denn hier zählte jeder Biss. Wer aufgibt, verliert aber. Also schnell ein Erinnerungsfoto mit der Katze und weiter an den nächsten Spot zum Füttern. Nach einem kurzen Zwischenstopp ging es weiter. Wir wollten keinen Platz zu stark strapazieren.
Flynn und Derek bringen Glück
Auch unser Kumpel Derek ließ es sich nicht nehmen und kam auf ein paar Tassen englischen Yorkshire Tee vorbei. Flynn und Derek brachten definitiv Glück mit. Schon kurz nachdem die beiden es sich unter unserem Schirm gemütlich gemacht hatten, schoss aus dem nichts meine mittlere Rute los und ich stand im Drill... Nächster Fisch, ist das zu fassen?
Die einzige Tatsache, die mich etwas aus der Ruhe brachte war, dass ich nur mehr noch eine Nacht hatte bevor ich wieder zurück in meinen Alltag nach Österreich musste - ich genoss die Zeit mit meinem Bro, alten und neuen Freunden einfach ungemein. Für diese letzte Nacht wollten wir nochmal etwas neues, besonderes wagen: Eine Nacht mitten in einer Stadt! Obwohl mir berichtet wurde, was da freitags am Abend so abgeht, wollte ich unbedingt dort angeln. Nach akribischer und langer Suche nach Fischen konnten wir tatsächlich ein paar ausmachen. Wie so oft: Sie standen knackig eng an den Hindernissen vor einer Brücke.
City Vibes
An der besagten Stelle inmitten Stadt errichteten wir also für eine letzte Nacht die Camps. Nachdem wir die Ruten aufteilten fand ich am Ufer des eingefriedeten Kanals einen bereits stark angerosten Schlüssel. Klar, ich taufte ihn meinen Schlüssel zum Erfolg und seit diesem Tag fährt er in meinem Bulli mit. Ein Glücksbringer! Der Schlüssel zum Erfolg liegt oft so nahe, und nicht selten genau darin, zu improvisieren, statt alles zu Tode durchzuplanen. Auf Tour gehen mit einem freien Kopf – dann kann wirklich alles passieren!
Bleibt gesund, Leute! Wir lesen uns!
Fel Hetzmannseder