Während der letzten Wochen lag mein voller Fokus auf einem einzelnen Schleusenabschnitt am Kanal und das hatte sich voll bezahlt gemacht. Ich hatte die vermeintlichen Fressplätze der Fische gefunden und war mir sicher, dass ich diese, mit konstanten Futtergaben und bedachtem Vorgehen, auch für eine Weile am Laufen halten konnte.
Gerade deswegen, weil ich an diesem Abschnitt zwei, bei bestimmten Bedingungen sogar drei verschiedene Bereiche in der Hinterhand hatte, an denen ich immer mit einem Fisch rechnen konnte. Genau an diesen Punkt wollte ich gelangen, denn von jetzt an schien meine Kanalangelei in Belgien planbar. Ich war voll am Puls des Gewässers. So stark mit diesem Kanal eins geworden, dass ich jeden Morgen, kurz bevor ich den Weg ins Office antrat, noch ein kleines Erinnerungsbild am iPhone schoss. Einfach nur aufgrunddessen, dass ich es im Laufe des Tages mal wieder aufrufen konnte und mich daran erinnerte, wie schön es doch heute morgen im ersten Tageslicht am Wasser war. Ich war im Angelflow und wusste ganz genau, dass meine Taktik funktioniert. Es war eigentlich nur eine Frage der Zeit, bis hier erneut etwas Besonderes passieren sollte und ich wollte es diesmal nicht für mich alleine auskosten, ich wollte es teilen!
Auf Tour
Im August ging es für mich wieder auf Tour. Meine Angelei am Kanal musste berufsbedingt für ein paar Tage pausieren. Auf dem Plan stand erst ein kurzer Abstecher nach Österreich, gefolgt von einer Drehwoche im wilden Osten Deutschlands mit Korda - natürlich kombinierte ich diese beiden Termine und ganz ehrlich, ich hatte auch richtig Bock auf das Projekt, denn bei Kai Lander und Mathias Lange steht immer Abenteuer auf dem Plan! Das war mir spätestens nach dem Dreh der „Große Naturseen Masterclass“ im Jahr 2018 bewusst geworden. Und auch dieses Mal haben sich die Jungs richtig ins Zeug gelegt. Mathias guidete uns an ein komplett unberührtes Gewässer im tiefsten Brandenburg, während Kai parallel einen Fluss im Auge behielt, an dem wir gegen Ende der Woche für ein „People @Korda“ filmen wollten.
Google Maps und die Angelsperre
Während meines Zwischenstops in Österreich teilte ich meine neu gewonnenen Informationen über den Kanal mit Fel. Glaubt mir Leute, nach unserem Treffen hatte der Mann ein rotes Display vor lauter neuen Pins, die ich ihm voller Euphorie auf Google Maps setzte. Felix hatte kurzfristig zwei Wochen Urlaub eingereicht und trat die lange Reise aus Österreich bereits während meiner Arbeitswoche im Osten an. Nach der Drehtour wollten wir uns am Kanal treffen und gemeinsam weiter den Kanal beackern, doch es kam anders als gedacht, denn Felix erster Morgen am Kanal brachte unschöne Neuigkeiten. Die belgische Polizei teilte ihm mit, dass mit sofortiger Wirkung eine Sperre für alle Freizeitaktivitäten an den Kanälen der Region in Kraft trete - ein Grenzwert für Blaualgen war überschritten und das bedeutete ein zeitliches Verbot für Angler und eine Reihe weiterer Wassersportler. Damit hatten wir nun wirklich nicht gerechnet, schon nach der ersten Nacht mussten wir unseren Plan also komplett umkrempeln. Felix war verständlicherweise gefrustet. Nach einigen Telefonaten und weiteren Location-Pins per WhatsApp machte er sich auf den Weg nach Holland, wo zu dem Zeitpunkt keine Blaualgensperre in Kraft war.
Black Pearl
Einige intensive Tage verbrachte Felix mit Location, Loten, Vorbereitung und Angeln an einem anderen Kanal und seine Mühen sollten belohnt werden. Sein erster Biss am Kanal in Holland brachte eine schwarze Perle von einem Karpfen, übersäht mit Perlschuppen und gezeichnet vom Leben. Der Trip war hiermit offiziell gestartet und schon nachts darauf trafen wir uns an der Wasserstraße. Wir bündelten für die zweite Woche am Kanal unsere Kräfte und nahmen mehrere Bereiche unter Dauerfeuer. Felix' Black Pearl kam über Futter und wir wussten was wir von nun an zu tun hatten. Eine Rotation von drei Bereichen, aufgeteilt über mehrere Kanalkilometer, schien uns perfekt, um das Meiste aus dem Trip herauszuholen. Von nun an angelten wir also jede Nacht auf vorbereiteten Spots, während wir den beiden anderen Plätzen Ruhe und ordentlich Futter gaben.
Voll im Flow
Wir hatten eine mega Zeit, kochten gemeinsam, angelten gemeinsam, movten gemeinsam und vor allem - wir fingen Fische satt. Die Spots waren top und jede Nacht lief mindestens eine unserer Ruten ab. Felix war voll im Modus. Er hatte die Spots auf eigene Faust ganz genau inspiziert. Erst mit Polbrille und Lotrute, später mit Echolot vom Boot aus. Wir wussten nach seiner akribischen Vorarbeit ganz genau, wie wir die Ruten ablegen mussten und schon nach wenigen Bissen kam ein tiefes Vertrauen in unsere Angelei zurück.
Und das sollte sich weitertragen...