Ab dem Zeitpunkt, an dem ich aus dem hohen Norden Englands wieder gen Süden fuhr, befand ich mich für bereits gut neun Wochen auf Tour. Während all dieser Tage blieb es mir nicht erspart, durch jeglich erdenkliches Wetter zu fahren. Ich beangelte die verschiedensten Gewässer, fand mich im größten Stadtgewimmel zurecht und widmete mich neben der Karpfenjagd auch vielen anderen Aktivitäten. Zudem schlief ich nicht eine Nacht in einem richtigen Bett und hatte lediglich mein Auto als feste Basis. Obwohl dieser Lebensstil mehr als nur anstrengend war, lockte mich keine der vielen Eskapaden aus meiner letzten Reserve. Das hatte ich maßgeblich einer guten Ausrüstung für diese Reise zu verdanken. Bevor ich euch also spannende Geschichten aus einer der größten europäischen Metropolen erzähle, halte ich es für angemessen, euch einen tieferen Einblick in die Ausrüstung und die Vorgehensweise dieser Odyssee zu geben.
Einige von euch wird es vielleicht brennend interessieren, wie ich anglerisch vorging. Andere womöglich mehr, was ich alles an Verpflegung einpackte. Die Nächsten fragen sich eventuell, woran ich meine Reiserute festlegte. All diese Fragen will ich natürlich aufgreifen, doch erlaubt es mir, zunächst dem Herzstück dieser Reise das Wort zu überlassen - dem alten roten Opel Kadett e-Karavan aus dem Jahre 1991:
Es muss wohl 2018 gewesen sein, ich war zu diesem Zeitpunkt 27 Jahre alt und schon recht betagt, als man mich weiterverkaufte und vor die Haustüre dieses Jungspundes stellte. Jakob freute sich riesig als er mich sah und augenblicklich entstand zwischen uns eine tiefe Verbindung. Nie hätte ich gedacht, dass ich auf meine alten Tage noch solche Abenteuer erleben sollte. Nach einigen Reisen im gleichen Jahr verschlug es uns im Folgejahr also für längere Zeit nach England. Natürlich bereiteten wir uns darauf gründlich vor und Jakob nahm einige Ausbauten in mir vor.
Ein zufriedener Magen ist allzeit ein guter Kamerad
Dem jungen Rasta war es mit am wichtigsten, dauerhaft gut kochen zu können. Besonders bei schlechtem Wetter oder wenn man ausgelaugt ist, sei ein gutes Essen dringend von Nöten. Naja, mir reicht ja Super 95, aber das zählt ja nicht. Entsprechend baute er zwei Kisten, welche perfekt an die Seite des Rückraums passten. Eine war gefüllt mit Vorräten, die Andere für sämtliches Kochgeschirr und mit einem Zwei-Flammen Gaskochfeld auf dem Deckel. Morgens das Porridge und den Kaffee gleichzeitig zu kochen, war fortan kein Problem mehr.
Allerdings sei jedem empfohlen, der durch verschiedene Länder tourt, mit CampingGas (einheitlich in ganz Europa) zu kochen. Die deutschen Gasflaschen sind nur auf deutsche Anschlüsse normiert und lassen sich nicht im Ausland austauschen. Inmitten der walisischen Pampa musste Jakob ganz schön fluchen, als das Gas leer war und er einige Scheine für eine neue Gasflasche und den Druckwandler hinlegen musste.
Abgesehen vom Kochen war eine LED-Lampe, angeschlossen an meine Batterie, sehr von Vorteil. Diese Lampe frisst kaum Strom und ist dazu verdammt hell. Mit einer Klammer und langem Kabel versehen, lässt sie sich zudem überall anbringen und spendet wichtiges Licht. Ob als Leselampe oder zum Kochen.
Der Opel hat Recht (ich übernehme mal wieder), das waren grundsätzlich die wohl wichtigsten Maßnahmen vor der Reise. Beim Kochen musste ich mich natürlich mangels eines Kühlschrankes auf einfache Gerichte reduzieren. Doch das sparte auch enorm viel Geld. Allerdings versuchte ich stets abwechslungsreich zu essen und immer wieder frisch einzukaufen. Für regelmäßige kulinarische Highlights sorgte vor allem meine Spinnrute. Frische Forellen, Zander, Barsche oder auch Pollaks ließ ich mir regelmäßig schmecken. Nicht nur, dass so etwas das Lebensgefühl hebt, auch der Geldbeutel dankte es mir.
Schlafen tat ich meistens auf einer Isomatte welche ich in der Mitte des Rückraums ausrollte. Durch die ausgebauten Sitze und die umgeklappte Rückbank hatte ich so eine etwa 1.80m lange Liegefläche. Optional hatte ich natürlich auch ein Bedchair und zwei Zelte dabei (ein Titan-Hide und ein Campingzelt), diese benutzte ich jedoch nur sehr selten. Nach einer Zeit wurde das Liegen und Schlafen im Auto so vertraut, dass es mir wie ein Wohnzimmer vorkam und ich oft stundenlang dalag und las.
Natürlich hatte ich ein gutes Sortiment an Kleidung im Gepäck. Ich reduzierte mich so gut es ging, schließlich hatte ich nicht unbegrenzt Platz, doch wollte ich auf jegliche Wetterlage vorbereitet sein. Das war auch extrem wichtig, denn das Wetter war alles andere als konstant. Besonders eine gute Regenjacke, festes Schuhwerk und bequeme Pullis lernte ich sehr zu schätzen. In den großen Städten genoss ich es, mich gut kleiden zu können. Zwischen all den jungen Leuten als versiffter Angler aufzutreten, war nicht nach meinem Geschmack. Um meine Kleidung trocken zu halten, kamen mir einige Hammer Dashs zu Gute, in welchen ich immer alles schön sortiert hatte.
Eine gute Ordnung ist generell extrem wichtig. Ständiges hin- und herräumen ist nicht nur nervig sondern kostet auch enorm viel Zeit. Nach einigen Wochen entwickelte ich eine reibungslos funktionierende Routine mit meinen sieben Sachen. Alles hatte seinen festen Ort, kaum etwas flog sinnlos im Auto herum. Für mich ist solch ein System tatsächlich mit das Essenziellste, um auf längere Zeit fähig zu sein, aus dem Auto heraus zu leben.
Mein Equipment zum Angeln stellte ich wie folgt zusammen:
Im Voraus wusste ich, dass ich wohl die verschiedensten Gewässer beangeln würde, weshalb ich Ruten in 12“ und 10“ einpackte. Natürlich durfte auch eine Spinnrute sowie eine 6“ Rute zum Stalken nicht fehlen. Besonders profitierte ich von einem großen, jedoch handlichen Rucksack, in dem ich beim Angeln so ziemlich alles dabei hatte. Kamera, Endtackle, Benzinkocher, Stativ, Boilies und noch vieles mehr. Dadurch war es mir möglich, selbst lange Strecken mit meinem gesamten Angelzeug zu Fuß zurück zu legen. Generell packte ich alles so minimalistisch wie nur irgend möglich. Zu viel Ausrüstung kann kontraproduktiv sein.
Futter durfte natürlich auch nicht knapp werden, etwas 35kg Boilies, 15kg trockene Tigernüsse und 10kg Boiliemix verstaute ich unter der umgeklappten Rückbank. Tatsächlich brachte ich einige Kilo wieder mit zurück, denn meistens angelte ich nur auf einen Biss. Dafür war oftmals auch nur eine Handvoll zerkauter Tigernüsse oder zerbröselter Boilies von Nöten.
Dieses Vorgehen verfolgte ich fast überall. Das Ziel war immer, zumindest einen Karpfen aus den Gewässern zu fangen. Hatte ich dieses Ziel erreicht, zog ich meist weiter. Ich wollte nicht immer möglichst viel fangen, sondern viele Gewässer erkundschaften und beangeln. Allerdings ging das immer wieder Hand in Hand mit sehr guten Fangerfolgen.
Natürlich hatte ich bereits ein paar Gewässer im Kopf, als ich mich auf die Reise begab, jedoch beangelte ich die meisten Kanäle, Seen und Flüsse sehr spontan. Google Maps ist dafür unersetzlich. Viele Stunden saß ich im Auto und suchte die Gegend über mein Smartphone gründlich ab. Dabei hielt ich immer nach offensichtlich interessanten Stellen oder Bereichen Ausschau. Hatte ich solch eine gefunden, vergewisserte ich mich vor Ort. Sagte mir mein Gefühl „Nein“, scheute ich nie davor weiter zu suchen oder gar aufs angeln zu verzichten und mich Andrem zu widmen.
Auch meine Angelei gestaltete ich so einfach wie möglich und orientierte mich nach den mir offensichtlichsten Anhaltspunkten. Offene Augen und teilweise langer Atem sind das A&O.
Dieses Vorgehen unterliegt nach einiger Zeit einer einfachen Routine. Mittlerweile würde ich von mir behaupten, diesen Angelstil für mich perfektioniert zu haben.
Neben dem Angeln hatte ich auf der Reise auch viele andere Vorhaben. Gleichermaßen wollte ich auch klettern gehen, neue Freunde gewinnen und die Länder auf verschiedenste Arten kennenlernen. Verspürte ich keine Lust mehr zu klettern, ging ich eben angeln und umgekehrt.
Wurde mir das Großstadtgewimmel zu viel, fuhr ich in entlegene Gebiete. Besonders die Menschen, die ich kennenlernte, inspirierten mich enorm und zeigten mir die Gegenden auf eine völlig andere Art, als ich sie hätte für mich entdecken können. Dadurch, dass ich alleine unterwegs war, wurde es auch enorm wichtig, Leute kennenzulernen. Denn Einsamkeit überkommt einen durchaus des öfteren und ist nicht immer leicht zu ertragen. Selbst für mich nicht, obwohl ich problemlos tagelang alleine sein kann.
Durch diese unterschiedlichen Aktivitäten wurde mir nie langweilig und ich konnte das Feuer für das Einzelne immer am Brennen halten. Rückblickend kann ich sagen, dass diese Abwechslung eine der wichtigsten Faktoren ist, um solch einen langen Trip interessant zu halten und bei Laune zu bleiben. Lasst uns nun dieses Kapitel schließen und beim nächsten Mal vollends in das aufregende, schnelle Leben in der Metropole London eintauchen. Was ich dort erlebte war für mich absolutes Neuland und schlichtweg unvergesslich.
Bleibt gespannt…