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+ Kolumnen / 25.09.2019

PECKS TAGEBUCH - wenn der Darrell mit dem Derek...

Über den Sommer bin ich immer sehr beschäftigt und eile von Dreh zu Dreh. Selten bietet sich die Chance für eine Social Session. Dieses Jahr aber öffnete sich eine Türe von acht Nächten für eine gemeinsame Session mit Vollblutangler Derek Harrison. 

Ein Zielgewässer hatten wir noch nicht, als wir die Daten festlegten. Die Woche vor unserer Tour filmte ich in Frankreich und die letzte Nacht des Drehs an einem kleinen Kanal. Da mich – du erinnerst dich noch – die kleinen Schuppis am eigentlichen Drehsee völlig fertigmachten. Ich hatte den Kanal noch nicht befischt, wusste aber von einem großen Fisch und war mir sicher, dass er – wie wohl jeder Kanal in Frankreich – einen guten Bestand haben müsste. Also gute Chancen für einen Fisch für die Kamera.

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Die Begegnung

Der Abschnitt meiner Wahl war überschaubar und unter der Mittagssonne machte ich mich auf die Suche nach Fischen. Ich lief die ganze Länge ab, ohne einen Fisch zu entdecken, doch eine Kurve des Kanals stach heraus: Hier stand das Kraut dicht und hoch. Definitiv ein Highlight und wichtige Orientierung an diesem Kanal, wo sonst nichts zu sehen war. Ich schob den Trolley die zwei Kilometer zu dieser Stelle und parkte ihn im Schatten einer großen Eiche. Einige hundert Meter weiter oberhalb passierte ich einen deutschen Angler auf der anderen Kanalseite. Er erkannte mich und wanderte hoch, um sich zu erkundigen, ob ich Fische gesehen hätte. Das Wort „Nein“ war mir gerade über die Lippen gegangen, als plötzlich ein großer, dunkler Schatten zwischen uns erschien. Zur Erinnerung: Der Kanal ist nur 30 Meter breit! Ich dachte, dieser Fisch würde nur durchziehen, doch dann schob er seinen Kopf aus dem Wasser und reinigte seine Kiemen. Als er zurücksank, lösten sich Blasen aus seinen Kiemen, groß wie 50 Cent Münzen. Das war tatsächlich ziemlich sicher der große Spiegler dieser Kanalsektion. Ich hatte ihm gerade wirklich ins Gesicht geschaut. Björn, der deutsche Angler, fragte mich, ob ich den Spot vorbereitet hätte und als ich das verneinte, sagte er nur ich lüge. Jedenfalls war mir nicht mehr danach, mich laut über den Kanal zu unterhalten, also hob ich nur langsam meinen Finger vor die Lippen, um zu signalisieren, dass wir jetzt besser leise sein sollten. 

Der Plan

Da Nachtangeln verboten war hatte ich den Plan, bis 23 Uhr zu fischen und um 5 am Morgen wieder zu starten. Alleine das Wissen, dass dieser Fisch in der Nähe sein musste, machte die Vorfreude unerträglich. Während ich die Ruten beköderte, zeigten sich weitere Fische und ich platzierte die Rigs wenig später mit Unterarmwürfen genau dort, wo sich die Fische gezeigt hatten. Leider geschah an diesem Abend genau so wenig wie am folgenden Morgen. Doch der Vollmond bahnte sich an und die Session mit Derek stand bevor. Ich schlug ihm vor, hier zu starten und ihm gefiel die Idee, also verteilte ich satte 10 Kilo 18mm Link Boilies bevor ich den Spot für die Nacht verließ. 

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Derek ist da

Ich traf Derek an einem schönen heißen Sommertag und nach ein paar kühlen Dosen Bier aus seiner Box im Schatten einer Brücke schoben wir die Trolleys zum Platz. Während ich in der Kanalkurve aufbaute, stoppte gegenüber einer der Schleusenwärter auf seinem Roller. Er hatte eindeutig Fische gesehen! Er fing an zu rufen: „Grand Poisson!“ und zeigte auf das Krautfeld. Bis zu diesem Zeitpunkt hatte ich selbst noch nichts gesehen und so kam das Vertrauen schnell zu mir, dass die Fische mittlerweile das Futter angenommen hatten. Lange Geschichte kurz gehalten: Nichts geschah am Abend und am Morgen fühlte sich der Swim wie tot an. Es fühlte sich nicht so an, als hätte hier irgendwas gefressen. Sie waren wohl weitergezogen. Dennoch saß ich es bis zum Vormittag aus, bevor mich die Langeweile veranlasste, zur Schleuse zu wandern. Schleusen sind immer top, vor allem ist das Wasser dort im Sommer oft besonders sauerstoffreich. Kaum war ich dort angekommen, sprang ein großer Spiegler vollständig aus dem Wasser. Genug gesagt!

Guter Schachzug

Als ich mit meinem Zeugs an der Schleuse ankam, musste ich warten, bis ein Zanderangler den Platz freimachte. Ich warf die Ruten vor die Schleuse, hier war der Boden natürlich bretthart. Doch mit einer Rute holte ich eine mit Muscheln bewachsenen Stuhl aus den Fluten – der war wohl mal über Bord gegangen... Nicht lange nachdem ich die Köder in Position hatte, zeigten sich einige Fische nahe der Oberfläche und am Abend hatte ich einen schönen 32lb Spiegler, dem am Morgen ein besonders schön beschuppter Fisch folgte. Beide Takes kamen von einer Metallplattform nahe der Schleuse, wo ich auch Fische gesehen hatte. Beide kamen auf weiße Banoffee Wafters. Doch bei näherer Untersuchung fiel mir auf, wie stark die Köder von Krebsen oder Katzenwelsen bearbeitet worden waren. Also wechselte ich auf Tigernüsse und füttere auch stark an. Während der Schleusenzeiten war ans Angeln nicht zu denken, also nutzte ich die Zeit im Schatten zum Rigs binden.

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Der Große?!

An diesem Abend, ich stellte mir gerade die Frage, ob sie zurückkehren würden, sprang ein guter Fisch nicht weit weg mittig im Kanal. Ich entschied, auch dort etwa 20 Korbfüllungen Tigers mit der Schleuder zu füttern, um morgens ein Rigs drauf zu werfen. Im Morgengrauen war ich zurück und der erste Run kam nach Minuten. Doch genauso schnell stieg der Fisch auch aus. Mir blieb keine Zeit, darüber nachzudenken, denn schon meldete sich die nächste Rute. Beim ersten Kontakt schon war ich überzeugt, den großen Spiegler gehakt zu haben. Statt ihm Schnur zu geben, folgte ich ihm auf der Spundwand wie ein Hund an der Leine. Je länger sich der Drill zog, desto sicherer wurde ich, dass es der eine sein musste. Doch so kam es nicht: Mit dem 20 Kilo schweren Spiegler, den ich dann endlich in mein Netz ziehen konnte, war ich dann aber auch nicht unzufrieden. 

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Voll verzockt

Der Abend und Folgemorgen lag genau in der Vollmondphase und ich wusste, die Chancen auf den Einen standen sehr gut. Ich musste nur die Rigs wieder in Position bringen. Nichts geschah am Abend, doch am nächsten Morgen verlor ich zwei Fische gleich nach dem Auswerfen in kurzer Folge. Beide erreichten die Plattform und stiegen dort aus. Beim ersten hielt ich einfach nicht gut dagegen und fischte zu knapp am Hindernis. Der zweite aber ärgert mich noch heute. Der Biss kam während ich die Rute wieder klarmachte. Und zwar auf der mitten im Kanal platzierten anderen Rute. Nur ein Bleep. Ich dachte mir nichts dabei, dann der Vollrun. Wegen des Backleads kam der Biss anscheinend erst spät durch, denn als ich an der Rute war, hatte der Fisch längst das Hindernis erreicht. 3 Fische aus 6 Takes, das ist mies. Und ich hasse es einfach grundsätzlich, an Gewässern mit großen Karpfen einen zu verspielen... Kein schönes Ende.

Zeit für was Besonderes

Derek hatte unterdessen die gesamte Zeit auf dem Futter „gecampt“ und geblankt. Zwar zogen die Fische dort durch, fraßen aber anscheinend nicht. Wir beide entschieden, dass es Zeit für einen Szenenwechsel war. Und ich wusste, dass ich Derek noch einen guten Trip schuldig war. In den vergangenen Jahren hatte mir Derek viele schöne Plätze gezeigt und sein Wissen über die notorisch schwierigen Benelux-Kanäle hatte einige meiner Fänge dort erst möglich gemacht. Es gab eigentlich nur einen Ort, an den ich ihn mitnehmen konnte, um ihm wirklich etwas zu bieten: den Lac de la Fôret d’Orient – und zwar mit meinem Boot Black Pearl. Ich hatte es am Gigantica geparkt und dort angekommen fiel mir das einzige kleine Problemchen an diesem Plan auf: wo schlafen? Zwei Bedchairs passten natürlich nicht in die Kabine. Zum Glück bekam ich in Brienne-le-Châteu im Laden Luftmatratzen für uns zwei...

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Flynns Blut

Es kostete uns einige Stunden, dass Boot zu beladen. Wir mussten alles aufs nötigste minimieren und dann noch weniger daraus machen. Es ist schon für eine Person eng im Boot, zwei plus Hund – das war eine Herausforderung! Doch in der Abenddämmerung stachen wir in See und für die erste Nacht bezogen wir dort Position, wo ich bei meiner letzten Session die drei Fische über 50lb fangen konnte. Es hatte sich viel verändert in den sechs Wochen seit ich nicht mehr dort war: Das Wasser stand einen Meter höher und damit weiter in die Wälder, das Kraut war enorm gewachsen. Einer meiner Spots war damit völlig unerreichbar. Wir ankerten im letzten Licht und es war längst dunkel, als wir unsere Fallen verteilten. Als wir zum Boot zurückkehrten, schaute uns Flynn mit traurigen Augen an. Die Mücken hatten ihn regelrecht ausgesaugt. Die gesamte Bootskabine hing voll mit prallen Moskitos, gefüllt mit dem Blut des armen Hundes. In den folgenden 20 Minuten rächten wir uns für Flynn an den Mücken, schlugen mit unseren Caps nach ihnen und bemerkten in unserem Blutrausch nicht, was wir da anrichteten. Es sah nachher aus, als hätten wir jemanden erschossen und wir fragten uns wohl alle drei, was wir hier eigentlich taten in diesem Miniboot auf diesem Riesensee...

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Der erste Fisch

Es blieb still in der Nacht und am Morgen weckte uns ein Schwan, der eine der Schnüre eingesammelt hatte. Den Tag verbrachten wir damit, in praller Sonne Fische zu suchen, ohne Erfolg und mit einem ziemlich roten Nacken... Also movten wir in ein anderes Areal und obwohl wir auch dort nichts sahen, stellte sich das als sehr gute Entscheidung heraus. Zu diesem Zeitpunkt angelte ich nicht mehr und überließ alle Ruten Derek – bis er seinen ersten Orient-Karpfen hatte, war das gesetzt! Um vier Uhr nachts war es dann soweit. Als der Sound des Piepers durch die Kabine fuhr, war Dereks Aufregung kaum größer als meine. Ein Bild für die Götter, wie wir gleichzeitig versuchten, uns durch die kleine Türe zu quetschen. Ich brachte ihn im Beiboot über den Fisch und nach einem kurzen, heftigen Drill hat mein Freund seinen Orient-Fisch – und was für einen! Der urige 51lb Schuppi war voll ausgelaicht und sicher noch vor ein paar Wochen über 60lb schwer. Ein großer Karpfen aus einem ganz besonderen Gewässer.

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One for uncle Derek

Der erste Biss ist immer die größte Herausforderung an so einem Gewässer doch danach verbrachten wir dort noch drei perfekte Nächte. Es war so easy und doch so genial: Essential Cell Pop Ups in Krautlöchern vorm Holz positionieren, eine Handvoll Tigernüsse dazu und mit den Bissen wechselten wir uns einfach ab. Wir fingen noch 15 Karpfen in der kurzen Zeit, ein mega Resultat für dieses Gewässer. Und ich genoss es sehr, dem alten Onkel Derek diesen längst überfälligen Gefallen zu tun.

Bis zum nächsten Mal und tight lines,

Darrell

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