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Pecks Tagebuch / 23.03.2021

PECKS TAGEBUCH – Lost in France 2015 #2

Was bisher geschah, klingt nicht nach dem Traumtrip den Darrell sich eigentlich erhofft hatte. Weiter geht es in seiner epischen Session am Lac de Orient. Ob es ihm endlich gelingt, an Fisch zu kommen? Hier erfahrt ihr es.

Ich war auf dieser Insel gestrandet und im Lauf der nächsten 24 Stunden sickerte es erst so richtig durch, dass ich moven musste. Paul Forward wollte am nächsten Tag für eine Woche vorbeikommen und nach vielen Diskussionen über die Situation am Telefon, schmiedeten wir einen Plan. Dieser beinhaltete zunächst, dass ich den der Staumauer nächstgelegenen Spot namens Luisigny Point beziehen würde, dann würde Paul mit einem großen Anker vorbeikommen. Anschließend würden wir Luisigny Point als Basecamp nutzen, ein paar Boote miteinander vertäuen und tagsüber direkt an der Staumauer fischen. Der Wind drückte direkt auf den Damm und Constant hatte hier schon zwei Fische gefangen. Wenn wir also eine reelle Chance haben wollten, an Fisch zu kommen, dann sah das nach der ersten guten Möglichkeit aus, die sich uns bot. Paul kam am Mittwoch, den 9. September an und brachte das Arsenal an Batterien mit, die wir so dringend benötigen würden. Ich fuhr mit meinem größten Schlauchboot über den See, um Pauls Tackle zu holen und er fuhr anschließend sein Auto näher zu unserem Basiscamp, was sich dann als nützlich erweisen würde, wenn es daran ging, Akkus zu laden und Lebensmittel einkaufen zu gehen. An diesem Abend fischten wir nicht und tranken nur ein paar Bier bei einem Barbecue, bevor wir recht früh ins Bett gingen.

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Paul, mein persönlicher Motivator

Am nächsten Morgen stieg meine Zuversicht zum ersten Mal, seit ich hier am See angekommen war. Wir gingen zunächst zum lokalen Ausrüster, um ein paar Seile zu kaufen und gegebenenfalls ein paar Akkus aufzuladen. Und wo wir schonmal da waren, fragte Paul, ob wir nicht irgendwo ein größeres Boot mieten könnten. Das Glück war auf unserer Seite, denn sie kannten tatsächlich einen Typen, der ein größeres Hartschalenboot zur Ausleihe hatte und nach ein paar Telefonaten würden wir ihn um 14 Uhr treffen, um das Boot zu holen. Wir mussten bis dahin noch ein wenig Zeit totschlagen und so zogen wir bei strahlendem Sonnenschein in eine der Strandbars. Bei ein paar großen Leeffe Bieren war Paul wieder mal so zuversichtlich wie immer: „Wir werden richtig abräumen!“, stellte er fest. Der Nachmittag kam und wir gingen unsere neue Nussschale abholen; gleich danach gingen wir auf die Suche nach Spots an der Staumauer. Erneut war es sehr verkrautet, aber nach einiger Zeit fanden wir einige freie Bereiche in 30 Fuß tiefem Wasser – und dann stießen wir auf Gold! Auf dem Rückweg zum Camp fuhren wir plötzlich über ein herrliches Plateau mit Tiefen von 6 – 9 Fuß, das komplett krautfrei war. Das war der perfekte Spot für die warmen Bedingungen, mit denen wir konfrontiert waren. Alle Spots wurden mit H-Bojen markiert und dann ein wenig mit rund einem Kilo Hybrid und Spicy Crab befüttert. Den Rest des Nachmittags verbrachten wir damit, das Boot angelfertig zu machen und packten alles rein, was wir für einen Tag auf dem Wasser brauchen würden.

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Neuer Spot, neue Herausforderungen

Alles war neu für uns, denn weder Paul noch ich hatten jemals vom Boot aus auf Karpfen geangelt. Am nächsten Morgen schipperten wir gerade vor der Dämmerung los in Richtung Staumauer, jeder mit zwei Ruten bewaffnet. Ich wusste wirklich nicht, was wir erwarten sollten, aber Paul beharrte noch immer darauf, dass wir fangen würden. Die weiten Distanzen lagen bei ungefähr 150 Metern von unserem Ankerpunkt und das Plateau bei circa 60 Metern. So mussten wir ein Schlauchboot dazu einsetzen, die weiten Spots abzudecken, was ehrlich gesagt eine ziemlich wackelige Angelegenheit war; das Plateau konnten wir direkt anwerfen. Bissanzeiger hatten wir nicht mitgenommen, die Ruten lagen einfach auf der Bordwand und wir hofften darauf, die Bremsen zu hören. Die Stimmung im Morgengrauen war elektrisierend, binnen einer Stunde nach unserer Ankunft hatte ich schon zwei Schleien gefangen. Ich wechselte meinen Hakenköder auf einen 25mm Banoffee Wafter in der Hoffnung, dieser würde lange genug unangetastet bleiben, bis ein Karpfen ihn fand. Und genau das traf ein! Die Rolle kreischte los und bereits beim Hochnehmen der Rute wusste ich direkt, dass da ein Karpfen am anderen Ende war. „Es ist ein Karpfen!“, schrie ich Paul zu. Ich zitterte stark unter dem Adrenalin, als ich ihn hart unter und über die Ankerseile drillte. Direkt, als ich einen ordentlichen Spiegler erkennen konnte, unternahm er eine letzte Flucht in Richtung Seil, was ihm leider gelang. Nach all dem, was bisher passiert war, konnte ich die Vorstellung nicht ertragen, dass ich ihn verlieren könnte – der Gedanke an eine Fotosession vor den Baumstümpfen schien sich vor meinem inneren Auge aufzulösen. Steter Druck brachte ihn an die Oberfläche, wo wir sehen konnten, wie das Ankerseil direkt über sein Maul verlief. Das sah echt gefährlich aus, aber dank eines guten Hakensitzes gelang es Paul, ihn in den Kescher zu nesteln. Das war ohne Zweifel einer der atemberaubendsten Fänge meines gesamten Lebens! Kein massiver Fisch, gemessen am Potential des Sees, aber mit knapp über 16 Kilo ein guter Fang. Wir hälterten ihn ungefähr eine Stunde lang in einer Sling, bevor wir einkurbelten, um an Land unsere Bilder zu schießen. Ich war überglücklich – mein erster Orientkarpfen, vom Boot aus gefangen und das nach zehn Nächten Blank – einfach großartig!

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Glas halb leer, Glas randvoll

Das Angeln vom Boot aus war der absolute Bonus, aber leider in den kommenden Tagen nicht möglich. Der Wind frischte auf und keiner von uns wollte das mitmachen – schon bei ordentlichem Wetter war es ungemütlich genug. Die einzige Wahl, die uns blieb, war also, vom Ufer aus zu angeln. In dieser Nacht drehte der Wind direkt in unser Areal und drückte das Wasser von der Staumauer in Richtung unserer Bivvys. Wir fischten pro Person nur zwei Ruten und Paul war so zuversichtlich wie immer. „Wir fangen sie heute Nacht“, beteuerte er immer wieder. Ich war pessimistisch wie eh und je und redete stellte immer wieder fest, dass ich die Rigs schon ewig übers Kraut weg gefischt und absolut nichts gefangen hatte. Sein Konter kam prompt: „Klar, aber schau mal: Wo würdest du deine Rigs bei dem Wetter heute Nacht liegen haben wollen? Da geht was, ich sag’s dir!“ Um 22 Uhr waren wir bei nur noch einer Rute pro Nase angelangt, weil jeder eine Schleie gefangen hatte. Und Paul war noch immer von der gleichen Zuversicht beseelt. Da passierte es: Einer von Pauls Bissanzeigern ging in einen Dauerton über. So ruhig, wie man es nur machen kann, legte er mir die Hand auf die Schulter, schaute mir direkt in die Augen, blendete mich dabei mit seiner Kopflampe und sagte: „Das ist dann wohl ein Karpfen, Söhnchen!“ Zugegebenermaßen stand ich einen Moment unter Schock. Er rannte derweil durch den Schlamm und zog dabei seine Schwimmweste an. „Ist es ein Karpfen?“, rief ich ihm zu. „Ja, und der zerreißt mir hier mein Zeug – hol das Boot!“, kam seine Antwort. Ich musste handeln, holte das Boot, manövrierte Paul hinein und schob es in die sich brechenden Wellen. Es war absolut wild auf dem Wasser, aber so sollte es sein. Propeller runter, Maschine an und los ging es in die Dunkelheit. Ich hielt immer in Richtung Pauls Schnur, die ich gerade so im Schein der Lampe erkennen konnte. Der Kampf gegen den Wind dauerte seine Zeit, aber irgendwann kam dann doch endlich seine Schlagschnur auf die Rolle und seine alte Rute mit 2.5er Testkurve bog sich durch, wie ich es noch nie zuvor gesehen hatte. Plötzlich nahm der Fisch Fahrt auf; Paul hatte ihn aus dem Kraut befreit und ich hielt einfach nur das Boot in der richtigen Richtung. Der Drill zog sich ab diesem Zeitpunkt nicht mehr lange, war aber unglaublich intensiv. Der Fisch strahlte weiß im Licht der Lampe und bereits beim ersten Mal, als er die Oberfläche durchbrach, netzte ich ihn ein. Das nächste, was ich wieder wahrnahm, war, wie Paul und ich uns vor Glückseligkeit in den Armen lagen – ein unglaublicher Moment! Zurück am Ufer wogen wir Pauls Belohnung auf knapp über 60 englische Pfund, mit zahlreichen Schuppen bedeckt und ohne Zweifel ein Fisch des Lebens. Ich kann mich nicht entsinnen, wann ich jemals so glücklich über den Fang eines anderen Anglers war.

Back to business?

Paul trat wenige Tage später angesichts nahenden schlechten Wetters die Heimreise an. Nach seinem Ergebnis konnte ich es natürlich kaum erwarten, es selbst einmal in seinem Bereich zu versuchen. Er hatte seine Fische in Richtung einiger Bojen hinter dem Kraut in 30 Fuß tiefem Wasser gefangen. Sein Spot wurde also mit meiner mittleren Rute belegt, die anderen fächerte ich links und recht davon. Zwar hätte ich vier Ruten nutzen können, aber bei der Distanz und der zu erwartenden Schleienaktivität sollten drei genügen. Im Lauf der nächsten Woche strapazierte ich mein Durchhaltevermögen bis zum absoluten Limit, denn es regnete unablässig und die freiliegende Uferpartie wandelte sich in das unwirtlichste Habitat, das man sich nur vorstellen kann. Der Schlamm kroch durch jede Ritze und bedeckte alles um mich herum. Kombiniere das mit den schlaflosen Nächten im heulenden Wind und den unablässigen Schleien und vielleicht kannst du dir dann vorstellen, durch welche mentale Hölle ich ging. Das war – gelinde gesagt – absolut kompromissloses Angeln. Aber trotz der harschen Bedingungen: Was mich wirklich zermürbte, war die Tatsache, dass ich die Schnüre nicht im Wasser lassen konnte. Tagsüber zu angeln stand außer Frage, denn hierzu hätte ich auf weiter Distanz hinter dem Kraut ablegen müssen und das ging dank der Hechtangler nicht. Das allein war schon eine Katastrophe. Wenn man nun aber noch bedenkt, dass jede Rute in JEDER Nacht durch eine Schleie oder ein Rotauge außer Gefecht gesetzt wurde (und ich spreche hier von einem 25er Snowman!), dann wird das Eis langsam dünn. Ich verbriet Akkus jenseits jeglicher Vorstellungskraft und um sie wieder aufzuladen, musste ich eine Meile weit durch den Matsch stampfen – mit einem 26kg schweren Akku auf der Schulter – sie an den Gigantica fahren, um sie dort aufzuladen und dann wieder durch den Schlamm zurückzutragen. Das war wie verhext… ich war schon über drei Wochen hier und es fühlte sich langsam so an, als ob mir nicht mehr viel Zeit bliebe.

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Die Zuversicht weicht der bitteren Realität

Nachdem Paul abgereist war, hatte ich eigentlich positiv auf die kommende Zeit geschaut. Aber im Lauf der Tage realisierte ich, dass die Situation, die letztendlich zu Pauls Fang geführt hatte, eine andere war als die, der ich mich nun gegenübersah. In den Tagen vor seiner Ankunft, war der Wind aus Nordosten gekommen, in der Fangnacht blies ein Südostwind direkt in unsere Zone – ein perfektes Szenario, das uns die Fische näher ans Ufer getrieben hatte. In den Tagen danach war der Wind auf einen starken Südwestwind angewachsen, der meine Chancen auf ein Minimum schrumpfen ließ. Während einer Nacht war es derart unwirtlich, dass ich gar nicht erst angelte. Stattdessen machte ich eine Box Bier alleine im Dunkeln platt und in genau diesen Momenten, wenn die Moral am niedrigsten ist, frage ich mich oft, was zum Teufel ich eigentlich mache. Aber gleichzeitig sehe ich gerade in solchen Momenten der Hoffnungslosigkeit am klarsten. Warum fing ich nicht? Ganz einfach, die Fische zogen nicht über meine Rigs. Was konnte ich dagegen tun? Mit dem Boot direkt vor der Staumauer zu fischen war offensichtlich die beste Antwort, die ich in petto hatte. Wenn man sich die überfüllten Nachtangelzonen vorstellt, in denen regelmäßig Schnüre gespannt sind, da ja alle Angler vier Ruten pro Person nutzen … da dauert es nicht lange, bis die Karpfen anfangen, diese Areale zu meiden. Realistisch betrachtet kam es nicht in Frage, alleine ein Boot zu mieten, im Grunde genommen verschwendete ich hier meine Zeit. Vor meinem benebelten Auge nahmen die beiden Optionen also immer konkretere Formen an: Geh heim oder schlepp verdammt WEIT raus!

Am nächsten Morgen kam endlich die Sonne wieder raus und der Wind flaute ab. Ich schaute mir mein versifftes Tackle an und konnte mich nicht entscheiden, was schlimmer war: der Gedanke, zu bleiben, oder zusammenzupacken.

So viel ist schonmal klar: Einpacken kam nicht in Frage, denn sonst wäre diese Session nicht so ausgegangen, wie sie es tat. Was aber waren die nächsten Schritte, die Darrell unternahm? Was machte er anders und bei welchem Punkt war ihm das Glück wieder gewogen? All das erfahrt ihr im nächsten Teil der Story, schon bald hier, bei Carpzilla+.

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