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Pecks Tagebuch / 11.02.2019

PECKS TAGEBUCH - der Kempish Common

Dieses Mal erwartet Dich ein hier bisher unveröffentlichtes Highlight! Ich nehme Dich mit an Belgiens historische Big-Fish-Kanäle, allen voran an den großartigen Kempish! Zu meiner Begegnung mit einem Fisch, für den ich drei Anläufe brauchte, der aber 30 wert gewesen wäre...

Wenn ich tatsächlich mal nicht wirklich so zum Angeln komme, wie ich es mir wünschen würde, dann steht meine Kolumne hier trotzdem nicht still! Eine gute Gelegenheit, ein hier bisher unveröffentlichtes Highlight auszupacken und Dich mitzunehmen an einen historischen Kanal in Belgien.

Stahl & Beton

Im Jahr 2017 war ich bereits zweimal an der Seite des Wahl-Beneluxers und Szeneurgesteins Derek Harrison an belgischen Kanälen unterwegs. Und schon bei der ersten Session wurden mir die Augen dafür geöffnet, wie rau der Albert- und sein Verbindungskanal sind. Im Kontrast dazu ist der berühmt-berüchtigte Kempish Kanal ein schnuckeliges Wassersträßchen. Der Albert- und V-Kanal sind extrem stark befahrene Schifffahrtsstraßen, die vor allem von mit Kies überladenen Frachtern beschifft werden. Diese Schiffe musst Du gesehen haben, um ihre Größe zu glauben und es ist nur fair zu sagen, dass diese Kanäle nichts für Weicheier sind. 

Der erste Abend am urbanen V-Kanal. Rau und irgendwie

Ein Kanal zum Liebhaben

Der Kempish hingegen ist echt mit unseren kleinen, englischen Kanälen zu vergleichen, weniger Beton, dafür umgeben von großen, schönen Eichenbäumen. Allerdings wimmelt es hier nur so vor Zecken, aber das nur am Rande... Albert-, Kempisch- und V-Kanal haben ihre glorreichen Großfischzeiten hinter sich. Jeder, der sie kennt, verbindet sie mit gewaltig großen Fischen, aber auch mit extrem hohem Angeldruck und mit sich Zähne ausbeißenden Anglern der internationalen Szene. Doch die Fische von damals sind heute größtenteils nicht mehr. Dennoch: In diesen drei Kanälen zusammen schwimmen garantiert mehr Karpfen über 50 Pfund als in ganz UK! Und wenn man sich dann vor Augen hält, wie günstig die Angelkarte in Belgien ist... Für mich defintiv eine Herausforderung nach meinem Geschgmack!

Mokka

Bei meinem ersten Besuch von einer Woche beangelte ich drei Kanäle und fing in allen, doch das Highlight – ohne Frage – war der Fang eines V-Kanal-Spieglers, der als Mokka bekannt ist, mit 59lb 14oz! Ich Glücksschwein! Bei meiner zweiten Runde von einer Woche fing ich nämlich nur noch einen einzigen Fisch...

Mokka, ein Traumfisch von vielen Szeneanglern in Belgien, 59lb 14oz schwer. Ich Glücksschwein.

The Buzz-Plan

Seit Anfang 2018 stand diese Session bereits im Kalender. Der Plan war, für eine neue Videoserie namens „The Buzz“ zu filmen, die eben genau die Angelei darstellt, die ich wirklich liebe. Für den ersten Teil konnte ich tatsächlich den großen Schuppi Coconut aus dem Bayes-See fangen, für Teil 2 fehlte mir zunächst die Idee. Doch dann kam mir dieser große Schuppi in den Sinn, dem ich am Kempish mal so nah kam. Damals fing ich ihn nicht und gab Derek den Tipp, es von der anderen Kanalseite aus zu probieren. Rate mal, was passierte...

Verzockt

Bei meinem zweiten Besuch kam ich diesem Fisch sogar noch näher: Ich machte den Fisch in einer Ecke des Kanals aus und fütterte vorsichtig mit Tigers. Schnell hakte ich einen schönen 34lb Schuppi, der allerdings die anderen verscheuchte. Erst als sich später an diesem Tag das Wetter besserte, begannen die Fische wieder zu fressen und einer stach einfach so überdeutlich heraus... Gemächlich zog er entlang der Spundwand und fraß immer wieder etwas. Wie ein Frosch hüpfte ich vor ihm her und platzierte immer aufs Neue mein Rig, das er gekonnt ignorierte. OK, ich marschierte voraus und entdeckte da diesen helleren Fleck, auf dem ich meine balancierte Tigernuss präsentierte. Langsam näherte sich der Koloss. Ich hielt meinen Atem an, als er tatsächlich den Köder einsaugte. Got ya, schoss es mir schon durch den Kopf, doch dann teilte der Schuppi einen mächtigen Kopfschlag aus, Rig samt Blei wirbelten herum, der Haken fasste nicht! Oh man, diese Schuppidame war verdammt sauer und alles was sie nach ein paar kräftigen Schwanzschlägen hinterließ, war eine Schlammwolke und einen völlig zerstörten Darrell Peck.

Wo seid ihr? Am Kempish ist das Wasser meistens recht klar und die Fische lassen sich aufspüren.

Das könnte klappen...

Dennoch nahm ich aus diesen beiden Chancen das Vertrauen mit, den Fisch wieder aufspüren zu können – das wäre doch was für die Kamera! An einem Dienstag kamen wir an und das erste, was mir auffiel, war die Wasserfarbe. Normalerweise ist der Kempish – zwischen dem Bootsverkehr – glasklar, das macht es ja so spannend. Diesmal war er grün und trüb. Ohne Fische beobachten zu können wirkt so ein Kanal schon ziemlich leblos. Und mir fällt es ganz schön schwer, es auszusitzen, ohne Fische zu sehen. Dennoch war ich zuversichtlich, dass sich die Fische wieder im selben Areal aufhalten würden. Ich hatte auf Insta gesehen, dass Nick Helleur erst kürzlich gegenüber meines Spots Fische gefangen hatte. Doch Derek pochte darauf, seinen Spot am V-Kanal zu fischen, den er unter Futter und am Laufen hatte. Eigentlich ist das nicht mein Ding, doch ich willigte ein.

Durstig und beschämt

Doch ich fütterte zuvor zwei Kempish Spots mit jeweils einem halben Eimer Tigers und 15mm Boilies. Als ich mich auf den Weg zu Derek machte, war ich verschwitzt und ziemlich durstig. Also besorgte ich uns erst mal eine Palette des besten belgischen Bieres: Juupilar. Nicht nur, weil ich Bier liebe, sondern, weil ich mich auch irgendwie schämte, bei Derek den Nutznießer seiner Arbeit zu machen... Die Ruten baute ich mit schweren, 50lb Leadern auf, die Spinner Rigs beköderte ich mit Tigernuss/Plastic Corn Ködern – eine Wafter-Präsentation, die von den vielen Krebsen hoffentlich ignoriert werden würde. Ein entspannter Spot, die erste Montage ging per Unterhandwurf an den Platz, die andere fand ihren Hotspot nahe der Spundwand – wo Derek auch zuletzt fing.

Etwas beschämt kam ich bei Derek an - mit einer Palette Juupiler...

Danke, Mr. Harrison

In der Dämmerung fing ich einen Brassen, um 2.30 Uhr einen 6-Pfund-Schuppi und um 3.30 Uhr verwickelte sich ein Haubentaucher in der Schnur. Als ich gegen 4 wieder alles gerichtete hatte, waren auch Richard und Kevin (Kameracrew) wach und wir setzten uns für einen Tee zusammen. Schon verrückt, gerade als die Worte „wie brauchen nur einen Fisch für diesen Film“ meinen Mund verließen, raste eine Bremse los! Nach einem unspektakulären Drill glitt ein gedrungener 34lb Schuppi in den Kescher! Wirklich perfekt, nicht nur für den Film. Und am Abend brachte genau diese Rute den nächsten Fisch mit etwas über 40lb! Damit hatten wir den Dreh sicher im Kasten, zwei gute Fische, danke an Mr. Harrison! Am Kempish drehte ich weitere Runden mit dem Rad, sah nichts und entschied, das Futter noch eine Nach wirken zu lassen. Die zweite Nacht am V-Kanal war ruhig, doch am Folgemorgen – wieder bei der Radrunde – entdeckte ich einen Karpfen an dem Kempish-Spot, wo ich zuletzt den großen Schuppi verzockte. OK, da ich am V auch abends fing, ließ ich dem Spot bewusst weiter Ruhe, um später zurückzukehren.

Danke an Derek Harrison, die Legende Belgiens! Ein 34lb Schuppi aus dem V von Dereks Futterplatz.Und der zweite Streich aus dem V-Kanal, 40lb schwer. Derek hat sie gefangen, ich habe sie eigentlich nur eingeholt...

Das Bauchgefühl

Gegen Nachmittag kamen wir am Kempish an und die Fische fraßen noch vereinzelt am Spot! Ich gab mir alle Mühe, so unauffällig und lautlos zwei Rigs zu präsentieren, doch anscheinend reichte der Sound der wenigen Nüsse, die ich einbrachte, um sie verscheuchen. Ich hatte gewartet, bis die Fische außer Sicht waren, doch das reichte wohl nicht... In der Dämmerung sprangen zwei Fische 80 bis 100 Meter zu meiner Rechten und bestätigten mir, dass sie abgezogen waren. Doch ich blieb, ich hoffte, nein, eigentlich wusste ich, dass sie zurückkommen würden. Sie liebten dieses Areal einfach zu sehr! 

Sie kommen

Um 5 Uhr morgens wachte ich auf, nichts war geschehen und ich hatte ein ungutes Bauchgefühl. Das Licht wurde stärker und da keine Boote durchgefahren waren, konnte ich am Spot gut den Grund erkennen – alles lag noch. Gegen 8 Uhr, ich kroch gerade nach der „Morgenroutine“ aus dem Gebüsch hervor, bleepte der Pieper zweimal. Den Fisch konnte ich nicht sehen, doch die pilzförmige Wolke am Grund verriet, dass es ein Schnurschwimmer war. Wenig später sprangen zwei Karpfen direkt vor den Ruten mittig im Kanal. Sie waren zurück!

Nur eine kleine Handvoll Tigernüsse soll reichen...Ohne ein Geräusch zu verursachen, bringe ich die Falle in Position.

Voll verarscht...

In den nächsten zwei Stunden fraßen sie voll am rechten Spot und ich flüsterte mir selbst zu, dass es jede Sekunde geschehen müsste. Doch das tat es nicht. Als die Fische abzogen nutzte ich die Chance, um das Rig zu checken. Es lag nicht mehr in seiner Originalposition und der Köder zeigte Spuren von Krebsen. Ich verfluchte die Viecher und beeilte mich mit dem Neulegen, ein Kampf gegen die Uhr, uns blieben noch maximal 45 Minuten. Auch die linke Rute holte ich ein und positionierte das Rig rechts neben dem anderen. Du ahnst es schon, nur fünf Minuten später tauchte ein großer Karpfen auf und begann genau dort zu fressen, wo kurz zuvor die linke Montage lag – Junge! 

Volle Konzentration, volle Anspannung. Wird es passieren?

Jetzt aber!

Gut, ich holte sie erneut ein und bewegte mich im Schutz der Böschung zum linken Spot. Aus dem Augenwinkel sah ich den Fisch davon schwimmen und nutzte die Gelegenheit. Ohne Sound durchschnitt mein Rig die Wasseroberfläche – perfekt! Das Plastic Corn erkannte ich am Grund, den Rest nicht. Die Rute legte ich auf die Ablage und schlich den Hang hinauf, um zu schauen, wohin der Fisch gezogen war. In dem Moment machte ich einen großen Karpfen aus, der direkt auf den Spot zusteuerte! Sekunden später gab der Bissanzeiger zwei Bleeps von sich, die Falle schnappte zu, die Rute wurde herumgerissen! Ich verstand zu diesem Zeitpunkt noch nicht, welchen ich da gehakt hatte. Obwohl ich es anhand der Umrisse des Tieres im Wasser schon hätte wissen müssen. Als der große Schuppi in den Kescher glitt, hatte ich Gewissheit und als er die Nadel der Waage auf 58lb drehte, konnte ich es nicht glauben.

Auf die letzte Minute! Uns lief die Zeit davon, dann passierte das Unfassbare!

Wir hatten den zweiten The Buzz Film im Kasten, beim ersten fing ich während des Einpackens den großen Bayes-Schuppi mit 52lb und dieses mal einen 58lb Traumschuppi aus dem historischen Kempish Kanal! Wer soll mir das glauben...

Bis zum nächsten mal,

Pecky

Was für ein Moment! 58lb Urschuppi aus DEM Kanal Belgiens. Mein Kempish Common.

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