Der diesjährige März übt sich definitiv in Bescheidenheit. Dank Facebook wurde mir erst vorgestern ein Bild aus dem letzten Jahr angezeigt. Es war seinerzeit die erste Woche Lockdown, alles war toll, neu und aufregend (Ironie) und ich habe im T-Shirt meinen ersten Karpfen des Jahres auf Schwimmbrot gefangen.
Dieses Jahr wird das Brot vermutlich eher im Regal schimmelig, bevor ich einen Fisch damit fange. Aber zumindest die Vorhersage für die kommenden zwei Wochen (sofern man dieser trauen kann) gibt Grund zur Hoffnung.
Im Februar hatten wir ja schon einmal richtig tolles Wetter und naiv, wie man halt so ist mit 38 Jahren, dachte/hoffte ich ernsthaft, ein weiterer Wintereinbruch könnte uns verschont bleiben. Wie wir alle wissen, ist dem nicht so. In Bayern hat es erst gestern noch geschneit und auch hier im sonst so warmen Rheinland gingen die Temperaturen immer wieder bis an die Frostgrenze.
Milde Phasen nutzen
Die kurze warme Phase im Februar, mit Temperaturen um die 14 Grad, versuchten Luke und ich natürlich gleich zu nutzen. Erfahrungsgemäß lassen sich selbst bei kurzen milden Phasen in flachen Gewässern schnell ein bis zwei Fische fangen. Leider spielte der Luftdruck dieses Mal nicht mit und zur Sonne gesellte sich nach zwei Tagen ein extremes Hoch mit Werten um die 1040 Hektopascal. Für Luke reichte allerdings schon ein Nachmittag bei guten Bedingungen, um seine Saison mit Stil einzuläuten. Dezente 24 Kilo brachte sein erster Fisch auf die Waage. Leider waren ihm keine schönen Bilder vergönnt, da er alleine und ohne Kamera unterwegs war. So mussten es eben das iPhone und einer der Schaulustigen richten.
In den zwei folgenden Tagen kam dann der besagte, raketenhafte Anstieg des Luftdrucks und die Fische zogen knapp unter der Oberfläche mitten im See ihre Bahnen. Zigs sollten regeln, brachten aber trotz ausgiebiger Versuche lediglich einen Fehlbiss. Vielleicht muss den deutschen Fischen erstmal irgendwer erklären wie diese feinen englischen Methoden funktionieren?!
Danach wurde es erstmal wieder unwirtlich, kalt und grau. Zwar waren wir gemeinsam zweimal am Wasser, aber obwohl wir die Fische ausfindig machen konnten, blieben wir erfolglos. Nah dran waren wir in beiden Fällen allerdings.
Zurück und glücklich
Gerade komme ich vom Wasser und sitze noch in stinkige Angelklamotten gekleidet vor dem Rechner, um diesen Blog fristgerecht fertigzustellen. Stinkig sind die Klamotten das erste Mal dieses Jahr nicht nur aufgrund mangelnder Körperhygiene und Mopsfürzen im Schlafsack (tatsächlich sind die Pros und Cons eines Mopses im Bedchair, dass man nie kalte Füße hat, aber andererseits überrascht einen oftmals eine besonders aromatische Brise aus dem Inneren des Schlafsacks), sondern weil ich erst diese Nacht meinen ersten Fisch für dieses Jahr landen konnte. Dabei war es nicht einmal meine erste Chance, denn gut eine Stunde vorher hatte ich einen Fisch verloren.
Aktuell befischen wir die Rüssler immer noch in ihren Burgen. Totholz hat im Winter oft magische Anziehungskraft auf die Fische und gerade in Gewässern mit keinen oder wenigen Unterständen kann schon ein einzelner im Wasser liegender Baum reichen, damit sich darunter ein Großteil des Bestandes sammelt.
Wenn man so eine Burg gefunden hat, reicht ein einziger Köder mit maximaler Attraktivität meist aus. Wir nennen das „Super Singles“. Ein Cultured Hookbait im Zusammenspiel mit einem kleinen, Daumenglied-großen PVA Säckchen. Das Ganze ist genau ein Maul voll für unsere Freunde und bringt, sofern sie denn fressen, oftmals schnelle Bisse. Genau wie bei meiner Session bei der zwei Bisse innerhalb kurzer Zeit kamen, sind die Beissphasen im Winter oftmals sehr ausgeprägt und die Fenster, in denen die Fische fressen, nur ein oder zwei Stunden groß. Hat man diese Zeiten gefunden, kommt man oftmals auch ohne ewig lange Ansitze im Dunkeln aus, sondern kann sich auf die erfolgversprechende Zeit konzentrieren.
Neben meinem Fisch auf der Matte, waren der andere erfreuliche Anblick heute Morgen die Knospen an vielen Sträuchern entlang des Gewässers. Auch wenn das Schilf noch tot und grau daherkommt, sprießt im Verborgenen doch schon so einiges.
Ab jetzt sind es eher Tage als Wochen, bevor der Frühling unweigerlich Einzug hält…ich glaube, das haben wir uns nach diesem Winter auch alle redlich verdient.
PS: Wie immer nutze ich diese Gelegenheit, um auf neue Videos hinzuweisen. Auf dem Kanal von Nash ist gerade ein neues Video erschienen. Alex und Dominik haben sich im letzten Sommer auf einen epischen Roadtrip begeben. Und gerade, weil dies im Moment so fern und unerreichbar scheint, hat mir das Anschauen umso mehr Spaß gemacht. Wer Lust hat, von Sonne, Wärme und Abenteuer zu träumen, schaut mal rein.