Mein Immerdrauf? Damit meinen wir das Rig, dem das volle Vertrauen gehört - eben das Immerdrauf! Und in dieser Rubrik beleuchten wir die Montagen verschiedener, erfolgreicher Angler. Natürlich immer mit Blick auf deren Herangehensweise und Denke hinter der Technik und Taktik. Diesmal: Klaus Wegmann´s „Shot on the Hook“ Rig.
In dieser Rubrik geht es nicht darum, die Vorfach-Komponenten der Hersteller zu vermarkten. Wir möchten euch offenlegen, warum und in welchen Situationen erfolgreiche Angler ihre Rigs des Vertrauens einsetzen und worin das Vertrauen begründet liegt. Klaus ist Teamangler bei Aqua Products und MM Baits. Durch seinen hohen Erfahrungsschatz, den er sich über die Jahre hinweg aufbauen konnte, haben schon so einige fängige Rigs den Weg an das Ende seiner Schnur gefunden. Besonders hängengeblieben sind bei ihm dabei Line Aligner Rigs – Vorfächer, die sich ziemlich einfach und schnell binden lassen, durch ihr kleines gebogenes Stück Schrumpfschlauch zudem sehr aggressiv in der Unterlippe der Fische greifen. Doch das allein reicht „Karpfenklaus“, wie er gerne genannt wird, nicht aus, um sich zu 100% darauf verlassen zu können, dass sein Rig zuverlässig hakt. Wie er es modifiziert, damit es noch besser greift und am Ende zu seiner Version des „Shot on the Hook Rigs“ wird, erfährst du im Folgenden.
Was?
Klaus´ Shot on the Hook Rig ist vielen von euch wahrscheinlich noch gar nicht so geläufig. Grund genug also, um alle offenen Fragen hier und heute mal zu klären. Woraus setzt sich sein Vorfach also zusammen? Da Klaus hauptsächlich mit dem Futterboot die Ruten ablegt, ist es ihm besonders wichtig, dass er Komponenten verwendet, die sein Rig immer gestreckt und mit scharfem Haken am Boden präsentieren, auch wenn es an schlaffer Schnur schnell zum Grund fällt. Er benötigt dafür:
- Wide Gape Haken in Größe 6
- Geflochtenes, ummanteltes, steifes Vorfachmaterial in 25lb
- Schrumpfschlauch
- Anti-Tangle Sleeve
- Knetblei
- Shot on the Hook Holder
- Schrotblei
- PVA Foam
Warum?
So viel zu den Materialien, aus denen Klaus´ Immerdrauf besteht. Doch warum setzt er gerade in dieses Rig sein volles Vertrauen? Besonders wichtig ist ihm zum einen die Flexibilität des Hakens aber auch die Fallrichtung beim Anheben des Köders. Um es leichter verständlich zu machen: die Flexibilität seines Rigs schafft er durch einen ganz simplen Trick. Er entfernt ein Stück der Ummantelung vom Vorfach und bindet mit diesem sehr weichen Teil die Hakensektion. So kann sich der Haken schonmal ziemlich leicht in Richtung Unterlippe des Fisches drehen. Verstärkt wird dieser Effekt durch den Line Aligner am oberen Teil des Hakenschenkels. Doch der eigentliche Clou des Shot on the Hook Rigs ist eben das Shot on the Hook, also das Schrotblei, welches mit Hilfe eines kleinen Plastikstücks auf dem Hakenbogen befestigt wird und so die Fallrichtung der Hakenspitze bestimmt. Wenn der Fisch also den Köder anhebt und im besten Falle den Haken mit einsaugt, fällt jener durch die Bleibeschwerung geradlinig nach unten – ziemlich ausgefuchst, aber eigentlich auch simpel. Damit es sich trotz der weichen Hakensektion beim Ablegen gut resettet, bleibt die steife Ummantelung am oberen Teil des Rigs enthalten. Zwischen diese beiden Sektionen legt Klaus noch ein kleines Stückchen Knetblei. Dies gibt ihm einfach ein wenig mehr Vertrauen, dass sein Immerdrauf flach am Grund liegt. Apropos Grund – der ein oder andere findet es eventuell ein bisschen übertrieben, für Klaus ist es schon fast ein Muss: das kleine Stück PVA Foam auf dem Haken. Es soll versichern, dass der Haken nach dem Ablegen kein Bodenkraut oder ähnliches einsammeln kann und so wirklich immer scharf präsentiert wird. Denn scharfe Haken bringen einfach mehr Fisch und minimieren Aussteiger.
Haken nachschleifen?
Wo wir schon beim Thema „scharfe Haken“ sind. Schleift Klaus seine Haken händisch nach? Definitiv ja! Und zwar immer dann, wenn er das Gefühl hat, dass die Spitze nicht mehr die 100-prozentige Schärfe besitzt, die ein frischer Haken aus der Verpackung mitbringt. Er verwendet und schleift den Haken dann so lange, bis aus seiner Sicht nicht mehr genug Material vorhanden ist, damit er noch sicher greift.
Ein kleines Beispiel: Bei einem 4er Haken schärft er ca. so lange nach, bis es ein Eisen der Größe 6 ist. Sobald die Hakenspitze dann zu klein wird, wechselt er das Rig einfach. Dafür bindet er am Ende seines Vorfachs übrigens einfach einen Schlaufenknoten und kann so schnell wechseln.
Wie?
Klaus´ Shot on the Hook Rig ist ziemlich ausgefuchts, doch trotzdem nicht all zu schwer zu binden. Zuerst nimmt er sich genug Material von der Vorfachspule, sodass sein fertiggebundenes Rig am Ende eine Länge zwischen 17-20cm besitzt. Dann entfernt er einige Centimeter der Ummantelung, um den weichen Kern zum Binden der Hakensektion zu verwenden. Am Ende des weichen Stücks bindet Klaus dann eine kleine Schlaufe, die als Haar dient. Hier setzt er auf ein relativ langes Haar von ca. 4cm. Darauf nimmt er sich einen Wide Gape Haken, fädelt das Vorfachmaterial von hinten durchs Öhr, legt das weiche Haar an den Hakenschenkel an und fixiert es durch einige Wicklungen. Dann führt er das überstehende Material erneut von hinten durch das Hakenör. An dieser Stelle sollten noch ca. 3-4cm abgemanteltes Vorfachmaterial oberhalb des Hakens verfügbar sein, bevor die Ummantelung wieder beginnt. Zwischen dieses Stück legt er ein bisschen Knetblei. Nun nimmt er sich ein Stück Schrumpfschlauch, zieht es auf eine Ködernadel und schiebt den Schlauch über das Vorfach bis auf den Hakenschenkel. Jetzt schrumpft er den Schlauch mittels Wasserdampfs so, dass er die richtige Biegung erhält. Danach bindet er ans Ende seines Vorfachs einen Schlaufenknoten, um es in den Quick Change Swivvel einhängen zu können. Zu guter Letzt modifiziert er sein Vorfach noch mit dem Bestandteil, wodurch es überhaupt seinen Namen erhält. Und zwar schiebt er einen Shot on the Hook Holder auf den Hakenbogen und befestigt das Schrotblei darauf. Jetzt zieht er nur noch einen großen Bodenköder aufs Haar, legt ein Stückchen PVA Foam um den Haken und fertig ist sein Immerdrauf.