Suche
Deine Story / 16.09.2019

Mario Kirstein: Als erster deutscher Angler am legendären Redmire Pool – Teil 1

2400 Kilometer, sechs durchquerte Länder und nur 48 Stunden Zeit – doch diese Hürden nahm Mario Kirstein gerne auf sich, schließlich wurde ihm als erster deutscher Karpfenangler die Ehre zuteil, den berühmten Redmire Pool in England zu beangeln. Guten Gewissens kann man dieses unscheinbare Gewässer als den Ursprung des Karpfenangelns in England beschreiben. Wie Mario die Session in England erlebte, berichtet er uns ausführlich in einem wirklich gelungenen Dreiteiler…

Der Ursprung -  Redmire

Es ist schon ein paar Monate her, seit mir von meinem Kumpel Andy Nall ziemlich unerwartet via Textnachricht das Bild von Richard Walker mit dem wohl berühmtesten Karpfen der Welt, Clarissa, geschickt wurde. Diesem Bild folgten einige weitere von anderen namhaften Pionieren des Karpfenangelns und natürlich auch vom magischen See selbst. Ich habe sofort wieder angefangen zu träumen. Zu träumen von dem Ort, an dem alles seinen Anfang nahm. Natürlich dachte ich auch an einen bestimmten  Abend nach einer Messe, an dem ich begann, mit Andy und Harry Nall sowie Matt darüber zu sprechen, eines Tages einmal an diesem historischen Ort fischen zu dürfen.

Meine Augen wollten nicht wahrhaben, was sie dann auf dem letzten Bild erblickten. Andy hatte es tatsächlich geschafft, zwei Tageskarten am Redmire Pool zu besorgen, ausgestellt auf meinen Namen! Einige sehr aufgeregt geschriebene Nachrichten später wurde mir jedoch bewusst, dass ich tatsächlich eingeladen wurde, an dem Ort zu fischen, der über Jahrzehnte alle englischen Rekordfische produzierte und ohne den es das Karpfenangeln in seiner heutigen Form wohl kaum geben würde. In der folgenden Nacht habe ich sicher nicht zufällig vom legendären Redmire Pool geträumt…

Aufbruch zum Ursprung des Karpfenangelns

Einige Monate sind seither vergangen und irgendwie ist es schon ein bisschen verrückt, 1400 Kilometer zu einem See mit dem Auto zu fahren, dabei sechs Länder zu durchqueren, nur um dann für 48 Stunden dort zu fischen. Da sich der Redmire Pool gute drei Stunden vom Wohnort meiner Freunde befindet, hat Andy für uns geplant, schon einen Tag früher in Richtung des Sees aufzubrechen. Wir wollen auf einem Campingplatz am River Wye übernachten, da es von dort aus nur noch eine gute halbe Stunde bis zum Redmire Pool ist.

Ehrfurchtsvolle Begegnung

Natürlich fischen wir auch ein paar Stunden im Fluss und erfreuen uns daran, ein paar Döbel und Barben zu fangen. Eine gute halbe Stunde später brechen Matt und ich zurück zu unseren Bivvys auf, da wir für den Abend einen Platz im Restaurant gebucht haben. Auf unserem Weg kommt uns ein netter Spaziergänger entgegen, mit dem wir uns bereits während der Flusssession über den Redmire Pool unterhalten haben. Er hält uns nochmal an und als er seine anschließende Bitte formuliert, fallen mir fasst die Augen heraus: „Dürfte ich vielleicht die Hände der Männer schütteln, die morgen am legendären Redmire Pool fischen werden?

Es ist mir fast unangenehm, als ich ihm die Hand reiche und doch wird mir in diesem Moment wieder bewusst, welch unglaubliches Glück ich doch habe. Als wir dann am Mittag des ersten Septembertages die Hauptstraße im sehr malerischen englischen Westen verlassen und am Ende vor einer völlig unscheinbaren Schranke stehen, pocht mein Herz vor Aufregung und ich kann kurze Zeit später kaum den Worten von Les Bamford folgen, der den See seit über 30 Jahren verwaltet.

Les Bamfort - der Hüter des Redmire Pools

Doch schließlich öffnet Les die Schranke. Ich fahre noch ein paar hundert Meter weiter, bevor ich endlich am Ort meiner Träume angekommen bin. Der erste Blick gilt dem Bootshaus. Ich kann meine Augen minutenlang nicht abwenden, habe ich dieses Bild doch schon unzählige Male in Büchern, Videos und Artikeln gesehen. Doch anders als sonst habe ich es diesmal tatsächlich live und real vor meinen Augen. Zu meiner Überraschung ist das Wasser sehr klar und es dauert nur zwei Minuten, bis ich die ersten Bewohner des Sees gelassen unter der Oberfläche entlangziehen sehe. Ich habe Gänsehaut, als wir beschließen, erst einmal all die historischen Plätze zu besuchen.

Auf unserem Rundgang sehen wir einige Fische im See, die scheinbar sehr entspannt ihre Runden drehen. Mein Puls rast. So sehr ich mich auch bemühe, gelassen zu bleiben, die Aufregung steigt durch die Anwesenheit der Fische nur noch mehr an. Wir betreten den berühmten Redmire Damm und mein Blick gleitet von dort über den gesamten See. Magisch, mystisch, historisch und doch nur eine Pfütze verglichen mit den Seen, die ich sonst beangle. Es folgte der Platz, dessen Name nicht umsonst „Walkers“ ist. Hier also hat Richard Walker damals an einer drei-Pfund-Schnur die berühmte Clarissa nach 45 minütigem Drill gelandet.

Ein Ort, der inspiriert

Immer wieder habe ich Gänsehaut, als wir weitergehen. Überall spüre ich die Magie dieses Ortes. Wieder zurück an unseren Autos, beschließen wir schließlich, die Plätze auszulosen. So will es der Zufall, dass ich auf „The Stile“ lande. Das Fieber ist nun endgültig entfacht. Ich kann es kaum erwarten, endlich den ersten Wurf mit meiner Angel zu machen.

Die Nachmittagsstunden verbringe ich damit, um den wirklich kleinen See (0,6 ha) zu laufen und seinen so berühmten Bewohnern nachzustellen. Ich merke sehr schnell, dass diese sich nicht mal eben auf meinen Köder stürzen. Was ich auch versuche, kein Fisch interessiert sich wirklich für meinen an oder kurz unter der Oberfläche angebotenen Köder. Ich beschließe schließlich, die Ruten an meinem Angelplatz auszulegen und mich meinen Angelkollegen anzuschließen, die inzwischen mit Les zusammensitzen.

Der erste deutsche Karpfenangler am Redmire

Ich sauge förmlich jede seiner Geschichten auf, höre gespannt zu, schließlich gibt es wohl niemanden, der mehr über den Redmire Pool zu erzählen hat als Les Bamford. Im Verlaufe des Gespräches erfahre ich dann, dass ich der erste Deutsche bin, der hier seine Köder ins Wasser werfen darf. Ein Gefühl von Glückseligkeit sowie Stolz überkommt mich und so lege ich mich schließlich überglücklich etwas später in meinen Schlafsack und beginne recht bald, erneut zu träumen. Doch schon ein paar Stunden später bin ich wieder wach. Es ist noch dunkel, nein, es ist stockdunkel, als ich meinen Schirm verlasse. Ich kann die Hand kaum vor Augen sehen. Irgendwie passt diese Dunkelheit perfekt zu diesem magischen Ort.

An meinen Ruten ist alles ruhig, aber ich habe auch nicht erwartet, dass ich hier mal eben schnell einen der so berühmten Fische fangen kann. Nicht umsonst fährt der größte Teil der Angler, der hier fischen darf, ohne einen Fisch wieder nach Hause. Mit einer Tasse Schwarztee in der Hand sitze ich im Eingang meines Bivvys und schaue auf den magischen See. Ich kann die Silhouette der beiden Schwäne erkennen, wie sie sich friedlich schlafend über den See treiben lassen. Ein Schleier liegt auf dem Wasser und während sich die Sonne am Horizont so langsam erhebt, erwacht am Redmire Pool das Leben.

Legenden ranken sich um diesen See

Ich kann es erneut kaum fassen, dass ich tatsächlich hier bin. Hier an dem Ort, an dem Richard Walker am 13. September 1952 mit dem Fang eines Karpfens von 44lbs Geschichte geschrieben hat. Auch meine Freunde sind sehr früh wach und so treffen wir uns schon bald zu einem morgendlichen Plausch bei einer weiteren Tasse Tee. Die Nacht war auch bei ihnen ruhig. Kein Fisch hat sich für unsere Köder interessiert. Doch auch den anderen geht es wie mir. Das Gefühl, einfach nur hier zu sein, reicht zum Glücklichsein aus und so schmieden wir erst mal Pläne für den Tag…..

Schon morgen erwartet euch die Fortsetzung von Mario's Geschichte, im zweiten Teil - seid gespannt!

Partner
Deeper Rabattcode