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+ Stories / 20.05.2021

Kai Köttelwesch: Wie das Wetter immer wieder eine große Rolle spielt

Dass das Wetter ein entscheidender Faktor ist, um erfolgreich auf Karpfen zu angeln, sollte vielen von euch gerade im diesjährigen verhältnismäßig kalten Frühjahr aufgefallen sein. Die Folge: kaltes Wasser und träge Fische. Aqua Products Teamer Kai Köttelwesch lässt seinen Saisonstart aus 2020 Revue passieren und berichtet euch davon, wie sich wechselnde Wetterperioden auf seinen Fangerfolg ausgewirkt haben und wie man darauf reagieren sollte, um trotzdem die Keschermaschen zu füllen:


Das ganze Frühjahr 2020 war gefühlt wie eine wilde Achterbahnfahrt. Das Wetter spielte einfach verrückt. Wenn man das Luftdruckdiagramm verfolgte, glich es einer Hügellandschaft. Kurze Hochdruckgebiete dann wieder Tiefdruckgebiete. Wenn doch wenigstens eine Konstanze dabei wäre... Genauso waren diese Diagramme auf wechselnde Windrichtungen und Temperaturen zurückzuführen. Keine guten Bedingungen für einen Torfstich.


Wie gehe ich jetzt am besten vor? Ich fütterte deswegen zwei Plätze. Zum einen die Nordostseite und zum anderen die Südseite des Sees, da die anderen Bereiche des Torfstiches nicht beangelbar sind. So hatte ich wenigstens den Wind auf meiner Seite, solange dieser aus Westen oder Norden kam. Laut meiner Erfahrung spielt der Wind sogar eine viel größere Rolle an flachen Seen als der Luftdruck. Die flachen Torfstiche erwärmen sich einfach sehr schnell nach dem Winter auf. Somit betrug die Wassertemperatur schon Anfang April, nachdem wir eine Woche schönstes Wetter hatten, 16 Grad.
Nach dieser hammermäßigen Woche, dachte ich: jetzt muss es losgehen. Doch dann begann die wilde Talfahrt und die Wetterbedingungen wechselten ständig.

Der erste Karpfen ließ sich tatsächlich erst, wie die Jahre zuvor, Mitte April fangen. Ich denke die Fische halten sich vorher in Bereichen auf, die ich nicht beangeln und daher auch nicht fangen kann. Ab dem ersten eingenetzten Fisch konnte ich konstant einen Karpfen die Nacht fangen, ab und zu auch mal zwei, aber das war es dann auch. Ich fragte mich was da los ist?! Normalerweise hatte ich, sobald der Erste Karpfen lief, immer meine drei bis vier Fische die Nacht. Ich fing also an neue Taktiken auszuprobieren. Ich fütterte mal auf Kellen-Distanz, ich probierte es mit Partikeln, mit der Spomb oder jonglierte die Futtermengen hin und her. Doch es änderte sich nicht viel, außer, dass ich auf die Partikel eher kleinere Schuppis fing. Also blieb mir nicht mehr viel übrig als die passenden Bedingungen abzuwarten.


Mittlerweile hatten wir Anfang Juni. Der See war regelrecht aufgeheizt, die Karpfen fertig mit dem Laichen und endlich für die kommende Woche konstante Bedingungen angesagt. Eine Woche konstanter Süd-Westwind, so auch der Luftdruck mit Werten um die 1022-1024 hPa. Der Lichtblick: er sollte sinken. Ich wusste: das kommende Wochenende wird anrennen! Also erhöhte ich nochmal die Futtermenge.


Freitags, heiß wie Bolle am See angekommen, beangelte ich meinen Platz erstmal mit einzelnen Pop Ups, um mich zu vergewissern, dass Fische am Platz sind bzw. mein Futter vom vorherigen Füttern auch angenommen wurde. Ich war gerade dabei die zweite Rute abzulängen, da lief die Erste schon ab und ich hatte einen Fisch im Kescher. Keine ganze Stunde verging und der zweite Karpfen konnte dem pinken Poppi nicht widerstehen. Somit hatte ich in drei Stunden schonmal so viel gefangen, wie sonst immer in 12-16 Stunden. Mein Gefühl schien mich nicht zu täuschen... Die Bisse kamen gegen 13 und 14 Uhr. Ich entschied mich noch bis 18 Uhr weiter ohne jegliches Beifutter zu angeln, um erst dann nachzufüttern.

Die Fische kennen den Platz und schwimmen ihn zur Futteraufnahme an. Mit wenig Beifutter und nur einem einzelnen Pop Up am Platz lassen sie sich schneller zum Biss überreden. Bis 18 Uhr ging keiner mehr auf den einzelnen Hakenköder, also fütterte ich zentriert auf jeden Platz ein bis zwei Kilogramm Boilies mit dem Rohr in den Durchmessern 18mm und 24 mm. Zwei Ruten beköderte ich weiterhin mit ID Pop Ups und eine mit einem 24er Wafter. Der 24er Wafter beschehrte mir, wie schon gedacht, einen besseren Fisch. Basemix Wafter sind einfach näher an meinem Futter dran als ein knalliger Pop Up. Ich bin überzeugt, dass es meistens die großen Fische sind, die sich eher für den Wafter oder den gefütterten Boilie als einzelnen Sinker entscheiden, weil der Pop Up als größere Gefahr wahrgenommen wird und die kleineren, agilen Fische sich einfach schneller dran aufhängen als ein Boilieschwein. Nichtsdestotrotz angel ich sehr viel mit Pop Ups auf meinem Boilie Futterplatz, weil es auch Tage/Sessions gibt (gerade im Frühjahr) an denen der Pop Up einfach unschlagbar ist.

Die Nacht über bekam ich komischerweise leider kein Biss, doch bei Sonnenaufgang um 04:15 Uhr morgens ging es dafür richtig los. Es lief ein Karpfen nach dem anderen ab. So etwas habe ich in den ganzen Jahren an diesem See nicht erlebt. Die Fische standen einfach voll auf dem Futter und die Bedingungen haben mir perfekt in die Karten gespielt. Nach jedem Fisch fütterte ich zwei bis drei Hände Boilies so genau wie möglich auf meine platzierte Rute und es dauerte keine 20 Minuten, bis der nächste Fisch ablief. Warum nur zwei bis drei Hände Boilies? Ich wollte die Fische nicht satt füttern, sondern lediglich bei Laune halten. Hätte ich jetzt direkt wieder mehrere Kilos Futter eingebracht, dann hätten die Fische länger gebraucht, um meinen Hakenköder zu finden und ich diese kurze heiße Fressphase nicht so ausschöpfen können. Ich habe eigentlich gedacht, dass es jetzt den ganzen Tag so weiterläuft, aber wie verhext, war der Spuk um acht Uhr beendet.


Ich angelte noch bis 12 Uhr und fing dann langsam an einzupacken. Ich war fertig, brauchte Schlaf und war mehr als zufrieden. Und ich habe mal wieder aus dieser Session mitgenommen, dass der Blick auf die Wetterapps so wichtig ist, um dann auch zum richtigen Zeitpunkt am See zu sitzen. Einen konstanten Futterplatz bei den richtigen Bedingungen zu beangeln, kann einem wahre Sternenstunden bescheren. Natürlich ist das nicht immer möglich. Ich bin, wie die meisten, Berufstätig und kann meine Angelei nicht immer nach dem Wetter planen. Doch wenn ihr die Chance habt und solche Phasen mitnehmen könnt: Tut es!

Allen viel Erfolg am Wasser
Kai Köttelwesch

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