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Deine Story / 11.02.2020

Jonas Happle: Angeln in der eisfreien Eiszeit

Jonas Happle, den meisten unter Euch bekannt aus seinem YouTube-Kanal J&M Angeln, zieht es in der folgenden Story wieder einmal ans Wasser. Aber diesmal im Winter – entgegen seiner eigentlichen Gewohnheit, in der kalten Jahreszeit eine Pause einzulegen. Gemeinsam mit seinen Kumpels, Nico Brutsche und David Rosenthal, erlebt er dank cleveren Mitdenkens eine vorzeigbare Session, die beweist, dass das Anpassen an die Bedingungen am Wasser auch im Winter der Schlüssel zum Erfolg sein kann. Viel Spaß beim Lesen!

Ein milder Winter - die Vorgeschichte

In der Regel nutze ich die freien Tage zwischen Weihnachten und Silvester dazu um meine Angelsachen noch einmal auf Vordermann zu bringen und sie anschließend ordentlich wegzupacken. Diesen Winter motivierten mich die milden Temperaturen aber doch noch, eine „Winter-Session“ zu machen. Kurzerhand überredete ich noch zwei Freunde, Nico Brutsche und David Rosenthal, mich bei meinem Vorhaben zu begleiten. Da sämtliche Gewässer in meiner Region bereits mit einer Eisschicht überzogen waren, stellte sich zu Beginn erstmal die Frage: Wo geht es hin? Zum Glück fiel David recht schnell ein Gewässer ein, an dem wir einen Versuch wagen konnten. An besagtem See hatte David allerdings noch keine richtige Karpfensession gemacht. Er kannte durch seine Raubfisch-Touren mit dem Echolot lediglich die Struktur des Sees. Nachdem der See auf Eis gecheckt worden war und der Wetterbericht für die kommenden Tage aushaltbare Temperaturen voraussagte, ging alles recht schnell. Nach einer verhältnismäßig kurzen Fahrt erreichten wir den 16ha großen See, den wir eine Nacht beangeln wollten.

Ein sonniges Plätzchen -Platzwahl

Unsere Stelle für das Camp wählte David so, dass wir sämtliche möglichen Wassertiefen (zwischen einem und achtzehn Meter) zum Ablegen der Montagen zur Verfügung hatten. Ein erster „Schock“ stellte sich ein, als ich beim Messen der Wassertemperatur bereits an der Oberfläche einen Wert unterhalb der magischen 8°C-Grenze feststellte. Lausige 7°C zeigte das Display meines Thermometers an – ob bei dieser Temperatur wirklich was gehen würde? Bei der Auswahl meiner Spots orientierte ich mich am Verlauf der Sonne. Hierbei beobachtete ich eine Zeit lang die Stellen, die den Großteil des Tages durch das Sonnenlicht erhellt und erwärmt werden würden. Nach der Begutachtung der Spots mit dem Echolot stand meine Entscheidung fest: Eine Montage sollte relativ dicht, mit circa einem Meter Abstand, am gegenüberliegenden Ufer landen. Dieses wurde an dieser Stelle durch eine Schilfwand, die auch im Wasser wuchs, verdeckt und die Tiefe belief sich auf rund 1,80 Meter. Für die zweite Falle wählte ich ebenfalls eine Stelle am gegenüberliegenden Ufer. Ein ins Wasser gestürzter Baum machte diese Stelle besonders interessant. Mit einer Wassertiefe von knapp 3 Metern lag der Spot ein gutes Stück tiefer als der erste.

Kurz und Knackig - Vorfach

In den wärmeren Jahreszeiten verfallen Karpfen teilweise in einen regelrechten Fressrausch. In diesem Rausch sammeln sie einfach alles Futter auf unserem Platz ein und schwimmen dabei schon den nächsten Boilie an, bevor der gerade eingesaugte überhaupt in ihrem Rüssel verschwunden ist. Im Winter, wenn das Wasser kalt ist, kommt dieses Verhalten selten bis kaum vor. In dieser Jahreszeit bewegen sich unsere Freunde langsam und träge. Und gerade dieses langsame Verhalten ist für mich bei der Auswahl meiner Rigs entscheiden. Zum Einsatz kommen kurze, steife Rigs mit einer Länge zwischen 7 und 12 cm. Diese Montagen haken den Fisch sehr schnell, ohne dass er sich dabei groß bewegen muss. Bei unserer Session griff ich auf ein 20 cm langes Ronnie-Rig, das ich im vergangenen Sommer aus einem etwas steiferen, ummantelten Vorfachmaterial gebunden hatte, zurück. Nachdem ich es um circa 10 cm gekürzt hatte, entfernte ich etwas Ummantelung kurz vor dem Hakenöhr, um dem Köder minimal Spiel zu verleihen.

Schnell, einfach, effektiv! - Futter

Meine Vorräte an Partikeln und Boilies waren wie jedes Jahr zu Saisonende erschöpft, dennoch wollte ich meine Plätze mit etwas Futter attraktiver machen. Deshalb setzte ich auf den wohl bekanntesten Karpfenköder schlechthin -Dosenmais. Durch seine auffällige gelbe Farbe und seinen speziellen Geruch, den wohl jeder Karpfen kennt, schien er mir eine gute Futterbasis für das glasklare Wasser zu sein. Nachdem ich den Kampf mit den Ösen der Maisdosen gewonnen hatte, landete der gesamte Inhalt in einem Eimer. Mit etwas Salz, Thunfisch-Liquid und zwei Händen Marine Halibut Pellets von David vervollständigte ich mein Futter. Um die Lockwirkung desselben weiter zu steigern, übergoss ich die Mixtur zusätzlich mit etwas heißem Wasser. Durch dieses sollten die Pellets ihre attraktiven Öle schneller freisetzen und so die Karpfen auf meinen Spot aufmerksam machen. Falls kein warmes Wasser zur Verfügung steht, sollte man übrigens auf die Menge der Pellets aufpassen, da sie im Winter nicht so schnell wie im Sommer „zu Staub zerfallen“ und somit eine sättigende Nahrung darstellen können – also nicht gerade das, was wir uns wünschen.

Nachdem das Futter etwas gezogen hatte, verteilte ich es auf den beiden Spots. Die Futterplatzgröße hielt ich hierbei mit einer Fläche von rund einem Quadratmeter recht klein.

Klein aber fein - Köder

Im Frühjahr finden bei mir ausschließlich kleine Köder den Weg ans Haar, einzelne Sinker von 14 – 16 mm. „Wieso sollten ein paar noch kleinere Hookbaits im Winter dann nicht auch funktionieren?“, fragte ich mich. Bei unserer Session benutzte  ich also drei gelbe Fake-Maiskörner. Diese sollten im klaren Wasser gut auffallen, sich aber nicht von meinem Beifutter abheben. Der Auftrieb der drei Imitate war gerade so groß, dass der Haken angehoben wurde und der Köder somit knapp einen Zentimeter über dem Grund stand. Welcher Karpfen könnte da schon wiederstehen?

Die Erwartungen übertroffen

Nachdem die Köder an den modifizierten Rigs angebracht waren, legten wir die Montagen aus und fütterten unser gut durchgezogenes Futter. Die Schnüre wurden nachgespannt und abgesenkt, bevor wir uns gemütlich zusammensetzten und mit einer warmen Mahlzeit stärkten. Kurz bevor wir uns in unsere Schlafsäcke verabschieden wollten, gab mein Bissanzeiger einen ersten Laut von sich. Auf halbem Weg zur Rute lief dann auch schon die andere ab. Ein kurzer, sehr langsamer Drill mit nur einer einzigen Flucht endete mit dem Fisch im Kescher. Im Lichtkegel der Taschenlampe funkelte ein wunderschöner, goldener Schuppenkarpfen durch die Maschen des Netzes.

Der Fisch wog zwar „nur“ knapp 11 kg, übertraf aber meine Erwartungen an diese Session bei Weitem, schließlich war es mein erster Winterkarpfen.

Bis zum nächsten Morgen tat sich bis auf einzelne, kurze Piepser nichts mehr. Dennoch blicke ich auf eine wirklich schöne und gelungene Session zurück, bei der ich viel erfahren und lernen konnte. Ich kann euch nur raten, die milden Temperaturen zu nutzen, um euer Glück zu versuchen, denn nur ein Angler der auch angeln geht, kann auch einen Fisch fangen.

Liebe Grüße und ein dickes, „kaltes“ Petri Heil

Euer Jonas

Mehr von Jonas findet ihr auf dem J&M Angeln YouTube-Kanal.

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