Gute Kenntnisse über das Gewässer, langjährige Erfahrung, gute Baits und die richtige Taktik - das sind grundlegende Eckpfeiler, die das Fundament für ein erfolgreiches Karpfenangeln bilden. Unser Autor, Marco Bettin, Inhaber der Firma Baitlounge, ist ein leidenschaftlicher Futterplatz-Angler. Er hat sein taktisches Vorgehen in einem tollen Artikel für euch beschrieben. Für ihn steht und fällt alles mit dem richtigen Aufbau eines produktiven Futterplatzes. Nach welchen Kriterien er seinen Futterplatz aussucht, wie er diesen aufbaut und schlussendlich erfolgreich befischt, hat er in einem 10-Punkte-Plan für euch zusammengetragen.
1. Die richtige Platzwahl am richtigen Gewässer
Futterplatzangeln macht für mich nur dann einen Sinn, wenn ich sicher sein kann, dass kein anderer den von mir mühsam aufgebauten Spod befischen wird. Das ist zugegebenermaßen nicht immer einfach und setzt voraus, dass man sich mit den Gegebenheiten am Wasser, sowie der lokalen Szene auseinandergesetzt hat. Ich suche mir für den Aufbau meines Langzeitfutterplatzes also ein Gewässer und somit einen Spod, der wenig von anderen Anglern befischt wird, oder wo die Möglichkeit besteht, sich im Vorwege abzusprechen, wer, wie, wo fischt. Nichts ist ärgerlicher, als wenn sich andere Angler an den eigens eingebrachten Bemühungen erfreuen.
2. Der richtige Spod
Wenn ich einen Futterplatz aufbaue, muss mein Platz einfach zu befüttern sein. Ich suche mir meistens eine geeignete Stelle am Ufer, die ich ganz einfach mit dem Groundbaiter füttern kann. Ich habe einfach keine Lust mehrmals in der Woche mit dem Boot über den halben See zu rudern, nur, um mein Futter abzuladen. Das kann man sicherlich mal machen, aber für mich muss die Vorbereitung eines Angelplatzes nicht zwingend in Stress ausarten. Dass ufernahe Spods zudem äußerst lukrativ sind, sollte mittlerweile hinlänglich bekannt sein!
3. Zur richtigen Zeit am richtigen Ort
Futterplatzangeln kann äußerst produktiv sein, keine Frage. Doch, bei aller Produktivität darf man hier auf keinen Fall in eine Art blinden Aktionismus verfallen, denn, nicht alle Monate eignen sich meiner Erfahrung nach für den Aufbau eines Futterplatzes. Wenn es die Jahreszeit zulässt, ziehe ich Futterkampagnen in der Regel über drei Monate durch. Dafür eignen sich die Monate April, Mai, Juni, sowie die Monate Oktober, November und Dezember am besten. In den Sommermonaten fische ich meist instant an verschiedenen Spots und Gewässern, je nachdem, wie es die Wetterlage und der Freizeitdruck zulassen.
4. Das richtige Futter
Hier setze ich definitiv auf Fischmehlköder. Meistens ist es eine Mischung aus Complete Fish und Protex Boilies in verschiedenen Größen, wobei der Anteil kleinerer Boilies deutlich überwiegt. Im kälteren Wasser setze ich zudem gerne auf Boilieteig, den ich der Auswahl meiner Hakenköder entsprechend anpasse. Ein kleiner Tipp: Dem Boilieteig füge ich noch Dosenmais, Maden und Pellets hinzu, zur ultimativen Erhöhung meiner Lockwirkung. Auf Partikel verzichte ich beim Anfüttern komplett! Große Karpfen hassen meiner Meinung nach das Gewusel durch unzählige Weißfische am Platz, das man durch Futterkampagnen mit Partikeln unweigerlich produziert.
5. Die Rigs meines Vertrauens
Die beste Futterstrategie wird am Ende erfolglos sein, wenn die Köderpräsentation versagt. Gerade an Gewässern, an denen die Fische häufiger einem hohen Angeldruck ausgesetzt sind, ist der Einsatz von hocheffektiven Rigs zwingend erforderlich. Seit Jahren fische ich mit vollstem Vertrauen steife Fluocarbonrigs, entweder komplett mit steifem Haar gebunden, oder als D-Rig mit schwerelosem Wafter. In Hochdruckphasen gerne auch mal Spinnerrigs mit Basemix Pop Ups oder auffälligen Fluoro Pop Ups.
6. Der perfekte Hakenköder
Ich fische meistens 24 mm Sinker direkt aus der Tüte. Kurzum: Genau das, was ich auch füttere! Durch das hohe Eigengewicht des 24er Boilies fällt der Haken meiner Erfahrung nach schneller ins Fischmaul und gräbt sich am Ende wesentlich besser ins Fischmaul ein. Sollte ich an hart befischten Gewässern, mit vorsichtigen Altfischen angeln, kommen auch gerne mal schwerelose Wafter ans Rig. Nur in absoluten Ausnahmesituationen greife ich auf einem Langzeit-Futterplatz zu Pop Ups. Diese Hakenköder verwende ich nur dann, wenn es zäh läuft. Das kann immer mal bei Wetterwechseln, oder Hochdruck der Fall sein.
7. Die richtige Futtermenge
Wieviel Futter ich einbringe, hängt natürlich stark von der Jahreszeit, dem Fischbestand und dem Angeldruck ab. Als groben Richtwert kann ich aber gutem Gewissen 2 bis 4 Kilo angeben. Das sind die Mengen, die nach meiner Erfahrung und den regelmäßigen Kontrollen meiner Spods, von den Fischen akzeptiert und angenommen werden.
8. Füttern in Intervallen
Tägliches Anfüttern halte ich für vollkommen unnötig, das vorweg. Ich füttere in der Regel immer alle zwei Tage und richte meine Futtertage nach meinen geplanten Sessions aus. Wenn ich es zeitlich einrichten kann, füttere ich so, dass ich am Vortag gefüttert habe. Somit stelle ich sicher, dass die Fische auf mein Futterintervall konditioniert sind und sich somit an meinem Spod aufhalten, wenn ich die Hakenköder platziere.
9. High-Tech Kontrolle
Wie sagt man so schön: Vertrauen ist gut, Kontrolle ist besser! Wenn es irgendwie möglich ist, kontrolliere ich meinen Futterplatz regelmäßig. Das gibt mir erstens ein Gefühl des Vertrauens, aber auch die Möglichkeit, meine Futtermengen zu korrigieren, bzw. der aktuellen Fresslaune der Karpfen entsprechend anzupassen. Ich schaue oft mit der Unterwasserkamera oder der Fishspy, ob mein Futter angenommen und gefressen wurde. Derartige Hilfsmittel sind aus meiner Angelei nicht mehr weg zu denken.
10. Der Angeltag
Auf meinen Futterplätzen fische ich in der Regel zwei Nächte pro Woche, jedoch niemals zwei Nächte am Stück! Das ist für mich eine unabdingbare Regel, der man sich auch dann zwingend unterordnen sollte, wenn es richtig gut läuft! Denn, zu häufiges Befischen des Spods, bringt in den meisten Fällen nur Unruhe und die Vergangenheit hat mir deutlich gezeigt, dass die erste Nacht, in den meisten Fällen, die deutlich bessere war. Meistens habe ich das letzte Mal am Vortag gefüttert, wie ich in Punkt 8 bereits beschrieben habe. Somit werfe ich am Angeltag kein weiteres Futter auf den Spot, sondern konzentriere mich ausschließlich auf das perfekte Ablegen meiner Montagen. Hat man über einen längeren Zeitraum gefüttert, sind die Fische auf den Platz dressiert und man benötigt meiner Erfahrung nach kein weiteres Futter. Erst, wenn ich meine Session beendet habe, lege ich neues Futter nach, und der Kreislauf meines Intervall-Fütterns beginnt von vorn …
Ich hoffe sehr, dass ich euch mit meinem 10-Punkte-Plan dabei helfen konnte, euren Langzeitfutterplatz soweit aufzubauen, dass ihr ihn über viele Monate hinweg sehr erfolgreich befischen könnt. Wie gesagt, vertraut eurem Rig, kontrolliert das Fressverhalten der Fische, passt eure Futtermengen gegebenenfalls an und diszipliniert euch, dem mit Sicherheit gut laufendem Spod die notwendige Ruhe zu ermöglichen. Ihr werdet sehen – euer Fangbuch wird sich füllen, ganz bestimmt!
Viel Erfolg auf eurem Langzeit-Futterplatz, wünscht
Marco Bettin