Zuerst realisierte ich die vereinzelten Pieper meiner Funke gar nicht! Zusammengerollt lag` ich da, eingekuschelt im Schlafsack, die Ohrenstöpsel tief in meinen Gehörgängen verstaut. Die Nachtschicht hatte es mal wieder in sich - Arbeit an sich stand zwar nicht viel an, aber diese ekelhafte, feuchte Nebelsuppe setzte uns ganz schön zu in dieser „Freianlage“. Wie auch immer – nach Feierabend war ich direkt an den See getuckert, hab` die vorgebundenen Rigs an den Ruten montiert und diese als Singlehook auf dem seit einigen Wochen präparierten Futterplatz präsentiert…
Nach dem eher bescheidenen Oktober erhoffte ich mir jetzt Mitte November einiges mehr. Schon die erste Morgensession hatte mir einen der Originale beschert. Ein dunkler, sehr markanter Spiegler, 47Pfund schwer und mit `ner richtig geilen Farbe verziert. Besser hätte mein letzter Versuch, diesen EINEN noch zu erwischen, ehe die Saison sich dem Ende neigt, nicht starten können. Das Areal, das ich hier befischte, war SEINE Heimat. Ein guter Freund hatte meinen Wunschfisch bereits mehrmals in dieser Zone gefangen und da mein Futter definitiv angenommen wurde, war ich durchaus optimistisch gestimmt.
Auf jeden Fall brachte ich das „Gepiepe“ meiner Funkbox erst nach einigen Sekunden mit der Realität in Verbindung. Es ist immer wieder crazy wie verpeilt man ist, wenn man nach einer Nachtschicht völlig platt am Wasser einschläft und nur kurze Zeit später durch einen Biss aus dem Tiefschlaf gerissen wird. Völlig hektisch riss ich meinen Schlafsack auf, schlüpfte in die parat stehenden Watstiefel und öffnete die Tür meines Stahlbivvys. Die Ohrenstöpsel noch in den Gehörgängen versenkt rannte ich das steile Ufer hinab zu meinen Ruten und nahm Kontakt auf. Es war die Rute mit dem einzelnen 15mm Sinker in sieben Meter Tiefe. Doch statt starker Gegenwehr wurde mir sehr schnell klar, dass alle Aufregung umsonst war, hatte sich doch tatsächlich eine Reiherente an meinem Rig zu schaffen gemacht. Sauber gehakt in der „Unterlippe“ kurbelte ich die Gute an Land. Wie viele dieser Viecher hatte ich eigentlich schon gefangen? 10? 20? Keine Ahnung, auf jeden Fall sind diese Tiere, vor allem um diese Jahreszeit, mehr als nervig! Vom Eisen befreit düste das schwarz-weiße Entlein mit ihren stechend gelben Augen davon… Ich blickte dem meckernden Federvieh noch einen Moment nach und warf im Anschluss meine Rute wieder auf den Spot. Noch war es früh, gerade erst am Hellwerden. Da konnte durchaus noch Einer einsteigen – vielleicht ja auch dieser EINE! Zufrieden machte ich es mir wieder auf dem Bett gemütlich und schlief auch ruckzuck wieder ein. Die nächsten Töne, die ich vernahm, waren das Gebimmel meines Weckers. Es war an der Zeit aufzustehen. In gut einer Stunde musste ich vor der Schule meines Sohnemanns stehen. Ich rappelte mich auf, trank einen Schluck Wasser und „daddelte“ mit dem Handy herum. Ich hatte einige WhatsApp-Nachrichten einiger Angler bekommen – allesamt beinhalteten die gleiche Message: „Schau mal Chris, da schwimmt ein toter Fisch“…
Darunter ein Bild mit einem weißen Etwas, irgendwo in der Seemitte treibend. Nun ja, wäre ja nicht das erste Mal, dass ein Fisch verendet. Dennoch war ich etwas unruhig… Ich musste dem genauer nachgehen, kurbelte, obwohl ich noch eine gute halbe Stunde Zeit hatte, meine Ruten ein und lief, nachdem ich meine sieben Sachen im Bus verstaut hatte, das Ufer entlang. Es dauerte auch nicht lange, bis ich den toten Laib ausfindig machen konnte. Erkennen, um welchen Fisch es sich hier handelte, konnte ich aufgrund der Entfernung allerdings nicht. Ein Boot musste her, und zwar schleunigst! Cocco, einer meiner Angelbuddys, saß ein paar Spots von mir entfernt und war, nachdem ich ihn über dieses weiße Riesenteil informierte, mindestens genauso gespannt wie ich… Er paddelte zu mir und wir dann gemeinsam zu diesem toten Fisch. Je näher wir kamen, umso größer wirkte er und als wir den Armen dann endlich erreichten, war klar, dass sich meine Zeit hier für diese Zeit erledigt hatte. Aus die Maus, aus der Traum von diesem EINEN. Er war es. Dieser EINE, den ich unbedingt auch mal in meinen Armen wiegen wollte – Pustekuchen! Er war in diesem Jahr noch nicht einmal gefangen worden und wird es auch nie mehr…
Mit diesem Faustschlag mitten ins Gesicht war nun guter Rat teuer. Was nun? Ziele hatte ich jetzt keine mehr und hier, an diesem See, hatte ich bereits nahezu alles gefangen, was Rang und Namen hatte. Game Over!
Nachdenklich steuerte ich meine Karre Richtung Schule. Irgendwas wollte ich diese Saison noch machen. Die Klamotten wegräumen wollte ich noch nicht, da hatte ich definitiv noch zu viel Bock zum Fischen. Ganz ohne etwas im Visier zu haben wollte ich allerdings auch nicht vor mir her fischen und so beschloss ich noch, ehe ich die Schule von Paul erreicht hatte, wo ich mich den Rest des Jahres niederlassen wollte. Parallel zu meinem Zielfischgewässer hatte ich bereits einige Wochen an einem anderen See gefüttert und eher sporadisch mal ein paar Stunden geangelt. So richtig ist es an diesem Gewässer in diesem Jahr nicht gelaufen. Viele Angler saßen lange blank und von den bekannten Riesen waren auch nur zwei Stück „raus“ gekommen. Es war also durchaus möglich, da noch zum Zuge zu kommen und den ersten Schritt hatte ich bereits gemacht:
Schon zu Beginn meiner Angelei dort war mir klar, dass ich einen Spot befischen würde, der seit längerer Zeit nicht befischt wurde und genau so einen hatte ich mir für mein Vorhaben ausgesucht. Auch Futter technisch wollte ich mich – so hoffte ich – von den vielen Anglern am See etwas abheben und fütterte ausschließlich 15mm Puckies, welche tief schwarz sind und dies auch nach vielen Stunden im Wasser bleiben. Ich wollte auf die gängigen, auffälligen Köder verzichten! Zudem fütterte ich die ersten Male eine ordentliche Portion Hanf in dem zu Beginn noch sehr krautreichen Areal, um für die Präsentation meiner Rigs zumindest ansatzweise Platz zu schaffen…
Schon bei meinem ersten Kurzansitz konnte ich eine Schleie und einen schönen Spiegler fangen, was mich in Anbetracht der Tatsache, dass ich lediglich zwei Stunden am Wasser war, sehr zufrieden stimmte. Es schien, als hätte ich den richtigen Weg gewählt und genau da wollte ich nun ansetzen…
Gefüttert hatte ich wie gesagt schon eine ganze Zeit lang. Konstant geringe Mengen und das Alles quasi ohne Angeldurck, während die restlichen Topstellen des Sees ständig unter Beschuss waren. Es konnte nur ein Vorteil sein und die erste Nacht an diesem Spot bestätigte genau das! Sechs Fische landeten in den Maschen meines Keschers, unter anderem einer der dicken Spiegler des Gewässers. Ich war mehr als happy und blieb konstant weiter am Ball – mit Erfolg…
Während ich diese Zeilen schreibe, ist gerade erst der 21.November. Was mich die nächsten Tage des Monats noch erwartet weiß ich nicht, hoffe aber, dass noch eine der Bomben auf einen Besuch vorbeischaut. Drückt mir die Daumen Jungs – und Mädels, vielleicht klappt es Jahr mit dem fetten Jahresabschluss, die Chancen stehen definitiv ganz gut, ich bin optimistisch!
Euch allen da draußen eine tolle Weihnachtszeit und `nen guten Rutsch ins Neue,
Chris Ackermann