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Picknicker / 07.11.2018

DER PICKNICKER AUDIOBLOG: Jahresziele und Stolpersteine

Herzlich willkommen liebe Leser zum 2. Teil des Picknicker-Blogs! Nachdem ich im ersten Picknicker Blog über meine anglerischen Ziele für 2018 berichtet habe, ist schon wieder viel Wasser den Rhein runter geflossen. Heute möchte ich euch über den ganz normalen Wahnsinn am Zielwasser 2018 berichten und den Beginn meiner persönlichen Pechsträhne erzählen, die Anfang April ihren Lauf nahm:

Sprunggelenk gezerrt und Patella-Sehne entzündet! Verdammt - Paschi‘s Aussage aus dem allerersten Carpzilla Podcast, dass ich wohl eher in eine „andere Generation“ deutscher Karpfenangler gesteckt werden müsste, trifft anscheinend doch irgendwie zu und meine läuferischen Ambitionen am neuen Gewässer wurden zwischenzeitlich aufgrund oben beschriebener Wehwehchen ein wenig ausgebremst. Nichts desto trotz hatten die in den letzten Wochen im Abstand von wenigen Tagen stattgefundenen Jogging- und Location-Besuche am neuen Zielfisch-Pool die Informationen ergeben, die ich mir zu Beginn der noch jungen Saison schon in etwa so ausgemalt hatte:

Na Bravo!

Hardcore Rahmen-Bedingungen in Form von tausenden Spaziergängern („UND? – Schon wat jefangen?“), hunderten Hundebesitzern („Keine Angst – der beißt nicht!“), ankerwerfenden Bootsfahrern („Oh Entschuldigung, ich habe Sie gar nicht gesehen!“), rumzüngelnden Schwulenpärchen („Hallö’chen Popö’chen…“ – „Haut bloß ab!“), Spannern („Keine Angst – wir gucken nur!“ – „WTF???“), Shisha-rauchenden Damen aus dem mittleren Osten („Ey Scheisse ey, isch krisch die Scheiss-Asi-Kohle nich an – gib ma anderes Feuerzeuch, ey“ – „???“) und den ganz normal gestörten Opas uns Omas, die niemals zuvor in ihrem Leben einen Karpfenangler mit Trolley den Kilometer langen Weg durch den Wald haben stampfen sehen, während sie mit den Fingern aus zwei  Metern Entfernung auf Dich zeigen und glauben, dass wir Angler alle genauso schwerhörig oder taub wie sie selbst sind („Guck mal Lisbeth – isch glaub, dat isse ne Angler“). Na Bravo!

Sommerliche Grillparty am BadeseeAnzeige von Achim SchlüßelAnzeige von Achim Schlüßel

Ein riesen Haufen Scheiße – Dankeschön!

Hinzu kamen diverse technische Herausforderungen ganz banaler Art. So ist es zum Beispiel von großem Vorteil, wenn im Reifen des seit Jahren nicht mehr benutzen Trolleys Luft ist. Ungerne erinnere ich mich an meinen allerersten Ansitz Mitte April, als ich mit der Schubkarre ‚ganz elegant‘ vom Parkplatz rollen wollte, und ich nach einem gefahrenen Meter leider feststellen musste, dass offenbar die Handbremse am Trolley angezogen war. Der Marsch mit vollgepackter Karre und plattem Reifen an den Spot wird als „zweitbeschissenstes“ Erlebnis für mein Angeljahr 2018 verbucht. Nach Luft ringend und schweißgebadet hatte ich den Kaffee schon auf, bevor das erste Mal die Rute mit Ködern bestückt in das neue Zielwasser segeln sollte.

Der ABSOLUTE Tiefschlag und somit Platz 1. meiner persönlichen Shit-happens-Rangliste 2018 war jedoch sicherlich das aufgebrochene Auto und gestohlene Tackle - möge dich der Blitz beim Scheißen treffen du räudiger Köter! Dass ich diverse Ressourcen aufbringen musste, um (zeitnah!) wieder einsatzfähig zu sein, könnt ihr euch sicherlich vorstellen, oder?! Als wenn mich diese lapidaren Lächerlichkeiten von meinem Ziel abbringen konnten – im Gegenteil! Wer mich kennt, der weiß, dass mich gerade solche Negativ-Erfahrungen nicht aus dem Takt bringen und ich letztendlich noch mehr Energie investiere. Jetzt erst Recht! Natürlich hat die Versicherung den Schaden nicht bezahlt…

Achim Schlüßel steht im Matsch.

Jetzt erst recht…

Die ebenfalls gestohlene Angelerlaubniskarte hatte ich zum Glück in Kopie erneut erhalten – diesmal ohne das Reglement, welches sich im Originaldokument auf der Rückseite des Erlaubnisscheines befindet. Ha! Das ist doch eine super Ausrede, falls ich mal auf die verbotenerweise mittgeschleppten Utensilien wie Liege und Schirm angesprochen werden sollte, denn as Nachtangeln ist prinzipiell erlaubt! Somit hatte der Diebstahl zumindest einen positiven Aspekt. Ich gebe ehrlich zu, dass solche Schwachsinns-Verbote an großen öffentlichen Gewässern zwar in Teilen nachvollziehbar sind, um die Heerscharen der Camping-Angler davon fernzuhalten, mich persönlich aber nur bedingt ansprechen: Do it in the Dark!

Fox Utra BrollyFox Edges Endgame

Seid dankbar!

Je mehr Trubel im Laufe des Tages rund um den See stattfindet, desto schöner, stiller und erholsamer sind die Tagesrandzeiten an solch öffentlichen Gewässern. Schon immer sind es für mich persönlich die frühen Morgenstunden gewesen, die eine unglaubliche Magie versprüht haben und mich in ihren Bann gezogen haben. Wenn die Ruten am Abend zuvor oder im ersten Licht präzise abgelegt wurden und die Chance auf einen Biss manchmal spürbar nah ist. Wenn der Karpfen, bedingt durch seine natürlichen Instinkte, auf Nahrungssuche geht und überall auf der Wasseroberfläche Kringel oder andere Hinweise auf aktive Fische zu erkennen sind. Wenn die Sonne langsam den Horizont erobert und sich das blaue Licht der ersten Stunden vor Sonnenaufgang in gleißende Strahlen wandelt. Dann verfalle ich in meine Passion. Dann fühle ich die positive Energie des Wassers. Dann komme ich zur Ruhe, vor allem mental. In diesen Momenten wertschätze ich mein Leben und sage mir, dass es nicht selbstverständlich ist, diese Momente gesund zu erleben. Dieses persönliche Glück sollte sich jeder von uns hin und wieder mal vor Augen führen und dankbar sein.

Achim Schlüßel blättert in Picknick für Fortgeschrittene

Alles eine Frage des Blickwinkels

Kennt ihr das Gefühl, wenn die Rute das ERSTE Mal ins neue Gewässer fliegt? Natürlich kennt ihr es – blöde Frage. Dann fühle ich mich immer wie ein 13-jähriger Bube, der mit unglaublich viel Enthusiasmus und Naivität die Geheimnisse des noch unbekannten Wassers und deren Bewohner lüften möchte. Dieses Gefühl weicht jedoch nach einiger Zeit den gemachten Erfahrungen und wir machen irgendwann, nach vielen Jahren am selben Wasser, nur noch einen „Job“. Zumindest konnte ich dies in Teilen bei mir selber feststellen. Die wahre Magie des Fischens geht mit jedem Wiederfang ein wenig verloren. Wer es jetzt nicht schafft, die Situation aus einem anderen Blickwinkel zu betrachten, brennt im schlimmsten Fall aus und hat kein Spaß mehr an seinem Hobby. Das ist ziemlich paradox, sollte doch eigentlich genau das Gegenteil der Fall sein. Gott sei Dank habe ich noch nie ernsthaft diese Situation erleben müssen – obwohl ich meine Hausgewässer teilweise schon über 15 Jahre befische. Entscheidend ist hier die eigene Motivation, man sollte sich die über den wahren Antrieb des eigenen Handelns bewusst sein. Die Sichtweise auf die Dinge ist ausschlaggebend.

Nach 15 Jahren am selben Wasser sind es gerade die Wiederfänge und die langjährige Entwicklung der Karpfen (und des Gewässers!), die durchaus faszinierend sind. Ich gehe sogar noch einen Schritt weiter und behaupte, dass viele der langjährigen Vollblut-Karpfenangler ein vergleichbares Gewässer haben. Es war meiner Fischerei jedenfalls äußerst zuträglich, hat es doch als letzte Konsequenz dazu beigetragen über einen langen Zeitraum Fische und deren Verhaltensweisen beobachten zu können und folglich Rückschlüsse auf individuelle Verhaltensmuster der Tiere zu ziehen. Oder vielmehr die Folgen des eigenen Handels auf die Tiere und deren Lebensraum! Das ist meiner Ansicht nach ein wesentlicher Prozess in der Entwicklung eines passionierten Karpfenanglers und vervollständigt den Blick auf das große Ganze. Watercraft ist die Summe der gemachten Erfahrungen und Entwicklung des Individuums über einen längeren Zeitraum. Langjährig befischte Homepools helfen definitiv dabei.

Flanke eines Spiegelkarpfens

Kraut, Kraut, Kraut…

Die Ideologie des 13-Jährigen Buben habe ich nicht, als ich meine Rute das erste Mal in den neuen Zielfisch-Pool geworfen habe. Das lag aber nicht an der durchaus bekannten Vorstellung, welche Fische hier herumschwimmen, sondern vielmehr daran, dass es von Anfang März bis Mitte April ausschließlich die Lot-Rute war, welche mein ständiger Begleiter war. Sie verriet mir als einziges zugelassenes Hilfsmittel ein wenig über Struktur und Bodenbeschaffenheit des Gewässers. Dass dieser F****ng-Pool bei seinen riesigen Ausmaßen nur aus Krautbänken besteht, war mir bis zu diesem Zeitpunkt nicht wirklich bewusst. Wäre ja auch zu schön gewesen, wenn wenigstens das Fischen als solches „einfach“ gewesen wäre. Aber irgendwie passte es auch zum Gesamtbild und schraubt die Wertigkeit der darin lebenden Bewohner weiter in Höhe. Jeder Fisch zählt – egal wie groß!

Ich werde weiter berichten wie es in diesem Jahr lief – exklusiv hier beim Picknicker-Blog auf Carpzilla und wünsche euch bis dahin eine gute Zeit am Wasser!

Der 2. Picknicker-Blog zum Hören:

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