Hi, ich bin Oli Davies, im social Media bekannt als the Olicle. Zusammen mit Alan Blair mache ich die Serien Euro Banx und Urban Banx bei Nash. Mein Leben spielt sich am Wasser ab und die Kamera ist immer dabei. In dieser Serie will ich Dir zu besseren Bildern verhelfen.
Dein Fang, Dein Bild
Im Grunde nehmen wir doch genau deshalb alle eine Kamera mit ans Wasser, oder? Um gute Aufnahmen unserer Fische zu machen! Wie also bekommst Du das bestmögliche Ergebnis, wenn es darum geht, den Fang ins rechte Licht zu rücken? Es gibt ein paar Dinge, die Deine Bilder massiv nach vorne bringen können – oder eben die, die Du für andere mit ihren Fischen machst! Lass mich Dir helfen.
Leg Dir eine Festbrennweite zu
Nicht der Kamerabody entscheidet wirklich über die Qualität des Fotos sondern das Objektiv, das Du einsetzt. Ich werde oft gefragt, wie ich es schaffe, dem Bildhintergrund so ein schönes Bokeh (steht für die gewollte Unschärfe im Hintergrund, die dem Objekt im Vordergrund noch mehr Kraft gibt) zu geben. Die Antwort darauf kommt mit dem Objektiv, das ich verwende! Eine gute Festbrennweite, also ein Objektiv ohne Zoomfunktion, erlaubt Dir eine viel geringere Tiefenschärfe (englisch: DOF, depth of field) als das klassische Kit-Objektiv, das vielleicht mit Deiner Kamera im Set kam. Das Objekt im Vordergrund, also Fänger mit Fisch, wird im Schnitt auch noch knackiger, schärfer, damit dargestellt. Schritt 1 zum besseren Bild ist also, Dir eine Festbrennweite zuzulegen. Und gute zu vernünftigen Preisen gibt es auch von Nikon und Canon – die in Sachen Qualität den Markt in der Hand haben.
Welche Brennweite?
Welche Brennweite Du brauchst, hängt vom Sensor Deiner Kamera ab! Das hier ist jetzt wichtig! 50mm-Fotos sind gerade „in“ und diese Brennweite wird für Fisch-Fänger-Fotos auch empfohlen, da sie eine realistische Darstellung gewährleistet. ABER: Diesen Effekt erzielst Du mit 50mm nur auf einer Vollformat-Kamera! DSLR-Kameras im Einsteiger- und semiprofessionellen Bereich sind jedoch solche mit Crop Sensor. Die verwandeln eine 50mm Linse in eine mit 85mm Brennweite! Der Fisch wird also nicht realistisch dargestellt, sondern deutlich verkleinert! Ein Effekt, der cool sein kann, aber nur in Ausnahmen gewünscht ist. Crop-Kameras sind super, keine Frage. Solltest Du eine besitzen, stelle nur sicher, dass Du Dir eine 35mm Festbrennweite zulegst, denn die erzeugt den 50mm-Effekt einer mit Vollformat. Check?
(Anm. der Redaktion: Das gilt für APS-C Sensoren, bei Micro Four Thirds Systemen, wie sie z.B. in Panasonic Kameras verbaut sind, wäre dafür sogar ein 25mm nötig).
Welche Blende?
Keine Sorge, in Folgekolumnen informiere ich Dich mit allen Details zu Blenden, Brennweiten & Co. Hier nur so viel: Gehe mit der Blendenzahl bei Fangfotos besser nicht tiefer als zwischen f4 und f5.6. Niedrigere Blenden erfordern mehr Übung und Kenntnis der Bildumstände. Bei den hier empfohlenen Zahlen stimmt das Schärfeverhältnis zwischen Fisch und Fänger und das Foto hat diese knackige Schärfe, die wir uns von einem Bild wünschen, statt in Unschärfen abzusaufen.
Übung macht den Meister
Der beste Weg, etwas zu erlernen ist, es zu üben! Nutze jede Gelegenheit, Bilder von anderen mit ihren Fischen zu machen. Spiele mit Blendenzahlen rum, damit Du verstehst, welchen Effekt Du damit erzielen kannst. Mache Fotos vor verschiedenen Hintergründen und checke Deine Ergebnisse aus. Wenn Du einmal weißt, was Dir gefällt und was Du willst, ist es einfacher, die Settings der Kamera an die Situation anzupassen und regelmäßig tolle Ergebnisse zu erzielen.
Der Hintergrund
Das hier ist jetzt massiv wichtig und wahrscheinlich DER gröbste Fehler, der mir bei vielen Fangbildern auffällt: Bedenke, wenn Du die Abhakmatte in Position rückst, was befindet sich im Hintergrund? Kann es Dich später auf dem Foto vom Fisch, der eigentlichen Hauptattraktion, ablenken? Ein Busch ist OK, nimmt dem Bild aber Tiefe. Manchmal ist es besser, den See im Hintergrund auslaufen zu lassen. Liegt da noch was, das nicht aufs Bild gehört? Etwa Müll? Weg damit! Versuche auch, Dich nicht zu nah an den Hintergrund zu hocken, wenn Du den Fisch präsentierst. Du brauchst etwas Distanz zu Hintergrundobjekten, wenn Dir dieser „Blur-Effekt“, also das Bokeh, gefällt.
Licht und Schatten
Achte jetzt darauf, dass der Fisch vernünftiges Licht bekommt. Einzelne Schatten sind gar nicht gut, entweder pralle Sonne oder voller Schatten, bitte! Vermeide gesprenkeltes Licht und als Fotograf, wie als Fänger solltest Du darauf achten, wie Dein Schatten fällt! Mache nie den Fehler, Deinen Schatten auf den Fisch zu werfen... Genauso schlimm: ein ungerader Horizont.
Bildkomposition
Durch eine schöne Bildkomposition machen wir aus einem guten Foto ein ganz besonderes! Eigentlich sollte man doch annehmen, dass ein Foto, auf dem der Fisch schön zentriert in der Mitte abgebildet ist – keine Flosse und auch der Kopf des Anglers wurden beschnitten – problemlos zu machen ist. Leider gelingt das mit Blick auf viele Fangfotos da draußen dann doch seltener als gedacht. Hier ist der Fotograf gefragt: Kontrolliere jedes Bild kurz auf dem Monitor und reagiere entsprechend, indem Du dem Objekt näher kommst oder mehr Platz lässt. Bearbeitungsprogramme erlauben uns, das Bild so zurechtzuschneiden, wie wir es wollen. Doch dafür braucht es in erster Instanz genügend Platz an den Seiten.
Sei der Vertraute
Den Traum vom Cover-Foto träumen viele. Und oft höre ich zu einem Querformat-Bild: „Das wäre ein cooles Cover!“ Ja, wäre es gewesen, allerdings als Hochformat! Quer angelegte Bilder mit wenig Platz für Beschnitt passen jedenfalls auf kein klassisches Cover. Darauf musst Du achten, wenn Du fotografierst, was willst Du mit dem Bild machen? Wo willst Du es sehen? Es liegt auch alleine an Dir hinter der Kamera, dem Fänger zu sagen, wie er den Fisch halten soll, um ihn bestmöglich zu präsentieren. Schließlich sieht er sich nicht selbst auf dem Display oder durchs Okular. Jeder Karpfenangler mit Fotointeresse wünscht sich doch einen „Wingman“, dem er seine Kamera anvertrauen kann und weiß, da kommt was Gutes bei raus. Sei dieser Wingman!
Nachtaufnahmen
Fische zu hältern, ist doch so langsam hoffentlich mal richtig out, oder? Für ansehnliche Nachtbilder brauchst Du zunächst mal einen externen Blitz, der integrierte Kamerablitz gibt einfach nicht genug her. Da er direkt über der Linse platziert ist, brennt er zudem Details aus und reflektiert unschön. Ein externer Aufschaltblitz – bestenfalls mit einem Difusor, der dem Licht die Härte nimmt – wirft viel besseres Licht. Und wenn wir den Fisch dann noch leicht schräg zur Linse präsentieren, sind ausgebrannte Details auf Kopf und Flanke, genauso wie unschöne Reflexionen schon fast Geschichte.
Je mehr Licht, desto besser
Mehrere Blitze als Lichtquellen werden Dein Ergebnis natürlich deutlich verbessern. Noch einfacher und vor allem günstiger aber geht das mit einem LED Panel. Oder wir lichten den Fang wenn möglich gleich mit mehr Licht aus dem Ambiente ab – bei unseren Urban Banx-Produktionen mangelte es auch nachts selten an Licht. Gerade im Dunkeln ist der Hintergrund wichtig: Dichtes Laub zum Beispiel reflektiert etwas Licht zurück und lässt Dich nicht aussehen, als wärest Du aus einer schwarzen Fläche ausgeschnitten.
Sei anders
Den Fisch mit getreckten Armen zu vergrößern ist echt von vorgestern. Es lässt Deine Finger wie Würste, Deinen Kopf klein und den Fisch unrealistisch wirken – auch mit 35 oder 50mm Festbrennweite. Mache das nicht! Versuche lieber, durch ungewöhnliche Winkel aufzufallen. Sind die klassischen Breitseitenbilder erst im Kasten ist noch etwas Raum für Experimente. Unvoreingenommene „Schnappschüsse“ mit passender Kameraeinstellung bringen manchmal klasse Ergebnisse.
Einen letzten, aber sehr wichtigen Rat habe ich noch für Dich: Vergiss nicht, zu lachen!
In der nächsten Kolumne widme ich mich den gewollten „Schnappschüssen“. Solchen Fotos, die am Rande, ganz unvoreingenommen, entstehen und die Session im Rückblick so lebendig machen.
Oli Davies