Wir alle nehmen eine Kamera mit ans Wasser, um unsere Fänge zu fotografieren. Worauf es bei guten Fangfotos ankommt habe ich bereits in meiner vorausgegangenen Kolumne geschildert. Klar, manch einer kramt die Kamera auch aus der Tasche, um einen besonders hübschen Sonnenuntergang aufzunehmen oder ein Bild des Set Ups am Platz zu machen. Aber: Einige der besten Fotos entstehen ungeplant, Schnappschüsse eben.
Momentaufnahmen
Mehr als nur Schnappschüsse: Momentaufnahmen! Solche, die wirklich festhalten, was passiert, die das dazwischen dokumentieren, einen Moment mit Freunden auf Bild bannen. Diese Art zu fotografieren ist eher wie Sraßenfotografie, bei der es kein „Posieren“ gibt. Es geht darum , instinktiv ein Bild zu machen, statt darauf zu warten, dass alle fertig sind und in die Kamera lachen. Seit die Kameras digital sind, gibt es keine Entschuldigung mehr dafür, wenige Fotos zu machen. Die Belohnung fürs Dauerauslösen kann aber etwas besonderes, unerwartetes sein.
Sei bereit
Um Momente festzuhalten, musst Du bereit sein! Eine bereits ausgepackte Kamera im Standby-Modus ist schon mal sehr hilfreich. Ebenso wichtig ist eine gewisse Erwartungshaltung. Wenn Du bereits darauf eingestellt bist, dass etwas Spannendes geschehen kann, steigen natürlich Deine Chancen, es auf Bild zu bannen.
Verstehe Deine Kamera
Der „gezielte“ Schnappschuss erfordert eine gute Kamerakenntnis. Du musst die Settings des Gerätes schnell ändern, Dich auf neue Situationen zügig einstellen können. Keine Sorge, dazu kommen wir auch noch detailliert! Doch vorher möchte ich Dir Beispielbilder zeigen und erläutern, warum sie besonders sind.
1. 24mm 1/125 F7.1 ISO250
Del Smith, Bailiff am Horton-See in UK, drillt einen guten 30er im dichten Kraut. Die letzten Momente eines fordernden Drills mit Publikum an diesem berühmten Gewässer. Noch ist der Fisch nicht gelandet! Die ungewöhnliche Rahmung des Bildes, ich nenne sie Arena, die aufgehende Sonne und die Spannung des Momentes geben diesem Bild Leben.
2. 100mm 1/60 F4 ISO320
Nick Helleurs Hund Bob lässt sich vom 30er auf der Matte anscheinend nicht im geringsten beeindrucken. Also habe ich das Bild schnell neu komponiert und nahm einen Schnappschuss von dieser „Foto Bomb Action“ im Bob-Style. Drei Blitze und Scheinwerfer des Wagens leuchten die Szene aus.
3. 35mm 1/40 F2.5 ISO8000
Wie hält man die guten Zeiten mit seinen Freunden am Feuer während einer Wintersession fest, ohne sie bei Nacht zu „zerblitzen“? Das geht mit sehr hoher ISO. Kompromiss: Das Bild verliert an knackiger Schärfe. Halb so wild, denn der Vibe bleibt erhalten!
4. 100mm 1/250 F14 ISO640
Cool, oder? Die Fische sprangen immer wieder, deshalb setzte ich die Kamera auf ein Stativ , richtete das Bild ein und wartete – den Finger auf dem Auslöser. Da ich nicht sicher war, wo genau der nächste springen würde, wählte ich eine hohe Blendenzahl (F14), um einen größeren Bereich scharf darzustellen. Die trotz der Helligkeit hohe ISO (640) bringt eine schnelle Verschlusszeit (1/250) mit sich, dadurch wird der Moment regelrecht eingefroren.
5. 50mm 1/400 F2.5 ISO 640
Die spektakulärsten Fischbilder entstehen oft erst nach der Trophy-Bild-Session. Wie hier, der Schuppi entfaltet seine ganz Kraft. Es lohnt sich, dann draufzuhalten!
6. 85mm 1/320 F2.8 ISO50
Für dieses Bild habe ich mich schnell anpassen müssen: Ein Fisch sprang, ich setzte den Fokus neu und wartete, bis sich wieder etwas bewegte: Bingo! Ich erwartete einfach, dass er ein zweites Mal springen würde.
7. 168mm 1/160 F3.2 ISO50
Ein epischer Drill auf Kevin Nash's Church Pool – er und Alan Blair im Boot beim Versuch, einen großen Karpfen aus dem Kraut zu befreien. Ich wartete, bis der Fisch die Oberfläche zu Schaum schlug. Denn ich wusste, dass dieser Moment besonders sein würde!
8. 50mm 1/80 F1.8 ISO50 (LINKS)
Ich hielt die Cam in der Hand, als ich das Rotkehlchen bemerkte. Ganz langsam brachte ich mich in Position und mir gelangen zwei Bilder, bevor es davon hopste.
9. 50mm 1/320 F10 ISO50 (RECHTS)
Dieses Bild transportiert im warmen Licht der französischen Provence mehr Emotionen, als jedes klassische Fangfoto. Remy hebt ein zweites Mal an, was er soeben gefangen hat. Die hohe Blendenzahl (F10) bringt den Hintergrund in die Schärfe und so kommt das Südfrankreichgefühl noch besser raus.
10. 35mm 1/125 F6.3 ISO320
Spaziergänger können ganz schön nerven, wenn man Fangbilder machen möchte. Doch hier helfen sie dabei, das urbane Setting noch zu bekräftigen. So erzählt das Bild eine Geschichte und es wird deutlich interessanter.
11. 35mm 1/250 F3.5 ISO50
Alan lacht zusammen mit zwei älteren Damen, die anhielten, um zu schauen, was diese beiden verrückten Männer da mitten im Fluss machten. Ich habe einfach draufgehalten...
Im nächsten Teil erzähle ich Dir was über die Tiefenschärfe und wie wir damit richtig was anstellen können, um krasse Bilder zu schießen!