Suche
Deine Story / 27.02.2020

Christian Scheller: Wer friert, verliert - Tipps zum Winterangeln

Der Winter zählt wohl zu einer der Königsdisziplinen schlechthin beim Karpfenangeln. Denn Kälte und inaktive Fische machen das Ganze oft mürbe. Christian Scheller vom deutschen ProLine Team ist in den letzten Jahren erfolgreich im Winter unterwegs. Er sagt euch, welche Fehler ihr vermeiden solltet, damit eure Kescher in den kalten Monaten nicht gefroren bleiben. 

Warum tut man sich das an?

In den letzten Jahren ist das Winterangeln immer populärer geworden. Auch ich verstaue meine Angelsachen nicht mehr im Laufe des Novembers im Keller, sondern schalte nochmal einen Gang hoch. Die Gründe sind bei mir vielschichtig. Einer ist, dass ich fast meine Ruhe am Wasser habe und nur wenige andere Angler unterwegs sind. Ein weiterer Grund ist das Gewicht der Fische. Wenn es mir glückt einen Ausnahme-Fisch zu fangen, kann ich davon ausgehen, dass er sein absolutes Topgewicht hat. 

Rund um die frostige Zeit herum 

Ich würde sagen, ab Dezember agiere ich mit einer speziellen Wintertaktik. Je nach Witterung und dem Beginn des Dauerfrostes bleibt dann ein Zeitfenster bis Mitte Januar oder noch etwas länger. Die Wassertemperatur sinkt meist in den einstelligen Bereich und wird zum Ende hin bei weniger als 6 Grad liegen. In den letzten Jahren hatten wir teilweise sehr milde Feiertage und mit etwas Resturlaub und Überstunden ließen sich ein paar tolle Sessions organisieren. Damit die Wintersessions ein Erfolg werden, solltet ihr ein paar Dinge beachten. Ich habe zum Anfang meiner Winterangelei einige Fehler gemacht. Diese Fehler müsst ihr nicht machen, sondern könnt einfach gleich mit dem Fangen beginnen!

Nicht einfach aus der Tüte

Was soll das heißen? In den Sommermonaten und im Herbst mache ich mir keine großen Gedanken um die Attraktion meiner Boilies. Ich füttere meine Plätze regelmäßig und ich weiß, dass die Fische dort fressen. Aber ohne Attraktion ist nicht viel los im Winter. Die Wassertemperaturen sind im Keller und eine Extraportion Attraktion bringt die Fische dann doch schneller zur Futteraufnahme. 

Wenn ich nicht mit dem Wurfrohr füttere, sondern die Futterschaufel oder die Spomb zum Einsatz kommt, dann soake ich meine Boilies immer einige Tage vorweg. Beim Angeln setze ich dann nochmal auf ein Special. Am Abend vor dem Angeln übergieße ich die Boilies nochmals mit Liquid und paniere diese dann mit Pelletcrumble und frischem Krillmehl; aber da sind der Phantasie keine Grenzen gesetzt. Ich halte es für wichtig, eine Extraportion Attraktion zu haben um die Fische zu animieren. Ob dazu dann ein fertiger Stickmix oder eine eigene Kreation genutzt werden, ist wohl eher nebensächlich. 

Zu viel Proteingehalt lässt die Bissanzeiger schweigen

Ich musste bei meinen ersten Versuchen feststellen, dass meine “Standard“ Futterplatz-Boilies einen zu hohen Proteingehalt hatten. Bei niedrigen Wassertemperaturen macht ein Boilie mit deutlich über 30% Proteingehalt die Fische einfach zu lange satt. Der Stoffwechsel ist bei den Karpfen absolut runtergefahren und nachdem diese ein paar von den, meist mit Fischmehlen gespickten, Boilies gefressen haben, sind sie zu lange gesättigt. 

Es bedurfte erst ein paar Blanks, bis ich auf einen Getreidemehl-Boilie mit gutem Geschmack setzte und prompt fing. Inzwischen habe ich einen Krustentier-Boilie für mich entdeckt, der bei 20% Protein liegt und die Fische nicht zu lange satt macht.

Je leichter, desto besser

Die Fische fressen aufgrund der Temperaturen langsam und gemächlich. Ich denke, fast jeder hat schon die Erfahrung gemacht, dass die vorsichtig und träge fressenden Fische schwierig zu haken sind. Es gibt zwei Möglichkeiten, dem zu entgegnen. Ich benutze keine normalen Boilies als Hakenköder. Wafter, Popups, Half and Half (halber Boilie, halber Pop Up) oder auch mit Kork austarierte Hookbaits kommen bei mir zum Einsatz. 

Diese leichten Köder verschwinden dann doch etwas häufiger im Maul eines Karpfens, in der Kombination mit einem anderen Trick: Auch die Hookbaits lege ich vorab in verschiedene Liquids und Dips ein, um auch hier die gewünschte zusätzliche Attraktion zu erlangen. Die auffälligen Farben von fluoreszierenden Pop Ups können hierbei auch nicht schaden.

Ein langes Haar mindert den Hakeffekt

Häufig hatte ich das Erlebnis, dass der Haken direkt nach dem Keschern im Netz hing. Ein klares Indiz dafür, dass der Karpfen nur knapp gehakt war. Zu knapp! Irgendwann kamen der Geistesblitz und die Erkenntnis, warum ich in den Wintermonaten häufig mehr Fische verlor als gewöhnlich. Ich verkürzte die Länge des Haares und hatte fortan weniger Haken in den Maschen des Keschers und weniger Ausschlitzer. 

Ausbalancierte Köder mit kurzem Haar gleichen das langsame Fressverhalten im Winter wieder etwas aus. Die Kombination aus beidem ist meine Wintergeheimwaffe. Ich nutze dafür sehr gerne das German Rig. Ein Wafter oder Half and Half schwebt kurz über dem Haken, wird aber bei gleichem Ansaugdruck dann doch etwas weiter ins Maul gesogen. Messerscharfe, nachgefeilte Haken, oder die inzwischen angebotene Industrie-Variante, sind für mich unerlässlich.

Wer zuerst friert, hat verloren

Die ersten Ansitze im Winter habe ich so ziemlich verflucht. Keine Zeltheizung, aus Faulheit keinen Kocher mitgenommen und die Wärmflasche blieb somit auch kalt. Checke vor deinen ersten Wintersessions deine Ausrüstung. Denn abends im Zelt zu sitzen und zu frieren macht kein Spaß und macht die Angelei zur Belastung. Ich beginne bei guter Kleidung, die ist Pflicht! Ein guter Kocher für warme Speisen und Getränke, sowie heißes Wasser für eine Wärmflasche zählen für mich ebenso zu den Must Haves. Eine Wärmflasche an den Füßen macht den Schlafsack schnell zur Wohlfühloase. Ohne Zeltheizung liegst du nur im Schlafsack und das kann nerven - kein Muss, aber wenn du im Winter oft draußen bist lohnt sich die Anschaffung. Achte unbedingt auf ein Modell mit Sauerstoffmangelsicherung. Ein Hitzeblech ist auch Hilfreich und schützt sowohl Zeltwand als auch dich vor einer bösen Überraschung. Achte im Allgemeinen darauf, dass du alles tust um warm zu bleiben, denn dann kann die Wintersession nur erfolgreich verlaufen.

Viel Erfolg im Winter,

Christian Scheller

 

 

 

 

 

Hier gibt es das passende Video zur Story für euch - Film ab:

Partner
Nash Marc and Alan