Wer in den letzten Wochen meinen Instagram Account besucht hat, der hat schnell festgestellt, dass es erstaunlich ruhig geworden ist und ich nur sehr selten etwas gepostet habe. Und wenn, dann waren es nur Stories, die leider keinen schönen Inhalt hatten.
Vor genau zwei Wochen haben uns an einem Mittwochabend aus dem Nichts riesige Wassermassen getroffen und nicht nur wir in Erftstadt, sondern viele andere Regionen, waren von einer Sekunde auf die andere nicht mehr so, wie sie mal waren. Wer mich kennt, der wird bestätigen können, dass ich eigentlich immer gut gelaunt bin und mit beiden Beinen fest im Leben stehe, aber ich muss ehrlich gestehen, das was hier passiert ist, habe und werde ich nicht so leicht wegstecken können. Als das Wasser kam, war ich im Büro, denn es gab keine Meldungen und weil der Strom bei uns zu Hause nicht da war, bin ich morgens zu Fuß ins ca. 5km entfernte Büro gelaufen. Plötzlich kam dann über die NINA App die Meldung der höchsten Hochwasserstufe für unsere Region. Ich bin sofort nach Hause gelaufen, aber es war kein Durchkommen mehr. Ich habe noch versucht die Erft bei uns zu durchqueren, wurde aber zum Glück von der Feuerwehr herausgeholt. Mit dem Wissen von heute, was alles danach genau dort passieren sollte, wäre ich wohl nie zu Hause angekommen und kann mich nur bei den leider unbekannten Feuerwehrleuten dafür bedanken. Ich wollte unbedingt zu meiner hochschwangeren Frau und meinem 2-jährigen Sohn nach Hause. Dass ich die Situation komplett falsch eingeschätzt habe, dafür könnte ich mich heute noch ohrfeigen.
Es hat dann knapp 24 Std. gedauert, bis ich einen Weg gefunden hatte, wieder nach Hause zu kommen und so war ich nach einer Nacht, welche ich niemals vergessen werde, endlich wieder zu Hause. Meine Frau hatte sich mit meinem Sohn in der Nacht ohne Strom mehr als gut geschlagen und die beiden sind auch ohne mich gut klargekommen. Das Wasser hat knapp einen Meter vor unserer Haustüre haltgemacht und so waren meine größten Befürchtungen zum Glück nicht eingetreten. Nachdem ich zu Hause war, versorgte ich erstmal uns und unsere Nachbarn mit Gaskochern, Lampen, Batterien aus meiner Garage und fiel dann komplett fertig ins Bett. Am kommenden Tag ging es gemeinsam mit meinen Jungs los und wir halfen seitdem tagelang, wo Hilfe benötigt wurde. So mussten wir leider sehr viel sehen und erleben, was man sich hätte so bei uns niemals vorstellen können. Viele meiner Freunde und viele Menschen aus unserem Erftstadt haben leider teilweise alles verloren. Und wenn ich sage ALLES, meine ich das auch so, denn es hat sich ein großes Loch mitten in der Stadt aufgetan das einige Häuser und Autos einfach verschluckt hat. Es ist jetzt unsere Aufgabe, diesen Menschen zu helfen und somit habe ich gemeinsam mit Kolja, meinem Insta Liv(f)e Kameramann, Marc Voosen und Nash eine Spendenaktion ins Leben gerufen. Solltet ihr daran teilnehmen wollen und etwas spenden, habt ihr auch noch die Chance auf drei richtig coole Gewinne – und ihr helft mit eurem Geld genau da, wo es benötigt wird, denn ich werde dieses selber verteilen.
Checkt mal den Link und spendet fleißig – Vielen Dank!
https://www.paypal.com/pools/c/8BqerPVAay
Das ist auch leider der Grund, warum die Insta Liv(f)e Folge August leider ausfällt, denn Kolja und ich hatten keine Zeit und keinen Kopf dafür in den vergangenen Wochen. Aber – und das kann ich euch versichern – die Folge wird im September nachgeholt werden und ich freue mich riesig darauf, euch diese Folge aus meinem Frankreichurlaub mit meiner Frau und meinem Sohn zeigen zu können.
In den Wochen bevor das Hochwasser kam, war es bei uns sehr trocken und extrem heiß. In dieser Phase waren Kolja und ich sehr viel gemeinsam am Wasser und gingen oft von montags bis freitags fischen, aber wir waren auch ganz normal arbeiten. Heißt, wir haben abends nach dem Feierabend aufgebaut und morgens direkt so eingepackt, dass wir beide pünktlich wieder am Rechner waren. So haben wir insgesamt 14 Tage lang durchgezogen. Trotz der teilweise extremen Hitze konnten wir aber phasenweise sehr gut fangen und waren uns am Ende einig, dass der Aufwand sich mehr als gelohnt hat. Auch wenn es Tage gab, an denen wir beide nicht wollten, sind wir doch los und wurden auch sehr oft belohnt oder haben uns gegenseitig motiviert. Das ist es, was das Angeln für mich ist. Eine Flucht aus dem Alltag und so stressig wie diese Phase auch war, so viel hat sie mir / uns gegeben.
Während ich diese Zeilen schreibe, hänge ich schon einige Tage hinter meiner Deadline zur Abgabe dieses Blogs und David hat mir schon einiges an Aufschub gegeben, da er natürlich vollstes Verständnis für meine Situation hat. Ich konnte mich einfach nicht konzentrieren und mein Kopf war nicht frei fürs Schreiben, nicht frei fürs Angeln, einfach nicht da, wo ich sein wollte. Während ich aber jetzt schreibe, merke ich, wie befreiend es ist und wie ich immer mal wieder grinsen muss, wenn ich an die tollen Fänge mit Kolja zurückdenke – da war die Welt noch in Ordnung. Aktuell ist sie das leider nicht mehr, aber es wird wieder diese Zeit kommen, in der sie wieder so ist wie früher! Daran muss man sich hochziehen und einfach dafür dankbar sein, dass wir alle noch da sind und es nur materielle Verluste waren.
Ihr merkt, dass dieser Blog mehr sein soll als Insta Liv(f)e – noch persönlicher, noch mehr von mir. Und so soll es auch weitergehen, dann hoffentlich mit schöneren Themen und vor allem mit ganz viel Angeln.
Ich freue mich unglaublich darauf und freue mich, wenn ihr dabei seid!
Euer Jan