Lange haben wir darauf gewartet, und nun endlich ist es so weit. Das Barometer klettert nach oben, die Tage werden wärmer, auch wenn die Nächte noch recht kalt sind. Teilweise haben wir Temperaturen bis zu 20 Grad erreicht. Und genau auf dieses Wetter haben wir alle gewartet, es läutet so ganz langsam den Frühling ein. Auch wenn dazu noch etwas fehlt, tun die ersten wärmeren Tage richtig gut und sind wie Balsam auf der Haut. Man darf nur eines nicht vergessen: Unterwasser herrscht noch Winter. Auch wenn es draußen schon frühlingshaft warm ist, hat das Wasser nur wenige Grad. Klar, das Oberflächenwasser erwärmt sich recht schnell, aber halt nur an der Oberfläche. Gerade die kleineren und flacheren Gewässer kommen jetzt schneller in Fahrt, da sich hier das Wasser schneller erwärmt als in den großen und tiefen Baggerseen. Die Fische bekommen das natürlich sofort mit, zeigen sich oftmals an der Oberfläche und lassen sich schön die Sonne auf den Buckel scheinen.
Das Fatale ist meist das man sich von dem guten Wetter blenden lässt. Nur weil es ein paar Tage schön warm war, denkt man direkt, jetzt geht’s ab, das Frühjahr ist da. Klar, der ein oder andere wird mit Sicherheit den einen oder anderen Fisch gefangen haben, auch ich wäre gerne raus ans Wasser gegangen und hatte es eigentlich auch vor, aber ich bin komplett in Arbeit versunken. Nichts mit schön angeln gehen. Ich bin ein Typ, der sich nicht hundertprozentig auf etwas konzentrieren kann, wenn ich weiß, dass zu Hause noch etliche Arbeit auf mich wartet. Die letzten drei Monate habe ich zu Hause den ganzen Garten hinter unserem Haus neugestaltet und keine Minute mit Angeln verbracht. Der Winter war recht gnädig mit seinen milden Temperaturen, sodass ich richtig viel schaffen konnte. Erst, wenn ich weiß, ich habe den größten und schlimmsten Teil hinter mir, kann ich mich auch wieder auf andere Sachen konzentrieren.
Der erste Dreh des Jahres
Anfang März stand dann der erste Produkt Dreh des Jahres auf dem Plan. Drei Tage ging es runter in den Süden zu Andreas Scherf. Wir hatten Einiges auf dem Zettel, was abgefilmt werden musste. Er hatte sich einen flachen und etwas kleinen See rausgesucht, an dem er vor kurzem eine richtig gute Serie an Fischen fangen konnte. Für mich gab es leider keine Möglichkeit mitzuangeln, denn es gab keine Gastkarten für dieses Gewässer, was auch nicht schlimm war. So konnte ich mich komplett aufs Filmen konzentrieren. Zudem hatte ich auch nicht mal ansatzweise etwas an Tackle fertig oder vorbereitet. Zwar hatte ich meinen ganzen Kram über den Winter auf Vordermann gebracht und ordentlich aufgeräumt, aber es lag alles noch sauber im Keller verstaut. Das Wetter war bombe zum Filmen, schön sonnig und warm. Doch, sobald die Sonne sich dem Horizont näherte, wurde es spürbar kälter, man kann schon sagen eisig kalt. Das Thermometer ging auf -6 Grad in der Nacht. Zum Glück hatte ich die Zeltheizung am Start.
Wir verbrachten also drei sehr produktive Tage am Wasser, auch wenn die Fische keine Lust auf Fressen hatten. Aber wir konnten sie mit der Drohne ausfindig machen und beobachten. Es ist ein großer Vorteil, gerade im Frühjahr, wenn man eine Drohne hat und mit ihr Location betrieben kann. Es geht einfach nicht schneller Fische ausfindig zu machen als mit einer Drohne. Einmal das Gewässer abgeflogen und man weiß wo sich die Fische aufhalten. Klar, ist es bewölkt und regnerisch wird sich das als etwas schwierig herausstellen, aber bei Sonne zeigen sich die Fische eigentlich immer an der Oberfläche. Für mich ging es nach dem Dreh jedenfalls wieder Heim.
Versunken in Arbeit
Jetzt stand erstmal reichlich Videoschnitt auf dem Programm, aber ich hatte so richtig Bock aufs Angeln bekommen. In den folgenden Tagen habe ich meine Rollen komplett neu mit Schnur bespult, meine Rutensätze wieder zusammengestellt und meine Tackle Tasche gepackt. Sodass alles wieder einsatzbereit ist. Aber der Hustle ging weiter. Ich bin gerade dabei mein Nebengewerbe etwas größer aufzuziehen und hatte ein paar Fotoaufträge zu erledigen. Was natürlich gut war und auch mega viel Spaß gemacht hat, aber um so mehr man sich auflastet, umso weniger Zeit bleibt am Ende für das geliebte Hobby. Dementsprechend wurde es wieder nichts mit dem Fischen. Zudem war es schon so warm, dass ich meine Malerarbeiten draußen erledigen konnte, und das wollte ich dann auch fertigbekommen. Somit hatte ich den Großteil erledigt und es standen nur noch ein paar Sachen an, die ich dann nach und nach abarbeiten konnte, was ein sehr zufriedenstellendes Gefühl ist. Und ruckzuck ist so ein März auch schon fast wieder rum. Aber eben nur fast.
Der Startschuss in die neue Saison
Zusammen mit Steffen Hambsch und Oliver Jack war ich zum Film-Dreh am Rhein verabredet. Zwei Nächte sollte es an den Hauptstrom auf der Jagd nach Karpfen gehen. Das Flussangeln ist überhaupt nicht meins. Ich bin eher der Typ für Bagger und große Stauseen. Aber Steffen lud mich ein mitzuangeln. Eigentlich war ich nicht so richtig überzeugt, packte aber schlussendlich doch noch meine Ruten und die Tackletasche ein. Lieber haben als später dann zu brauchen. Ich musste mir im Angelgeschäft noch schnell die Karte ziehen, bevor es dann ans Wasser ging. Steffen war schon vor Ort und erwartete mich.
Etwas wie in der Steinzeit konnte ich die Karte nur Bar bezahlen und da ich so gut wie nie Bargeld in der Tasche hatte, musste ich noch einmal los zur Bank Geld holen. Das Glück auf meiner Seite, war auch noch eine Straße gesperrt und ich durfte einen mega Umweg fahren. Am Ende dauerte das ganze 30 Minuten. Ich war gerade aus dem Geschäft raus, da klingelt das Handy. Steffen war dran, er hatte schon eine Barbe gefangen. Er hatte einen Fisch springen sehen und sofort seine Ruten ins Wasser gebracht. Ich war auf dem Weg, nur gute 15 Minuten brauchte ich von dort. Keine fünf Minuten später klingelte wieder das Telefon: Steffen hatte einen Schuppi im Netz. Unglaublich und ich war noch nicht da. Sowas ärgert mich jedes Mal wieder, wenn ich die Möglichkeit gehabt hätte es zu filmen, aber es durch andere Umstände nicht ging. Naja, konnte man nichts dran ändern, aber geil, dass der erste schon mal im Netz war.
Er hatte beide Fische kurz im Kescher verweilen lassen bis ich da war, um sie direkt ab zu filmen. Der Anfang war damit gemacht. Steffen machte seine Ruten wieder startklar und meinte ich soll meine auch schnell fertig machen und ins Wasser bringen. Ich erzählte ihm das ich erst gar keine Ruten mitbringen wollte, sie dann aber doch eingepackt hatte, weil sie schon fertig montiert waren. „Los, mach fertig!“ – waren seine Worte. Alles klar, dann mach ich mal alles fertig. Schnell das Pod aufgebaut, Rigs beködert und Bleie in die Clips gehangen. Mit Hilfe des Deepers habe ich die Buhne ausgelotet und geschaut, wo die tieferen Bereiche sind, um dort meine linke Rute zu platzieren. Die Rechte kam mit Hilfe eines Umlenkers direkt vorne an die Spitze der Buhne in die Strömung. An diese Rute habe ich zwei 225gr Bleie gehangen, damit nicht sofort alles weggedrückt wird. Dazu fütterte ich nur jeweils eine Hand voll Boilies. 16/20mm Krill und Leber Boilies.
Steffen und Oli hatten ihre Buhnen die letzten drei Wochen gefüttert und die Fische wussten, dass es dort etwas zu holen gibt. Da wir aber noch März hatten und das Wasser noch arschkalt war, füttern wir nur maximal eine Hand voll dazu. Tatsächlich dauerte es nicht lange, bis ich meine erste Barbe fangen konnte. Direkt vorne in der Strömung. Noch nie zuvor hatte ich eine Barbe gefangen und dann direkt so eine dicke. Ich ließ sie sofort wieder schwimmen und legte meine Rute neu. Kurz vor der Dämmerung traf Oli ein. Er konnte leider nicht früher gehen, da es bei ihm gerade drunter und drüber auf der Arbeite geht. Auch er machte im letzten Licht noch fix seine zwei Ruten startklar. Dann ging es in die erste Nacht.
Die Temperaturen gingen bis an den Gefrierpunkt. Nachdem ich mitten in der Nacht eine weitere Barbe fangen konnte, weckte mich meine rechte Rute erneut mit einem solchen Exemplar. Steffen war auch schon wach und filmte mit seinem Handy, als plötzlich seine Rute ablief. Auch er konnte eine stattliche Barbe fangen. Zu guter Letzt lief auch noch meine linke Rute ab und bescherte mir Barbe Nummer vier. Dann wurde es ruhig. Der Morgen war fantastisch. Das Wasser dampfte und die Sonne stieg hinter uns am Horizont hervor und erleuchtete das gegenüberliegende Ufer. Den Tag über wurde es wieder richtig schön warm, doch damit war es das dann auch. Es war wie ausgestorben. Es sprang nichts und biss absolut nichts mehr. Ich ließ die Drohne steigen, um etwas von oben zu schauen, ob wir Fische ausfindig machen konnten.
Auf der anderen Uferseite sind einige recht flache Buhnen, in denen wir ein paar Fische stehen sehen konnten, aber man konnte nicht genau erkennen, ob es sich dabei um Karpfen handelte. Zu allem Überfluss griff ich beim Versuch die Drohne mit der Hand zu landen etwas zu hoch und kam in die Propeller. Ich kann euch sagen, das hat ordentlich gezwiebelt und ich wollte gar nicht hinschauen. Zwei richtig tiefe Wunden klafften da auf und es blutete wie sau. Aber zum Glück half das Pflaster, sodass es am Abend schon nicht mehr so schlimm aussah.
Gegen Abend sahen wir dann einen Fisch eine Buhne unterhalb springen. Ich entschied mich sofort dazu meine linke Rute umzulegen und machte bei der Gelegenheit gleich beide neu. Auch hier am Fluss fischte ich mein D-Rig, doch dieses Mal entschied ich mich dazu anstatt einem Curve Shank einen Wide Gape in Größe zwei zu nehmen. Dieser hat eine nach innen gebogene Spitze, welche den Vorteil bietet, dass sie nicht so leicht mit den Steinen am Grund in Berührung kommt und stumpf wird. Auf die andere Rute montierte ich jetzt ein Ronnie-Rig mit einem pinken 16mm Pop Up. Wenn sie schon nicht auf das Futter am Grund reagieren, dann hoffentlich durch den visuellen Reiz.
Der perfekte Abschluss
Eine Rute kam wieder an die Spitze in die Strömung, die andere eine Buhne weiter, ungefähr da, wo sich der Fisch gezeigt hatte. Wieder jeweils eine Hand voll Boilies drüber und gut. Auch bei dieser Rute lenkte ich die Schnur mittels Umlenker über die Steine um. Alles war startklar für die letzte Nacht. Am Abend ließen wir uns lecker Pasta vom Italiener schmecken, bevor wir uns ablegten. Fast, ich hatte noch ein bisschen was am Laptop zu arbeiten, bevor ich schlafen konnte. Mein Office kann zum Glück überall stattfinden. Zu unserer Überraschung verlief die Nacht ohne jegliche Aktion. Nicht mal eine Barbe hatte gebissen. Ich hatte es aber schon von Anfang an im Gefühl und die Angst, dass der Schuppi vom Steffen auch der einzige Fisch bleiben könnte. Meine Befürchtung schien sich so langsam zu bewahrheiten.
Es war noch früh am Morgen und wir setzten uns mit einem Café, in meinem Fall ein Cappuccino vor Steffens Zelt und beobachteten das Wasser. Dann klatschte es rechts in meiner Buhne – ein Karpfen. Steffen hatte ihn deutlich sehen können. Keine zehn Minuten später sprang erneut einer. „Du musst deine Rute neu schmeißen, mach nen gelben Pop Up drauf“ – so Steffen. Ich machte erst meine Kamera fertig und filmte den Bereich, in dem der oder die Fische gesprungen waren, um vielleicht einen drauf zu bekommen. Dann nahm ich einen gelben Pop Up mit runter, um meine Rute neu zu werfen und den Köder zu wechseln. Ich nahm, die Rute aus dem Pod und ging runter auf die Steine Richtung Umlenker und kurbelte locker die Schnur ein. Kurz vorm Umlenker zog es mir plötzlich die Spitze weg. Alter was war das, hatte ich jetzt eine Barbe drauf!? Ich hob die Schnur aus dem Umlenker als es mir fast die Rute aus der Hand riss und ich in letzter Sekunde noch die Bremse öffnen konnte. Der Fisch riss mir nur so die Schnur von der Rolle.
Da hatte ich doch tatsächlich einen Karpfen am Band. Ich bekam richtig weiche Knie und wurde nervös. Den wollte ich auf keinen Fall verlieren. Zum Glück bekam ich den Fisch recht schnell unter Kontrolle und konnte ihn sicher landen. Puh, was ein Glück. Hätte ich die Rute nur eine Minute früher rausgeholt hätte ich dem Fisch den Köder vor der Nase weggezogen. Manchmal lohnt es sich Ruhe zu bewahren. Und damit bildete dieser schöne Fluss-Schuppi den perfekten Abschluss unseres Drehs. Dieser Karpfen war auch mein allererster aus einem deutschen Fluss.
Die damit verbundenen acht Stunden Heimfahrt, aufgrund von zwei Stunden Stillstand durch einen Unfall, liefen deutlich besser von der Hand als mit einem Blank. Und schon in einer Woche steht der erste Trip ins Ausland an. Zusammen mit Meik geht es wieder auf nach Frankreich. Was hab´ ich Bock!
Euch einen schönen Start in die neue Saison!