Endlich war es so weit, anfang Juni, und damit stand mein erster Trip an einen der wohl bekanntesten Paylakes überhaupt an: den Gigantica Main Lake. Mit etwas Glück und über Umwege, hatte ich einen Platz in einer Gruppe mit ein paar Leuten, die ich schon kannte, ergattern können. Jemand war abgesprungen, und so hatte ich das Glück nachzurutschen. Auch, wenn ich wusste, dass die Zeit nicht unbedingt perfekt war, denn Anfang Juni bestand die Gefahr, dass wir in die Laichzeit fallen könnten und das ist immer eine der schlechtesten Zeiten im Jahr, um Karpfen zu fangen. Aber wir hofften natürlich auf das Beste.
Jeder hatte die letzten Wochen am See aufmerksam verfolgt, es war schon verdammt warm dort, aber die Fische hatten noch nicht gelaicht. Richtig gut gefangen wurde jedoch auch nicht. Das stimmte uns zuversichtlich. Für diesen Trip hatte ich mir extra von Andreas, dem Mann hinter HZ Baits, einen speziellen Boilie abdrehen lassen, welchen ich dort testen wollte. Alles war vorbereitet und spät in der Nacht auf Freitag hatte ich mein Auto beladen. In der Früh ging es dann endlich los. Zuerst musste ich aber noch einen Stopp bei André Börner machen, denn auch er war mit dabei und wir wollten zusammenfahren. Zum einen, um Sprit zu sparen, und zum anderen, ist es zu zweit doch immer schöner so lange Strecken zu fahren. Wir machten uns extra einen Tag früher auf den Weg, damit wir nicht erst in der Nacht auf den Samstag starteten und dann da mittags völlig müde und platt am See zu stehen.
Finn Wirschull war mit seiner Freundin Ricarda im Norden Frankreichs unterwegs und das lag für uns auf direktem Wege zum See, sodass wir bei den beiden einen Stopp einlegen wollten, um mit Ihnen einen schönen Abend zu verbringen und eine kurze Nacht zu Angeln. Die Fahrt verging wie im Flug und wir hatten bis auf einen kurzen stockenden Abschnitt null Verkehr. Gegen 18 Uhr kamen wir bei den beiden an. Die Sonne schien, es war fantastisches Wetter. Schnell machten wir uns daran jeder eine Rute fertig zu machen. Keinen großen Aufwand betreiben, weniger ist manchmal mehr. Finn überließ mir rechterhand von ihm einen Platz vor einem toten Baum, an dem er schon gefangen hatte. Andre konnte nach links oder nach rechts raus fischen. Nachdem rechts ein Fisch vor dem Kraut gesprungen war, hatte er seine Entscheidung schnell getroffen. Kurz ein paar Boilies mit dem Wurfrohr hinterher und gut ist´s. Wir waren noch nicht ganz fertig, da bekam Finn schon seinen ersten Biss. Leider schlitze der Fisch direkt aus. Das passiert mal, wenn man vor Holz angelt und direkt Druck machen muss. Nicht schlimm, weiter ging es.
Als dann alles lag, gingen wir zum gemütlichen Teil über und ließen es uns mit einem Cuba Libre und Gegrilltem vom Skotti schmecken. Noch beim Essen sprang Finn wie von der Tarantel gestochen auf zur Rute. Wir hatten nichts gehört, aber er hatte wieder einen Biss. Seine Funke lag im Auto und er sah nur die krumme Rute auf den Banksticks. Dieses Mal ging alles gut und er konnte einen schönen Schuppi fangen. Die Sonne war schon untergegangen, da meldete sich meine Rute und auch ich konnte einen schönen Schuppenkarpfen fangen. Es folgten zwei Weitere bis drei Uhr in der Früh, dann ließ ich die Rute draußen, um wenigstens noch etwas Schlaf zu bekommen, denn um neun Uhr mussten wir schon wieder los, damit wir rechtzeitig am See sind, und einkaufen wollten wir auch noch. Andre konnte in der Nacht zum Glück auch noch einen Kleinen fangen. Somit hatte jeder seinen Fisch fangen können und wir beide machten uns auf die letzten zweieinhalb Stunden in Richtung Gigantica.
Nach einem Stopp beim Intermarché, ging es dann endlich zum See. Wir beide waren jetzt schon etwas aufgeregt. Etwas, das ich sonst gar nicht habe, aber wenn man an ein neues Gewässer kommt und dann auch noch an ein so spezielles, wie dieses, ist schon immer noch etwas Aufregung dabei. Gerade, weil es am Gigantica so läuft, dass man dort keine feste Stelle bucht, sondern einfach nur seinen Platz am See. Die Plätze werden verlost, aber dazu gleich mehr. Als dann alle da waren, ging es auch direkt mit der See-Runde los. Alle Angler gehen zusammen eine Runde um das Gewässer und der Bailiff – das ist derjenige, der den See betreut und die Woche über für einen da ist, falls man fragen hat, der die Fotos macht und Fische wiegt, sowie das Essen kocht – erzählt einem alles zu den jeweiligen Stellen, wie dort die letzten Wochen gefangen wurde, auf wieviel Wraps die Plätze liegen und was es sonst so Wissenswertes dazu gibt. Somit ist nach der Runde jeder „up to date“ was so lief. Alle wichtigen informationen schrieb ich mir auf, denn zum Merken war das etwas viel.
Dann kam der spannendste Teil, der über vieles entscheiden kann – das Auslosen der Plätze. Mit Absicht setzte ich mich mittig zum Bailiff hin. Ich wollte nicht direkt als erster, aber auch nicht als letzter ziehen. Also durften erstmal die drei Engländer links von mir, dann stand ich auf und griff in die Mütze mit den Tischtennisbällen. Mit der geschlossenen Hand tastete ich mich mittig bis zum Boden der Mütze und nahm den letzten Ball. Puuh war ich nervös! Ich wollte meine Hand gar nicht aufmachen, musste dann aber doch einen kleinen Blick wagen. Das gab es nicht, ich hatte doch tatsächlich die eins gezogen. Damit hätte ich im Leben nicht gerechnet. Als erster sich eine Stelle aussuchen zu können ist schon fett, aber wichtig war es mir einen Platz unter den ersten fünf aussuchen zu dürfen. Somit schauen alle auf mich und die Wahl der ersten Stelle. Ich brauchte kurz etwas Bedenkzeit. Zwar hatte ich im Vorhinein ein paar favorisierte Plätze im Auge, aber nach der Seerunde hat man nochmal ganz andere Gedanken. Nach kurzer Bedenkzeit entschied ich mich für „Pole Position“. Dieser Platz hatte in den letzten Wochen die meisten Fische gebracht, aber noch viel wichtiger für mich war, dass an diesem Platz die meisten Fische auf Grund gefangen wurden und nicht, wie an fast allen anderen Plätzen, auf Zig Rigs.
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