Wieder daheim, brauchte ich ganze zwei Tage, um mein komplettes Tackle wieder trocken zu bekommen. Ein immenser Aufwand, keine Frage, aber darauf lege ich extrem viel Wert, nach einer Tour wieder alles zu trocknen, gegebenenfalls auch zu reinigen und wieder sauber im Keller zu verstauen, um nicht gänzlich im Tackle-Chaos zu versinken. Denn schon am Freitag ging der Filmmarathon für den Oktober los. Drei Drehs, in drei Wochen, sind nicht ohne und noch dazu wollte ich auch wieder mitfischen, damit mein eigenes Angeln nicht komplett auf der Strecke bleibt. Denn, wenn ich wieder zu Hause bin, ist vorrangig Zeit mit der Frau und dem kleinen Sohnemann angesagt. Da ist erstmal nichts mit angeln gehen. Und gerade jetzt nach dem Urlaub war ich noch richtig heiß aufs Fischen und wollte meinen guten Lauf fortsetzen.
Der erste Dreh
Ehe ich mich versah, hatten wir Freitagmorgen und ich befand mich schon auf dem Weg in den Breisgau zu unserem Teamangler, und Kai Murawski. Wie man es vom Kai kennt, hatte er die Session für unseren Dreh natürlich bestens vorbereitet. Die Plätze standen lange Zeit unter Futter damit wir auch hoffentlich Fische vor die Kamera bekommen. Nachdem wir in den ersten Tagen schon richtig gut Content filmen und Kai auch direkt schon den ersten Fisch landen konnte, fing ich an, meine Ruten zu legen. Die Sonne war schon am Horizont verschwunden, als ich im Restlicht meine zwei Ruten legte. Eine steil abfallende Kante hinter dem Flachwasserbereich, war der vom Kai gefütterte Spot. Da der See dem Kiesabbau dient, war der komplette Gewässerboden mit Steinen übersäht und viel überall Steil auf bis zu 30m ab. Von daher entschied ich mich für eine Safety Clip Montage, um zu vermeiden, dass wenn sich das Blei am Grund verkeilt, oder festhängt, den Fisch zu verlieren. Eine Rute fischte ich mit einem Schneemann und die andere mit einem 24mm Sinker. Das handhabe ich eigentlich immer so, um zu sehen ob eine Köderpräsentation besser von den Fischen angenommen wird, als die andere. Je nachdem kann ich reagieren und die andere Rute ebenfalls mit dem Köder fischen, um meine Ausbeute gegebenenfalls zu maximieren.
Der erste Fisch
Wir saßen an diesem Abend noch schön zusammen, aßen was Gutes und besprachen den nächsten Drehtag, als wie aus dem Nichts meine linke Rute mit dem Sinker ablief. Nach einem kurzen, aber starken Drill vom Boot, konnte ich den Spiegler sicher keschern. Noch geprägt vom letzten Trip, machte ich sofort meine Kamera und zwei Blitze startklar, um den Fisch so schnell es ging abzulichten und wieder schwimmen zu lassen. Fischschonender geht es kaum, außer natürlich, den Fisch direkt wieder schwimmen zu lassen. Die Ausrüstung für vernünftige Nachtfotos hatte ich schon lange, aber ich habe mich nie wirklich damit befasst, um problemlos gute Bilder bei Nacht zu schießen. Irgendwas funktionierte nie richtig, was mir so ein bisschen die Lust daran nahm. Nun aber ist das Problem behoben und es ist echt easy richtig geile Bilder auch in der Nacht zu schießen. Und ich muss sagen, sie gefallen mir richtig gut. Vielleicht scheibe ich dazu in den kommenden Berichten etwas ausführlicher und gebe euch ein paar Tipps mit an die Hand. Mitten in der Nacht konnte ich dann noch einen zweiten Fisch auf dieselbe Rute fangen. Wieder nicht wirklich groß, aber das spielte überhaupt keine Rolle. Ich genoss die Zeit zum Ersten mit Kai zu fischen, nebenbei zu filmen und wollte einfach nur fangen, egal wie groß - Hauptsache es wird nicht geblankt. Der Dreh verlief perfekt und ehe wir uns versahen, war das Wochenende auch schon wieder rum. Zwei kleinere Fischen konnte ich noch landen und auch Kai konnte noch einen weiteren Fisch fürs Video fangen.
Der zweite Dreh
Am darauffolgenden Wochenende ging es zum Big Fisch-Experten, Steffen Hambsch. Auch hier hatte ich die Möglichkeit, abseits vom Steffen, nachts meine Köder zu baden. In dem Gewässer, an dem wir gedreht haben, schwimmen einige richtig dicke Fische, jedoch hatte ich kein gutes Gefühl erfolgreich zu sein. Es füttern dort so viele verschiedene Leute ihre Plätze und die Fische haben gefühlt schon alles gesehen. Wenn ich dort also ankomme und meine Montagen irgendwo ablege, ist die Chance etwas zu fangen zwar gegeben, aber glauben daran tue ich irgendwie nicht wirklich. Das ist grundsätzlich schon mal eine scheiß Voraussetzung, um erfolgreich zu sein beim Angeln, denn, die richtige Einstellung ist eine meiner wichtigsten Eigenschaften, wenn ich ans Wasser fahre, um erfolgreich zu fischen.
Wir halten den Blank kurz. Viel probiert an verschiedenen Plätzen, mit den unterschiedlichsten Ködern. Attraktives Futter aus ganzen und halbierten Boilies, Dosenmais, Teig, Zuckmückenlarven, Liquid und Boiliemix. Eine Mischung, auf die ich sehr gerne im Winter setze, hat hier leider keinen Erfolg gebracht. Steffen konnte drei schöne Fische fangen, auch wenn es für dieses Gewässer keine Riesen waren. Irgendwie lief es die letzten Male nicht so richtig und immer, wenn ich mit der Kamera bei ihm aufschlug, wollten die Dicken nicht so recht, so auch dieses Mal. Denn schon am nächsten Wochenende fing Steffen einen 22, einen 29 und einen Fisch über 30 Kilo. Einfach nur krank. Aber ich hoffe, dass wir so eine Session in der Zukunft mal mit der Kamera festhalten können.
Auf zum letzten Dreh des Jahres
Ende Oktober war es endlich soweit - ein Dreh, auf den ich mich persönlich extrem gefreut hatte. Aber auch Andreas Scherf und Stefan Fiedel waren alles andere als unmotiviert, kannten sie das Gewässer doch wir ihr Hausgewässer und wussten was hier möglich sein kann. Freitagmittag trafen wir uns an der Slippe auf Platz 20 am Lac du Der. Andreas hatte schon alles stehen, hatte er doch auch schon eine Woche hinter sich, in der er einen richtig geil beschuppten Spiegler fangen konnte. Ich staunte nicht schlecht, als ich sah, dass die Wasserkante gute 300m vom eigentlichen Ufer entfernt lag. Denn nicht die 300m sind das schlimme, sondern die 300m Schlamm, durch die man stapfen musste, um ans Wasser zu kommen.
Und so vergeudeten wir keine Zeit und schleppten Boote, Batterien und alles war wir noch so benötigten durch den teilweise fast knietiefen Modder. Es dauerte Stunden, bis alles am Platz war. Ich war komplett am Ende. Zudem kannte ich mich in diesem Bereich absolut nichts aus und musste mir erstmal alles genau mit dem Echolot anschauen. So war zumindest der eigentliche Plan, aber ich war einfach zu fertig mir jetzt noch diese Mühe zu machen. Ich beschränkte mich auf zwei Ruten, die ich dann noch im Wasser haben wollte. Schnell den Köder meines Vertrauens, in Form von einem Krill Schneemann ans D-Rig gebunden, und raus damit. Auf dem Echolot konnte ich in nicht allzu weiter Entfernung zwei Mauern unter Wasser ausfindig machen. Der Bereich, wo beide zusammentrafen, sah sehr interessant aus und so legte ich meine Montage genau dort ab, wo ich etwas härteren Boden ausloten konnte. Zwei Hände Boilies verteilte ich großflächig und fuhr zurück. Meine zweite Montage sollte kurz vor den Füßen, an der eigenen Kante seinen Platz finden. Die Motivation und Kraft waren einfach weg, um zu so später Stunde noch einen guten Platz zu suchen. Das Einzige was ich jetzt noch wollte war etwas essen und schlafen.
Der bitterste Moment der Tour
Am frühen Morgen des nächsten Tages wurde ich wach. Nichts war passiert. Auch bei Andy und Stefan hatte sich nichts getan. Nun gut, es war ja auch erst eine Nacht und wir hatten noch ganze sechs vor uns. Es war kurz nach neun, ich hatte gerade die Zahnbürste im Hals, als plötzlich ein langsames Piepen in einen Dauerton an meiner Funkbox überging. Alter, das ist ein Biss! Zahnbürste weg und ab zu den Ruten. Stefan war mir gefolgt und manövrierte das Boot in Richtung Fisch. Ehrlich gesagt war ich etwas überrascht, dass ich direkt nach der ersten Nacht auf eine gut gelegte Rute einen Biss bekam. Am Platz hing die Schnur direkt fest, ließ sich zum Glück aber recht leicht lösen und schoss aus dem Wasser an uns vorbei gerade hoch in Richtung Ausgang der Bucht. Die Freude sollte nicht lange anhalten, denn nach kurzer Zeit hing die Schnur erneut fest, aber auch dieses Mal gelang es mir sie frei zu bekommen. Doch als sie dann ein drittes Mal hing, war nichts mehr zu machen. Als letzte Rettung kam das Krallenblei zum Einsatz, um die Schnur hinter dem Hindernis einzusammeln. Nach einer gefühlten Ewigkeit hatte Stefan sie endlich erwischt. Ganz langsam zog er dir Schnur vom Grund hoch und ich lockerte die Rollenbremse, damit er problemlos ziehen konnte. Nur noch ein kleines Stück fehlte und ich sah mich die Schnur schon wieder anknoten, als der Fisch plötzlich richtig an der Schnur zog und mit einmal alles ab war. Bitterer hätte es nicht enden können. Ich hatte mit allem gerechnet, aber nicht damit, dass in diesem Moment die Schnur reißt. Egal wie lange wir noch nach der Schnur mit dem Blei suchten, es war nichts zu machen: der Fisch war verloren. Das war definitiv kein kleiner Fisch, das war sicher.
Am Ende der Woche konnte ich sehen, worin ich festhing. Das Wasser war stark zurückgegangen und eine Menge großer Baumstümpfe, übersäht mit Dreikantmuscheln, schauten auf der Mauer aus dem Wasser. Da machste nix mehr. Diese und die restlichen Ruten legte ich erst am Abend wieder aus, denn wir hatten einen straffen Drehplan, der bei diesem Untergrund alles andere als entspannt vonstattenging. Die Location, die sich uns hier bot, war einfach nur atemberaubend. Diese riesige Wasserfläche, die schon um zwei Drittel geschrumpft war, tausende von Kranichen, die eine unglaubliche Geräuschkulisse verursachten und überall diese großen Baumstümpfe, die trocken lagen. Filmerisch einfach magisch. Für die zweite Nacht lagen dann auch mal alle Montagen im Wasser. Die Bedingungen waren eigentlich perfekt.
Wir hatten Vollmondwoche, es war windig und der Luftdruck passte auch. Aber irgendwie drehte der Wind raus in den offenen Seeteil. Trotzdem gaben wir alles für einen erfolgreichen Dreh. Stefan vermeldete beim Frühstück, dass er die Nacht einen Fisch im Hindernis verloren hatte. Puh, das war hart. Wir merkten, dass wir hier nichts geschenkt bekamen und dann verlieren wir auch noch die einzigen beiden Bisse, die wir hatten.
Besserung in Sicht
Andy und Stefan kannten diesen Platz sehr gut, jedoch war der Wasserstand die Jahre zuvor deutlich höher. Vor ihnen zog sich nur noch eine Rinne durch und bei mir hatte ich maximal 2,60m Wassertiefe am tiefsten Punkt in der Bucht. Es fühlte sich so, an als wären die Fische rausgezogen und gar keine mehr in unserem Areal. Das macht das Angeln extrem schwer und so versuchte ich mit zwei Ruten immer neue Spots aus und die Fische in dem Fall zu suchen. Die anderen zwei Ruten ließ ich an vielversprechenden Plätzen liegen. Viel Futter würde auch nichts bringen, da wir vermuteten, dass kaum Fische da sind. Somit fuhren wir ganz gut damit, nur ein paar Hände zu verteilen.
Die dritte Nacht verging ohne jegliche Aktion. Umso länger wir hier waren, umso mehr merkte ich jetzt, wie bitter dieser verlorene Fisch am ersten Morgen war. Am Anfang dachte ich noch: ach was solls, nicht drüber ärgern - kannst du eh nicht ändern. Weg ist weg, da kommt noch was. Doch jetzt, nach drei Tagen und keinem Fisch, schmerzt es mehr und mehr. Doch was tun, wenn hier einfach keine Fische mehr sind… ?
Fortsetzung folgt…