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Carp Life Balance / 30.11.2022

CARP LIFE BALANCE: Erfolgreiches Herbstangeln

Der Herbst ist wahrlich eine der geilsten Jahreszeiten zum Karpfenangeln. Die Tage werden kürzer, die Temperaturen niedriger und die Blätter der Bäume verfärben sich in die schönsten Farben. Wer jetzt nicht raus an Wasser geht, ist selbst schuld. Denn diese Stille, die jetzt am Wasser eintritt, hat man zu keiner anderen Jahreszeit, außer noch im Winter. Aber dann wird es schon richtig schwer noch erfolgreich zu sein. Immer wieder bekomme ich über Social Media Fragen wie man im Herbst vorgehen, wo gefüttert werden sollte oder in welcher Tiefe man Angeln muss - all das klären wir heute.

Fangen wir mal ganz vorne an. Ich selbst würde mir für eine Herbstkampagne ein tiefes Gewässer suchen mit einer Wassertiefe von acht Metern oder tiefer. Diese Gewässer bleiben länger warm, sind nicht so anfällig gegen Wetterveränderungen und bieten viele Möglichkeiten zum Anlegen eines Futterplatzes. Flache Gewässer hingegen reagieren viel deutlicher auf einen Luftdruckabfall oder Kälteeinbruch und können dementsprechend richtig zickig werden. Für gute Plätze im Herbst kommen viele Stellen in Betracht. Entweder eine abfallende Uferkante, welche am Ende seicht ausläuft, ebene Bereiche oder Plateaus. Nicht jeder Spot funktioniert an jedem Gewässer gleich. Da heißt es manchmal ausprobieren. Wenn ein Platz nach zwei Wochen nicht anläuft und die Fische das Futter nicht annehmen, würde ich mir einen neuen Platz oder Bereich suchen. 

Sind wie in meinem Fall drei Ruten erlaubt, füttere ich mir auch drei verschiedene Stellen. Dies kommt auch immer auf das Wasser an, an dem Ihr angeln wollt. Sind dort noch weitere Angler am Start oder ist der See nicht sonderlich groß, lässt sich das nicht immer umsetzen. Dann sucht Ihr euch besser einen größeren Bereich oder ein größeres Plateau. Der Vorteil von mehreren Plätzen ist, dass die Wahrscheinlichkeit etwas zu fangen, deutlich erhöht wird. Dadurch, dass die Fische nicht immer an dem von euch gefütterten Platz sein werden und sich auch mal wo anders aufhalten, habt ihr so die Möglichkeit sie auf einem der anderen Plätze zu fangen.

Zudem könnt ihr wahre Sternstunden erleben, denn wenn ihr auf einem Platz einen Fisch gefangen habt, bleiben die anderen von dem Trubel unberührt und ihr könnt dort auch einen Biss bekommen. Mehrmals in diesem Herbst hatte ich in kürzester Zeit Läufe auf allen drei Ruten hintereinander, was so auf einem Platz wohl nicht möglich gewesen wäre. Ich fing einen Fisch, legte die Rute wieder mit dem Boot aus, kam zurück und eine weitere lief gerade ab. In dem Fall ist es gar nicht verkehrt sogar zwei Kescher mit am Wasser zu haben, auch wenn ich davon nicht viel halte. Denn wenn man dann mal zwei mitnimmt, passiert wieder gar nichts.

Ende August ist für mich die beste Zeit, um mit dem Füttern zu beginnen. In dieser Phase wechselt das Wetter so langsam von Sommer auf Herbst. Die ersten Stürme ziehen auf. Es fängt wieder an zu regnen und die Temperaturen sinken etwas ab. Die Fische spüren das, und genau jetzt setzt das große Fressen ein. Jetzt könnt ihr mit viel Futter arbeiten und die Fische hauen sich die Bäuche voll. Das funktioniert meist so bis Ende September ganz gut. Nicht wie viele sagen noch im Oktober, da ist meiner Meinung nach die Zeit schon wieder vorbei.

Dazu soll gesagt sein, dass es immer nur alles im Rahmen eurer Möglichkeiten umzusetzen ist. Nicht jeder kann für viel Geld Futter ins Wasser schmeißen. Denn mehrere Plätze erfordern wiederum auch mehr Futter. Ein Platz hingegen weniger und umso größer dieser ist, desto großflächiger kann man das Futter auch verteilen. Aber es ist auch nicht zwingend notwendig viel zu füttern. Viel wichtiger ist es konstant Futter einzubringen, sodass die Fische wissen, dass es dort immer etwas zu holen gibt. Gerne füttere ich zwei verschiedene Sorten Boilies, dazu noch verschiedene Größen. Am Anfang gerne 20 und 24mm und ab Ende November gehe ich auf 16 und 20mm. Zudem halbiere ich auch immer mal wieder welche oder fische Dumbells. So herrscht immer Abwechslung am Platz und die Fische haben nicht immer dasselbe dort liegen, sondern unterschiedliche Größen mit verschiedenen Gewichten. Das macht es auch schwieriger für die Fische den Hakenköder ausfindig zu machen.

Wenn Ihr die Möglichkeit habt euren Platz mit einer Spot Cam, Fischspy oder Waterwolf zu kontrollieren, dann solltet ihr das definitiv tun. Es gibt nichts Besseres als seine Plätze zu kontrollieren, um so nicht zu viel Futter im See zu versenken und auf Veränderung des Fressverhaltens der Fische reagieren zu können. Im September könnt ihr euch austoben, was das Futter betrifft. Boilies, Tigernüsse, Hanf, Mais – alles, was ihr wollt. Umso kälter das Wasser wird, desto anspruchsvoller werden die Fische und fressen nicht mehr alles. Der Oktober ist meiner Meinung nach der schwierigste Monat im Herbst. Das Wetter ist sehr unbeständig und wechselhaft. Oft bleibt das Futter dann liegen und man investiert viel Zeit in wenig Fisch. Aber er kann auch sehr schön sein und uns einen goldenen Oktober bescheren, so wie wir ihn dieses Jahr hatten.

Aus eigener Beobachtung würde ich ab Ende Oktober die Partikel beim Füttern jedoch weglassen. Denn ich konnte mit Hilfe der Unterwasserkamera sehen, dass auf meinen Plätzen nur die Boilies gefressen wurden, die Tigernüsse und Kohlehydrat Boilies lagen noch am Platz. Klar, wenn ich nichts weiter dazu füttere, fressen sie es irgendwann, aber an erster Stelle fressen sie erstmal nur die Fischmehl Boilies. Ist auch logisch, denn die Fische brauchen jetzt Proteine in Form von Eiweiß, und die bekommen sie nicht von Tigernüssen oder Kohlehydrat Boilies. Auch diese Beobachtung mag von Gewässer zu Gewässer etwas unterschiedlich sein aber im Grunde trifft das für jedes Gewässer zu. Von daher füttere ich ab Mitte Oktober nur noch Fischmehl Boilies. Natürlich kann man auch noch andere Sachen dazu Füttern, um immer mal wieder was anderes am Platz liegen zu haben oder die Fische in schwierigen Zeiten doch noch zum Fressen zu animieren. Dann kommen auch mal Hanf, kleine Pellets oder selbstgemachter Teig zum Einsatz. Diesen mische ich mir aus dem Boiliemix, Liquid, kleinen Pellets und Hanf zusammen. 

Mein Intervall beim Füttern liegt in der Regel bei allen drei Tagen. Das heißt, ich füttere, die Fische haben zwei Tage, um das Futter zu fressen, dann füttere ich entweder nach oder fische eine kurze Nacht auf dem Platz. Ich fische eigentlich nie drauf, wenn noch Futter am Platz liegt. Wenn ich sehen kann, dass die Fische gefressen haben und nicht mehr viel liegt, versuche ich es trotzdem manchmal, aber ansonsten fahre ich wieder heim und komme später wieder. Beim Angeln selbst füttere ich meist nie viel, da ich so schnell wie möglich einen Biss bekommen möchte. Wenn die Fische in Fresslaune sind, kann man auch mal mehr Futter geben, aber meistens füttere ich so zwei, drei Hände pro Rute. Im November reduziere ich meine Futtermenge schon deutlich um ca. die Hälfte. Das Wasser ist schon deutlich kälter und die Fische werden lethargischer, fressen dementsprechend auch weniger. 

Mit den ersten Forstnächten kann nochmal ein richtiger Schub bei den Fischen einsetzen, da sie merken, dass es jetzt spürbar dem Winter entgegen geht und sie nochmal zulegen. Aber auch jetzt gilt es die richtigen Phasen zu erwischen, um noch zu fangen oder nochmal den lucky Punch zu erwischen. Ansonsten heißt es auch hier viele Nächte für relativ wenig Erfolg zu machen. Aber ich finde gerade das macht es doch auch aus. Nicht jedes Mal zu wissen, ob was geht oder nicht, und somit wird dann der gefangene Fisch noch wertvoller. Jetzt heißt es auch durchhalten, denn es wird so richtig ekelhaft draußen. Nass und kalt, dazu wurde die Uhr auf Winterzeit umgestellt und es wird viel früher dunkel, heißt man sitzt die meiste Zeit im Dunkeln am Wasser. Gegen die Kälte ziehe ich mich dementsprechend wärmer an und packe mir immer eine Wärmflache ein, die ich mir beim Aufbauen direkt in das Fußteil meines Schlafsacks packe, damit ich dann schön warme Füße habe. Sollte es zu ungemütlich werden packe ich mir auch mal eine Zeltheizung ein, aber das ist eher selten der Fall, denn ich möchte für eine kurze Nacht nicht so viel kram mit ans Wasser schleppen. Ich schlafe auch bis in den Dezember ohne Front an meinem Frontier.

Einen wichtigen Punkt haben wir noch nicht behandelt und das sind die Hakenköder. Während ich das ganze Jahr über gerne mit auffälligen Hakenködern fische, sieht das im Herbst ganz anders aus. Ich füttere die Fische mit Fischmehlboilies. Die bekommen sie über Wochen und Monate und daher fische ich auch genau diese als Hakenköder. Am liebsten einen 24mm Hard & Light Krill, den ich schon Wochen vorher in Liquid eingelegt habe. Ab und zu fische ich auch mal einen Schneemann, aber alles recht neutral gehalten. Erst später im Jahr, so ab Mitte November, packe ich dann auch mal wieder Farbe aus oder fische sogar Single Pop Ups am Hinged Stiff Rig auf meinen Plätzen, um die vielleicht trägen Fische über den optischen Reiz zum Biss zu animieren.

Wie ihr hier lesen konntet, ist Futterplatzangeln nicht einfach nur stumpf und langweilig. Es gehört extrem viel dazu, wenn man es richtig und erfolgreich umsetzen will. Das Futter vor- und zuzubereiten und die Plätze zu Füttern nimmt mehr Zeit in Anspruch als das eigentliche Angeln selbst. Um meine Plätze nicht zu verbrennen, fische ich maximal zwei Nächte für nie länger als 12 Stunden. Natürlich kann man auch mal öfter oder länger drauf angeln, sollte dann aber auch mal eine längere Pause einlegen, damit die Fische wieder vertrauensvoll fressen können. Aber neben all dem braucht es auch eine Menge Motivation und Disziplin konstant am Ball zu bleiben, gerade wenn es spät im Jahr so richtig ekelhaft wird vom Wetter her und man am liebsten auf der Couch bleiben würde. Aber nur wer am Wasser ist, kann auch fangen.

Wer verpasst hat seinen Platz schon zeitig aufzubauen, dem sei gesagt, dass man es auch im November noch schaffen kann. Natürlich ist es besser so früh wie möglich anzufangen, denn man dressiert die Fische über diesen langen Zeitraum auf seine Plätze und sie werden dort immer wieder vorbeischauen, um nach Futter zu suchen. Mein Ziel ist es bis in den Januar hinein zu füttern und zu fischen. Ich hoffe ich ziehe es durch und kann selbst dann noch einen Fisch auf die Matte legen. Euch wünsche ich jedenfalls schon mal schöne Feiertage und einen guten Rutsch ins neue Jahr. 

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