Die Fische hatten mit dem Laichen begonnen und ich hoffte, dass sie es auch vor dem Wetterwechsel beendet hatten und nicht später nochmal anfangen würden. Es war richtig heiß geworden die letzte Woche, um dann nach wenigen Tagen komplett einzubrechen. Wind, Regen, Sturm, ja eine richtige Kaltwetterfront brach über uns hinein. Ich hatte die letzten warmen Tage abgepasst und hoffte noch auf ein zwei schlechtere Tage.
Von Montag auf Dienstag konnte ich aber immerhin drei Fische instant fangen. Die zweite Nacht blieb leider ohne jegliche Aktion. Zudem war der Luftdruck stark angestiegen über Nacht und ich hatte richtig übel Migräne bekommen. Nichts ging mehr, nur noch Liegen. Zum Mittag entschied ich mich nochmal ein Schläfchen zu machen mit der Hoffnung auf Besserung. Aber auch nach guten eineinhalb Stunden Schlaf hatte sich nichts gebessert. Richtig bitter! Die Fische sprangen auf der anderen Seite, der Platz war frei, aber es ging nicht. Mir war schon richtig schlecht. Und nur das Einpacken der Ruten und meinen zwei Sachen dauerte schon ewig. Es ging leider nicht anders, ich fuhr Heim.
Dort angekommen ging es direkt ins Bett. Wäre es am nächsten Tag wieder besser gewesen, wäre ich nochmal für eine Nacht raus. Aber es hatte sich nichts gebessert. Erst am Freitagvormittag waren die Kopfschmerzen weg. Es herrschten perfekte Angelbedingungen und ich konnte nicht raus, da wir heute auf einer Hochzeit eingeladen waren. Wir saßen gerade einmal 15 Minuten im Auto, da klingelte mein Handy und mein Bro Niki war am Telefon. Er teilte mir mit, dass ein Kollege von Ihm gerade das erste Mal am See war und direkt nach einer Stunde meinen Zielfisch gefangen hatte. Genau dort, wo ich die Fische springen sehen hatte. Das war bitter! Nicht weil er Ihn gefangen hatte, sondern weil ich es im Gefühl hatte und nicht mehr selbst ans Wasser kam. Aber so ist das manchmal.
Erst zum Ende der nächsten Woche gelang es mir wieder ans Wasser. Einen schönen Schuppi konnte ich in den Morgenstunden fangen. Meine Taktik war wie immer: zwei Ruten auf Futter eine mit Singlehook und ein paar Boilies mit dem Rohr hinterher geschossen. Genau diese eine Rute entschneiderte mich mal wieder. Die Woche darauf wollte ich wieder auf meinen Platz, aber mir war jemand zuvorgekommen. Und so musste ich Spontan ausweichen was aber kein großes Problem darstellte, denn der Wind stand richtig schön in die eine Ecke des Sees. Was mich etwas stutzig machte, war das noch beim Ruten Auswerfen zwei Fische links von mir in der flachen Bucht sprangen, was eigentlich sehr ungewöhnlich war, da sie sich dort normalerweise nur zum Laichen aufhielten.
Die Nacht über hörte ich immer wieder Fische dort springen und rollen. Das war ein ganz klares Anzeichen dafür, dass sie mit dem Laichen im Mai noch nicht durch waren und jetzt zu Ende bringen wollten, was sie angefangen hatten. Das stimmte mich nicht gerade positiv, aber in den Morgenstunden lief meine linke Rute mit dem Schneemann wie aus dem nichts ab und ich konnte immerhin einen Spiegler fangen. Dabei blieb es dann auch leider. Egal Hauptsache nicht geblankt.
Die Woche darauf sahen die Bedingungen um einiges besser aus. Der Luftdruck war unten und es blies ein starker Westwind, welcher perfekt für meine anvisierte Stelle war. Denn wenn der Westwind in diese Ecke des Sees blies, war das jedes Mal gut. Zwei Nächte hatte ich Zeit. Wir standen kurz vor Vollmond. Der Plan war es eine Nacht hier zu fischen und die zweite Nacht auf einer anderen Stelle. Oftmals war es so: Hatte ich eine Nacht auf einer Stelle gut gefangen, lief es die zweite Nacht nicht mehr wirklich gut oder ich blankte sogar. Deswegen der Plan zwei Stellen zu befischen.
Gegen 14:00 Uhr kam ich am See an. Der Platz war frei, alles schnell aufgebaut und die Ruten auf ihre Plätze geworfen. Eine mit einem Schneemann (weißer Pop Up), die zweite mit einem 16er Wafter und die Dritte wieder mit einem Schneemann (pinker Pop Up). Drei Ruten drei verschiedene Hakenköder. Mit dem Wurfrohr verteilte ich wieder ein paar Hände Boilies großflächig über die drei Ruten. Die Fische sollten das Suchen anfangen, sich aber nicht satt fressen. So würden sie schön in Bewegung bleiben und über kurz oder lang auch auf meine Hakenköder stoßen. Was soll ich sagen… es dauerte auch nicht lang. Gerade einmal eineinhalb Stunden und die erste Rute lief ab. Der Fisch war gerade im Kescher und ich dabei sie wieder frisch zu beködern und auf den Platz zu werfen, da lief auch schon Rute Nummer zwei ab. Was für ein krasser Start war das denn bitte. Aufgrund der Wetterlage hatte ich ein gutes Gefühl, aber dass es direkt so gut starten würde, damit hätte ich nicht gerechnet. Nach den beiden Fischen warf ich beide Ruten neu aus und fütterte direkt etwas nach. Die Fische schienen voll in Fresslaune zu sein und wenn ich das jetzt nicht am Laufen halten würde, könnte es (es muss nicht) sein, dass es einbricht und die Bisse ausbleiben. Deswegen verteilte ich über die beiden Ruten wieder ein paar Boilies.
Kurz vor dem Dunkelwerden lief der Nächste auf der linken Rute mit dem Schneemann raus. Es war ein Fisch, den ich im Mai schon einmal fangen konnte. Jetzt ausgelaicht und gute vier Kilo leichter, aber immer noch ein mega geiler Carp. Nach diesem einen Biss fütterte ich nicht erneut, denn es lag definitiv noch was am Platz. Die ersten Stunden der Nacht vergingen ohne Aktion. In den frühen Morgenstunden bekam ich dann einen Biss auf die ganz rechte Rute. Dort hatte ich einen Krill Boilie mit einem Washed Out pinken Pop Up drauf. Der Fisch nahm gut Schnur und zog komplett links rüber ins flache und setzte sich im Kraut fest. Ganz behutsam ging ich langsam rückwärts, um ihn aus dem Kraut zu ziehen. Das funktionierte auch wunderbar. Alles hielt und der Fisch kam frei. Es war gar nicht so einfach ihn in die Nähe des Keschers zu bekommen. Immer wieder, wenn er kurz davor war, nahm er nochmal richtig Fahrt auf und war nicht mehr zu stoppen. Ohne Probleme riss er mir dreißig bis vierzig Meter Schnur von der Rolle. Gerade wenn man einen Fisch so lange nah vor dem Kescher hat, gehen einem irgendwann unweigerlich die Gedanken – „Bitte nicht schlitzen!“ – durch den Kopf. Aber es gelang mir den einen richtig geilen und prallen Schuppi zu fangen. Der Fisch hatte mal so richtig Power.
Kurz darauf bekam ich noch einen Lauf auf die mittlere Rute und ich konnte einen dünnen langen Schuppi fangen, der eher einem Graskarpfen glich als einem Schuppenkarpfen. Den Vormittag über blieb es ruhig. Kurz vor Mittag fütterte ich nochmal ein paar Hände Boilies mit der Wurfrohr nach. Und siehe da, nur eine knappe Stunde später kam der nächste Lauf. Ein richtig geiler Schuppenkarpfen glitt ins Netz. Der Schneemann mit dem weißen Pop Up hatte ganz klar die Nase vorn und brachte die meisten Fische. Es war echt irre was hier abging. Mit zwei, drei Bissen hatte ich eigentlich fest gerechnet, aber das übertraf es definitiv. Eigentlich wollte ich noch auf die andere Stelle wechseln, aber das konnte ich noch nicht. Es lief hier einfach zu gut, sodass ich erstmal noch sitzen bleiben wollte. Nach einem ruhigen Mittag mit vier Stunden ohne weiteren Biss, lief plötzlich die mittlere Rute mit dem Wafter ab. Ein schöner Spiegler mit knapp über dreißig Pfund glitt in die Maschen meines Keschers. Sofort hakte ich den Fisch noch im Kescher ab, beköderte die Rute neu und warf sie wieder auf ihren Platz.
Ich schaffte es gerade den Fisch abzufotografieren, da lief genau dieselbe Rute noch einmal ab. Echt interessant zu sehen, dass erst nur die äußere Rute lief, über Nacht dann die rechte in Ufernähe und zum Abend hin die in der Mitte. Nach einem richtig geilen Drill, in dem der Fisch wirklich alles gab, konnte ich einen weiteren Spiegler der dreißig Pfund klasse fangen. Was ein geiler später Nachmittag das hier noch geworden ist. Genau darauf hatte ich gehofft. Zum Abendessen machte ich mir obligatorisch einen Wrap, verweilte noch etwas auf dem Platz und genoss die letzten Sonnenstrahlen, wobei ich sogar ein wenig weg döste. Selten hatte ich mal wieder eine so entspannte Zeit am Wasser. Doch was war jetzt mit dem anderen Platz?! Sollte ich hierbleiben? Es lief verdammt gut, aber würde es auch die zweite Nacht so weitergehen? Aus der Erfahrung heraus würde ich sagen ja, da wäre mit Sicherheit noch der ein oder andere Karpfen gegangen. Sie waren voll da und sprangen auf Futter an. Der Plan war also komplett aufgegangen. Aber eigentlich war ich auf einen ganz bestimmten Fisch aus und ich glaube diesen hier auf dem Platz aktuell nicht fangen zu können.
Also packte ich um halb zehn am Abend meine Sachen zusammen und bezog wie geplant meine zweite Stelle. Im Handumdrehen hatte ich die Ruten im Wasser und hoffte auf die Dinge, die folgen sollten. Der Mond stand verdammt fett am Himmel und leuchtete hell über den See. Ich liebe die Vollmondphasen im Frühjahr einfach. Die Nacht schlief ich selenruhig durch. Pünktlich für den ersten Cappuccino weckte mich ein Lauf auf meiner linken Rute. Der Fisch hatte den Schneemann mit dem pinken Pop Up abseits vom Platz genommen und ließ mich gleich seine ganze Kraft spüren. Gerade nach der Laichzeit haben die Fische richtig Power. Es war ein richtig schön beschuppter Spiegler, wieder über fünfzehn Kilo schwer – perfekt! Damit hatte sich der Wechsel schon gelohnt.
Aber es kam noch besser. Nur kurze Zeit nach dem Spiegler bekam ich erneut einen Biss auf die linke Rute. Dieser Fisch fühlte sich nicht besonders groß an und machte auch nicht viele Anstalten gefangen zu werden, aber am Ende lag da ein richtig guter Schuppenkarpfen in meinem Kescher. Dieser Fisch war der perfekte Abschluss einer wirklich krassen 48 Stunden Session. Es hat mal wieder gezeigt, dass die Fische nach dem Laichen voll auf Futter anspringen, aber es muss nicht immer in Massen in den See gekippt werden, es funktioniert auch perfekt mit wenig Futter und der richtigen Strategie. In diesem Fall bestand sie darin wenig Futter großflächig zu verteilen und darauf mit auffälligen Hakenködern zu fischen – es ging bestens auf. Legt euch also immer einen Plan zurecht, egal ob mit oder wenig Futter, beides kann wunderbar funktionieren, sollte aber immer mit Bedacht gemacht werden, um nicht einfach wahllos Futter ins Wasser zu schmeißen.