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Carp Life Balance / 30.12.2022

CARP LIFE BALANCE: Christmas Special

In dieser Kolumne nehme ich euch mit zu unserem Weihnachtsdreh. Wie jedes Jahr bringen wir einen Film an Heiligabend. Teilweise extra dafür gedreht, aber manchmal auch einfach nur etwas, das wir das Jahr über schon gefilmt hatten, aber sich für Weihnachten lohnt. Dieses Mal hatte ich zusammen mit Steffen Hambsch extra einen Dreh geplant, um für euch eine besondere Weihnachtsfolge zu drehen.

Nach der Hochdruck Phase im Oktober bekamen wir Anfang November ein richtig schönes Tiefdruck-Gebiet rein. Das Timing für unseren Videodreh hatten wir perfekt gewählt. Vollmondphase im November und die Bedingungen waren bestens. Wir wollten ein Christmas Special filmen und hofften natürlich auf ordentlich Aktion, um ein unterhaltsames Video produzieren zu können. Zusammen mit Steffen Hambsch wollte ich zwei Nächte an einem Baggersee bei ihm in der Region fischen. Er hatte die Plätze gut vorbereitet, denn ohne Vorfüttern zu dieser Jahreszeit wird es an den meisten Gewässern sehr schwer etwas zu fangen. 

Gerade bei Ihm stehen die Gewässer das ganze Jahr über stark unter Druck, sodass die Fische schon alles gesehen und genügend Futter bekommen haben. Steffen hatte jedem von uns zwei Plätze vorbereitet, um so das Beste rauszuholen. Früh am Montagmorgen machte ich mich auf den Weg in Richtung Süden. Gute sechs Stunden Fahrt lagen vor mir. Da ich gegen fünf losgefahren bin, kam ich super durch und im Normalfall nirgends in den Berufsverkehr. So hatte ich eine entspannte Fahrt. Die sechs Stunden vergingen wie immer im Flug und kamen mir vor wie zwei. Ich bin es gewohnt lange Strecken zu fahren und bekomme dabei erst so richtig Lust aufs Fischen, da die Tage davor meist sehr stressig sind. Das gehört für mich schon irgendwie dazu. Steffen sammelte ich noch an einem anderen See ein, an dem er die letzte Nacht gefischt hatte. Gemeinsam ging es dann einkaufen und im Anschluss an den See. 

Es war verdammt mild, aber auch schön windig. Das Erste, was wir machten als wir ankamen, war die Kontrolle der Plätze mit der Unterwasserkamera. Steffen zeigte mir meine Spots und in diesem Zuge schauten wir direkt, ob das Futter vom letzten Füttern auch verschwunden war. Seine als auch meine Plätze waren komplett leergefegt. Da es recht früh dunkel wurde und wir keine Zeit verlieren wollten, machten wir als erstes die Ruten startklar, denn unsere Montagen sollten so schnell wie nur möglich an ihren Plätzen liegen. Steffen war eh der Überzeugung, dass es direkt beißen würde. Ich fischte auf beiden Ruten einen Schneemann und fütterte nur zwei Hände großflächig um den Hakenköder, um so hoffentlich einen schnellen Biss zu bekommen.

Steffens Taktik sah ähnlich aus. Auffällige Hakenköder und wenig Beifutter, denn wir wollten ja fangen und sie nicht satt füttern. Und tatsächlich dauerte es keine zwanzig Minuten, bis Steffen den ersten Biss auf seiner rechten Rute bekam. Krass, das ging mal wirklich schnell. Ich hatte noch nicht einmal die Kamera fertig zum Filmen. Aber ich habe es noch rechtzeitig geschafft und ein paar Aufnahmen machen können, bevor der erste Fisch des Drehs im Kescher war. Perfekter Auftakt! Schnell legte Steffen seine Ruten wieder an den Platz und wir machten uns dran den Schuppi abzufilmen. Zudem hatten wir noch Besuch von zwei guten Freunden bekommen, Stanis und Oli, die wie eigentlich bei jedem Dreh vorbeischauten und uns Gesellschaft leisteten. Wir wollten gerade den nächsten Versuch angehen, da rannte die linke Rute von Steffen ab und er sprang wie von der Tarantel gestochen auf und Griff sich die Rute. Leider war das Ganze nicht von langer Dauer, denn der Fisch stieg leider kurz danach aus. Da war er wieder, der Schlitzer vom Dienst. Ich glaube es gab noch gefühlt keinen Dreh, in dem er keinen Fisch geschlitzt hatte. Er will ja nicht hören und fischt immer seine kleinen Haken. Schnell filmten wir den Fisch ab und dann konnte er seine Rute wieder ablegen. 

Danach machte er sich ran und bereitet das Futter für den nächsten Tag zu. Ich finde es immer wieder interessant zu sehen, wenn ich mit den verschiedensten Leuten unterwegs bin, wie ihre Vorgehensweise ist und was sie anders machen als ich, um mir eventuell das ein oder andere abzuschauen und in mein Angeln zu übernehmen. Steffen bereitete einen Mix aus kleinen Pellets, Liquid und Boiliemix zu. Diesen mischte er ordentlich durch und ließ ihn über Nacht ziehen, um ihn dann am nächsten Tag zu füttern. So schaffte er wieder Attraktivität am Futterplatz, falls die Fische vielleicht nicht mehr so in Fresslaune sind. Denn viele werden es kennen: Wenn man Futterplatz Angeln betreibt, ist die erste Nacht immer die erfolgreichste und dann baut es ab. 

Seine beiden Plätze lagen recht nah beieinander, vor und neben unter Wasser stehenden Bäumen. Ein wahrer Hotspot an diesem See, an dem sich eigentlich immer Fische aufhielten. Ich hatte eine Rute rechts raus an der Uferkante liegen und die zweite ging auf ein Plateau, das etwas weiter draußen lag. Wie aus dem nichts bekam Steffen wieder auf der linken Rute den nächsten Biss. Dieses Mal hatte er auf einen vierer Curve Shank Haken gewechselt, um den Fisch nicht zu verlieren. Der Drill dauerte an und der Fisch gab nicht auf und legte kurz vor dem Kescher eine Flucht nach der anderen hin. Und dann passierte es, der Fisch drehte den Kopf und wollte wieder abtauchen, da kam uns das Rig entgegen. Auch dieser Fisch stieg aus. Das konnte doch nicht wahr sein. Steffen hatte wohl einfach zu oft die Position der Rute geändert und immer wieder auf und ab und dann noch mal quer gehalten, sodass der Haken sich am Ende vielleicht deshalb rausgedreht hatte. Naja, Mund abwischen und weiter geht’s. 

An diesem Abend hatten wir eine mega Lichtstimmung mit einem geilen Sonnenuntergang, welcher den ganzen Himmel rot einfärbte. Gerade war ich dabei ein paar schöne Aufnahmen zu machen, da bekam ich ein paar Pieper auf meiner rechten Rute. Steffen freute sich schon und nahm an, dass es eine Brasse war, bis die Pieper in einen Dauerton übergingen. Doch ein Karpfen. Zusammen stiegen wir ins Boot, weil Steffen das Ganze filmen wollte. Er hatte aber dabei die Befürchtung, dass er bestimmt auch gleich einen weiteren Biss bekommen würde. Und genau so war es, wir waren noch nicht weit draußen, da lief schon wieder seine linke Rute ab. Zum Glück war Oli noch da und direkt zur Stelle. Während ich also mit Steffen draußen im Boot war, drillte Oli am Ufer souverän den Fisch von Steffen und landetet ihn sicher. Auch mein Fisch glitt am Ende sicher in den Kescher. Aber noch während des Drills bekam ich ein paar Töne auf meiner weiten linken Rute und Oli hielt es für eine Schleie oder einen Brassen da dort nichts weiter passierte. Als wir zurück kamen übernahm ich die Rute und merkte direkt, dass dort definitiv ein Karpfen am Band hing. 

Wieder ab ins Boot und dem Fisch entgegen. Dieser machte richtig Druck und war schon deutlich besser als der Erste. Ich bereitete alles vor, um die Fische abzufilmen und zu fotografieren, Oli fuhr in der Zwischenzeit los und holte für uns alle Pizza. Die Ruten wurden währenddessen natürlich alle wieder gelegt, denn es schien gerade Prime Time zu sein und die Fische waren voll im Fressrausch. Oli war gerade mit den Pizzen zurück und wir alle am Essen, da bekam ich meinen nächsten Biss wieder auf die linke Rute, wieder auf einen Schneemann. Und was für ein geiler Spiegler das war. Mega schöne Schuppen auf der Seite und knappe 17 Kilo schwer. Einfach nur ein hammergeiler Fisch. Wir aßen unsere Pizza zu Ende und dann hatten wir eine Menge Arbeit vor uns alle Aufnahmen und Bilder in den Kasten zu bekommen, bevor es dann endlich in den Schlafsack ging. Das war ein verdammt langer erster Drehtag. In der Nacht gab es zum Glück nur eine weitere Aktion auf eine von Steffens Ruten. Somit bekamen wir immerhin etwas Schlaf.

In der Früh blieb es ruhig und wir hatten etwas Zeit ein paar Sachen einzufilmen und zu frühstücken. Gegen Mittag war es dann wieder die linke Rute von Steffen, welche einen weiteren Spiegler brachte. Bei mir blieb es jetzt ruhig und ich bekam keine Aktion mehr. Nach dem Fisch fuhren wir zusammen zu seinem Spot und filmten alles. Der Platz war bis auf zwei Boilies komplett leergefressen. Er legte seine Montage wieder sauber ab, fütterte seinen Pellet Mix und setzte dadurch eine schöne Wolke in die Wassersäule. Najib kam am Nachmittag auch noch zu Besuch und Steffens Hund wurde gebracht, mit dem er eine kurze Runde drehen wollte. Natürlich bekam er genau in dieser kurzen Zeit auf seine linke Rute einen Lauf. Najib und ich schauten uns nur kurz an und ich nahm die Rute auf. Der Fisch hing keine drei Sekunden, ehe er mir Schlitzte. Ich hatte nicht einmal Druck gemacht. Bei dem Staubfutter lag die Vermutung nahe, dass die Fische am Grund am Wühlen waren und er sich mit einer Flosse oder so gehakt hatte und deswegen so schnell ausstieg. Es war aber wie vorher schon gedacht, dass die erste Nacht gut werden könnte und es danach zunehmend ruhiger werden würde. Ich bekam bis zur Abreise nicht eine Aktion mehr und Steffen nur auf die Top-Rute vorm Holz, was zeigt, dass die Fische sofort merkten, was los ist und dann nur noch da fraßen, wo sie sich eigentlich in Sicherheit fühlen und aufhalten. Trotzdem gelang es Steffen in der letzten Nacht noch einen weiteren Fisch zu fangen.

Der Plan war somit voll aufgegangen. Ein mehr als nur erfolgreicher Dreh war damit im Kasten. Das Timing hatte gestimmt und die Vorbereitungen waren perfekt, um am Ende rund sieben oder acht Fische vor die Kamera zu bekommen. Allesamt auf auffällige Hakenköder und wenig, aber attraktives Beifutter gefangen. Ich hoffe Ihr hattet ein schönes Weihnachtsfest, habt den Film jetzt schon gesehen, oder schaut ihn euch noch auf YouTube an. Ansonsten wünsche ich euch einen guten Rutsch in ein hoffentlich genauso erfolgreiches Jahr 2023. Vielen Dank für das zahlreiche Interesse an meinen Kolumnen. In der nächsten kommt dann ein Fazit und kleines Recap zur vergangenen Saison.

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