Suche
#Bildsprache / 11.04.2019

#BILDSPRACHE - von Leben und Tod

Ab dieser Kolumne lasse ich Dich nicht nur an meinen Taktiken und Fotos mit technischen Details teilhaben, sondern auch an meinem aktuellen Angeln. Diesmal: Das traurige Ende einer Kampagne, Garantie-Taktik Singles und das wahre Fischen.

Winter ist nicht meins

Ja, ich weiß, im Audiocoaching noch Winterratschläge geben, aber hier dann schreiben, der Winter ist nicht meins. Aber so ist es eben. Ich ziehe den Hut vor Christoph Freuen und anderen Winteranglern, die konsequent durchziehen. Mich verlässt bei Kälte die Motivation. Ganz kann ich den Karpfen auch bei Kälte aber dann doch nicht den Rücken kehren. Nur wie es eben so ist: Wenn man übermotiviert, aber planlos im Februar an den See stürzt, beißt nichts. Zumindest bei mir. Das hat mit Mindset zu tun, ganz klar. Denn eigentlich mache ich es nur, weil mir nichts besseres einfällt und nicht, weil ich es wirklich will. Sowas ging bei mir noch nie auf. Zusammen mit meinem Kumpel Nico Brocher angelte ich zwei Nächte im verheißungsvoll milden Februar und zog blank. Nico konnte zumindest mit einem schönen Schuppi seine Ehre retten. Ein gelber Pop Up am Multi Rig und abgezählte zehn Boilies als Beifutter brachten die beiden zusammen.

Nico mit seinem Februar-Schuppi. 50mm, f5.6, ISO200, 1/500.Ich mag schöne Dinge wie diese Espressomaschine und den Löffel von Oskar in meiner Kaffeedose. #fvckplastic! 100mm, f2.8, ISO160, 1/125.Viel Einsatz für wenig Fisch, aber den Wert des Erfolges steigert das nur. Ob Nicos Glücksbeanie am Fang beteiligt war? 50mm, f5.6, ISO200, 1/80.

Sie werden wach!

Es dauerte bis weit in den März, dass ich wieder Motivation spürte. Doch die kam wie aus dem Nichts und mit voller Wucht über mich. Es sind diese Tage, an denen sich die Luft ändert. Die Kälte des Winters im Atem einer Milde weicht, die den Frühling ankündigt. Genau dieser Tage musste ich einfach raus. Und wenn mich echte Motivation packt, schmiede ich gute Pläne! Schon seit Jahren habe ich eine Rechnung offen mit diesem kleinen, verholzten Torfstich. Besser gesagt mit seinem größten Bewohner. Ein echter History-Fisch, genannt der Graue, uralt und mit etwas über 50 Pfund einer der größten Originale meiner näheren Umgebung. Warum ich diesen Karpfen nicht schon eher angegangen bin? Ganz einfach: Die anliegende Autobahn stört die Idylle, viele Angler haben es auf dieses Tier abgesehen und das Regelwerk dort macht es zusätzlich schwer. Irgendwie riefen die anderen Ziele immer lauter. Doch dieses Jahr schrie der Graue förmlich nach mir!

Die Autobahn ist ein echter Abtörner... 50mm, f2.8, ISO250, 1/400. Der „Geruch“ des Erfolges liegt in der Luft... 50mm, F2.8, ISO250, 1/800.

Mission „Der Graue“

Ich legte mir einen Plan zurecht, wie ich die Begegnung mit ihm einleiten könnte. Motiviert bis in die Haarspitzen machte ich eine erste Session bei milden 13 Grad am Tag im März. Und mein Einsatz wurde im ersten Licht mit einem markanten, prallen Schuppenkarpfen belohnt. Der erste Fisch 2019! Genauso gut wie der Erfolg fühlte es sich aber an, einfach nur draußen zu sein. Ich genoss jeden Atemzug dieser frischen Frühlingsluft und wurde mir immer klarer in dem Ziel, mich bis in den Mai hinein der Zielfischjagd zu widmen. Ein gutes Gefühl!

Es ist Frühling! 50mm, f1.6, ISO250, 1/4000.50mm, F2.8, ISO400, 1/500.

Das nennt man einen markanten Schuppi. 50mm, f5, ISO200, 1/250 – Selbstauslöser.

50mm, F2.8, ISO400, 1/1250.Der erste Karpfen in 2019, ich könnte nicht zufriedener sein. 50mm, f5, ISO200, 1/250 – Selbstauslöser.

Schlechte Nachrichten

Am Morgen meiner zweiten Session verlor ich leider einen Fisch und kehrte dem See vorerst den Rücken, da der Angeldruck über die ersten waren Wochenenden drastisch zunahm. Viele Fische kamen raus, der eine nicht. Das war sehr ungewöhnlich, nicht umsonst ging ich ihn so früh im Jahr an. Er fiel immer zwischen März und Mai. Gut für mich, aber irgendwie machte sich auch eine düstere Vorahnung breit. Und tatsächlich bestätigte sich diese: Steven, der den See kennt wie seine Westentasche und den Fisch über viele Jahre immer wieder auf den Armen hielt, überbrachte mir die schlechte Nachricht. Der Graue hatte den Winter nicht überstanden. Schon merkwürdig, auf der einen Seite nur ein Fisch, auf der anderen ein uraltes Tier, dass so vielen Menschen eine so große Freude machte, sie motivierte und anspornte. 

Viele Angler machte dieser große Spiegler glücklich, neben weiteren des Sees überstand er den Winter nicht.

Neue Ziele

Steven begrub den großen Spiegler und ich musste das erstmal verdauen. Gerade erst hatte ich die Idee in meinem Kopf verankert, dieses tolle Tier zu fangen. In den kommenden Tagen tat ich, was mir immer wieder einen gigantischen Motivationsschub gibt: Fische suchen und mit Single Hookbaits anwerfen. An anderen flachen Torfstichen liege ich mit meinem Pop Ups nie weit weg von den Fischen, wenn mir einer ihren Aufenthaltsort verrät. Diese Taktik ist im Grunde so einfach, dabei aber so effektiv und genial. Vor allem fühlt sie sich nach Jagen an, schärft die Sinne und ist spannend. 

Bunte Überraschung. Ich sah nur einen Fisch weit draußen springen und warf zwei Ruten. Nichts geschah. Dann sprangen in kurzer Folge zwei Karpfen deutlich weiter rechts. Also zog ich um warf erneut. Nach einer halben Stunde klappte es! 50mm, f5, ISO160 1/2000 – Selbstauslöser.

Bei mir gestaltete sich dieses Angeln so, dass ich gegen 8:30 Uhr am Wasser ankam, nachdem ich meinen Sohn zum Kindergarten brachte. Von einem strategisch günstigen Ausgangspunkt mit Blick auf die größte Wasserfläche hielt ich Ausschau nach den Fischen. Zeigte sich einer, ging alles ganz schnell: Zwei Multi Rigs mit frischen Pop Ups gingen auf die Flugreise. Die dritte Rute warf ich erst, wenn sich erneut einer zeigte. Ich beschreibe es schon so ausführlich im Buch: Ein springender Fisch markiert nur die Spitze des Eisbergs, er steht stellvertretend für viele! Unser Köder in der Nähe des einen ist also ein Happen zwischen womöglich hundert Karpfen! Eine Garantie-Taktik. Und der erste Fisch, der ihr in diesem Jahr auf den Leim ging, war ein bildschöner, kleiner Koi.

Einfach angeln

Und diesem bunten Teichausbüchser folgten weitere, darunter ein echtes Pferd von Spiegler, der im Drill alles gab und mir die Knie so richtig weich machte. Die Single Hookbait-Taktik wird mein Hauptding bleiben, sicher bis in de Mai hinein und ich freue mich schon jetzt auf den nächsten Einsatz, denn dabei sind die Karten jedes Mal neu gemischt. Echtes Fährtenlesen. 

Was für ein geiler Spiegler! Keine 20 Minuten, nachdem ich den Köder präsentierte, raste die Bremse los: Single Hookbait! 50mm, f2.8, ISO200, 1/200 – Selbstauslöser.Pink ist bisher ungeschlagen gegenüber meiner eigentlichen Favoritenfarbe Gelb. Meine Erklärung: Gelb ist unschlagbar bei grünlichem Wasser, Pink bei wenig Licht in klarem Wasser der Banger. Ich soake weiße Pop Ups in Squid und Tuna-GOO, für den krassen UV-Effekt.

Die andere Seite des Spiegler-Bretts. Die Flosse verrät, wie viel Druck dieser Fisch machte. 50mm, f2.8, ISO200, 1/200 – Selbstauslöser.

Ziemlich aktiv und immer anders gestaltet sich auch das Angeln mit meinem Sohn Oskar. Und das steht ziemlich weit oben auf meinem Programm in diesem Jahr. Er ist vier und im Zelt zu schlafen, morgens mit Seeblick zu frühstücken oder Kröten mit mir zu suchen ist für ihn das größte Abenteuer. Klar, dass er mich mächtig auf Trapp hält und viel später auf seiner Liege einschläft, als daheim im Bett. Meine Leidenschaft mit ihm zu teilen führt mich zurück zum Ursprung. Einfach draußen sein, einfach angeln, sich lebendig fühlen, die Jahreszeit in der Luft schmecken. So fühle ich mich gerade. Doch wem mache ich etwas vor, ich habe auch große Pläne für 2019, große Ziele, suche neue Herausforderungen und vor allem Entwicklung als Mensch und Angler. 

Die Nächte im Zelt sind für Oskar ein großes Abenteuer. Dieses Bild wirkt durch die Tiefe, die der Weg mit sich bringt. 50mm, f2.8, ISO100, 30sec.Oskar im Abenteuermodus! 50mm, f2.2, ISO125, 1/500.

Doch dazu bald mehr, jetzt verabschiede ich mich erstmal für zwei Wochen nach Panama, auf ins nächste Abenteuer mit meiner Familie. Und wenn ich zurück bin, dann geht es auch am Wasser so richtig los.

Genieße den Frühling!

Team Paschmanns mit Spiegler! Auch dieser Fisch fiel auf einen pinken Pop Up ohne Beifutter herein und biss zwanzig Minuten nach dem Werfen. 50mm, f5, ISO200, 1/50, Foto: Nico Brocher.

 

Das ist exklusiver
Carpzilla+
Inhalt!
Bitte registriere Dich, um alle exklusiven Carpzilla+ Inhalte und viele weitere Offline Vorteile zu genießen!

Abonnieren

Jahres-Abo Carpzilla+

€ 9,95 /Monat

Carpzilla Carp Club

  • Spare monatlich 20%
  • Zugang zu allen Carpzilla+ Web-Inhalten
  • Fette Rabatte bei vielen Partnern und Shops
  • Zugang zu exklusiven Mitglieder-Gewinnspielen
  • Exklusive Offline-Vorteile
  • Carp Club Karte
  • Monatlich bezahlen
  • Abo-Laufzeit: 12 Monate

Monats-Abo Carpzilla+

€ 11,95 /Monat

Monats-Abo

  • Zugang zu allen Carpzilla+ Web-Inhalten
  • Monatlich zahlen
  • Monatlich kündbar
  • Mit einem Klick zum Jahres-Abo upgraden