Fotografie ist persönlich, künstlerisch, Selbstverwirklichung. Sie ist mir wichtig, so wichtig wie Entwicklung und gutes Angeln. In dieser Kolumne geht es um genau diese Themen. Befreien wir uns aus der Komfortzone und lernen!
Bildsprache verändert sich
Meine Kolumne wird sich verändern. Mir ist im Laufe dieser Messesaison und in den vielen Gesprächen am Carpzilla-Stand erst bewusst geworden, was wir mit dem Thema Mindset – behandelt im Einfach besser Angeln Audiocoaching, aber auch und besonders ausführlich in meinem Buch Wassermann // Karpfenzeit 2 – losgetreten haben. Mark und ich haben damit Türen geöffnet, ein größeres Verständnis geschaffen für die inneren, mentalen Abläufe, die doch so vieles im Außen beeinflussen, sogar steuern. Ein Verständnis, das vielen Menschen sehr geholfen hat, ihre wahre Motivation zu ergründen und im Leben, im Angeln, ihren Weg zu beschreiten, zu wachsen und zu reifen. Ich bin der Überzeugung: Wer über die Themen Mindset und Motivation sein eigenes Angeln verbessert, der wächst auch im Leben über sich hinaus.
Karpfenangeln als Spiegel
Viele Erkenntnisse, die ich über mein Leben machte, beobachtete ich zuvor im Kleinen im Mikrokosmos meiner Leidenschaft: dem Karpfenangeln. Wenn es um das geht, was ich am liebsten und besonders bewusst mache, eben das Angeln, dann bin ich besonders fokussiert. Und mich dabei selbst zu beobachten, zu ergründen, warum ich zu bestimmten Themen wie denke, wie ich reagiere und was mich „triggert“, erzählt mir auch viel darüber, wer ich wirklich bin und was mich eigentlich interessiert. Ich möchte in meinem Angeln die ständige Weiterentwicklung erfahren, die ich auch im Leben abseits davon durchlaufe. Doch wer sich entwickeln will, der muss es auch zulassen, zu lernen...
Fehler sind Erfahrung
Es ist noch gar nicht lange her, dass meine Tochter Juni laufen lernte. Wie oft sie dabei unschön hinfiel, kann ich gar nicht mehr sagen, doch nicht einer dieser Stürze hinderte sie daran, es wieder zu probieren, Schritt für Schritt. Und Denise, Oskar und ich feuerten sie selbstverständlich an! Selbstverständlich? Ja, in diesem Zusammenhang ist es das noch. Doch je älter wir Menschen werden, je gesetzter wir in einer Lebenssituation sind, je mehr Routine wir entwickeln, desto seltener verlassen wir unsere Komfortzone. Es sind die Urängste, zu scheitern, zu versagen, den Anschluss zu verlieren, nicht zu genügen, die uns klein halten, die uns zurückhalten, die uns daran hindern, wieder aufzustehen und „das Laufen“ zu lernen. „Bevor ich einen Fehler mache, handle ich besser gar nicht anders“ ist ein Satz, der zur inneren Grundhaltung vieler Menschen passt – mit Bezug auf das Lernen eine katastrophale Haltung! Ich habe einen anderen Glaubenssatz verinnerlicht: Fehler sind Erfahrungen. Wenn ich keine Fehler mache, lerne ich nicht dazu. Und es ist mein Ziel, zu lernen!
Komfortzonen verlassen
Wir Menschen lieben unsere Komfortzonen, diese Wohlfühlbereiche, in denen wir uns auskennen, Fehler vermeiden. Ganz besonders im Angeln: Ich weiß, dass ich mit diesem Schema an diesem Gewässer mit hoher Wahrscheinlichkeit zum Ziel komme. Und mache das Wochenende für Wochenende für Wochenende. Ja, das ist im Grunde effektiv, doch es stumpft ab und sorgt dafür, dass sich die Grenzen der Komfortzonen immer weiter festigen. Ich sage: Raus aus der Komfortzone! Verlasse sie, ganz bewusst, gehe Risiken ein, lasse Fehler zu! Schaffe die Routine ab! Was soll schon passieren, außer das mal nichts beißt?
Druck hilft
Ich selbst hatte um 2013 rum in mancherlei Hinsicht einen echten Karpfenangler-Tunnelblick entwickelt, fing exorbitant gut, aber nur in einer Angelsituation: Baggersee mit großem Fischbestand und Futterangeln. Hin und wieder lockerte eine Frankreichtour die Routine auf. Dann kam der Jobwechsel vom Redakteur zum Marketing Manager bei Korda und plötzlich musste ich vor der Kamera in den verschiedensten Angelsituationen funktionieren und fangen. Am kleinen Parksee funktionierte die Baggersee-Futter-Nummer genauso wenig wie am Kanal in Frankreich oder am dünn besetzten Szene-Pool in Österreich. Ja, ich wurde plötzlich innerhalb meines Hobbys dauernd aus meiner Komfortzone geworfen, konnte mich aber nicht hinsetzen, es „aussitzen“, sondern musste aufstehen und in den neuen Situationen laufen lernen. Und weißt Du was? Es machte irre viele Spaß! Wenn ich in den fünf Jahren, die ich für Korda arbeitete, eines lieben lernte, dann das: Neues mit offenen Armen empfangen, es durchlaufen und mit mehr Erfahrung daraus hervorgehen.
Ziel: Erfahrung
Die Erfahrungen in den unterschiedlichsten Angelsituationen gepaart mit den vielen Einflüssen und Eindrücken der Angler, der Menschen, die ich auf meinem Weg traf, machen den großen Erfahrungs- und Wissensschatz aus, den ich heute in mir trage. Und ich erweitere ihn stetig. Dieser Schatz ist mit keinem Geld der Welt aufzuwerten, denn er gibt dir etwas, dass sich nicht so leicht kaufen lässt: Die Sicherheit, aus eigener Kraft die verschiedensten Situationen zu meistern – am Wasser, aber auch im Leben.
Alles Gute,
Christopher