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#Bildsprache / 16.01.2020

#BILDSPRACHE - Nachtfotos mit dem Selbstauslöser

Tiefschwarze Nacht, frostige Finger, eisiger Nieselregen – und im Kescher wartet ein großer Karpfen auf seine Freiheit. Hältern fürs Foto? Keine Option! Selbstauslöserbilder in der Nacht sind die schnelle und faire Lösung! So geht’s…

Diese Szene kennt doch jeder, oder? Zugegeben, noch vor Jahren war es für mich normal, Fische zu hältern, um bei Licht ein Foto zu machen – ein gutes Gefühl hatte ich damit aber noch nie. Heute bin ich da reflektierter und die Retention Sling kommt nur noch zum Wiegen und für einen kurzen Boxenstopp zum Einsatz. Boxenstopp bedeutet: Der Fisch wird nur kurz gehältert, damit ich die Kamera fertig machen kann oder, um das Ende eines Regenschauers abzuwarten. Fange ich in der Morgendämmerung, dann warte ich auch noch, bis die Sonne über den Horizont geklettert ist – alles nach Bauchgefühl. 

Warum nicht hältern?

Eigentlich selbstverständlich, oder? Ein Karpfen hat sicher besseres zu tun, als eine Nacht, umhüllt von Stoff, im Uferwasser zu verbringen. Es stresst das Tier und schlägt ihm aufs Immunsystem. Ja, Karpfen sind zum Glück äußerst widerstandsfähig – darum ist es erst möglich – dieses Hobby so auszuüben, doch wir sollten es nicht überstrapazieren und den Respekt vorm Tier auch in Sachen Fangfotos leben!

Was ist ein gutes Nachtbild

Für gute Bilder gibt es zwar Regelwerke, für die subjektive Empfindung von gut aber nicht. Mit Blick auf Nachtaufnahmen ist da der Spielraum recht groß. Es gibt ein paar äußerst begabte Nachtfotografen da draußen. Zum Beispiel Alexander Kobler, der die Fotografie lebt wie das Angeln selbst und eine regelrechte Kampagne gegen das Hältern von Fischen fährt. Er macht beeindruckende Nachtbilder und einige davon sind in seinem Buch Carp Gypsies zu bestaunen. Allerdings erfordern seine Fotos einen gewissen Aufwand. Nicht nur bei der Einrichtung und Ausführung des Bildes mit mehreren Blitzen, auch die Ausrüstung will erstmal transportiert werden. Ich bin da mit deutlich weniger zufrieden und will den Fotoprozess so kurz und knackig, aber effektiv wie möglich halten. Meine Nachtbilder von Fischen liegen weit hinter den Top-Aufnahmen von zum Beispiel Alex, aber ich bin damit zufrieden und transportiere alles, was ich für die Bilder brauche in einem kleinen Peli-Case.

Mein Set Up

Denn es unterscheidet sich nicht von meinem bereits beschriebenen, allgemeinen Foto-Set Up: Ein Stativ, der beschriebene Timer Remote Controller (Kabelfernauslöser), ein Blitzgerät zum Aufstecken auf die Kamera und meine geliebte 6D MK II von Canon. Nachts fotografiere ich meine Fänge übrigens sehr gerne mit einer 35mm Brennweite, nicht – wie sonst häufig – mit einer 50er. Reminder – hier habe ich mich mit dem Thema Brennweiten auseinandergesetzt:

https://www.carpzilla.de/cz-plus/kolumnen/bildsprache/bildsprache-paschis-fotokolumne-voll-verblendet-2-fangfotos-13409

Der Grund für die weitere Brennweite: Die verzeiht Fehler beim Einrichten des Bildes auf die Schnelle. Da gibt’s dann keine abgeschnittenen Flossen oder Köpfe und ich kann näher an der Kamera sein.

Vorbereitung ist alles

Ein in die pechschwarze Nacht hinein fotografiertes Fangbild kann seinen Charme haben. Machen wir ein Bild ohne einen Hintergrund, der das Licht reflektiert, ist hinter dem Fänger mit Fisch alles schwarz. Wie gesagt, es kann seinen Charme haben, ist aber eher selten so. Ein Hintergrund gibt dem Bild einen Kontext, es wirkt natürlicher und das zurückgeworfene Licht macht es besser und leichter, ein gutes Nachtfoto zu schießen. Ideal ist Buschwerk, Schilf oder ähnliches. Zur Not tut’s auch das Bivvy – gefällt mir persönlich aber nicht so. Den Hintergrund wähle ich also vorher aus, platziere dort die Matte, stelle Wasser bereit und richte das Stativ aus. Bevor ich den Fisch auf die Matte lege, mache ich auch die Kamera scharf.

Einfache Settings

Und bei meinen Nachtbildern halte ich es sehr einfach. Kurz und bündig: ISO um die 200, Blende 5 bis 5.6, Belichtungszeit 1/60 bis 1/80, automatischer Weißabgleich – alles im Modus M für manuell. Übrigens: Auch das Fokusfeld der Kamera setze ich so, wie ich es in der vorausgegangenen Kolumne beschrieben habe. Dieses Kamerasetting bringt immer die richtigen Ergebnisse, wenn mit Blitz fotografiert wird. Wie in der vorausgegangenen Kolumne beschrieben, nutze ich den Timer zum Auslösen der Kamera und programmiere ihn so, dass er sie nach rund 10 Sekunden zweimal in Folge (gibt dem Blitz mehr Ladezeit als bei dreimal, wie tagsüber) mit einer guten Sekunde Pause dazwischen auslösen lässt. Auf dem Klappdisplay der Kamera bleibt das Ergebnis nach dem Bild für ein paar Sekunden sichtbar. Ich überprüfe es und passe gegebenenfalls das Setting an. 

Setting anpassen, Bilder bearbeiten

Heißt: Ich reguliere die Blitzkraft rauf oder runter, um die Belichtung anzupassen. Ebenso kann ich über die Belichtungszeit das Bild heller oder dunkler gestalten. Auch die ISO kann eine Rolle spielen. Wichtig: Ich erwarte bei der Nachtfotografie kein perfektes Ergebnis! Mir ist klar, dass ich Kompromisse eingehe und das meiste hole ich aus dem Foto erst in der Bearbeitung heraus. Darum fotografiere ich grundsätzlich in RAW und bearbeite meine Bilder mit dem Programm Lightroom. Hier kann ich die Belichtung herauf fahren, Glanzlichter nehmen und insgesamt die Schatten aufhellen. Damit mache ich aus zu dunklen, verschossen wirkenden Aufnahmen im Nachhinein noch gute Bilder. 

Effekte und Specials

Die Kombination von Blitzlicht, das den Moment scharf „einfriert“ und langer Belichtungszeit, die für ausgeprägte Unschärfen sorgt, kann sehr interessant sein. Ich selbst habe damit regelmäßig gearbeitet, aber noch zu wenige Erfahrungen. Hier sind Beispielbilder dazu, doch zu dem Thema bekomme ich sicher mal einen Interviewpartner in diese Reihe! Denn so wird es hiermit weitergehen. Die Bildsprache verwandelt sich ein weiteres Mal. Die Basics der Fangfotografie sind abgehakt, gehen wir also tiefer rein und fragen mal bei den echten Spezialisten nach. Mehr beim nächsten Mal! 

 

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