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#Bildsprache / 03.09.2020

#BILDSPRACHE - Interviews: Alex Kobler - ein Pionier

Unter den fotografierenden Anglern ist er der Fotograf. Mit seinen Bildern hat er großen Anteil an der Orientierung der Szene hin zu authentischen, guten Fangfotos und weg von den übertriebenen Weitwinkelbildern. Sein Buch Carp Gypsies hat viele – nicht nur, aber besonders auch wegen der Bilder – nachhaltig beeindruckt. Die Rede ist von Alex Kobler.
Christopher: Alex, ein Interview mit dir ist für mich einfach Pflicht in dieser Serie, danke für deine Zeit! Gib uns doch ein paar knackige Fakten zu deiner Person.
Alex: Hi Christopher, hallo liebe Leser. Ich liebe die Natur! Das hat mich auch dazu bewegt Biologie zu studieren, meine Diplomarbeit über das Verhalten und die Habitatwahl von Hechten am IGB Berlin zu schreiben und 2012 letztendlich in Antwerpen (Belgien) zu promovieren, wo ich mich in meiner Arbeit ganz der Individualität von Tieren und den Gründen für die Individualität widmete (phäno- wie genotypisch). Die Fischspezies, die ich dazu untersuchte, war die Mühlkoppe (Groppe). Nach der Doktorarbeit stürzte ich in ein Loch, wusste nicht direkt weiter, hatte genug von der Uni in Antwerpen und begann übergangsmäßig bei einem Freund im Triathlon-Laden in Antwerp-City zu arbeiten. Ich war zu dieser Zeit in Belgien noch sehr aktiv und nahm an einigen Triathlon-Wettkämpfen teil, traf dann aber auf dem Weg zum Ironman Lanzarote eine sehr tolle Frau, die mich regelrecht umgehauen hatte – Caroline – und begann zusammen mit ihr nur kurze Zeit später, am 1. Februar 2014, den Trip meines Lebens, ein Karpfenangelabenteuer ohne „Rückfahrschein“ und Limitationen, für das wir unseren Haushalt verkauften und alles kündigten was uns die Freiheit raubte. Das war der Wahnsinn! Nach fast vier Jahren, Ende 2017, gingen wir uns allerdings zu oft auf die Nerven und trennten uns. Ich angelte und reiste trotzdem weiter und stieg im April 2018 bei Daniel Hammers Firma „Hammer Tackle“ ein, welche uns seitdem zusammen gehört.
Christopher: Ich finde, du hast mit deinen Bildern einen Stein ins Rollen gebracht und gehörst sicher zu den Mitinitiatoren einer ganzen Bewegung, die wirklich mehr Wert auf gute Bilder legt. Wie siehst du das?
Alex: Danke, das höre ich gern. Tatsächlich habe ich mit meinen Fotos schon vor zwanzig Jahren andere Angler auf kleinen Treffen am Jahresende und Diashows unter Freunden beeinflusst. Der Kreis war aber wirklich sehr klein. Der gestiegene Wert und die Wichtigkeit guter Bilder, kamen aber natürlich erst richtig durch die sozialen Medien ins Spiel. Das Festhalten und Teilen von schönen Momenten spielt heute eine große Rolle für sehr viele Menschen und anspruchsvolle Fotografie findet deswegen immer mehr Zulauf. Ich habe zwar immer noch Einfluss, doch bin ich nur einer von immer mehr Leuten, die wirklich tolle Fotos machen. Unglaublich, was sich da gerade tut. 
Christopher: Woher rührt deine Leidenschaft für die Fotografie? Nimm uns mal mit zu den Anfängen. Wir sind ja alterstechnisch nicht weit voneinander weg und du weißt entsprechend noch ganz gut, was eine Analog-Kamera ist.
Alex: Ich denke immer noch gern an die Zeit der analogen Fotografie ohne Belichtungs-Vollautomatik und nur mit manuellem Fokus, das Warten auf die Entwicklung der Negativ- oder Diafilme, das Einkleben von Fotos in Alben oder Sortieren in Diaschienen zurück. Ich war vielleicht zehn (das ist immerhin auch schon 34 Jahre her) als ich meine erste Kamera bekam. Die taugte nicht viel und es dauerte nicht lang, bis ich die wundervolle Canon EF Spiegelreflex mit 28, 50 und 135 mm Objektiven von meinem Vater dauerhaft auslieh. Mit meinem Kumpel Ingo, der sich zu seiner Praktika tatsächlich ein 500 mm Objektiv leistete (ich noch einen 2fach Expander womit ich immerhin 270 mm hatte), gingen wir dann zum Beispiel in den Wald auf der Suche nach Rehen oder ich übte mich im Zoo oder sonst wo in der Naturfotografie. Das Schöne beim Analogen war noch, dass man schon vor dem Foto wissen musste, wie man den Moment gut einfangen konnte. Das Abdrücken im genau richtigen Moment bei manuell eingestellter Schärfe hatte auch eine richtige Magie für mich, mehr noch als die Möglichkeit, eine Serie zu schießen, aus der man nachher das beste Foto aussuchen kann. Das lag einfach daran, dass die Filme (für einen Schüler) ziemlich teuer waren und man viel weniger Fotos schoss als heute. Ich erinnere mich noch gut, dass mein Kumpel Stefan und ich von dem 63 Pfund Spiegler, den ich 1996 am Lac de Charmes fangen konnte, genau 13 Fotos schossen. Dann war der Film voll und wir entschieden uns, keinen neuen einzulegen und den Fisch lieber wieder schwimmen zu lassen.
Christopher: Wahnsinn! Ein 63er 1996 ist ja auch mal ne Ansage am Rande, aber das ist wohl eine andere Geschichte. Wie sieht das heute aus, wer inspiriert dich in Sachen Fotos?
Alex: Es gibt es viele Fotografen, die mich inspirieren. Einen Fotograf, der auch in der Angelbranche tätig ist, möchte ich aber gern herausheben: Kev Wyatt. Der für Korda UK arbeitende Foto-und Videograf hat ein Auge für die ganz besonderen Fotos, mit viel Liebe zum Detail, Gefühl für den Moment und einer wunderschönen Nachbearbeitung. Fast jedes Foto von ihm bringt mich zum Innehalten.
Christopher: Ja, ihm folge ich auch und bin regelmäßig bezaubert von seinen Motiven. OK, probieren geht über studieren? Oder doch das „Studium“ von Tutorials und Fachliteratur, wie hast du dir dein Wissen angeeignet? Oder ist Fotografieren eine reine Talentsache?
Alex: Ein Foto macht man am besten schon vor dem Auslösen, man visualisiert es schon bevor man es festhält. Klar braucht man dazu Technik, die man sich auch in Tutorials oder Büchern aneignen kann, am besten und schnellsten lernt man es aber direkt von einem Fotografen, der es einem so einfach wie möglich beibringt, Schritt für Schritt. Neben der Technik hat das Fotografieren für mich vor allem aber etwas mit Liebe zu tun. Ja, der ganz eigene, persönliche Blick auf den Moment und die Liebe etwas so schön oder ausdrucksstark wie möglich festzuhalten, das Auge fürs Detail, die Komposition des Fotos, an der Technik vorbei, darum geht es mir beim Fotografieren. Die Technik sollte nur Mittel zum Zweck sein. Viel wichtiger ist die Idee hinter einem Foto oder der Versuch, etwas angemessen und mit eigener Magie zu verewigen. Der Fotograf ist dabei keinesfalls neutral oder objektiv. Er ist der Schöpfer und das Foto drückt seine Welt und seine Sicht auf die Dinge aus. Mit einem Foto kann man seine Magie mit anderen teilen.
Christopher: Wunderbar in Worte gefasst! Werden wir etwas technischer: Dein Lieblingssetup, Kamera plus Objektiv (nur eines bitte) und Zubehör für die Angelfotografie?
Alex: Momentan fotografiere ich mit einer Canon EOS 5D III und benutze für die Mann-Fisch-Fotografie am häufigsten das Sigma Art Objektiv mit 50 mm Brennweite. Es kann aber auch gerne ein Objektiv sein, dass mehr in den Telebereich geht. Warum Canon? Ich mag einen professionellen, griffigen Body, den ich auch im Regen einsetzen kann. Das geht auch wunderbar mit einem Body von Nikon, so wie ich in der Vergangenheit auch mit einer D800 fotografiert habe. Ich habe mit ihr zum Teil noch umwerfendere Fotos gemacht! Das Farbmanagement von Canon ist aber für mich „idiotensicherer“ und ich brauche nicht unbedingt das perfekte Licht, um Farben festzuhalten, die für mein Auge nah an der Natur und meinem Blick auf die Dinge anknüpfen. Ich kann mit Canon leichter ein Foto aufnehmen, das meine Sicht wiederspiegelt (zur Zeit). Das ist aber rein individuell und es gibt haufenweise Fotografen, die mit Sony, Nikon oder sonst einer Marke fotografieren und deren Fotos ich bewundere. Warum gerade die Canon EOS 5D III? Ich fotografiere am liebsten mit einer Vollformat-Kamera, die mir mehr Freiheit in der Gestaltung der Fotos gibt, dieser Body ist absolut robust und langlebig und ich mag das Handling mit dem großen und griffigen Body sehr. Sie ist außerdem leicht zu bedienen, Menü und Knöpfe sind da fast perfekt für mich und ich kann intuitiv und schnell damit fotografieren.
Christopher: Es ist schwer zu beschreiben, doch deine Bilder wirken oft sehr vollkommen. Heißt, sie geben den nötigen Kontext, sind rund, wohltemperiert und aussagekräftig – da stimmt, für mich, ziemlich vieles. Wie schaffst du das?
Alex: Vielen lieben Dank für die Blumen! Aus deinem Mund freut mich das sehr zu hören! Intuition spielt bei meinen Fotos fast die größte Rolle. Vorbei am Verstand mache ich meistens meine besten Fotos. Das sehe ich oft, wenn ich eine Serie Fotos anschaue und eines der ersten drei Fotos das beste ist. Wenn ich aber die ersten Fotos einer Serie von einem Motiv vergeige, dann fotografiere ich so lange weiter, bis ich zufrieden bin. In diesen Fällen gefällt mir meistens das letzte Foto der Serie am besten. In beiden Fällen, dem intuitiven und dem überlegten Foto, sollten alle Aspekte des Motivs so gewichtet sein, dass mein Blick wiedergespiegelt wird. Wichtig sind für mich auch Linien und Symmetrie. So versuche ich dem Blick des Betrachters des Fotos eine „Spielwiese“ zu bieten, in der er sich verlieren kann und zum Träumen angeregt wird.
Christopher: Wie viel Wert legst du auf die Nachbearbeitung deiner Motive?
Alex: Ich fotografiere ausschließlich in RAW und überlasse nicht JPEG die Bearbeitung. So macht das jeder professionelle Fotograf und man hat dadurch mehr kreative Möglichkeiten, um sich auszudrücken. Tatsächlich bin ich aber eher vorsichtig damit, versuche das Foto schon vor der Bearbeitung so vollkommen wie möglich zu machen und die Natürlichkeit zu bewahren. Photoshop habe ich nicht und bearbeite ausschließlich in Lightroom (mit der uralten Version 5), wo ich das Foto quasi nur entwickle (ähnlich wie früher in der Dunkelkammer) und keine Manipulationen an den Dimensionen der Gegenstände des Fotos vornehme oder etwas in das Foto füge, dass da gar nicht da war. Theoretisch kann man in Photoshop ja auch den Karpfen größer machen, als er wirklich ist, so wie das auch bei Modellen gemacht wird, wo der Hintern und die Brüste einfach „angepasst“ werden. Dazu gibt es ganz einfache Werkzeuge ­­– geht total einfach. So etwas mag ich aber nicht.
Christopher: OK, und jetzt möchte ich von dir noch deinen besten Bild-Hack hören, der jeden da draußen in Nullkommanix zum Topfotografen macht…
Alex: Kopf aus – Blick an. Dazu sollte man seine Kamera so intuitiv und schnell wie möglich bedienen können. Liebe den Moment, umarme ihn und halte ihn so vollkommen wie möglich fest. Hab Spaß an der Fotografie und fotografiere in Maßen. 
Christopher: Vielen Dank Alex! Ganz tolle Einblicke in deine Gedanken als Künstler an der Linse! Übrigens mehr von Alex seht ihr auf seinen Insta-Profilen (Angelfotografie und Portrait, Hochzeit, Event). Bei Hammer Tackle online und bei Insta sind viele seiner Bilder zu sehen und besonders empfehlen kann ich euch seinen Blog zur Nachtfotografie:
https://hammertackle.com/de/fangfotos-in-der-nacht-teil-1/
Du hast sein Buch noch nicht? Hier ist es zu haben:
https://shop.carpzilla.de/buecher
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