Ein Herbst wie jeder andere? Leider nicht! Bedingt durch die vielen nervigen Gesetze und Bedingungen der Pandemie, die uns ja allen bekannt sind, sah auch mein Herbst nicht wirklich so aus, wie er geplant war. Ich kann allerdings von Glück sprechen, dass ich in NRW lebe und bis heute keine Probleme mit Ausgangssperren oder ähnlichem zu kämpfen hatte. Leider holt die Pandemie viele von uns nach und nach ein. Auch ich sitze hier in Kurzarbeit zuhause, schaue gelangweilt aus dem Fenster und sehe eine ungewohnt weiße, eiskalte Wüste. Unsere Gewässer sind zugefroren und die Flüsse haben rekordverdächtiges Hochwasser. Ich treffe mich später erneut mit einem Kumpel am Hausgewässer um hoffnungsvoll die Eisdecke zu messen, der Traum vom deutschen Hecht durchs Eisloch blüht nämlich aktuell in meinem Kopf auf und gibt mir ein wenig neuen Antrieb raus in die Kälte zu gehen. Doch ich möchte hier nicht mein Leid mitteilen, da es mir wahrscheinlich noch viel besser geht als vielen anderen da draußen, sondern die Zeit gut nutzen und euch von einer Herbstkampagne berichten. Ich möchte ins Detail gehen und euch von meinen Erkenntnissen berichten!
Wo fange ich also an? Zuerst einmal möchte ich euch zu verstehen geben, wie meine Angelei die letzten 2 Jahre ausgesehen hat und wie es auch im Jahr 2021 wieder von statten geht. Ich habe über 10 Jahre gebraucht, um diesen Weg für mich zu entdecken und daran festzuhalten. Und zwar geht es sich um das Angeln von Kampagnen. Mit Kampagnen meine ich gezielte Einsätze an Gewässer X und wenn der Plan aufgeht, dann auch auf Stelle X. Sprich man ist zur richtigen Zeit im richtigen Bereich, befüttert regelmäßig den Platz und erntet im Schnitt 4-8 Wochen ab. Das mag für viele eintönig klingen? Ist es manchmal auch, allerdings spricht der Erfolg für sich und wenn man sich mit den Erkenntnissen und Erfahrungen intensiver befasst, kann diese Angelei extrem aufschlussreich sein. Jedes Wochenende, oder pro Woche 2-3 oder sogar 4 verschiedene Gewässer instant beangeln und überall mal die Rute reinhalten ist vielleicht abwechslungsreich und macht Spaß, aber ist aktuell absolut nicht mehr meins. Ich will mich mit einem Gewässer für einen Zeitraum befassen und dort das bestmögliche herausholen. Natürlich kann man auch mal einen Fluss und einen Baggersee parallel füttern und angeln, aber auf die lange Bahn gesehen ist das extrem zeitintensiv und kostet viel Geld und Nerven. Dazu kommen dann noch die Frankreichtouren, die jedes Jahr, besser gesagt fast jedes Quartal anstehen. Mittlerweile läuft es bei mir so, dass ich meine Kampagnen zwischen die Touren lege. Bsp. Diesen Sommer im Juli sind zwei Wochen Südfrankreich geplant. Ich starte dann eine richtige Futterkampagne an einem der tiefen Baggerseen wenn ich ungefähr am 20. Juli wieder in Deutschland bin und werde diese dann mit aller Wahrscheinlichkeit beenden, wenn ich Anfang September den nächsten Auslandtrip starte. Ähnlich war es auch im letzten Herbst, allerdings waren in diesem Herbst 2 Trips geplant, da im Frühling wegen Lockdown und Co. ja alles ins Wasser fiel. Von der ersten Session im September habe ich euch ja schon berichtet. Die zweite Session stand Ende Oktober bis November an. Mit knapp 14 Tagen Zeit im Rücken machte ich mich auf den Weg. Leider kam kurz nach meiner Ankunft die Verkündung des nächsten Lockdowns von Präsident Macron und so fand ich mich drei Nächte später schon wieder auf der Autobahn Richtung Heimat wieder, wenigsten mit einem 20 Kilo+ auf der Speicherkarte. C’est la vie!
Zum Glück war das Angeln auch über Nacht in NRW kein Problem und so machte ich mich früher als geplant an mein letztes Projekt 2020. Es handelte sich um einen Baggersee in meiner Gegend, an dem ich noch bis Ende des Jahres die Chance hatte zu angeln. Genau genommen waren es noch gute 6-7 Wochen, die ich dort dann effektiv fischen konnte. Da ich diesen See die letzten 1,5 Jahre sehr intensiv beangelt habe und mich schon sehr gut auskannte, fiel es mir nicht schwer mich für einen Bereich zu entscheiden. Das Gewässer ist im Schnitt so 5-6 Meter tief und relativ langgezogen. Mittig des Gewässers gibt es allerding ein tieferes Areal, in dem man auf über 10 Meter Tiefe kommt. Im letzten Herbst hatte ich in diesem Bereich schon eine gute Serie hingelegt, allerdings saß ich ein Stück weiter links und kam dort auf maximal 9 Meter Tiefe. Da ich dieses Jahr wirklich bis zum bitteren Ende durchziehen und nicht wie im Vorjahr Anfang Dezember Feierabend machen wollte, entschied ich mich den deutlich unkomfortableren Platz zu beziehen, dafür aber die Chance zu haben, dann wirklich ganz tief zu angeln. Soweit so gut. Die Rahmenbedingungen waren gut, das Wasser hatte noch knapp 10 Grad und alles sah echt vielversprechend aus, die erste Initialzündung könnte also kommen. An der ganzen Sache gab es leider nur einen klitzekleinen Haken.VORFÜTTERN STRENGSTENS VERBOTEN! Da das Vorfüttern an den meisten Baggerseen in meiner Region verboten ist, das Verwenden von Futter und Boilies aber in der Regel erlaubt ist, habe ich da meine eigene Taktik entwickelt. Wenn man ohne angeln nicht füttern darf, muss man eben beim Angeln füttern. Ich habe die Erfahrung gemacht, dass dies auch gut funktionieren kann, zwar nicht so gut wie bei dem klassischen Vorfüttern, aber es funktioniert.Die erste Session stand an und ich wollte, untypischer Weise, direkt zwei Nächte machen, das lag wahrscheinlich daran, dass mein Frankreich Urlaub einfach viel zu kurz war und ich einfach totalen Bock auf Herbstluft und fischen hatte!
Aber jetzt einfach Freitag bis Sonntag losziehen, ein paar Kilo in den Teich werfen und auf den ersten Run warten, war mir zu stumpf und uneffektiv. Somit legte ich es mir so, dass ich Mittwochnachmittag das erste Mal am Gewässer für eine kurze Nacht aufschlug. Wohlwissend, dass diese kurze Session nicht von Erfolg gekrönt sein wird, schlug ich sehr motiviert mein kleines Camp auf und machte mich an die erste Fütterung. Für mich stand schon fest, dass ich in dieser Kampagne, wie in fast allen anderen, ausschließlich Boilies füttern werde. Aufgrund der schon recht späten Jahreszeit und der nicht mehr so hohen Wassertemperatur wollte ich dieses Mal als „Initialzündung“ nicht nur Boilies die Kante runter feuern, sondern machte mir im Vorfeld die Arbeit und mixte mir einen Eimer mit hoch attraktivem Futter zusammen. Kleine, in Scopexsquid Syrup gesoakte Scopex und Citruz Boilies, sowie Pellets, Hanf, Dosenmais und Scopexsquid Flakes waren da meine erste Wahl. Was für eine Sauerrei an den Händen und was für eine Wolke und Lockwirkung im Wasser! MEGA! Wären es nur Boilies gewesen wie im späteren Verlauf, hätte ich diese entspannt mit der Kelle füttern können, mit dem Mix war dies leider nicht möglich also musste ich alles Spomben. Im Vorfeld hatte ich natürlich schon ungefähr ausgelotet und abgemessen. Mein Platz lag auf ca. 12 Rutenlängen, diesen konnte ich problemlos und stressfrei dann später mit der Kelle und Boilies versorgen, entspannt drauf werfen und angelte trotzdem auf fast 10 Metern Wassertiefe. Nachdem meine Mischung mit der Spomb großflächig verteilt war, warf ich noch links und rechts eine Rute neben den Platz und legte mich hin. Als ich am frühen Morgen von meinem Wecker geweckt wurde, da ich bald zur Arbeit musste, wunderte ich mich nicht, dass ich keinen Run bekommen hatte. Die Futtermenge war zu groß und das Zeitfenster zu klein, wie schon erwartet. Umso mehr freute ich mich, als beim Eintackeln ganze vier Karpfen hintereinander auf meinem Spot rollten. Jackpot - sie sind da! Ihr könnt euch sicher vorstellen wie sich der Donnerstag und Freitagvormittag dann gezogen hat bis es endlich auf den Platz ging! Freitagmittag, pünktlich zum Feierabend war ich wieder am See und warf in Windeseile meine drei schon vorbereiteten Ruten auf die Spods. Linke Rute 11 Wicklungen, die Mittlere 12 Wicklungen und die Rechte 11 Wicklungen. Zwei Schneemänner am D-Rig, ein Pop am Multirig. Pop Up, wie fast immer auf der mittleren Rute, die Schneemänner außen.
Gefüttert habe ich erstmal nichts, auch wenn ich erst eine Fütterung vorher ins Gewässer eingebracht habe hielt ich es nicht für nötig, da durch den Hanf, den Mais und die Flakes mit Sicherheit noch Reste im Sediment liegen würden. Stattdessen habe ich mir angewöhnt erstmal in Ruhe mein Zelt aufzubauen und mir etwas Leckeres zu Kochen. Sollte sich bis zur Dämmerung nichts regen, füttere ich dann vor dem Dunkelwerden etwas nach. So kam es dann auch an diesem Nachmittag. Alles war ruhig und ich legte ca. ein Kilo Boilies nach, kurz bevor es dunkel wurde. Mit der Dunkelheit kam dann auch Bewegung auf den Platz, RICHTIG BEWEGUNG. Genauer gesagt, entwickelte sich die Stelle vor meiner Nase zu einem wahren Delphinarium. Und was passierte? Richtig! Nichts!
Ende - Teil 1 ...
Ist es nicht beruhigend zu lesen, dass selbst Anglern wie Alex Zille die Fische nicht einfach in den Kescher springen? Die Fische sind aktiv, sie rollen und springen auf seinem Futterplatz, aber dennoch bleiben seine Bissanzeiger stumm. Wie verarbeitet Zille so eine Situation und welchen Verlauf würde diese Session noch nehmen? All das erfahrt ihn im zweiten Teil seiner Herbstkampagne …