Ein Langzeitfutterplatz erfordert viel Zeitaufwand und Disziplin. Wer dran bleibt kann allerdings für die Mühen reichlich belohnt werden. Die Kumpels Stefan Göhring und Thies Jacobsen starteten im Herbst 2017 ihre Mission Langezeitfutterplatz an einem dünn besetzen Natursee. In Ihrer zweiteiligen Story berichten sie von ihrer Herangehensweise und ihren gesammelten Erfahrungen.
Der Entschluss zum Langzeitfutterplatz
Es war also wieder soweit, das Jahr ging dem Ende entgegen. Mein Kumpel Thies und ich beratschlagten uns, wie wir für den Rest des Jahres vorgehen wollten. Macht jeder sein eigenes Ding oder sollten wir was zusammen probieren? Thies schlug einen gemeinsamen Langzeitfutterplatz vor und ich war sofort Feuer und Flamme. Ich stand kurz vor meiner Prüfungszeit und war sowieso im Dauerstress. Da kam mir eine Zusammenarbeit gerade recht.
So etwas geht natürlich nur mit jemanden, auf den man sich blind verlassen kann, doch was das angeht, sind wir schon seit Jahren ein Team. Nun war es an der Zeit sich das richtige Gewässer herauszupicken, denn es war bereits Oktober. Aus unserer Sicht war es allerhöchste Zeit den Futterplatz anzulegen.
Die Gewässerwahl und der richtige Spot
Wir gingen also einige Gewässer im Kopf durch und entschlossen uns auch relativ schnell für einen wirklich schönen Natursee. Er erfüllte alle Kriterien, die wir uns im Voraus für die Gewässerwahl setzten. Erstmal sollte der See eine Gewisse Tiefe aufweisen, da die Fische in solchen Gewässern gerade im Spätherbst nicht so launisch auf Wetterwechsel regieren.
Außerdem darf die Fahrzeit zum See maximal 45 min für beide betragen. Einen Tag später machten wir uns auf den Weg zum Gewässer. Wir kannten es schon gut und wir brauchten nicht lange, um einen geeigneten Angelplatz zu finden.
Uns war wichtig, dass wir von diesem Platz flache und tiefere Spots befischen konnten. Denn im frühen Herbst fressen die Fische oft noch im flacheren Bereich, was in unserem Fall auf 3,5-4,5m war. Im Verlauf des Herbstes konnten wir aber auch bis auf 7m gehen, dies sollte uns gerade in der Zeit zugutekommen, in der sich die Fische immer mehr ins tiefe Wasser verziehen.
Großer Natursee mit wenig Angeldruck
Der See wurde in letzter Zeit nur mäßig von Karpfenanglern frequentiert, da der Bestand an größeren Karpfen eher mager ausfällt. Dennoch wir haben immer daran geglaubt, dass an diesem Wasser auch noch der ein oder andere Große herangewachsen sein könnte, gerade weil seit einigen Jahren keine Karpfen mehr gesetzt wurden.
Dazu kam, dass einige Welse nach unseren Informationen beträchtliche Größen erreicht haben und der Brassenbestand ziemlich dezimiert wurde. Haben sich diese Umstände positiv auf das Wachstum der Karpfen ausgewirkt? Wir wollten es herausfinden.
Futtertaktik
Thies und ich einigten uns darauf, dass wir immer Dienstag und Donnerstag füttern wollten. Dabei kamen am Anfang Partikel, Pellets und ein solider Fischmehl Boilie zum Einsatz. Wir entschieden uns dazu für den Eco Shelfisch von Selfmade Baits. Wir fütterten also zunächst ca. 10-15 Kg Partikel, 2 Kg Pellets sowie 3 Kg Boilies in einem Areal von der Größe eines Tennisplatzes mit Tiefen von 3,5 – 6m. Nach unseren letzten Erfahrungen am See hielten wir diese Menge für angemessen.
Ab Mitte November gingen wir dann auf 5-7m Tiefe und verringerten die Partikel Menge auf 5-10 Kg und die Pellets ließen wir ganz weg. Auch die Boilies wurden der Jahreszeit angepasst, da wir ab 7 Grad Wassertemperatur bessere Erfahrungen mit Boilies ohne bzw. wenig Fischmehl in den letzten Jahren gemacht haben. Hier setzten wir dann auf Shelfisch+ und Scopex+ in 14 und 18mm.
Die ersten Ansitze
Ich war bereits im absoluten Prüfungsmodus und Thies machte ab Mitte Oktober die ersten Einzelnächte alleine. Der Erfolg stellte sich schnell ein und er fing einige schöne Schuppenkarpfen, diese sind in dem Gewässer zu einem hohen Anteil vorhanden. Der einzige fade Beigeschmack war, dass sich die Größen zunächst im kleineren Bereich, um die 10 Kg, bewegten. Trotzdem liefen die Spots und Thies berichtete mir von den ersten Erfolgen. Ich sprach ihm Mut zu, am Ball zu bleiben: Irgendwann würden schon noch bessere Fische kommen. Dazu sei gesagt, dass wir bis dato nie einen Fisch über 15 Kg in diesem See fangen konnten. So langsam wurde es kälter und die Außentemperaturen fielen immer wieder unter 10 Grad. Nun kündigte ich mich für den nächsten Ansitz an.
Der erste Meilenstein
Endlich hatte ich mal die Zeit gefunden Zusammen mit Thies ans Wasser zu fahren. Ich brauchte definitiv eine Auszeit vom Lernen! Es war bereits Anfang November als ich endlich dazu stoßen und Thies unterstützen konnte. Die erste Nacht lief für mich nicht so prickelnd. Ich landete lediglich zwei Brassen, aber Thies konnte den ersten Fisch über 15 Kg fangen. Das freute mich fast so sehr, als hätte ich ihn selber gefangen, da ich auf solche Fische spekuliert hatte. Der erste Meilenstein war erreicht.
Bereits in der nächsten Woche wollten wir wieder eine Session starten und ich konnte gleich zwei Nächte bleiben. In der ersten Nacht des zweiten Ansitzes fing ich den einzigen Fisch, es war ein kugelrunder Spiegler. Der Bann war nun also auch für mich gebrochen und in der zweiten Nacht kamen vier weitere Karpfen dazu.
Was die Gewichte anging, waren wir sehr zufrieden, doch ein weiterer Meilenstein in Form eines zweiten 15-Kilo-fisches blieb uns verwehrt - zunächst zumindest. Denn Zufriedengegeben wollten wir uns noch lange nicht. Wir ahnten, dass noch etwas in der Luft lag, würden wir nur entschlossen genug am Ball bleiben…
Wie es für Stefan und Thies weiterging und ob sie mit ihrem Gefühl richtig lagen, erfahrt ihr in Teil 2 ihrer Story „Mission Langezeitfutterplatz“:
https://www.carpzilla.de/mag/deine-story/stefan-goehring-und-thies-jacobsen-mission-langzeitfutterplatz-teil-2-10689.html