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Deine Story / 26.04.2018

Sascha Kral: Safety First #1 - auf dem Boot

In der nahen Vergangenheit kam es immer wieder zu tragischen Unfällen beim Karpfen- und Welsanglen. Für Sascha Kral, der seit über 20 Jahren für seine Wels- und Karpfen-Touren durch Europa reist, sind solche Ereignisse aber auch eigene Erlebnisse ein Anreiz, die Sicherheit am Wasser zum Thema zu machen. In seiner Serie Safety First wird er euch umfangreiche Einblicke in die wichtigen Sicherheitsvorkehrungen beim spezialisierten Angeln geben…

In Teil 1 beschäftigt sich Sacha mit dem Risikofaktor Nummer eins: dem Angeln mit oder von Booten. Welche Gefahren dort lauern und wie ihr Unfällen  vorbeugt erfahrt ihr in seiner Story:

Das Aha-Erlebnis…

Ist eure eigene Sicherheit für euch ein Thema beim Angeln? Ich bin mittlerweile seit über 25 Jahren für Angeltouren im Ausland unterwegs und habe viele Situationen erlebt bei denen meine Sicherheit mal mehr und mal weniger fragwürdig war. Heute denke ich mir: Junge, das hätte auch anders ausgehen können!

Von größeren Unfällen bin ich bis dato zum Glück verschont geblieben. Dadurch bin ich allerdings in vielen Situationen vorausschauender und sicherheitsbewusster geworden. Vorsicht ist schließlich besser als Nachsicht. Als im Spätjahr 2017 ein Ruck durch die Szene ging, fasste ich den Entschluss, dass ich mich diesem Thema etwas genauer annehmen wollte, um möglichst viele Karpfen- und Wallerangler auf dieses komplett vernachlässigte Thema „Sicherheit beim Angeln“ aufmerksam zu machen.

Ich möchte euch verschiedene Sicherheitsaspekte nacheinander erläutern und Eure Wahrnehmung schärfen. Denn einerseits kann man sehr schnell in eine Notsituation gelangen aber andererseits kann man diese häufig schon im Vorhinein einfach vermeiden. Auch einige Beispiele aus meiner Angelei oder der von Freunden sollen meine gesammelten Erfahrungen in dieser Serie verdeutlichen.

Risiko Faltboot

Das Boot ist beim Karpfen- und Welsangeln ein essentieller Ausrüstungsgegenstand. Sowohl größere Boote, als Ausgangsbasis als auch die ständig genutzten Schlauch- oder Faltboote sollten in absolut einwandfreiem Zustand sein, um uns ein größtmögliches Maß an Sicherheit zu gewährleisten. Das steht eigentlich völlig außer Frage. Macht euch mit allen Funktionen vertraut und versucht auch herauszufinden, wie sich das Boot in bestimmten Situationen verhält, um auch bei plötzlich auftretenden schlechteren Wetterbedingungen das Handling im Griff zu haben.

Vor allem bei Faltbooten sollte besonders bei Sturm der Sicherheitsaspekt an allererster Stelle stehen. Faltboote haben eine verhältnismäßig große Angriffsfläche und keinerlei Auftriebskörper. Sobald es kentert oder vollläuft, wird das Faltboot innerhalb kurzer Zeit versinken.

Ordnung ist alles

Eine gute Ordnung auf dem Boot ist ebenfalls wichtig, um in einer schwierigen Situation schnell und richtig handeln zu können. Denn in einer Notsituation bleibt keine Zeit zum Überlegen, wo sich gerade ein gewisser Ausrüstungsgegenstand befindet. Lampen, Verbandskasten und der Feuerlöscher (in großen Booten mit Verbrennungsmotor) sollten immer den gleichen Plätzen aufbewahrt werden und leicht zugänglich sein.

Ordnung spielt auch im Schlauchboot eine große Rolle. Bedingt durch die eh schon viel kleinere Fläche ist eine gute Organisation ein wichtiger Sicherheitsaspekt. Strömung und Wind bringen auf Schlauchbooten ebenfalls Risiken mit sich. Wie schnell verheddert sich eine geflochtene Schnur in einem Hindernis?! Das Schlauchboot treibt ab und die Haken sitzen plötzlich im Schlauchboot, in unserer Kleidung oder vielleicht sogar in unserer Hand - spätestens jetzt wird es brenzlig.

Auch wenn es nicht schön ist, stellt euch das bitte vor und malt euch aus wie schnell so eine Situation aus dem Ruder laufen kann.

Weg mit Billig-Scheiß!

Neben der richtigen Ordnung auf dem Boot ist bei der Wahl der Ausrüstung nicht nur auf Vollständigkeit, sondern vor allem auch auf Qualität zu setzen. Wenn ich mir anschaue, mit welchen Nussschalen und Antrieben manch einer auf großen Fließgewässern unterwegs ist, dann läuft es mir kalt den Rücken herunter.

Diese Nussschalen reichen gerade einmal, um mit Mühe und Not die Montagen an den Platz zu bringen und anschließend wieder ans Mutterschiff oder den Angelplatz zurückzukommen. Dabei haben diese Dinger absolut keine Sicherheitsreserven geschweige denn Platz um einen großen Fisch ins Boot zu bekommen oder mit einem solchen eine größere Strecke bis zum Angelplatz zurückzukommen.

Verstärkte Schlauchboote

Gerade das Thema Platzangebot hat meiner Meinung nach einen großen Einfluss auf die Sicherheit eines Schlauchbootes. Seit einigen Jahren verwende ich selbst das Zeepter Big Catch in 3m Länge. Der Hauptunterschied zu einem normalen Schlauchboot ist die deutlich größere Innenbreite von 90 cm zu normalerweise ca. 68 cm. Die Außenbreite erhöht sich dadurch von normalen ca. 1,45-1,50m auf 1,74m, was sich in einer extremen Kippstabilität auf dem Wasser widerspiegelt.

Gerade bei schlechtem Wetter mit viel Wind und starkem Wellengang sowie auf unseren heimischen großen Flüssen, mit ihrer starken Berufsschifffahrt, ist das ein für mich extrem wichtiger Sicherheitsaspekt.

Diesen Aspekt solltet ihr bei einer möglichen Neuanschaffung eines Schlauchbootes unbedingt beachten. Des Weiteren sind die Modelle aus dem Hause Zeepter aus einem sehr widerstandsfähigem Material hergestellt und an besonders beanspruchten Stellen extra verstärkt. Auch das spielt in punkto Sicherheit eine wichtige Rolle.

Wenn euer Schlauchboot bei einer Tour oder während eines Drills plötzlich Luft verliert, seid ihr schnell manövrierunfähig und könnt eventuell kein Ufer mehr erreichen. Was das bei starker Strömung, wie an Rhein oder Po bedeutet, brauche ich hier sicher nicht weiter zu erklären…

Wenn der Motor streikt!

Falls ihr beim Moven unterwegs seid und euer Motor vielleicht wirklich nicht der zuverlässigste ist, dann solltet ihr auch einen kleinen Wurfanker, wie den Klappdraggen mit 20-25 m Seil in Griffnähe haben. Wozu das, fragt ihr euch jetzt vielleicht. Einfache Erklärung: Sollte euer Motor die Arbeit verweigern, werdet ihr mit der Strömung abtreiben und früher oder später auf eine Gefahrenstelle, wie Hindernisse oder andere Schiffe zutreiben.

In der Regel ist ein geladenes Schlauchboot nicht wirklich ruderfähig. Wenn ihr euer Tackle zum Moven eventuell sogar mittels ein paar Spanngurten gegen verrutschen gesichert habt, dann kommt ihr nicht mal an die Paddel und treibt völlig manövrierunfähig in der Strömung oder im Wind.

Wenn der Motor ausfällt, ist die aller oberste Priorität, dass ihr aus der Gefahrenzone wegkommt. Den Wurfanker werft ihr dann Richtung Ufer und lasst euch an leicht gespannter Leine abtreiben. Die Strömung wird das Schlauchboot hinter den Anker auspendeln. Das Ganze so lange wiederholen, bis ihr aus dem Gefahrenbereich raus seid - dann könnt ihr euch um euren unzuverlässigen Motor kümmern.

Achtung blindes Schubschiff!

Gerade auf den großen Flüssen mit Berufsschifffahrt, solltet ihr sehr vorsichtig sein und euch, wenn möglich, immer außerhalb der Fahrrinne aufhalten. Der Wellengang sowie die Sogwirkung eines Berufs- oder Passagierschiffes solltet ihr auf keinen Fall unterschätzen. Gerade wenn ihr auf euch unbekannten Flüssen oder Flussabschnitten unterwegs seid, solltet ihr aufmerksam euer Echolot nach möglichen Untiefen beobachten.

Wenn ihr den Fluss kreuzen müsst, solltet ihr sicher gehen, dass aus beiden Richtungen ausreichend Platz zum nächsten Schubschiff ist. Ein mittelgroßes Schubschiff, wie sie auf dem Rhein zu hunderten unterwegs sind, hat einen toten Winkel von ca. 250-300m vor dem Bug.

Wenn ihr beim Kreuzen der Fahrrinne zu dicht vor einem Schubschiff kreuzt, werdet ihr noch nicht einmal mehr gesehen bevor ihr über den Haufen gefahren werdet.

Im Drill

Jetzt aber endlich mal etwas Positives: Ihr sitzt mit gebogener Rute im Schlauchboot, der Fisch am anderen Ende kämpft extrem und fordert eure gesamte Aufmerksamkeit. Und im Eifer des Gefechts habt ihr völlig eure Umgebung aus den Augen verloren. Je nach Gewässer können plötzlich verschiedene Gefahrenquellen auftreten. Am Rhein habt ihr den Schubverband nicht bemerkt der sich mittlerweile mit großer Geschwindigkeit nähert.

An Rhone oder Po seid ihr verdächtig nah an ein paar versunkene Bäume getrieben, die euer Schlauchboot aufspießen können. Gerade im Herbst oder Frühjahr, bei dichtem Nebel oder Dunkelheit, verliert man auch mal Ruckzuck die Orientierung und findet seinen Angelplatz auf dem mehrere hundert Hektar großen See nicht mehr.

Bei Nebel macht es daher auch Sinn den Angelplatz mit einem GPS-Punkt auf dem Echolot oder dem GPS-Handgerät zu markieren. Damit könnt ihr dann an euren Platz zurückfinden. Bei schlechten Sichtverhältnissen auf dem Fluss verwende ich auf meinem Schlauchboot seit mehreren Jahren eine Drei-Farben-Leuchte von Navisafe. Diese Leuchte hat zwar keine BSH-Zulassung, ist allerdings das Beste was ich für Schlauch- oder Faltboote gefunden habe.

Als Positionslicht am Ufer bietet z.B. Jan Brauns von Naturebaits das zwei Kilometer weit sichtbare Orbiloc Licht an.  Aber Achtung: Ein Positionslicht am Ufer ersetzt auf großen Gewässern kein GPS im Boot!

Nicht nur für Kinder: Schwimmwesten retten leben!

Das wichtigste zum Schluss: Wer sich aufs Wasser begibt, sollte zwingend eine Rettungsweste tragen, besonders bei schlechtem Wetter und kaltem Wasser. Mit einem Faltboot haben wir bei schlechtem Wetter, wie Wind und Sturm, meiner Meinung nach nichts mehr auf dem Wasser verloren. Das ist verantwortungslos, teilweise lebensgefährlich und schlicht und ergreifend nicht vertretbar.

Kein Fisch der Welt ist es wert, das wir unser Leben aufs Spiel setzten. Seit geraumer Zeit trage ich eine Rettungsweste bei fragwürdige Wetter regelmäßig. 

Gerade für die Bootseigner unter den Lesern ist es außerdem wichtig zu wissen, dass für jede Person an Bord eine Rettungsweste vorhanden sein muss! Ich selbst verwende auf meinem Boot mittlerweile vollautomatische Rettungswesten, wie z.B. in Camouflage von Bivy-Bitch. Diese ohnmachtssicheren Rettungswesten sind nach ISO 12402-3 hergestellt.

Mit Stufe 150 sind diese Rettungswesten ausgelegt um im Notfall eine durchschnittliche erwachsene und bewusstlose Person in eine sichere Schwimmlage zu drehen. Sie sind mit CO2-Patronen ausgestattet, können aber bei Bedarf auch mittels einer Reißschnur manuell ausgelöst werden. Für den „schnellen Einsatz“ auf dem Schlauchboot beim Drill oder Ruten setzen, verwende ich zusätzlich noch zwei günstige Feststoff-Schwimmwesten.

Bis zum nächsten Teil, bis dahin: Safety First!

Sascha Kral

In Teil zwei beschäftigt sich Sascha Kral mit dem Thema Festmachen und Ankern - denn besonders hierbei lauern einige völlig unterschätzte Gefahren!

Alle Teile der Safety-First-Serie, die bisher erschienen sind, findet ihr hier:
https://www.carpzilla.de/mag/tags/safety-first

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