Ich habe wirklich verdammt viel geangelt in jüngster Vergangenheit mit Sessions in Deutschland, Frankreich, Belgien und sogar drei Nächten am Wellington Country Park in UK. Hier geht es jetzt mit der deutschen Nummer los. Einem Trip an einen idyllischen Fluss mit echten Überraschungen und an einen krassen Kanal, der mich kleinkriegte...
Der Sommer ist für mich definitiv die krasseste Zeit zum Filmen, da hetze ich von Dreh zu Dreh. Und nach der Thinking Tackle Session, über die ich im letzten Teil berichtete, ging es für mich ein weiteres Mal nach Norddeutschland und an einen wunderschönen, idyllischen Fluss. So weit im Norden, dass es schon fast dänischer Boden war... In Deutschland Gewässer zum Filmen zu finden, kann sehr frustrierend sein – nicht nur wegen des „Catch & Release-Verbots“. Dieses Land ist ein Himmel auf Erden, wenn es um dicke Fische geht, doch diese schwimmen meistens in geschützten Geheimpools mit merkwürdigen Auflagen – und sind nur einem kleinen Kreis von Anglern zugänglich. Ich weiß sehr zu schätzen, was mir die Jungs aus dem deutschen Team an Optionen anbieten, weiß aber auch sicher, dass ich an die echten Big Fish Pools sicher nicht rankomme. Sei es drum, im Norden werden die Karpfen zwar nicht so groß, aber dafür finden wir hier sehr urige, richtig coole Fische. Erinnerst du dich an die Masterclass 4 (UK)? Da befischte ich mit Danny einen deutschen See im Norden und die Fische waren optisch einfach der Hammer mit den runden Flossen und ihrer dunklen Farbe.
Es „pisste“ auf uns runter
Dieser nächste Dreh am Flüsschen fiel auf die letzte Maiwoche und ich erinnere mich an das lebendige Grün der Umgebung. An einem Sonntagabend kamem wir an Björn Brockmanns Syndikat an und ließen den Abend mit einem guten BBQ ausklingen. Nach zwölf Stunden am Lenkrad war mir nach etwas Fleisch und ein, zwei Bier im Bauch, vor allem aber nach Schlaf. Doch die Crew hatte andere Pläne und so machten wir uns auf, das Gewässer abzuchecken. Das Wetter war sowas von „carpy“, schwere Wolken, Regen in Schlieren. Wir fuhren in ein absolutes Niemandsland und marschierten in Wathosen los, bis wir fast in den Fluss stolperten. Er war etwa 50 Meter breit, etwa eine Rutenlänge breit war der Seerosengürtel am eigenen Ufer und gegenüber standen einige wenige Bäume in einer Reihe. Meine erste Frage: Wie weit können die Fische hier weg sein? Die Antwort beunruhigte mich etwas: Dieser Abschnitt ist 80km lang! Na dann... Zum Glück waren wir vorbereitet, die Jungs hatten Bereiche für mich mit Futter präpariert und ich konnte mich auf das Wissen der Locals verlassen. Björn und Max sahen jedenfalls alles andere als beunruhigt aus. Lange blieben wir nicht, der Regen „pisste“ regelrecht auf uns nieder, wie Brocke sagen würde.
Acht am ersten Tag
Am Morgen des Folgetages kamen wir mit der Sonne am Fluss an. Der Wind war immer noch heftig. Ganz ehrlich, ich machte mir Sorgen, was diese Session anging. Der Fluss war ganz natürlich, konnte er wirklich viele Karpfen beherbergen? Ich ließ mir Zeit beim Aufbau der Ruten und hoffte, Fische zu sehen. Doch letztlich verließ ich mich auf die Aussage der Jungs. Sie hatten breit gefüttert, um die Fische lange im Areal zu halten. Doch der Bereich bei den Bäumen gegenüber sei immer der beste, hatten sie gesagt. Also strengte ich mich an, meinen weißen Pop Up trotz des Windes auf den ersten Wurf dort sauber zu präsentieren und fütterte etwa 50 Boilies hinzu. Noch während ich zweifelnd die zweite Rute zusammensteckte, riss es mir die gerade geworfene fast aus den Banksticks! Krasse Sache! Mir wurde erzählt, dass die Fische im Durchschnitt rund 20 Pfund wiegen, doch das fühlte sich nach einem richtig ordentlichen Fisch an! Tatsächlich erinnerte mich der urige 36lb Spiegler, der dann im Kescher landete, sehr an die alten Yateley-Karpfen – was für ein perfekter Einstand! Aus den „ob das was geht?“ Gedanken wurden ganz schnell „was ist hier noch möglich?!“ Hoffnungen. Max Futteraktion und die wichtigen Insider-Infos der Jungs machten es möglich und es waren ganz deutlich mehr Fische in diesem Fluss, als ich mir hätte träumen lassen – jedenfalls ging es genau so weiter, wie es anfing. Sieben Fische der 15 bis 25lb Klasse folgten an diesem Tag! Und um die Sache so richtig rund zu machen, lief am Folgetag ein uriger Spiegler mit einem für dieses Gewässer kolossalen Gewicht von 41lb raus!
Brust raus, auf zum Kanal!
An diesem Punkt war ich die Welle des Vertrauens lange genug geritten, um mir den zweiten, vorgefütterten Spot zu geben. Dieser aber lag nicht am Fluss, sondern am nahe gelegenen gigantischen Schifffahrtskanal. Ganz anders, als alles, was man so aus UK kennt, aber in Sachen Größe vergleichbar zum Albertkanal in Belgien. Von meinem Spot am Fluss aus konnte ich am Horizont Containerschiffe vorbeifahren sehen, die die Kieslader vom belgischen Kanal allerdings aussehen ließen wie ferngesteuerte Futterboote... Bevor wir den Fluss verließen verteilte ich mit der Futterschaufel rund 6 Kilo 18er Link Boilies, die ich steinhart hatte trocknen lassen. Sollte es am Kanal nicht klappen, könnten wir vielleicht am Fluss noch eine Ernte einfahren.
Abmarsch mit eingezogenem Schwanz
Doch mein Auftritt am Kanal war kurz und ein regelrechter Schlag in die Fresse. Dieser Kanal war nicht groß, er war einfach übertrieben gigantisch! Die Jungs hatten den Bereich bei einem kleinen Seitenarm vorgefüttert. Das sah fast gemütlich aus, doch ich hatte ein paar Tage auf Kurzdistanz in den Clip geworfen, jetzt saß ich an einem Gewässer, an dem so große Schiffe vorbeifuhren, dass mir der entstehende Sog fast alles zerriss. Meine Entscheidung, den Fluss zu verlassen, stellte ich schnell in Frage. 10oz Bleie blieben am Kanal nicht liegen. Purer Horror! Eigentlich war es das Foto eines 28-Kilo-Schuppis, das mich an dieses Gewässer lockte. Doch nach ungefähr 100 Neuwürfen, einer regelrechten Materialschlacht und zwei Satzkarpfen auf der Habenseite reichten mir die Peinlichkeiten vor der Kamera – dafür war ich so nicht gerüstet. Also ging es schon am Folgemorgen zurück an den Fluss. Puh, Erleichterung...
Fünf über 30
Und die Entscheidung wurde belohnt. Zunächst hatte ich Sorge, dass sechs Kilo für den kurzen Zeitraum zu viel waren, doch der erste Biss kam schnell und die Aktionen ließen nicht nach. Am Ende waren es sogar 5 Fische über 30lb bis 39lb, die ich noch fangen konnte. Das Futter hatte also gewirkt, das Wetter war bestens – ein Top-Ergebnis für dieses Gewässer.
Der Tipp
Gleich nach der Session in Deutschland ging es mit Filmcrew nach Frankreich. Ich hatte von einem französischen Local einen Tipp bekommen. Er zeigte mir einige Bilder großer und uriger Fische aus einem verwunschenen, stark mit Seerosen bewachsenen, aber überschaubaren See. Diese Infos reichten mir, um dem Gewässer ohne weitere Infos einen Besuch abzustatten. Bei unserer Ankunft folgte die Ernüchterung: OK, Seerosen, soweit das Auge reichte. Ist halt so. OK, nur sechs mögliche Angelstellen, kann man mit leben. Aber was mich richtig abtörnte, waren die Unmengen an sehr kleinen, mageren Schuppenkarpfen, die ich auf Anhieb rund um den See ausmachte. Davon wurde mir nichts erzählt. Es fühlte sich jedenfalls nicht so an, als gäbe es hier auch nur einen Karpfen über 5 Pfund. Ich kontaktierte meine Quelle und mir wurde versichert: Die großen Fische sind da!
Der Unerwartete
Ich wählte einen Platz, wo die Seerosen nicht ganz so dicht standen und mir das Angeln einigermaßen erlaubten. Alles war voll mit den kleinen, hungrigen Schuppis und dazu gesellten sich einige Brassen, die so langsam in den Laichmodus kamen. Klar, dass die ersten beiden Bisse von 5pfündern kamen... Regelrecht genervt warf ich neu aus und schleuderte etwas Futter nach. Die Jungs ließen die Drohne hochgehen und nach einigen Minuten holten sie mich ran. Wir sahen viele Fische, kleine, doch einer stach ganz deutlich raus! Es gab sie also doch?! An diesem Gewässer ist nur Tagangeln erlaubt und ich packte bereits in der Dämmerung, als der Biss kam. Es war sofort klar, dass es kein kleiner Fisch sein konnte, doch wegen der Seerosen drillte ich ihn hart. Zum Vorschein kam ein uriger, völlig ausgelaicht aussehender 42lb Schuppi. Genau solche Fische hatte ich auf Bildern gesehen. Großartig! Mit einem Hochgefühl ging ich die kommenden Tage an, doch an denen hätte ich einige Setzkescher mit Satzkarpfen füllen können, ein weiterer guter Fisch war nicht mehr dabei...
Bis bald und tight lines,
Pecky