Die dicke Berta
Fangdatum: |
15.04.2015 |
Ort: |
DE - Niedersachsen |
Gewässer: |
Alter Baggersee |
Da ist Sie die “dicke Berta“.
Mein Zielfisch für dieses Frühjahr. Begonnen hat alles mit der Messe in Zwolle und mit vom Wasser 2. Die Motivation war groß, ein Zielfisch schnell ausgewählt und ein Plan geschmiedet. In den letzten Wochen habe ich immer wieder von meinen Fängen auf der Jagd nach der “dicken Berta“ kurz berichtet. Gestern kam es zu Ihrem Fang und davon will ich euch erzählen.
Im Laufe des Nachmittags schaute ich auf der Arbeit oft aus dem Fenster. Sonne, etwa 20Grad draußen und ein ordentlicher West- bis Südwestwind. Um 15.45Uhr hatten meine Betreuten, die ich als Fachpädagoge begleite, Feierabend. Ich verabschiedete einige von Ihnen an der Tür zum Hof und spürte ich muss los ans Wasser. Es roch, nein es stank nach Fisch. Die Bedingungen schienen für mich Perfekt. Voller Tatendrang musste ich aber erst noch eine Dienstbesprechung über mich ergehen lassen. Projekte und Ziele in 2015 warf der Beamer an die Wand. Ich verkroch mich in die hintere Reihe um zwischen durch auf dem Smartphone die Wetter-App und weitere anzuschauen. Qualifizierungsbausteine, Fähigkeitsprofile und Machbarkeitsanalysen haben mich nicht wirklich Interessiert. Mit meinem Alubecher voll Kaffe und meinem Smartphone hielt ich die 90Minuten durch.
Ab ins Auto und los. Während der Fahrt einen kurzen Plan für heute Abend am Wasser. Eine Rute auf den Spot der am Wochenende zwei Fische brachte, eine Rute etwas Abseits aber in der Nähe davon und die dritte Rute soweit ich werfen kann in Richtung der Insel. Zu Hause angekommen, raus aus den Klamotten und rein in den olivbraunen Jogger, Crocs an die Füße, Basecap auf den Kopf. Ein paar Hände Boilies in den Eimer, ans Steuer, Sonnenbrille, laute Musik von Boss Hoss und ich war der ich bin. Ein Karpfenjäger!!
Am See angekommen verlief alles aus einer gewohnten Routine heraus, die ich meist entwickele wenn ich einige Wochen ein Gewässer befische. Schnell waren die Ruten auf ihren angedachten Spots. Die Liege neben dem Auto platziert und alles andere wieder im Kofferraum verstaut. Auf ein Brolly habe ich verzichtet, es war warm und null Regen voraus gesagt. Ich musste morgens los zur Arbeit bzw. zum Streik und jedes Teil was nicht zusammengepackt werden muss ist gesparte Zeit. Als alles soweit fertig war machte ich mir ein Bier auf schaute in die Sonne, ich war da wo ein Karpfenjäger sein muss wenn es nach Fisch stinkt - am Wasser. Nach dem das Bier leer war fütterte ich jede Rute mit ein paar Händen Boilies. Für die Inselrute musste ich dafür einmal um den See laufen da gegen den Wind die Boilies nicht da landeten wo sie sollten.
Gegen 19.30Uhr kam Werner einer unserer Senioren aus der Pachtgemeinschaft herüber um etwas zu quatschen und seine obligatorischen zwei Bier zu trinken. Wir saßen da neben einander, auf unseren Stühlen, tranken Bier und schauten in die Sonne. Was für ein tolles Lebensgefühl mir solche Momente manchmal geben, ist schwer in Worte zu fassen. Als Werner seine zwei Bier leer hatte machte er sich von dannen.
Ich stecke schon mal die Füße in den Schlafsack, früh schlafen wäre ja nicht schlecht. Ich schrieb gerade bei Whats App als die Funkbox einen Piep, noch einen und noch einen Piep von sich gab. Lauf ab sagte ich leise zu mir, los! Wieder ein Piep. Ich stand auf, griff nach dem Kescher und ging die etwa 30m bis zu den Ruten. Von weiten sah ich schon das es die Rute war, die am Wochenende schon die Fische brachte. Als ich neben der Rute stand war aus der schlaf hängenden Schnur eine stramme Leine geworden aber der Fisch da unten wollte nicht weg schwimmen. Der Hänger wackelte vor dem Delikm umher und dieser gab einzelne Pieper von sich. Ich nahm Kontakt zum Fisch auf und sofort kam mir der Fisch entgegen. Ok dachte ich mir irgendwann musst du halt auch hier mal einen kleinen fangen. Ich nahm den Kescher stellte mich vor die Bretter die den Angelplatz befestigen. Ein wenig Wasser drang durch die Crocs in die Socken. Ich dachte, ich würde diesen kleinen Fisch gleich im Netz haben. In diesem Moment, ein paar Meter unter der Rutenspitze drehte sich der Fisch und eine riesige Flanke eines Karpfens war zu sehen. Mir war sofort klar, es gibt hier keinen größeren Fisch als diesen. Es ist die Berta!! In diesem Moment ging sie voll in die Bremse und die Rute war kreisrund. Das Adrenalin schoss mir durch den Körper und ich wurde ziemlich wackelig auf den Beinen. Ich setzte mich einfach auf das Brett der Uferbefestigung, die Crocs im Wasser und brauchte einen Moment um mich zu sammeln. Nach einigen Augenblicken konnte ich mich sammeln. Von außen betrachtet doch ein sehr komische Szene, sitzend am drillen. Ich genoss es in der Abenddämmerung und blieb bis zum Keschern einfach sitzen. Beim Blick in den Kescher war ich erschrocken wie massiv dieser Fisch doch ist.
Auf der legalen Droge, körpereignes Adrenalin, schrieb ich mit einigen Freunden bei Whats app. Einige Zeit später als ich wieder zur Ruhe gekommen war Lief die Rute erneut ab. Ein weiter guter Fisch konnte von mir gefangen werden. Danach telefonierte ich länger mit einem Freund der nach der Spätschicht zum fischen fuhr. Irgendwann spät in der Nacht schlief ich ein.
Heute Morgen hatte ich ein breites Grinsen im Gesicht. Mit den Worten eines Serienhelden meiner Kindheit verlies ich den See…….
Ich liebe es wenn ein Plan funktioniert.
Bleibt hart am Fisch……Chris
Chris Scheller / DE - Niedersachsen / 15.04.2015