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Nachgehakt / 11.10.2015

Bloodworm Boilies: Köder aus Zuckmückenlarven? Nachgehakt bei Jan Brauns!

Im Mai 2015 hat Naturebaits einen neuen Köder auf den Markt gebracht, der am Wasser wieder ordentlich für Furore sorgt: der Bloodworm Boilie. Ein Köder aus Zuckmückenlarven?! Wie funktioniert das denn? Und wie kommt man denn auf so eine Idee? Wir wollten genauer wissen, wie solch ein neuer „innovativer Köder“ entsteht und natürlich auch was in ihm steckt. Also sind wir ins hessische Hanau gefahren und haben bei Naturebaits Chef Jan Brauns nachgehakt. Natürlich haben wir vor Ort auch gleich die Möglichkeit genutzt, ihm bei der Produktion des neuen Köders über die Schulter zu schauen.

Carpzilla: Hallo Jan, zunächst einmal vielen Dank für die Einladung in Deine Firma. Wie man auf dem ersten Blick anhand der vielen Trockenkörbe schon erkennt, kommen Deine Boilies bei den Kunden gut an. Wie entsteht denn ein neuer Boilie im Detail. Entsteht die Idee in der Praxis oder suchst du vielleicht sogar gezielt nach Marktlücken im Ködersegment?

Jan Brauns: Nun ja, im Fall der Bloodworm Boilies lief der Prozess dieses Mal relativ überschaubar ab. Ich biete ja schon seit ein paar Jahren das Bloodworm Liquid sehr erfolgreich an, mittlerweile es hat in Europa viele Fans gefunden. Mein Freund Fabian Reichstein ist Bloodworm-Liquid-Fan der ersten Stunde. Er soakt seine Boilies immer damit. Er sagte schon relativ früh zu mir, dass ich unbedingt einen Boilie damit herstellen müsste.

Hinzu kommt, dass wir ja ohnehin unsere Mixe mit den wildesten Kundenwünschen auf Bestellung abrollen. Besonders die Kombination GLM Mix + Bloodworm Liquid häufte sich. Und: Alle, die zufällig in meine Halle kamen und die trocknenden Bloodworm Boilies der Kunden rochen, waren von den Ködern und ihrer Zusammensetzung sofort extrem begeistert. Das überzeugte mich. Ich rollte mir selbst eine „Mahne“ davon ab und ging angeln. Es lief wirklich gut und auch ich bin mittlerweile ein Bloodworm Fan geworden.

Carpzilla: Lassen sich denn Kundenideen immer so einfach in der Praxis umsetzen?

Jan Brauns: Nicht jeder Kundenwunsch ist so einfach realisierbar. Wir haben zwar eine Maschine, die relativ umgänglich mit anspruchsvollen Boilie-Mixen ist, aber manchmal ist es einfach nicht machbar oder sogar völlig überzogen, was so mancher in seinen Boilies drin haben will. Doch da berate ich den Kunden dann entsprechend. Aber in dem Fall der Bloodworm Boilies war es wirklich die Umsetzung sich häufender Kundenanfragen.

Carpzilla: Nachdem Du die ersten Bloodworm Boilies gerollt hattest, hast du diese dann zunächst selbst getestet. Ab wann wird Dein Team in die Testphase einbezogen? Wie läuft sowas ab?

Jan Brauns: Genau. Vieles teste ich selbst erstmal. Ich stelle den Köder ja auch zusammen und rolle ihn ab. Da kann ich oft schon entscheiden, ob es fangen wird, dem Kunden gefällt oder eben nichts Besonderes sein wird. Ich gehe mit dem Produkt angeln, hier bei uns in Deutschland an See und Fluss und natürlich auch in Frankreich. Danach weiß ich meist, ob es was taugt oder nicht.

Mein Team bei diesem ersten Prozess, meist noch nicht so tiefe Einblicke. Sobald ich aber bekanntgebe, dass ich etwas Neues probiere, kommen dann recht schnell auch Anfragen aus dem Team. Nun beginnt sozusagen die zweite Testphase: Die Jungs fischen und geben Feedback. Hierbei zählen nicht nur die Fangergebnisse, sondern besonders Konsistenz und Wasserlöslichkeit.

Anschließend wird nochmal etwas feingetuned also verbessert, bevor es endgültig auf den Markt geht. Aber wir haben natürlich auch schon viele Produkte genau umgekehrt entwickelt, nämlich aus dem Teamgeist heraus.

Carpzilla: Was ist das in Deinen Augen das Besondere an der Zusammensetzung des neuen Bloodworm Boilies? Was macht den Unterschied in der Praxis?

Jan Brauns: Beim Bloodworm Boilie handelt es sich eigentlich um einen recht einfachen Mix. Aber dieser Basis-Mix fängt schon sehr lange und kontinuierlich Karpfen. Es ist ein Mix der weitestgehend auf die Zugabe weiterer Extrakte verzichtet, denn wir setzen dem Mix getrocknete Zuckmückenlarven und eben das Bloodworm Liquid zu. Der Mix sollte nicht in seiner geschmacklichen Prägung verändert oder beeinflusst werden, das war die Devise. Etwas Buttersäure setze ich dem Boilie auch hinzu. Pro Kilo einen Milliliter.

Karpfen sind unter Wasser Chemiker, die merken alles ganz genau was im Boilie drin steckt oder eben nicht. Die Karpfen fressen den Boilie sehr gerne und gerade an Seen in denen Zuckmückenlarven den Karpfen als natürliche Nahrung dienen, konnten schon richtige Kracher damit gelandet werden. Mein französischer Freund Romeo Eyl hat gerade seine 4 wöchige Herbstsession mit Bloodworm Boilies bestritten, wie ich hörte, war es ein voller Erfolg und er wird uns sicher auch bei Carpzilla noch davon berichten.

Carpzilla: In den letzten Jahren sorgte der Dickenmittel und der Green Granada Boilie ebenfalls für eine Menge Gesprächsstoff. Ist der Bloodworm Boilie bereits auf dem Weg auch ein solcher Bestseller zu werden? Wie sind die Kundenrezensionen zum neuen Köder? Wo siehst du die Unterschiede zwischen den Ködern in der Praxis? Gibt es Einsatzgebiete in denen Du einen der Köder und speziell den Bloodworm Boilie bevorzugen würdest?

Jan Brauns: Es ist schwer diese Frage kurz und knapp zu beantworten. Dickenmittel und Green Granada Boilies sind anders. Das sind recht komplexe Boilies, die ein schwer zu bekommendes Additiv beinhalten, das aber eine extreme Anziehungskraft auf dicke Karpfen hat. Ob das beim Bloodworm Boilie auch so prägnant ist, kann ich noch nicht sagen, dafür fischte ich bisher damit zu selten bzw. meine inoffiziellen Big-Fisch-Männer fangen jetzt gerade damit erst an. Wobei: Du Volker sollst ja gerade erst eine richtige Wuchtbrumme mit Bloodworm Boilies gefangen haben? Ich bekomme ja auch nicht jeden Fang meiner Kunden präsentiert, mehr und mehr verhalten sich diskret und wollen nicht auffallen. 

Ein weiteres Beispiel kann ich aber nach absprache zum Besten geben. David Hagemeister, Teamangler bei Chub / Greys und Leiter des Guiding-Service ProNature MV fing kürzlich bei einer Guiding-Tour mit Kunden einen Mecklenburger mit sage und schreibe 27 Kilo! Eine echte Hausnummer für den Nord-Osten der Republik!

Carpzilla: Haha, ja das stimmt. Der Besuch bei Dir hat sich für mich auf jeden Fall gelohnt. Doch zurück zum Thema: Während der Produktion des Köders erkennt man, dass bei Naturebaits das drin ist, was drauf steht. Ist die Qualität der Köder heutzutage ein Muss, um langfristig auf dem Markt zu bestehen? Wie ist Deine Einschätzung?

Jan Brauns: Ich habe mich schon immer daran gehalten, das zu verarbeiten, was ich für gut halte. Bei mir kommen keine abgelaufenen Lebensmittelreste in die Boilies, so wie bei vielen großen Produzenten, die sich auf dem zweiten Verwertungsweg für Tierfutter bewegen. Ganz klar ist, dass sich die Futtermittel-Hersteller bestens und günstig auf dem Markt der Zweit-Verwerter bedienen dürfen. Aber man merkt es dem Boilie einfach an, wenn er mit abgelaufenem Sojamehl hergestellt wurde oder mit frischem. Das zieht sich durch alle Zutaten. Frische ist einfach anders und fängt auch besser.

Außerdem möchte ich dem Kunden etwas für sein Geld bieten - sprich Preis-Leistungsverhältnis. Ich kenne viele Boilie-Sorten auf dem Markt und bin sicher, dass ich mir bei meiner Qualität nicht nachsagen lassen muss: „Mein Futter ist zu teuer.“ Oder: „Da ist nichts drin im Boilie“. Und das wissen auch die Kunden mittlerweile. Zumindest derjenige, der schon einmal entweder selbst gerollt oder sich etwas mit verschiedenen Boilies beschäftigt hat und sich schon mal fragte: „Warum schmeckt das so bitter?“ Und: „Warum fange ich plötzlich so schlecht…“

Carpzilla: Jan, wir bedanken uns für das Interview und natürlich für die offenen Einblicke in Deine Boilie-Produktion und wünschen Naturebaits und seinen Kunden viel Erfolg mit den neuen Bloodworm Boilies.

Hier geht es auf die Website von Naturebaits:
https://www.naturebaits.de/

Hier geht es direkt zum neuen Bloodworm Boilie:
https://www.naturebaits.de/bloodworm-boilies.html

Carpzilla Redakteur Volker Seuß besuchte die Firma Naturebaits Anfang Oktober (2015) für diese Reportage. Im Anschluß versuchte er es selbst mal mit den frischgerollten Bloodworm Boilies - das Ergebnis gibt es nebenstehend zu sehen.

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